Nachdem ich in der letzten Woche in acht kurzen Artikeln meine „Best Picture“-Favoriten der bisherigen 85-jährigen Oscar-Geschichte vorgestellt hatte, möchte ich nun in diesem Artikel die acht bisher in Deutschland (an)gelaufenen „Best Picture“ Nominees in Kurzreviews besprechen. Hinzu kommen noch fünf Filme die die Academy leider nicht berücksichtigt hat. Am Ende des Artikels werde ich dann natürlich auch wieder meinen „Best Picture“ Oscar des Award-Jahres 2013 vergeben.
12 Years a Slave
Nach dem leider nur mittelmäßigen Langweiler „Shame“ kehrt Steve McQueen mit „12 Years a Slave“ inszenatorisch wieder zu alter Stärke zurück. Erzählt wird die wahre Geschichte des freien schwarzen New Yorker Bürgers Solomon Northup, der 1842 verschleppt und für unfassbare 12 Jahre in die Sklaverei auf eine Südstaaten-Plantage verkauft wurde.
Optisch bietet der Film zwar nicht viel Neues, die Plantagen sehen so aus, wie sie seit „Die Farbe Lila“ oder „Fackeln im Sturm“ eigentlich in jedem Südstaaten-Film aussehen und auch der Score von Hans Zimmer wirkt oftmals lieblos (bei sich selbst) zusammengeklaut, doch das Drehbuch und die Darsteller sind eine wahre Wucht. Hier agieren ausnahmslos Alle auf sehr hohem Niveau. Besonders strahlen aber Michael Fassbender als herrischer Plantagenbesitzer Edwin Epps, Sarah Paulson als dessen noch sadistischere Frau Mary, und natürlich Lupita Nyong’o, die mit Sklavin Patsey das Hauptopfer von Fassbenders Charakter gibt.
Nyong’o hat den Oscar dafür schon so gut wie im Sack, einzig Fassbender hat leider das Pech gegen einen in „Dallas Buyers Club“ nicht minder wie eine Naturgewalt aufspielenden Jared Leto antreten zu müssen. Verdient hätten ihn beide, wenn ich persönlich doch auch Leto vorziehen würde. Der Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor ist für mich in diesem grandiosen Cast übrigens noch der Schwächste, was aber nicht heißen soll, dass er schlecht spielt, im Gegenteil, es unterstreicht eigentlich nur das Gesamtniveau. Im Rennen um den Best Actor hat er aber dennoch nur Außenseiterchancen, und es wäre in diesem starken Darstellerjahr auch eher unverdient.
Dafür kann sich Brad Pitt schon mal fein machen, da er als Mit-Produzent absoluter Frontrunner auf den Best Picture Oscar ist. Sollte es so kommen, wäre das auch absolut verdient. Ich habe zwar persönlich noch einen anderen Favoriten, bei dem zählt aber letztlich nur der olympische Gedanke.
USA/GB – 2013 – 2 Std. 14 Min.
Regie: Steve McQueen
mit Chiwetel Ejiofor, Michael Fassbender, Lupita Nyong’o, Sarah Paulson, Benedict Cumberbatch, Paul Dano, Paul Giamatti, Alfre Woodard, Quvenzhané Wallis & Brad Pitt
Genre: Drama
American Hustle
Ich gehöre ja zu der Minderheit unserer Academy, die die letzten Filme von David O. Russell richtig gut fand. „Silver Linings“ war ganz großes Kino mit einem tollen Drehbuch und einem sensationell aufspielenden Cast. „The Fighter“ zumindest noch gute Unterhaltung und konnte ebenfalls mit toll agierenden Darstellern aufwarten. Da Russell für „American Hustle“ nun die Stars der beiden Casts vereinen konnte und der Trailer auch sehr vielversprechend aussah, war meine Erhaltungshaltung entsprechend hoch.
Doch diese vermochte der Film leider nicht bzw. nur im Ansatz zu erfüllen. Der 70er-Jahre-Look ist zwar hervorragend in Szene gesetzt (der gesamte Film lebt letztlich von der Ausstattung, den Kostümen und der Maske) und es gibt auch die ein oder andere Szene bei der man herzhaft lachen kann. Ansonsten ist das Drehbuch aber dieses Mal leider zu platt und unausgegoren. Die meisten Darsteller, besonders die von mir sonst sehr geschätzten Christian Bale und Amy Adams, bleiben zudem schauspielerisch leider auf Standgas, wenn auch Adams so sexy wie nie agiert, das allein reicht aber nun mal nicht. Einzig Bradley Cooper und insbesondere Jennifer Lawrence holen das Beste aus ihren Rollen heraus. Ihre Nominierungen sind daher als einzige absolut gerechtfertigt. Ich könnte sogar mit einem Sieg von Lawrence leben. Sie dürfte aber trotz Globe und Bafta gegen Nyong’o verdientermaßen keine Chance haben. Film, Regie, Drehbuch und beide Hauptdarsteller haben ihre Nominierungen aber keinesfalls verdient.
