Erzählt wird die Geschichte des Iraner Ahmad (Ali Mosaffa), der nach vier Jahren aus dem Iran nach Paris zurückkehrt, weil seine französische Noch-Ehefrau Marie (The Artist-Muse und Cannes-Gewinnerin Bérénice Bejo) ihn gebeten hat, die Scheidung zu vollziehen. Sie hat mittlerweile in Samir (Un Prohet-Star Tahar Rahim) einen anderen Mann kennengelernt, von dem sie ein Kind erwartet und dieser bereits mit seinem kleinen Sohn bei ihr und ihren zwei Töchtern eingezogen ist. Ahmad spürt, dass das Verhältnis zwischen Marie und ihrer älteren Tochter Lucie (Eine echte Entdeckung: Pauline Burlet) sehr angespannt ist. Er versucht zwischen den Beiden zu vermitteln und entfaltet dadurch die Wahrheit beinahe aller Beziehungen zueinander…
Der neue Film von Oscar-Preisträger Asghar Farhadi (Nader und Semin – Eine Trennung) ist gleichzeitig der erste der in Frankreich angesiedelt ist und auf französisch gedreht wurde, obwohl der Regisseur kein Wort Französisch versteht. Die Tatsache alleine beeindruckt schon, wenn man sich vor Augen führt, was für ein großartiges Sujet hier geboten wird. Jeder der Figuren hat sein eigenes Päckchen „Probleme“ zu tragen. Das erstaunliche bei Asghar Farhadi ist auch, dass die Kinder ein richtiges Profil haben und ebenso erstaunliche darstellerische Leistungen, wie die „Erwachsenen“ abliefern. Wer „Nader und Semin“ etwas abgewinnen konnte, wird auch „Le Passé“ zu schätzen wissen, denn er beinhaltet ähnliche Motive, schließt deren Kreis aber noch um einiges gekonnter als der schon brilliante oscargekrönte Vorgänger. Inhaltlich will ich gar nicht soviel vorwegnehmen, denn dann haut Euch das Meisterstück über unseren Umgang mit der Vergangenheit und wie diese auf unsere gegenwärtigen Beziehungen auswirkt, von den Sitzen. Definitiv gehört „Le Passé – Das Vergangene“ neben „12 Years a Slave“ und Wolf of Wolf Street“ zu den besten Filmen des Jahres und übertrifft in seiner Gesamtheit sogar noch „Blau ist eine warme Farbe“ und hätte zusammen mit diesem den Auslandsoscar unter sich ausmachen müssen. Sehr schade, denn diese Aufmerksamkeit wäre für den Film wünschenswert gewesen, damit ihn noch mehr Menschen gehen, denn Asghar Farhadis Filme lehren uns den Humanismus in seiner reinsten Form und machen die Welt ein klein wenig besser. Absolutes Pflichtprogramm für jeden Cineast, der zurecht in sämtlichen Hauptkategorien der Césars nominiert wurde und in Cannes den Darstellerpreis für Bérénice Bejo abgeräumt hat.
Frankreich / Iran – 2013 – 2 Std. 10 Min.
Regie: Asghar Farhadi
mit Bérénice Bejo, Tahar Rahim, Ali Musaffa, Pauline Burlet
Genre: Drama