Lieber BILD-Hollywoodexperte Norbert Körzdörfer,

da haben Sie aber einen schönen Artikel über die Oscar-Nominierungen geschrieben (ich werde mal keinen Link setzen, denn er sollte leicht auf der BILD-Seite zu finden sein). Nur leider scheint er von niemanden korrigiert worden zu sein. Das bedaure ich sehr und würde es gerne für Sie übernehmen:

Keine Blockbuster (z.B. Hobbit)!

Keine Blockbuster? Waren Gone Girl (167 Mio. Dollar), Into the Woods (107 Mio. Dollar), Unbroken (104 Mio. Dollar), Interstellar (185 Mio. Dollar), Maleficent (241 Mio. Dollar), Guardians of the Galaxy (333 Mio. Dollar), Captain America 2: The Return Of The First Avenger (259 Mio. Dollar), X-Men – Zukunft ist Vergangenheit (233 Mio. Dollar), Planet der Affen – Revolution (208 Mio. Dollar), Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere (239 Mio. Dollar), The Lego Movie (258 Mio. Dollar), Baymax – Riesiges Robowabohu (215 Mio. Dollar ) und Drachenzähmen leicht gemacht 2 (177 Mio. Dollar) in den USA nicht erfolgreich? Oder was verstehen Sie unter dem Begriff „Blockbuster“? Selbst wenn man nur Filme beachtet die mehr als 200 Mio. Dollar in den USA eingespielt haben, haben wir 8 Blockbuster unter den Nominierten.

Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere bekam eine Nominierung in der Kategorie Bester Tonschnitt.

Keine Superstars!

Natürlich könnte man jetzt ewig über die Frage streiten, was überhaupt ein Superstar ausmacht. Aber ich behaupte einfach mal, dass selbst der normale Leser Ihrer Zeitung schon mal von Steve Carell, Bradley Cooper, Benedict Cumberbatch, Michael Keaton (er war mal Batman! Ja: Es gibt nicht nur Christian Bale, liebe Kinder), Julianne Moore, Reese Witherspoon, Ethan Hawke, Mark Ruffalo (der zweite – sollten die Gerüchte um Spider-Man stimmen sogar der dritte – Marvel-Held in der Liste der nominierten Darstellern), Keira Knightley, Emma Stone und Meryl Streep gehört hat. Sollten Sie das nächste Mal Meryl Streep treffen, sagen Sie es ihr doch bitte direkt, dass sie kein Superstar ist. Wenn Sie das Echo darauf vertragen können.

Nur zwei Deutsche!

Jedes Jahr das gleiche rumgeheule von Ihnen. Es ist ein US-Filmpreis, ergo muss kein Deutscher nominiert werden. Es ist auch eigentlich wurscht aus welchem Land die nominierten Personen kommen!

Angelina Jolies Regie-Überlebens-Thriller The Unbroken wurde nur für die Kamera nominiert.

Der Film trägt nur den Titel Unbroken und wurde für drei Oscars nominiert: Beste Kamera, Beste Tonmischung und Bester Tonschnitt.

Der innovativste Film des Jahres Interstellar von Regie-Genie Christopher Nolan wurde vergessen – außer in der Musik-Kategorie.

Interstellar wurde mit fünf Nominierungen bedacht: Beste Musik, Beste Ausstattung, Beste Tonmischung, Bester Tonschnitt und Beste visuelle Effekte.

Nominiert wurden künstlerisch hochklassige Filme – aber für Millionen Kino-Fans sieht es flau aus.

Lesen Sie einfach nochmal oben die Aufzählung mit den Filmen die nominiert sind und mehr als 100 Mio. (bzw. 200 Mio., bzw. 300 Mio. Dollar) alleine in den USA eingespielt haben. Das waren bestimmt mehr Personen, als nur Cowboy Jack und seine Kumpels von der Montana-Ranch.

Favorit Bester Film: Boyhood. Story: Erwachsen werden. Drei Stunden! In zwölf Jahren gedreht. Leider ein Kino-Flop.

166 Minuten sind 2 Stunden und 46 Minuten. Aber ich möchte nicht päpstlicher als der Papst sein.

Der Film kostete ca. 4 Mio. Dollar und spielte alleine in den USA 24 Mio. wieder ein. Also das sechsfache seines Budget und ist nach School of Rock (81 Mio. Dollar) und dem Remake von Die Bären sind los (33 Mio. Dollar) der dritterfolgreichste Streifen von Linklater in den USA. Kein schlechtes Einspielergebnis wenn man bedenkt, dass die letzten fünf Filme von ihm im Durchschnitt 5 Mio. Dollar an den US-Kassen einspielten.

Favorit Bester Schauspieler: Benedict Cumberbatch (38) in dem Kriegs-Thriller The Imitation Game.

Ist er Favorit? Nein. Hat er Chancen? Wenn Keaton und Redmayne – aus welchen Gründen auch immer – jetzt anfangen zu schwächeln: Kleine. Sehr kleine.

Bradley Cooper in seiner besten Rolle (als Scharfschütze Sniper).

Ich bin mir nicht ganz sicher ob Sie denken, dass die Rolle von Cooper den Namen Sniper trägt (der gute Mann hieß Chris Kyle), oder ob Sie einfach ein „in“ vergessen hatten. Selbst wenn dies der Fall sein sollte, heißt der Film noch immer American Sniper und hat in Deutschland den Titel Der Scharfschütze bekommen.

Juliane Moore darf für ihre Leistungen in Still Alice auf den Oscar in der Kategorie Beste Schauspielerin hoffen

Vergessen Sie mir nicht die Nebendarstellerinnen! Denn die Kategorie in der Moore nominiert ist, lautet Beste Hauptdarstellerin.

Favorit Beste Regie: The Grand Budapest Hotel von Wes Anderson – oder Richard Linklater für Boyhood.

Anderson sollte im Duell Linklater gegen Birdman-Regisseur Alejandro Gonzalez Inarritu keine Chance haben. Aber das ist Fachgeblubber. Das interessiert Sie ja doch nicht.

Mein Lieblings-Tipp: Kino-Legende Clint Eastwood (84) für den wahren Scharfschützen-Thriller Sniper.

Nichts gegen Ihren Tipp: Aber Clint Eastwood ist in der Kategorie Beste Regie gar nicht nominiert.

Ich hoffe ich konnte etwas Licht in Ihren dunklen Text bringen. Schließlich geht es Ihrer Zeitung ja schon immer darum Sachverhalte und Informationen korrekt wiederzugeben.

Zum Abschluss wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Oscarverleihung am 22. Februar in Los Angeles. Grüßen Sie Meryl Streep und sollten Sie Charlie Sheen oder Martin Sheen treffen: Sie waren super in Wall Street!

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