USA – 2013 – 2 Std. 18 Min.
Regie: David O. Russell
mit Christian Bale, Amy Adams, Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Jeremy Renner, Louis C. K., Jack Huston, Michael Peña & Robert De Niro
Genre: Drama, Komödie
Captain Phillips
Dieser Film hatte mich im Vorfeld von allen der diesjährigen Award-Season am wenigsten interessiert. Umso positiver überrascht war ich nach dem Verlassen des Kinosaals. Zugegeben, Greengrass ist hier nicht der ganz große Wurf gelungen, dennoch ist „Captain Phillips“ ein von vorne bis hinten spannendes Action-Drama, das nicht mit großen Explosionen oder ausufernden Schießereien beeindrucken muss, sondern über weite Strecken als psychologisches Kammerspiel daherkommt. Der Film ist zudem eine One-Man-Show von Tom Hanks wie es sie seit „Cast Away“ nicht mehr gegeben hat. Die Darsteller der Piraten bleiben dagegen leider zu blass, auch wenn ihre Charaktere vom Autor an sich gut ausgefeilt wurden und eben auch die Beweggründe für ihre Kapertouren geschildert werden. Die Nominierung von Barkhad Abdi halte ich daher gelinde gesagt für einen schlechten Scherz, zumal dafür die kongeniale Leistung von Daniel Brühl in „Rush“ hintunter fallen musste.
USA – 2013 – 2 Std. 14 Min.
Regie: Paul Greengrass
mit Tom Hanks, Barkhad Abdi, Barkhad Addirahman, Faysal Ahmed, Mahat M. Ali, Corey Johnson & Catherine Keener
Genre: Drama, Action
Dallas Buyers Club
Ich sage es wirklich nur ungern, aber das was Matthew McConaughey hier abliefert ist wirklich ganz ganz großes Kino! Wer hätte vor fünf Jahren ernsthaft gedacht, dass in diesem Kerl so ein grandioser Schauspieler schlummert. Auch wenn mir der Gedanke, dass er noch vor Leonardo DiCaprio zu Oscar-Ehren kommen könnte nicht wirklich gefällt, so muss ich doch neidlos zugestehen, dass er diese Auszeichnung für seine Darstellung des Ron Woodroof ohne Zweifel verdient hätte. Jared Leto hat es auf jeden Fall und es müsste schon wirklich mit dem Teufel zugehen, wenn er am Sonntag nicht mit dem Goldjungen das Kodak Theatre verlässt.
„Dallas Buyers Club“ punktet aber nicht nur durch seine Darstellerleistungen, der gesamte Film ist ein kleines Meisterwerk. Er bietet eine berührende Story, bis ins Detail ausgefeilte Dialoge und einen großartigen Soundtrack aus alten 70er- und 80er-Jahre-Klassikern und neuen Songs in eben diesem Sound.
Für mich DIE Überraschung der Award-Season!
USA – 2013 – 1 Std. 57 Min.
Regie: Jean-Marc Vallée
mit Matthew McConaughey, Jared Leto, Jennifer Garner, Denis O’Hare, Steve Zahn & Griffin Dunne:
Genre: Drama
Gravity
“Gravity” ist, und ich denke das kann man mit Fug und Recht behaupten, der visuell anmutigste und beeindruckendste Film des Jahres. Was Alfonso Cúaron hier an technischer Raffinesse erschafft kann ich mit Worten fast nicht mehr beschreiben, so wunderschön hat man den Weltraum im Film auf jeden Fall noch nie gesehen. Storytechnisch hat „Gravity“ zwar nicht gerade das weltbewegendste Drehbuch zu bieten, aber das ist natürlich auch dem Metier geschuldet. Sandra Bullock ist nun mal als in der Erdumlaufbahn treibende Astronautin die meiste Zeit auf sich alleine gestellt, keine gute Ausgangssituation für geschliffene Dialoge. „Gravity“ ist aber kongenial mit unglaublichen noch nie da gewesenen Kamerafahrten in Szene gesetzt, der Oscar sollte dafür (trotz unterstützender CGI) gesetzt sein. Und Bullock liefert so ganz nebenbei auch einfach mal noch ihre Karrierebestleistung ab. Chapeau! „Gravity“ ist 90 Minuten Adrenalin pur. Wer also auf gut gemachtes handfestes Abenteuerkino steht und sich auch nicht zu schade ist zwischendurch mal ein Tränchen aus dem Auge zu wischen, sollte diesen Film auf jeden Fall einmal gesehen haben. Denn selbst in 2D auf der heimischen Mattscheibe ist er eine Wucht, ich habe ihn nämlich auch nicht im Kino gesehen.
