The Purge 2: Anarchy

 The Purge 2 (2)

„The Purge“ war für mich ein gutes Beispiel für eine innovative Filmidee, ein wunderbares Gedankenexperiment, in dem man sich kritisch mit Blick in eine „mögliche Zukunft“ hineinversetzt wird, in der bis auf wenige Einschränkungen jegliche Art von Gewalt an einem Tag/Nacht zugelassen wäre, inkl. Mord! Der erste Teil schuf eine recht schaurige Atmosphäre und lies tief in menschliche Abgründe blicken. Zu Unrecht wurde meines Erachtens der Fokus bei der kritischen Betrachtungsweise auf die Familie gelegt, an der wir als Zuschauer mitverfolgen konnten, welche Bahnen die Purge mit sich ziehen könnte.

Teil 2 verlässt das Einzelschicksal und legt den Fokus vielmehr auf den gesellschaftlichen Umbruch, der durch die Purge-Nächte ausgelöst wurde. Die „Säuberung“ setzt vor allem da ein, wo finanzielle Mittel kaum oder gar nicht vorhanden sind: Bei den „Armen“, den Sozialökonomisch-schwächer aufgestellten. Die Menschen, werden von der Gemeinschaft nicht gleichwertig behandelt und unterstützt, sie werden aussortiert, um nicht zu sagen vernichtet! Es lebe der Wohlstand, es leben die Menschen die Geld in die Staatskasse bringen. Das dadurch auf das Jahr gesehen, die Kriminalität auf unter 5% gedrückt wird, lässt sich durchaus nachvollziehen, ebenso das Ausleben von kranken Phantasien und Aggressionen, die man an seine Mitmenschen legal ausleben kann und dadurch abgebaut werden.

The Purge 2

Wie auch schon in Teil 1 finde ich so ein Gesellschaftskonzept im Kern als Filmidee brillant, die filmische Umsetzung hat mir technisch wieder sehr gut gefallen, inhaltlich war aber definitiv mehr drin und kann leider mit dem Vorgänger nicht mithalten, dem ich 7/10 mit starker Tendenz zu 7,5/10 gegeben hatte. Hauptproblem hier ist nicht die Anarchie, die kam im Gegenteil sehr gut rüber, sondern das Verknüpfen von mehreren Handlungssträngen von Charakteren, die einem bis auf kurze Momente, nicht nahe gehen bzw. deren Schicksal egal ist. Hätte man auf die Entwicklung, Motivation und Sympathie der Charaktere mehr Wert gelegt und die Figuren mit facettenreicheren Schauspielern besetzt, hätte auch die Fortsetzung richtig gut werden können. Somit bleibt eine für mich brillante Ausgangsidee, deren Potential bei weitem noch nicht ausgeschöpft wurde, in der Mittelmäßigkeit gefangen. Ärgerlich!

„The Purge 2 – Anarchie“ findet seine Höhepunkte nicht durch eine emotionale Herangehensweise, die hier die ausgeübte Gesellschaftskritik nachhaltig spürbar werden lässt, sondern durch einzelne Schockmomente, die die Bestie Mensch in seiner hässlichen Grausamkeit zeigt. Dies reicht für einen kurzweiligen Schocker, für einen gesellschaftlichen Diskurs aber indes leider noch lange nicht. Dafür können sich (ehemalige) „Six Feet Under“-Anhänger über ein Wiedersehen mit Justina Machado freuen, die einen kurzen, aber sehr prägnanten und fascettenreichen Leinwandauftritt abliefert.

Wertung45

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Filme, Reviews. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.