4 dieser 9 Filme wurden von meinen Kollegen bereits besprochen. Meine Ansichten möchte ich dennoch kurz mitteilen. Zu ihnen gesellen sich 5 weitere Filme, von denen 3 aktuell im Kino sind oder gerade waren plus die Tina Turner-Biografie WHAT`S LOVE GOT TO DO WITH IT, den ich im Zuge des FILM DES MONATS (Das Piano) mir angeschaut habe, da es im Oscarrennen 1993 zu einem Schlagabtausch zwischen Holly Hunter und Angela Bassett gekommen ist und ich einen direkten Vergleich beider Darbietungen haben wollte, sowie der Hing Kong-Klassiker INFERNAL AFFAIRS, der 2006 von Martin Scorsese unter dem Titel THE DEPARTED neu adaptiert wurde. Viel Spaß beim Lesen und Eure Kommentare nicht vergessen! 😉
AMERICAN SNIPER
Wer sich für die Thematik interessiert sollte sich Kathryn Bigelows 6-fach-oscarprämiertes Werk THE HURT LOCKER anschauen, denn der ist wesentlich differenzierter als dieses patriotische Machwerk von Clint Eastwood. Dass er es besser kann hat er mit FLAGS OF OUR FATHERS / LETTERS FROM IWO JIMA bewiesen. Wenn man den Film als reinen Actionfilm betrachtet funktioniert er indes aber recht gut, bei den Oscars hatte er aber definitiv nichts verloren, auch wenn Cooper als Scharfschütze eine seiner besseren Leistungen abliefert und es handwerklich nichts zu beanstanden gibt. Ansonsten ist von meinen Mitautoren wohl schon alles gesagt worden.
Oscar:
- Bester Tonschnitt
Oscarnominierungen:
- Bester Film
- Bester Darsteller (Bradley Cooper)
- Bestes adapt. Drehbuch
- Bester Schnitt
- Bester Ton
DAS PIANO (OT: The Piano)
Holly Hunter liefert als stumme Ada, die ihr Klavier Stück für Stück gegen körperliche Zuwendung zurückerlangen kann, eine darstellerische Meisterleistung ab, die vor allem im Schlussakt nochmal kräftig punktet. Beeindruckend zudem, dass sie alle Klavierstücke selbst spielt. Harvey Keitel und Sam Neill liefern in für sie untypischen Rollen auch sehr gute Arbeit ab, ebenso Anna Paquin, deren Oscar ich trotz der schwachen Konkurrenz für etwas überzogen erachte. Dafür hätte Nymans Score definitiv berücksichtigt werden müssen! Ein stiller Film, der nur ab und an emotional herausbricht, aber dann Mitten in die Magengrube schlägt!
Oscars:
- Beste Darstellerin (Holly Hunter)
- Beste Nebendarstellerin (Anna Paquin)
- Bestes Original-Drehbuch (Jane Champion)
Oscarnominierungen:
- Bester Film
- Beste Regie (Jane Champion)
- Beste Kamera (Stuart Dryburgh)
- Bestes Kostümdesign (Janet Patterson)
- Bester Filmschnitt (Veronika Jenet)
DIE BESTIMMUNG: INSURGENT (OT: Insurgent)
An der Reihe scheiden sich wohl die Geister. Ich für meinen Teil hatte am 1. Teil gefallen und fand den 2. Teil in Gänze eigentlich noch um einiges besser, welches vor allem an der deutlich verbesserten Visualität liegt. Man merkt das deutlich höhere Budget bezüglich der Kameraführung und bei den visuellen Effekten. Darstellerisch legt INSURGENT nochmal eine Schippe drauf, welches vor allem an Miles Teller und an der von mir sehr geschätzten Kate Winslet liegt, die als Bösewicht eine weitere Facette ihres Könnens demonstrieren kann. Dabei schafft sie es subtil, aber eindringlich, die Motive ihres Handels zu vermitteln, als auch differenzierte Akzente in ihre Figur einfließen zu lassen, so dass ein abgerundeter Charakter entsteht, den man hassen will, aber mit dem man dann letzten Endes doch Mitgefühl entwickelt. Mit Naomi Watts, Janet McTeer und Octavia Spencer sind weitere Nebenrollen prominent besetzt, können aber nur wenige Akzente setzen. Der Übergang zum 3. Teil dürfte zudem die Gemüter spalten, ich warte da einfach mal ab, was da noch so kommen wird.