Ich bin zwar kein allzu großer Fan von Votesplits, in diesem Fall hätte Cúaron aber definitiv den Regie-Oscar verdient. „Gravity“ lebt neben Bullocks Glanzleistung ausschließlich von seiner Inszenierung. Bester Film wäre aber wirklich etwas zu viel des Guten.
USA/GB – 2013 – 1 Std. 30 Min.
Regie: Alfonso Cuarón
mit Sandra Bullock, George Clooney & Ed Harris
Genre: Drama
Nebraska
Neben Steve McQueen hat auch Alexander Payne nach seinem kleinen Aussetzer mit „The Descendants“ wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Er hat dieses Mal zwar zum ersten Mal nur als Regisseur fungiert, dies tut seiner Leistung aber keinen Abbruch. „Nebraska“ ist ein Herzen erwärmendes melancholisches kleines Road-Movie geworden, das in einem sehr ruhigen Erzähltempo und mit feinem leisen Humor garniert das Sich-Wieder-Näherkommen des dement werdenden und mit seinem Sohn David in einem zerrütteten Verhältnis lebenden Woody Grant erzählt. In körnigen schönen Schwarz-Weiß-Bildern lässt Payne den Zuschauer an dieser Odyssee nach einem etwaigen Lotto-Gewinn zurück in Woodys Vergangenheit teilnehmen.
Bruce Dern, einer der ehrwürdigen alten Garde Hollywoods liefert hier ebenfalls seine Karrierebestleistung ab. Wie er den kauzigen, zerstreuten Rentner mit Sturmfrisur anlegt ist phänomenal. Aber auch June Squibb als seine resolute Ehegattin ist ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus. Sie ist für die meisten Lacher im Film zuständig und darf fluchen und so schön derb vom Leder ziehen, dass wohl selbst der erfahrenste Matrose noch rot anlaufen würde. Absolut herrlich.
Für mich ist „Nebraska“ einer der besten Filme des Jahres, auf jeden Fall der Berührendste. Eine echte Perle.
USA – 2013 – 1 Std. 55 Min.
Regie: Alexander Payne
mit Bruce Dern, Will Forte, June Squibb, Bob Odenkirk & Stacy Keach
Genre: Drama
Philomena
Erst heute abend gesehen, hat sich gegen Ende der Award-Season sogar noch mal ein weiterer Anwärter auf meine Jahres-Top 5 eingeschlichen.
Stephen Frears liefert mit „Philomena“, über die wahre Geschichte einer End-60erin, die sich, 50 Jahre nachdem sie als Teenagerin im erzkonservativen Irland der 1950er-Jahre schwanger wurde und dafür in einem Kloster „Abbitte“ leisten, sowie ihr Baby später zur Adoption freigeben musste, auf die Suche nach ihrem Sohn macht, seine beste Arbeit seit „High Fidelity“ ab.
Dieser wunderschöne, zugleich tieftraurig wie mit lakonischem Humor inszenierte Film ist ein weiterer Beweis dafür, dass das Leben einfach die interessantesten Geschichten schreibt. Dies belegen in diesem Jahr zudem „12 Years a Slave“, „Dallas Buyers Club“, Captain Phillips“ und „The Wolf of Wall Street“ ebenfalls sehr eindrucksvoll.
Judi Dench spielt die zutiefst religiöse und warmherzige Philomena unglaublich intensiv und so ungewohnt nonchalant, dass es eine wahre Freude ist ihr dabei zuzusehen. Steve Coogan ist zudem als zynischer menschenscheuer Journalist der perfekte Gegenpart.
Ein Film zum heulen, zum lachen, zum staunen und zum persönlichen Innehalten. Ein echtes Must-See für jeden Filmfreund.
GB – 2013 – 1 Std. 38 Min.
Regie: Stephen Frears
mit Judi Dench, Steve Coogan, Michelle Fairley & Sophie Kennedy Clark
Genre: Drama, Komödie
The Wolf of Wall Street
Ich weiß, ich weiß, ich habe dieses Wort bisher schon sehr inflationär benutzt, aber dieses Jahr ist nun mal wirklich das Jahr der Karrierebestleistungen.
