Hitchcock

Hitchcock 2

Kaum ein Filmschaffender prägte das Medium so sehr wie Hitchcock. Ein Mann der zeigte, dass auch die Menschen hinter der Kamera mit ihrem Namen werben können. Es ist fast schon verwunderlich, dass erst über 30 Jahre nach seinem Tod ein Film über ihn kommt. Doch „Hitchcock“ ist weit mehr, als nur eine simple Biopic, welches zugleich das größte Problem des Films darstellt. Aber erst in Kürze der Plot: Der einflussreichste Filmemacher des vergangenen Jahrhunderts, Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins), steckt mitten in den Vorbereitungen zu seinem späteren Meisterwerk Psycho mit Janet Leigh (Scarlett Johansson), Vera Miles (Jessica Biel) und Anthony Perkins (James D’Arcy). Ihm zur Seite steht seine Ehefrau und Partnerin Alma Reville (Helen Mirren), die nicht jede Entscheidung ihres Mannes befürwortet, ihn aber dennoch vollends unterstützt. Die Filmbranche ist skeptisch gegenüber dem neuen Projekt und versagt die Finanzierung. Der inzwischen 60-jährige Filmemacher wird von einigen Produzenten für zu alt und sein Projekt für nicht gut genug gehalten. Hitchcock ist jedoch dermaßen überzeugt von dem Drehbuch, dass er selbst für die Kosten der Produktion aufkommen möchte.Natürlich bildet Alfred Hitchcock selbst den Dreh- und Angelpunkt des Films. Eine wirkliche Biografie ist der Film aber nie wirklich. Statt die Legende der Branche in einem richtigen Licht zu präsentieren, entschied man sich einen Film im Film zu drehen. Das mag zwar in den ersten Momenten interessant klingen (immerhin geht es hier um Hitchcocks Meisterwerk Psycho), aber bereits nach einer halben Stunde stellt sich Ernüchterung ein. „Hitchcock“ ist über weite Strecken nichts weiter, als ein zuckriges Beziehungsdrama mit einem netten kleinen Happy End. Nicht falsch verstehen, die Beziehung zwischen Alfred und seiner Frau Alma ist wirklich unterhaltsam. Wenn die beiden z.B. miteinander diskutieren, gibt es nicht nur jede Menge Drama, sondern auch ein ganzes Paket Humor mit dazu. Sie meckern viel und vertrauen sich gegenseitig nur geringfügig. Aber dennoch lieben sie sich auf eine ganz besondere Art und Weise. Wie zwei Kleinkinder mit einem viel zu großen Ego, die nicht miteinander und zugleich nicht ohne den jeweils anderen können. Das Problem ist aber, dass sich die beiden im Verlauf der Geschichte räumlich immer mehr voneinander entfernen, weswegen der Witz auf der Strecke bleibt und der Fokus zudem viel zu sehr auf Alma liegt. Vielleicht, oder gerade deswegen, wäre es deutlich besser gewesen, hätte man doch eher eine reine Biografie geschaffen.

Die Maske von Antony Hopkins ist aber auf jeden Fall eine Augenweide. Man gab sich sichtlich Mühe, ihm das markante Kinn und den nicht gerade geringen Umfang Hitchcocks zu verpassen. In manchen Momenten wirkt er dadurch wie der Meister himself, in anderen Momenten wiederum will Gesichtsausdruck mit dem „Fat Suit“ so gar nicht harmonieren. Ansonsten sind Setting und Ausstattung von hoher Qualität. Wenn man wissen will, wie die 60er Jahre in Amerika denn so aussahen, dann sollte man sich den Film nicht entgehen lassen. Leider wirkt die Inszenierung insgesamt gesehen ein wenig zu statisch, alles scheint still zu stehen: Die Kamera bewegt sich nur minimal und große Weitaufnahmen gibt es nur wenige. Eine verspielte Chance, um ein wenig Dynamik ins Geschehen zu bringen. Zumindest wenn man statt einer Biografie einen „richtigen“ Film drehen will. Die Musik hilft da leider nicht unbedingt weiter. Zwar ist es immer wieder schön, wenn man die klassischen Psycho-Sounds und Musikstücke hört, aber sonst hat „Hitchcock“ nicht viel zu bieten. Komponist Danny Elfman scheint selbst nicht wirklich gewusst zu haben, für welche Art Film er hier eigentlich Musik machen soll und kriegt keine Linie hinein.

Auch wenn Scarlett Johansson als Janet Leigh in meinen Augen nicht richtig funktionieren will, obwohl sie ihre Sache besser macht als in den meisten ihrer Filme, ist an den anderen Darstellern eigentlich nichts auszusetzen. Helen Mirren spielt gut, Hopkins kommt von der Art zu reden und vom Gestus her nah an das Original heran, Jessica Biel und James D´Arcy sind kleine Highlights im Film und füllen ihre Figuren gut aus. Biel als Vera Miles opfert viel und bekommt leider nur wenig zurück und ist damit die tragische Figur des Films. James Dárcy wirkt wie die Reinkarnation von Norman Bates und passt einfach wunderbar in die Rolle. Toni Collettes und Michael Stuhlbargs Rollen hätte man mehr ausbauen können, da wäre mehr Potential drin gewesen. Das Highlight für mich im Film ist neben den vielen Anspielungen, die man vermutlich aber nur als Hitchcock-Fanatik (zu denen ich mich gewiss auch zähle) versteht, Hitchcocks Verhalten bei der Psychopremiere während die Duschszene lieg – brilliant. War auch schon während der gezeigten Dreharbeiten das Highlight der 1. Hälfte, im finalen Akt kommt seine Obsession noch besser herüber. Im Großen und Ganzen leider nicht das von mir so erhoffte Meisterwerk, welches dem vermutlich „Größten“ aller Regisseure würdig gewesen wäre, aber ein solider Film ist es dennoch geworden und für Hitchcock-Fans dann doch irgendwie ein Muss.

Wertung70

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Filme, Reviews und getaggt als , . Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.