Noch Tausend Worte (OT: A Thousand Words)

Hiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiier ist Eddie!

Eddie Murphy war in den 80er eine Ikone und brachte uns Filme wie Beverly Hills Cop, Die Gkückritter, Nur 48 Stunden, Auf der Suche nach dem goldenen Kind und Der Prinz aus Zamunda. In den 90er versuchte er sich dann auch an ernsthafteren Rollen wie z. B. in Vampire in Brooklyn und Metro – Verhandeln ist reine Nervensache, kehrte aber schnell in den sicheren Hafen der Komödien zurück und wurde in den 10 Jahren vor allem Der verrückte Professor. Und dann, dann kam das neue Millenium und Murphy musste sehr schmerzhaft feststellen, dass seine Art von Filmen nicht mehr gefragt waren. Es wurde sogar noch schlimmer: Er versankt im Sumf von Filmen die sich noch nicht mal Kinder ansehen würden. Paradabeispiele sind vor allem Der Kindergarten Daddy, Norbit, Mensch, Dave! und Zuhause ist der Zauber los. Der große Eddie Murphy: Degradiert zur Witzfigur für Kinder, den keiner mehr ernst nehmen konnte und Flops wie Pluto Nash (der Produzent muss bestimmt noch heute den Verlust für diesen Film abbezahlen) und Showtime (den ich damals leider im Kino gesehen habe) festigten seinen Ruf als Kassengift. Da konnte seine Oscar-Performance als James ‚Thunder‘ Early in Dreamsgirls auch nicht mehr dran ändern. Armer Eddie Murphy.

Im Jahre 2008 drehte Murphy für seinen Stamm-Regisseur Brian Robbins – mit dem auch schon Norbit und Mensch, Dave! drehte – die Komödie A Thousand Words um einen erfolgreichern Literaturagenten der mit seinem pausenlosen Gerede es fertig bekommt so gut wie alles zu bekommen und durch einen Baum mit tausend Blättern genötigt wird mit seinen Wörtern sparsam umzugehen. Denn für jedes seiner Wörter verliert der Baum ein Blatt und sollte er tausend Wörter gesagt haben, dann stirbt nicht nur der Baum, sondern auch er. Der Leidfaden des Films war also eine Anti-These zum eigentlichen Rollenmodus von Eddie Murphy: Er durfte nichts sagen! Die Kritiken waren katastrophal und der Film landete bis zum Jahr 2012 im Giftschrank von Paramount. Aber ist der Film wirklich so schlecht wie fast alle (bei Rotten Tomatoes steht der Film noch immer bei 0% frische Kritiken) Kritiker sagen? Nein, ist er nicht! Er ist zwar auch meilenweit davon erntfernt eine gute Komödie oder ein guter Film zu sein, aber versprüht er doch mehr Spaß als seine letzten Verbrechen, die es alle in die Kinos geschafft haben. Da hätten sie lieber einen Norbit oder einen Pluto Nash im Giftschrank gelassen!

Noch Tausend Worte ist ein Film der keinem weh tut und bringt tatsächlich ein paar echt Lacher zu stande. Das liegt vor allem daran, dass Murphy gezwungen ist sich mal nicht auf sein loses Maschinengewehrmundwerk zu verlassen. Als gelungen kann man z. B. eine Szene bezeichnen, in der Murphy Verhandlungen per Telefon mit der Zuhilfenahme von Aufziepuppen wie Elmo von den Muppets oder Tony the Tiger (Frosties) führen muss. In solchen Szenen hat man dann doch ein Lächeln auf den Lippen. Leider verschwindet dieses Lächeln aber auch wieder mit einem Schlag; und zwar in einer pseudo-erotischen Szene mit Murphy und seiner Film-Ehefrau Kerry Washington, die mich fast zum ausrasten gebracht hat und in deren Verlauf ich mich zurückhalten musste nicht irgendwas in meinen Fernseher zu schmeißen. Außerdem gibt es eine sehr rührselige Szene, die 1 zu 1 aus einem Til Schweiger-Film stammen könnte; inklusive diesem One Republic-Gedächtnis-Song. Das waren alles so Momente, bei denen ich die Verantwortlichen bei Paramount verstehen konnte.

Aber was man dem Film trotz allem zugute halten muss, ist das Spiel von Murphy sowie die Nebenfiguren wie der von Clark Duke dargestellte Assistent, Cliff Curtis (der für mich irgendwie immer der Typ bleiben wird der in Traing Day Ethan Hawke fast in der Badewanne abknallt) als Selbsthilfe-Guru, Allison Janney als Verlagschefin und Jack McBrayer als Starbucks-Mitarbeiter (deren Product Placement nicht sehr subtil untergebracht wurde).

Wie schon gesagt: Der Film tut niemanden weh und ist nicht die Bruchlandung, wie ihn die meisten US-Kritiker beschreien. Es ist ein netter Film, den man sich gerne an einem Sonntag mit leichtem Kater anschauen kann. Nicht mehr, und auch nicht weniger.


USA – 2011 – 1 Std. 31 Min.
Regie: Brian Robbins
mit Eddie Murphy, Kerry Washington und Allison Janney
Genre: Komödie, Drama

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