Nach McConaughey, Bullock, Dern und der noch folgenden Cate Blanchett, legt auch Leonardo DiCaprio nach den sensationellen „Zeiten des Aufruhrs“, „Gilbert Grape“ und seiner letztjährigen grandiosen Darbietung als schmieriger, cholerischer Calvin Candie in „Django Unchained“ noch mal eine ordentliche Schippe drauf und spielt den Macht, Geld und Drogen versessenen Broker Jordan Belfer, der in den 1990er-Jahren mit diversen krummen Touren ein Vermögen gescheffelt hatte und später vom FBI zu Fall gebracht wurde. Für mich hätte er dafür ganz klar den Oscar verdient! Vom overdue factor mal ganz abgesehen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber leider recht gering. Und wenn den Oscar schon jemand Anderes abräumen soll, dann hätte es in diesem Jahr McConaughey am ehesten verdient.
Martin Scorseses Regiearbeit ist ebenfalls so fabelhaft wie schon länger nicht mehr. Er inszeniert diese, schon beinahe, Groteske so locker leicht und ironisch als hätte er erst jetzt im Alter die wahre Freude an seiner Arbeit entdeckt.
„The Wolf of Wall Street“ ist trotz (oder vielleicht sogar gerade wegen) seiner Laufzeit von 3 Stunden ein tadellos perfektes Meisterwerk, bei dem alles wie aus einem Guss wirkt. Neben DiCaprios fantastischer Leistung muss man übrigens auch noch die von Jonah Hill erwähnen. Er mausert sich in letzter Zeit zu einem richtig guten vielschichtigen Schauspieler. Von ihm wird man in Zukunft garantiert noch viel hören, mit Sicherheit auch wieder mal bei den Oscars.
USA – 2013 – 2 Std. 59 Min.
Regie: Martin Scorsese
mit Leonardo DiCaprio, Jonah Hill, Margot Robbie, Matthew McConaughey, Ethan Suplee, Jean Dujardin, Kyle Chandler, Jon Favreau, Rob Reiner, Joanna Lumley & Spike Jonze
Genre: Drama, Komödie
Neben den acht „Best Picture“ Kandidaten die ich bis dato sehen konnte, möchte ich wie bereits oben erwähnt auch noch kurz auf fünf weitere Filme dieser Award-Season eingehen, die entweder nur in Nebenkategorien oder teils sogar überhaupt nicht nominiert wurden, es aber meiner bescheidenen Meinung nach auch teilweise absolut verdient gehabt hätten.
Blue Jasmine
Es ist schon irgendwie komisch. Da denke ich nach vielen schlechten bis mittelprächtigen Filmen wieder einmal, dass Woody Allen und ich in diesem Leben wohl wirklich keine Freunde mehr werden, da haut er nach fast genau zehn Jahren wieder mal ein kleines Meisterwerk raus, dass mich (zumindest momentan) wieder mit ihm versöhnt. Ich konnte ja bis auf die wahrhaft meisterlichen „Der Stadtneurotiker“, „Hannah und ihre Schwestern“, „Match Point“ und eben nun „Blue Jasmine“ bisher nur wenig mit diesem Mann und seinen Filmen anfangen (wobei ich zugegeben auch nur sein Oeuvre aus den 70er- und 2000er-Jahren intensiv kenne, über die Hälfte seiner Filme dazwischen habe ich bis heute nicht gesehen). Ich habe ihn deshalb bisher auch eher als virtuosen Jazz-Klarinettisten geschätzt, denn als Regisseur und Autor. Mit „Blue Jasmine“ gelingt Allen aber wie gesagt sein bester Film seit „Der Stadneurotiker“. Das Drehbuch ist perfekt geschrieben, und auch die filmische Umsetzung, wie er das anfängliche High Society-Leben seiner Protagonistin und den darauf folgenden gesellschaftlichen und finanziellen Absturz in wunderschönen Parallel-Montagen einfängt, zeigt wahrhaft die Hand eines Meisters. Cate Blanchett und Sally Hawkins geben zudem als ungleiche (Adoptiv-)Schwestern ihr Bestes. Besonders Blanchett wächst hier über sich hinaus. Nachdem sie bereits für ihre großartige Darstellung der „Virgin Queen“ um den Best Actress Oscar gebracht wurde ist er ihr dieses Mal, für ihre absolute Karrierebestleistung (ja, da ist es wieder das böse Wort), nicht mehr zu nehmen!
