Man of Steel

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Superman, der wohl berühmteste aller Superhelden, kehrt zurück auf die Leinwand. Bryan Singer hatte bereits 2006 versucht mit „Superman Returns“ dem Helden in Blau eine neue Filmreihe zu widmen. Dieser Schuß ging allerdings nach hinten los und ruinierte zudem die Karriere von Hauptdarsteller Brandon Routh.

Nun hat sich das Erfolgsteam der „Dark Knight“-Reihe an den Stoff gewagt und dem „Mann aus Stahl“ einen neuen Anstrich verpasst. Produzent Christopher Nolan hat sich zusammen mit Autor David S.Goyer die Story durchdacht – das Regiezepter ging an Zack Snyder, der zuvor schon mit „300“ und „Watchmen“ optische Meisterwerke abgeliefert hat. Ich für meinen Teil mag ja sogar seinen Film „Sucker Punch“, der bei den Kritikern eher auf Mißverständnis gestoßen ist – aber lassen wir das


„Man of Steel“ erzählt die Geschichte des jungen Clark Kent, der in Kansas aufwächst und erkennt, dass er irgendwie anders ist, als alle anderen. Tatsächlich hat er recht damit: Vor Jahren wurde er kurz vor der Zerstörung des Planeten Krypton von seinem Vater und seiner Mutter (Russell Crowe und Ayelet Zurer) auf die Erde geschickt, wo er unter der Obhut der Farmer Jonathan und Martha Kent (Kevin Costner und Diane Lane) aufwuchs. Clark verfügt über sehr ausgeprägte Sinne und scheint offenbar übermenschliche Kräfte zu haben. Jonathan ist der Ansicht, dass die Menschheit noch nicht dazu bereit ist, einen derartigen Menschen mit Superkräften zu akzeptieren und ermutigt Clark deshalb, seine Fähigkeiten möglichst geheim zu halten. Jahre später kommt jedoch die Wahrheit ans Licht: Die ehrgeizige Journalistin Lois Lane (Amy Adams) wird auf „Superman“ aufmerksam und will eine Story über ihn veröffentlichen. Gleichzeitig kommt auch noch General Zod (Michael Shannon) auf die Erde und fordert die Menschen auf, dass sie ihm Clark Kent ausliefern. Der einstige Widersacher seines Vater will auf dem blauen Planeten ein neues Krypton erschaffen…

Die Vorfreude zu diesem Film war eigentlich sehr groß und die Erwartungen dementsprechend hoch. Mit Zack Snyder auf dem Regiestuhl und einem Autoren-Duo, dass schon dem „Batman“-Franchise zu neuem Glanz verholfen hat, hätte das eigentlich ein ziemlich grandioser Film werden können – Ist er aber nicht!

Ganz im Gegenteil: „Man of Steel“ ist von Anfang bis Ende eine einzige Katastrophe. Hier stimmt (fast) nichts. Der Film ist von der ersten Sekunde an übertrieben und überladen und strapaziert eigentlich nur die Nerven seiner Zuschauer. Die Geschichte ist gleich zu Beginn hölzern aufgebaut und funktioniert nicht. Man hat versucht, ähnlich wie bei „Batman Begins“, die Story anfangs in zusammengewürfelten Fetzen in nicht chronologischer Reihenfolge zu erzählen. Was bei der Fledermaus noch funktioniert hat, weil man sich auch Zeit genommen hat, auf die Motivation und die Psychologie des Hauptcharakters einzugehen, geht hier gänzlich schief. Der Zuschauer findet sich durch diverse Sprünge in verschiedenen Szenen wieder, die zunächst schwer einzuordnen sind und in ihrer Reihenfolge kein Sinnbild geben. Somit bleibt eine Entwicklung von Clark Kent völlig auf der Strecke. Man hätte seine jungen Jahre so schön erzählen können. Der Film versäumt es somit, auf die hier nur angedeuteten Ängste eines Kindes, ein Aussenseiter zu sein, noch tiefer einzugehen. Stattdessen brodelt dieses Machwerk zu sehr darauf seine überladenen Effekte abzufeueren. Was anderes ist dieser Film nämlich letzten Endes nicht: Eine völlig überzogene Effekt-Orgie ohne fesselnde Story.

