„Sneak Previews“ können sich als Fluch und Segen zugleich erweisen. Häufig gehen die Betreiber auf „Nummer sicher“ und wählen einige Wochen vor dem landesweiten Anlauftermin einen Film aus, der nicht großartig polarisiert und sich am Massengeschmack orientiert. Diesmal jedoch wurde ein Wagnis eingegangen, denn die dänische Produktion „Helden der Wahrscheinlichkeit“ ist sicherlich vieles, aber sicherlich nicht Mainstream – und unterhält dank der konsequent grotesken, schwarzhumorigen und unbeirrbaren Gestaltung über zwei Stunden absolut fabelhaft.
Selten zuvor hat man in den vergangenen Jahren einen Film zu Gesicht bekommen, der so gekonnt zwischen den Genres Komödie, Drama und Actionreißer hin- und herpendelt. Der Spagat zwischen den Sparten manifestiert sich in einer Geschichte um einen Rachefeldzug infolge eines dramatischen Unfalls und hält sowohl urkomische Momente bereit als auch ergreifende Augenblicke, in denen selbst Hartgesottene verstohlen mit den Tränen kämpfen dürften. Insbesondere die Dialoge sind oft gekennzeichnet von herrlicher Skurrilität und sprühender Situationskomik und man verzeiht dem Skript sogar, dass um politische Korrektheit vermehrt große Bögen geschlagen worden ist. Zugegeben: Gelegentlich hätte etwas weniger Zynismus und ein geringerer Hang zum Waffenenthusiasmus durchaus gut getan, dennoch überzeugt der Film vor allem als nachwirkendes, bewusst überspitztes Plädoyer für Solidarität – gerade zwischen all jenen, die im Gesellschaftskollektiv aus unterschiedlichen Gründen häufig als „Sonderlinge“ wahrgenommen werden. Nach der bravourösen Darbietung als dauer-alkoholisierte Lehrkraft in „Der Rausch“ setzt Mads Mikkelsen in der Rolle des rauen Kriegsveteranen, der an der Bürde des Alleinerzieherenden zu scheitern droht, erneut ein darstellerisches Ausrufezeichen. Das übrige Ensemble agiert von der ersten bis zur letzten Sekunde als dynamische Einheit und versprüht ein hohes Maß an Spielfreude, dennoch ist es letztlich vor allem Lars Brygmann, der die Sympathien des Publikums in Überschallgeschwindigkeit an sich reißt.
Interessierte Zuschauer müssen sich jedoch leider noch bis zum offiziellen Kinostart am 23. September gedulden, dennoch kann bereits jetzt eine klare Empfehlung ausgesprochen werden. Es müsste darüber hinaus mit dem Teufel zugehen, wenn Dänemark dieses eigenwillige Werk, das in keine Schablone passt, nicht ins Rennen um den Oscar als „Bester Internationaler Film“ schicken wird.