USA – 2013- 1 Std. 38 Min.
Regie: Woody Allen
mit Cate Blanchett, Sally Hawkins, Alec Baldwin, Bobby Cannavale, Louis C.K., Peter Sarsgaard, Michael Stuhlbarg, Tammy Blanchard & Alden Ehrenreich
Genre: Drama
Inside Llewyn Davis
„Inside Llewyn Davis“ ist zugegeben nicht der beste Film der Coens, aber schlechte Filme haben die Brüder bisher eh noch nicht gemacht. Für mich gehört er jedoch neben „No Country for Old Man“ zu der Kategorie „etwas schwächer“. Das mag daran liegen, dass der Film keine echte Handlung hat, oder dass wenn Handlungsfäden angerissen werden, diese nicht weiter verfolgt werden, ich kann es ehrlich gesagt gar nicht genau sagen.
Aber letztlich geht es hier auch nicht ums Drehbuch, sondern in erster Linie um die Musik. Verdammt gute Musik sogar um genau zu sein! Man bekommt viele großartige Folk-Klassiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu Gehör und besonders habe ich mich übrigens über die Verwendung des wundervollen „500 Miles“ gefreut. Dieses weckt bei mir immer wieder sehr viele schöne Erinnerungen an romantische Lagerfeuernächte im Zeltlager.
Darstellerisch muss man natürlich Oscar Isaac lobend hervorheben. Er verleiht seiner Titelfigur einen sehr melancholischen Grundton, dem man auch trotz teils unschönen Verhaltens nie wirklich böse sein kann. Ein selbstverliebter, im Herzen jedoch grundguter Mensch, der nur leider auf die Verliererseite geraten ist, während andere Kollegen am Anfang großer Karrieren stehen.
USA – 2013 – 1 Std. 45 Min.
Regie: Joel und Ethan Coen
mit Oscar Isaac, Carey Mulligan, Justin Timberlake, Ethan Phillips, Max Casella, John Goodman & F. Murray Abraham
Genre: Drama, Komödie, Musikfilm
Rush – Alles für den Sieg (OT: Rush)
Ich gebe es offen zu, I’m a Ron Howard Guy! („Dickste Freunde“ vielleicht mal ausgenommen). Obwohl ich nicht der allergrößte Formel 1-Fan bin, war dieser Film daher ein absoluter Pflichttermin für mich. Und es hat sich wieder mal gelohnt.
Denn Howard liefert mit „Rush“ nicht nur einen grandiosen Actionfilm über eine der wohl bekanntesten Formel 1-Saisons aller Zeiten ab, er erschafft auch ein bewegendes Psychogramm zweier Rivalen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher hätten sein können, die sich auf der Rennstrecke im wahrsten Sinne des Wortes bekriegt, sich aber im Privatleben irgendwann miteinander arrangiert und gegenseitig sehr geschätzt haben. Daraus hätte bei einem schlechteren Regisseur auch gut und gerne ein zweites „Tage des Donners“ werden können.
Neben den grandiosen Kamerafahrten, dem genialen Schnitt, sowie dem perfekt passenden Score lebt der Film aber vor allem durch seine beiden Hauptdarsteller. Chris Hemsworth als James Hunt ist als feierwütiger Dandy perfekt besetzt, doch stiehlt ihm Daniel Brühl durchweg die Show. Was Brühl hier auffährt ist method acting vom feinsten. Er spielt Niki Lauda nicht nur, er ist es in jeder einzelnen Szene. Seine Sprache, sein Gang, seine Gestik, alles absolut perfekt. Dass er dafür deshalb nicht bei den Oscars nominiert wurde ist für mich der Skandal des Award-Jahres. Auch wenn er gegen Michael Fassbender und Jared Leto im Supporting-Bereich natürlich keine ernstzunehmende Chance gehabt hätte, er hätte zumindest definitiv anstatt Abdi auf der Nominierungsliste stehen müssen.
GB/D – 2013 – 2 Std. 03 Min.
Regie: Ron Howard
mit Chris Hemsworth, Daniel Brühl, Olivia Wilde, Alexandra Maria Lara, Pierfrancesco Favino & Natalie Dormer
Genre: Drama, Action
Mandela – Der lange Weg zur Freiheit (Mandela: Long Walk to Freedom)
siehe dazu meine Einzel-Kritik
Stoker – Die Unschuld endet (OT: Stoker)
siehe dazu meine Lang-Kritik
Bleibt natürlich noch die entscheidende Frage offen:
An welchen Film würde ich den Best Picture Oscar 2014 vergeben:
The Wolf of Wall Street