Ich muss gestehen, dass ich nicht der größte Fan des ersten Films bin. „The Hunger Games“ war mir zu Beginn, bis die Charaktere alle eingeführt wurden und die eigentliche Handlung von statten ging, viel zu träge und langwierig, die Figuren von Elizabeth Banks und Stanley Tucci waren mir wie einst Chris Tucker in „Das fünfte Element“ viel zu schrill und gingen mir permanent auf die Nerven (obwohl ich sie sonst sehr gerne sehe) und das eigentliche Highlight, die Hungerspiele, wurden dagegen fast zu schnell runtergeleiert.
Dennoch war ich gespannt auf Teil 2, weil mir gerade die dystopischen Elemente und die herrlich radikale Inszenierung der Hungerspiele sehr gut gefallen hatten. Und ich wurde dieses Mal auch nicht enttäuscht.
Der dramatische Aufbau des Films ist zwar in etwa derselbe wie in Teil 1, denn auch hier wird die Story sehr langsam aufgebaut und die Figuren lange auf der Tour der Sieger begleitet bevor es gegen Ende ein Action-Feuerwerk zu bestaunen gibt, doch hat dies hier auch einen wirklichen tieferen Sinn. Denn die Hungerspiele sind vorüber und das Hauptaugenmerk liegt nun auf den individuellen Auswirkungen auf die Sieger, sowie dem Befinden der Bevölkerung.
Katniss und Peeta die Gewinner der 74. Hungerspiele aus Distrikt 12 werden in Panem wie Popstars verehrt. Sie sollen im Auftrag von Präsident Snow auf einer „Tour der Sieger“ durch alle Distrikte reisen und die Bevölkerung von ihrem Leid und ihrer Unterdrückung ablenken und einlullen. Doch anders als erhofft, verbreiten sie eine für das diktatorische Regime gefährliche Aufbruchstimmung; selbst Snows Enkeltochter trägt die Haare schon wie Katniss. Dies ist Snow natürlich ein Dorn im Auge. Um der revolutionären Stimmung Herr zu werden hecken er und der neue Spielleiter Plutarch Heavensbee deshalb einen perfiden Plan aus. Zum „Jubeljubiläum“ der 75. Hungerspiele werden die Tribute diesmal aus allen noch lebenden ehemaligen Siegern der vorangegangenen Hungerspiele „ausgelost“ und sollen so in einer Art Champions Trophy gegeneinander antreten. Dies soll die aufkeimenden Unruhen endgültig bezwingen. Und auch Katniss und Peeta müssen erneut gemeinsam in die Arena. …
Wo Teil 1 wie erwähnt viel zu behäbig startet, findet der neue Regisseur Lawrence hier das absolut passende Tempo. Die Figuren werden ausgiebig psychologisiert, der Schmerz und die Schuldgefühle wildfremde Menschen töten zu mussten oder ihnen beim sterben zuzusehen, die allgegenwärtige Bedrohung ihrer Familien und Liebenden wenn sie nicht das Spiel des Regimes mitspielen, sowie das Gefühlschaos von Katniss Peeta und ihren alten Freund Gale betreffend, all dies wird dem Zuschauer in wunderschönen, teils schon beinahe elegischen Szenen dargeboten. Ebenso wie die Kniffs und Tricks der „Regierung“ die öffentliche Meinung zu manipulieren. „Die Tribute von Panem“ kommt in diesen Momenten locker an frühere Zukunftsvisionen wie „1984“ heran. Die neuen Hungerspiele werden dagegen wieder ziemlich kurz gehalten. Diesmal allerdings zurecht. Denn was bei „The Hunger Games“ noch das Highlight des Films war schrammt bei „Catching Fire“ noch gerade so knapp an der Mittelmäßigkeit vorbei. Szenen wie der giftige Nebel oder der Angriff der Paviane haben mich des öfteren an eine etwas (noch) durchgeknalltere Version von „Lost“ erinnert. Und auch an die „Truman Show“ fühlte ich mich das ein oder andere Mal erinnert. Ohne diese leichten Hänger hätte „Catching Fire“ das Zeug zum Meisterwerk seines Genres gehabt, aber auch so reicht es noch für einen richtig guten Film.
Und am Ende wird man sogar noch mit einem der stärksten Cliffhanger der Filmgeschichte belohnt, der definitiv Lust auf mehr macht.
Darstellerisch ist „Catching Fire“ über alles erhaben, allen voran bei Lawrence, Hoffman und Sutherland hat man durchgehend Spaß beim zuschauen, aber auch die (etwas gealterte) Amanda Plummer und Jena Malone können absolut überzeugen. Und selbst Tucci und Banks fand ich diesmal nicht ganz so nervig. Die Effekte sind wie der tolle Score von James Newton Howard ebenfalls wieder outstanding. Und für den fabelhaften Titelsong „Atlas“ von Coldplay wünsche ich mir nichts weniger als eine Nominierung, wenn nicht sogar den Sieg, bei den Golden Globes.
USA – 2013 – 2 Std. 26 Min.
Regie: Francis Lawrence
mit: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Sam Claflin, Jeffrey Wright, Jena Malone, Amanda Plummer, Stanley Tucci, Lenny Kravitz, Philip Seymour Hoffman & Donald Sutherland
Genre: Science-Fiction/Action/Drama