Russell Crowe und Kevin Costner sind nur Stichwortgeber. Bei letzterem frage ich mich wirklich, wieso er für „Django Unchained“ keine Zeit hatte – ist er hier doch eigentlich nur gefühlte 5 Minuten zu sehen. Lois Lane ist ebenfalls völlig unterentwickelt. Die Einführung ihrer Person funktioniert nicht und ihr sofortiges Aufeinandertreffen mit „Superman“ gefiel mir gar nicht. Sie ist auf einmal da und man erfährt rein gar nichts zu ihrer Person. Das ging zu schnell, hatte kein Biss und war der Todesstoß für den weiteren Story-Verlauf, der sich nur noch mit Banalitätetn aufhielt und darauf abzielte möglichst viel Zerstörung anzurichten.

Story? Entschuldigung, die gibt es hier nicht. Oder kann man diese 10.000ste Wiederholung vom bösen Mann, der auf die Erde kommt um sie zu zerstören, wirklich als Story verbuchen? Ausgefallen ist etwas anderes. Michael Shannon hätte schon einen guten Bösewicht abgeben können, aber das Drehbuch lässt ihn nicht. Schon blöd, wenn man nur einen peinlichen Satz nach dem anderen in den Mund gelegt bekommt. Das Schlimmste: Alles gesagte wirkte unfreiwillig komisch, war von den Machern aber todernst gemeint. Im Kino sind einige gegangen, die anderen haben sich mit Gelächter vertröstigt. Tatsächlich ist es so, dass die Handlung und die Dialoge so wirken, als seien sie in den 70er Jahren entstanden und sprudeln grade nur so von Klischees und handelsüblichen Sätzen und Situationen, die heute eigentlich keiner mehr sehen oder hören kann. Unfassbar einfallslos!

„Man of Steel“ ist nicht das Meisterwerk bzw. der Reboot, den dieser Superheld verdient hätte. Auch wenn Superman nicht Batman ist, so hatte ich doch gehofft, dass der Ton etwas mehr der „Dark Knight“-Trilogie entspricht anstatt dem DC-Flop „Green Lantern“. Ich kann wirklich nicht anders, aber dieser Film war eine pure Anstrengung und maßlose Enttäuschung. Ich musste mich zügeln, nicht das Kino vorzeitig zu verlassen. Die Effekte sind schon gut gemacht, aber es sind ca. 800 % zuviel davon. Das einzige, was im Gedächtnis bleibt ist Zerstörung, Zerstörung und nochmal Zerstörung.

Alle die den Film in 3D sehen wollen, seien gewarnt: Ich kann das definitiv nicht empfehlen und würde euch eher zu einer Sichtung in 2D ermutigen. Die Kameraarbeit war schon sehr gut und ist auch positiv hervorzuheben. Allerdings wird diese durch sehr viele Zooms und einer wackligen Handkamera dominiert. Hinzu kommt der sehr schnelle Schnitt während der Actionszenen, die ungefähr 85 % des Films ausmachen. Das alles macht eine Sichtung in 3D unerträglich, da das Auge gar nicht hinterher kommt. Da schaue ich lieber Filme wie „Hugo“ oder „Life of Pi“ in 3D – da macht das Sinn. Gut war auch der Score von Hans Zimmer und Diane Lane ist natürlich auch immer schön anzusehen, egal wie alt sie ist. Aber diese Kleinigkeiten machen noch keinen guten Film und das Negative überwiegt leider ins Unermessliche.

„Man of Steel“ ist abschließend wohl die größte Enttäuschung des Kinojahres 2013 – ich muss sogar zugeben: er ist noch schlechter als „The Avengers“. Und da Warner Bros. die Fortsetzung bereits 2014 in den Kinos haben will, damit die Kassen möglichst schnell klingen, erwarte ich von Teil 2 schon mal keinesfalls mehr Qualität in Sachen Story – wahrscheinlich werde ich mir den dann sogar ganz schenken.

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