Black Mass

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Uraufgeführt außer Konkurrenz auf den 72. Filmfestspielen von Venedig, war „Black Mass“ dieser Werke der aktuellen Saison, das unter Filmfreunden schon lange für unbändige Vorfreude sorgte, dessen Trailer mich jedoch zunächst weder abschreckte noch wirklich vom Hocker riss. Nach dem zweifach oscarprämierten „Crazy Heart“ und dem vollends gefloppten Politthriller „Auge Um Auge“ liefert Scott Cooper mit seiner erst dritten Kinoproduktion einen auf wahren Begebenheiten basierenden Gangsterfilm rund um den berüchtigten Bostoner Berufskriminellen James „Whitey“ Bulger, der nach Jahrzehnten der vergeblichen Fahndung im Jahr 2011 gefasst werden konnte. Schon nach den ersten Minuten wird augenscheinlich, dass die Macher beabsichtigt haben, sich an der genrebezogenen Handschrift von Martin Scorsese zu orientieren, jedoch erreicht das Endprodukt nur äußerst eingeschränkt die Qualität des Altmeisters…


2

Der grundsätzlich recht interessanten, kaltschnäuzig erzählten Kriminalthematik im skrupellosen Milieu wird eine routinierte, jedoch insgesamt an Spannung und Höhepunkten arme Inszenierung mit stellenweise sehr stereotyp gezeichneten Charakteren entgegengestellt. Weil man sich auf eine überschaubare Anzahl an Verbrechen beschränkte, gerät das Sujet für die Augen des Publikums zu einem bloßen Abriss aus der Vita des Mafiabosses. Trotz einer unbestreitbar soliden Arbeit seitens der Kamera-, Schnitt- und Tonverantwortlichen wirkt die Handlungsführung wie eine leblose und lose Aneinanderreihung von typischen Mafiagrausamkeiten, die aber lediglich angerissen und nie wirklich konsequent zu Ende geführt oder aber hinterfragt werden und stattdessen fortwährend von Dialogen dominiert werden, welche gefühlte 300 Mal Kraftausdrücke enthalten, was zur Entstehung erheblicher Längen beiträgt. Zudem wirkt insbesondere das Make-Up erschreckend unecht, im Falle des Protagonisten fast schon comicartig. Lobende Worte kann man für Johnny Depp finden, welcher erstmals seit zehn Jahren in der Rolle einer nicht-fiktiven Person zu sehen ist und die herausfordernde Rolle des Soziopathen und multiplen Mörders äußerst souverän und gerade in den dialogzentrierten Szenen auch vielschichtiger als gewöhnlich umsetzt, allerdings kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass das Kritikerlob vor allem aus der langen Phase resultiert, in der Depp keine überzeugende Leistung zeigte. Der Hauptfigur wurde darüber hinaus eine ganze Riege an talentierten Nebendarstellern zur Seite gestellt, allerdings vermochten es lediglich Julianne Nicholson und Joel Edgerton gelegentliche Akzente zu setzen, während ich von den blassen, wenig präsenten Auftritten von Benedict Cumberbatch, Kevin Bacon und Peter Sarsgaard ernüchtert beziehungsweise sogar regelrecht erschrocken war.

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Wenngleich ich aufgrund von achtbaren Ansätzen nicht so weit gehen würde, ihn im Gegensatz zu anderen Rezensenten in „Black MESS“ umtaufen zu wollen, überwiegen die negativen Aspekte aus meiner Sicht unglücklicherweise recht deutlich. Leider hält das Werk durch dramenlastige Komponenten nicht, was man von ihm erwarten konnte und fügt der Filmgattung außerdem kaum etwas Neues hinzu. Wäre die überzeugende und für einige nachwirkende Momente sorgende Performance des Hauptdarstellers nicht, würde die uninspirierte, analog zu „Foxcatcher“ an Fokus mangelnde Genremixtur das Gedächtnis vermutlich rasch wieder verlassen, weswegen ich stark bezweifle, dass diese bei den großen Preisverleihungen eine übergeordnete Rolle spielen wird.

USA 2015 – 122 Minuten Regie: Scott Cooper Genre: Krimi / Thriller / Biographie Darsteller: Johnny Depp, Joel Edgerton, Benedict Cumberbatch, Rory Cochrane, Jesse Plemons, Kevin Bacon, Peter Sarsgaard, Dakota Johnson, Corey Stoll, Juno Temple, Adam Scott, Julianne Nicholson, Jamie Donnelly, David Harbour
USA 2015 – 122 Minuten
Regie: Scott Cooper
Genre: Krimi / Thriller / Biographie
Darsteller: Johnny Depp, Joel Edgerton, Benedict Cumberbatch, Rory Cochrane, Jesse Plemons, Kevin Bacon, Peter Sarsgaard, Dakota Johnson, Corey Stoll, Juno Temple, Adam Scott, Julianne Nicholson, Jamie Donnelly, David Harbour
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