FIFTY SHADES OF GREY
Wie geahnt, viel Hype um Nichts! Dabei ist die Grundidee gar nicht mal so schlecht, die Umsetzung aber umso mehr! Damit ist nicht die technische Seite gemeint, denn die Kamera und der größte Teil der (Pop)Songs weiß durchaus zu gefallen. Es ist die Geschichte, die weder Fisch noch Fleisch ist! Da versucht man ein Tabuthema in eine Liebesgeschichte einzubauen und funktioniert auf beiden Ebenen einfach nicht. Er hat ein Trauma, auf Grund dessen er keine Nähe zu lassen kann. So weit so gut! Das hat Potential, hätte man (wie im Buch) drauf aufbauen können, aber bei erster Gelegenheit lässt er diese dann doch zu, um dann mit SM-Praktiken um die Ecke zu kommen, die einfach nicht ins Bild passen. Zudem stellt es die SM-Szene in ein sehr einseitiges Licht. Das wirklich schlimme sind aber die Dialoge. Wer diese verbrochen hat, gehört eigentlich dauergesteinigt und das wäre mehr SM, als diese lasche Skandalversuch, welches BASIC INSTINCT vor 23 Jahren deutlich besser geschafft hat.
HERZ AUS STAHL (OT: Fury)
Wieder ein Kriegsfilm, der thematisch den 2. Weltkrieg aus der Sicht der Amis behandelt. Bis auf die finale Schlacht, in der die Deutschen nicht gut bei wegkommen und wie bei amerikanischen Filmen dieser Sorte es schon fast zur Regel geworden ist, die Patriotismuskeule ordentlich geschwungen wird, ist HERZ AUS STAHL eigentlich ein ansehnlicher, handwerklich gutgemachtes Werk, der dank guter Schauspielleistungen über dem Durchschnitt liegt. Neben Brad Pitt ist es vor allem Logan Lerman der darstellerisch erneut über sich hinauswächst und den man weiter im Auge behalten sollte! Zudem übertrifft Steven Price m.E. seinen oscargekrönten Gravity-Score hier sogar und hätte neben Lerman gerne mit auf der Short-List stehen können!
INFERNAL AFFAIRS – DIE ACHTE HÖLLE (OT: Mou gaan dou)
Im Zuge meiner Vorbereitung auf meine Serie, die sie Oscarjahre behandelt und in der als Nächstes die Oscarsaison 2006/2007 auf dem Plan steht, habe ich mir endlich mal den Hong Kong-Klassiker reingezogen, der als Vorlage zum Oscargewinner THE DEPARTED gedient haben soll. In der Tat sind einige Strukturen unverkennbar, ebenso einige Kameraeinstellungen, die Scorsese als Hommage eingebaut haben dürfte, jedoch kann man im Grunde nicht von einem Remake sprechen. In Infernal Affairs sind es die Triaden, die einen Maulwurf in ihren Reihen vermuten und ebenso einen bei der Polizei eingeschleust haben. Was die Vorlage von Scorseses Werk unterscheidet ist, dass er viel rasanter ist und eindeutig realistischere Züge trägt. Hier liegt auch deutlich das große Plus, ebenso in der Laufzeit, die mit 101 Minuten wie im Flug vergeht und deutlich kürzer ist als die Adaption. Darstellerisch brillieren Andy Lau und Tony Leung als Maulwürfe, die vom Verbrecherboss Eric Tsang allerdings überstrahlt werden. Spannender Thriller, der zu keiner Sekunde langweilt!
KINGSMAN: THE SECRET SERVICE
Das wir nochmal einen Bond der alten schule erleben dürfen – großartig!!! Kingsman versteht sein Handwerk und bietet wunderbare Over-the Top-Action und jede Menge schwarzen Humor, getragen von einem wunderbaren Cast, allen voran Colin Firth, Michael Caine, Mark Strong, Nwcomer Taron Egerton und Samuel L. Jackson als lispelnder Antagonist, die offensichtlich jede Menge Spaß beim Dreh hatten und diesen wunderbar auf den Zuschauer zu übertragen wissen. Wer den Film zu ernst nimmt, ist selbst Schuld, alle Anderen werden ihre wahre Freude an dem Spaß haben! By the Way, die Kampfszenen sind richtig geil gefilmt und auch sonst gibt es inszenatorisch wirklich rein gar nichts zu bemängeln, so muss ein guter Blockbuster für mich aussehen! Genau so!!!
WARTE, BIS ES DUNKEL WIRD (OT: The Town that dreaded Sundown)
Gemeint ist natürlich nicht der Hepburn-Klassiker, sondern ein aktueller Horrorfilm im Kino, um einen „maskierten“ Mörder, der seine alte Heimatsstadt terrorisiert. Jepp, der Plot ist nicht neu, aber so etwas erwarte ich von dem Genre auch nicht unbedingt. Der Retrolook weiß zu gefallen, obwohl es sich augenscheinlich um das Jahr 2013 handeln soll, aber schwamm drüber und auch die ersten 15 Minuten, die in Rückblenden vom Killer berichtet wird, dessen Treiben auch mehrfach verfilmt wurde, beginnen vielversprechend. Doch leider entwickelt sich das Werk dann zu einem Desaster. Anstelle den subtilen Horror weiter zu verfolgen, unterbricht die Szenerie immer wieder mit selten dämlichen Over-the-Top-Morden, die wahllos und amateurhaft inszeniert sind. Richtig ärgerlich dann auch das große Finale, indem ein unlogischer Storytwist und ein noch dämlicheres Motiv das Machwerk vollkommen der Lächerlichkeit preisgibt. Da rettet auch Scream-Queen Veronica Cartwright nichts mehr! Ab in die Tonne damit!
TINA – WHAT´S LOVE GOT TO DO WITH IT
Angela Bassett und Laurence Fishburne spielen sich hier gegenseitig an die Wand und treiben sich zu Höchstleistungen an, die zu recht mit Oscarnominierungen bedacht wurden. Wäre Holly Hunter nicht gewesen, dann hätte Angela Bassett definitiv gewinnen müssen!!! Sie macht sich Tina Turner zu Eigen, ohne sie vollständig zu kopieren, ist auf der Bühne eine Naturgewalt und brilliert vor allem in den dramatischen Szenen. Entstanden ist ein rundum gelungene Biografie, welches fasziniert, schockiert, bewegt und äußerst kurzweilig daherkommt. Hätte m.E. noch mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt und zählt für mich definitiv zu besten Musikerbiografien, die je verfilmt wurden. Äußerst Sehenswert!
Oscarnominierungen:
- Beste Darstellerin (Angela Bassett)
- Bester Darsteller (Laurence Fishburne)
Nun ist Eure Meinung gefragt, wen hättet ihr ausgezeichnet? Holly Hunter (Das Piano) oder Angela Bassett (What´s love got to do with it)? Mein Herz sagt Angela Bassett, aber der Verstand Holly Hunter – was denkt ihr und vor allem warum? Und was sagt ihr zu den eher umstrittenen Filmen American Sniper und Fifty Shades of Grey? Wie hat Euch Kingsman gefallen? Und gefällt Euch Departed oder Infernal Affairs besser bzw. sehr ihr es als Remake oder Neuadaption an?