Mein Oscars Roundup 2014/15

Oscars 2015 Short Reviews


Auch in diesem Jahr möchte ich kurz vor den Oscars nochmal das vergangene Awardjahr filmisch Revue passieren lassen.
Wie gewohnt werde ich dabei zuerst meine zwei Cent zu den acht nominierten Filmen der „Best Picture“-Kategorie beisteuern, danach aber auch wieder ein paar Filme rezensieren, die eindeutig noch mehr bzw. generell etwas Aufmerksamkeit verdient gehabt hätten. Leider konnte ich zwar auch dieses Jahr noch nicht alle relevanten Filme sehen (so fehlen mir bspw. noch „Big Eyes“, „Cake“ oder „Mr. Turner“), insgesamt sind jedoch die wichtigsten Filme vertreten, weshalb ich mir auch schon mal ein vorläufig abschließendes Urteil erlaube.


American Sniper

American Sniper

Die größte Katastrophe kommt gleich zu Beginn. Denn was Altmeister Eastwood hier geritten hat, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
D.h. ich kann es schon. Eastwood ist schließlich praktizierender Republikaner und für die republikanische Partei war das Bild einer „Fortress America“ (wie es später in der Politikwissenschaft beschrieben wurde) also dem Prinzip des, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunjon und dem daraus resultierenden Ende des Kalten Krieges, außenpolitischen „In-sich-Einigelns“ (u.a. keine kriegerischen Alleingänge ohne Beteiligung von NATO oder UN), seit jeher ein Dorn im Auge. Nach dem schrecklichen Terrorakt auf das World Trade Center 2001 und der daraus erwachsenen neuen, bisher nie dagewesenen, Bedrohung durch einzelne Terrormilizen über Staatsgrenzen hinweg, hat sich jedoch ein neues Bild des „Battleship America“ geprägt, dem insbesondere durch den sogenannten „War on Terror“, also dem bedingungslosen Kampf gegen die ausdrücklichen Feinde Amerikas, Ausdruck verliehen wurde.
Dabei war natürlich insbesondere der Zweite Irakkrieg, um den es in „American Sniper“ oder auch thematisch verwandten Filmen wie „The Hurt Locker“ und „Zero Dark Thirty“ geht, völkerrechtlich doch sehr bedenklich.
Werden die Geschehnisse in den zuletzt genannten Filmen von Kathryn Bigelow allerdings entsprechend ambivalent und auch durchaus kritisch durchleuchtet, so hat Clint Eastwood mit „American Sniper“ ein leider komplett undifferenziertes, einfältiges und vor purem Hurra-Patriotismus nur so triefendes Machwerk auf die Leinwand geschissen, dass einem als Zuschauer dabei wirklich fast schlecht wird.
Technisch ist der Film natürlich perfekt inszeniert: Ton, Schnitt, Bildkomposition, alles top. Und auch das Schauspielensemble agiert einwandfrei. Bradley Cooper schafft es sogar, seiner Figur eine gewisse Tiefe zu verleihen, wohingegen Chris Kyle in Wirklichkeit eher ein klassischer Psychopath war, dem das Töten, auch von Frauen und Kindern, echte Satisfaktion verschafft hat. Eine durchaus anerkennungswürdige Leistung, die Oscar-Nominierung ist aber, insbesondere eingedenk der Mega-Konkurrenz in diesem Jahr, völlig überzogen. Die Nominierung für das Drehbuch ist hingegen der blanke Hohn. Propaganda vom allerschlimmsten, die einen irren Killer, der wohl in jedem anderen Staat vor ein Kriegsgericht gewandert wäre, als großen vorbildlichen Helden verklärt. Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.


USA – 2014 – 2 Std. 12 Min.
Regie: Clint Eastwood
mit Bradley Cooper, Sienna Miller, Max Charles, Luke Grimes, Kyle Gallner, Jake McDorman & Sam Jaeger
Genre: Drama, Kriegsfilm


Birdman oder (die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (OT: Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance))

Birdman

Zusammen mit „Whiplash“ der mit Abstand beste Film des Jahres.
Siehe dazu meine ausführliche Kritik.


Boyhood

Boyhood 3

Manche Filme sind einfach pure Kinomagie. Und „Boyhood“ gehört definitiv in diese Kategorie!
Ellar Coltrane und Lorelei Linklater (im Wortsinne) beim Wachsen zuzusehen ist einfach unbeschreiblich und wirkt noch lange nach.
Man muss auch erstmal auf die Idee kommen einen Film auf 12 Jahre Drehzeit anzusetzen, auch wenn es letztlich natürlich immer nur ein paar Tage im Jahr waren. Richard Linklater hat hier definitiv Mut bewiesen, denn ein solches Mammutprojekt hätte auch gut und gerne in die Hose gehen können. Hinzu kommt, dass sich auch die Technik für Kameras, Ton usw. stetig weiterentwickelt hat, worauf Linklater natürlich gar keinen Einfluss hatte. Es ist daher eine echte Regie-Meisterleistung den Film trotzdem wie aus einem Guss wirken zu lassen. Der Oscar für Linklater wäre daher nicht unverdient, auch wenn ich Iñárritu einen Tick bevorzuge (wie es auch die Regie-Gilde bereits getan hat).
Die Story an sich ist hingegen nichts großartig Besonderes. Zumindest nichts was man nicht auch schon aus anderen Coming-of-Age-Filmen kennen würde. Die Nominierung für das Drehbuch halte ich deshalb für eher unangebracht, einen möglichen Sieg sowieso. Natürlich ist es eine gewisse Herausforderung, eine Geschichte immer an den jeweiligen Lebenszustand der Darsteller zu einem gewissen Zeitpunkt anzupassen, jedoch ändert es nichts daran, dass „Boyhood“ vor allem auf der inszenatorischen Ebene zu überzeugen weiß.


USA – 2013 – 2 Std. 43 Min.
Regie: Richard Linklater
mit Ellar Coltrane, Patricia Arquette, Ethan Hawke, Lorelei Linklater, Marco Perella & Brad Hawkins

Genre: Drama, Komödie, Coming-of-Age


Die Entdeckung der Unendlichkeit (OT: The Theory of Everything)

Die Entdeckung der Unendlichkeit

Stephen Hawking gehört definitiv zu den brillantesten zeitgenössischen Wissenschaftlern, wenn nicht sogar zu den Größten aller Zeiten. Und er ist neben Albert Einstein wohl der Einzige, den man getrost als Popstar der Physik der bezeichnen kann. Dies liegt zum einen daran, dass er nicht nur bedeutende Entdeckungen im Bereich der Astrophysik gemacht und diese auch für Laien (einigermaßen) verständlich in diversen populärwissenschaftklichen Bestsellern niedergeschrieben hat. Ich habe z.B. auch bereits kurz nach dem Erscheinen als damals 12-Jähriger versucht „Eine kurze Geschichte der Zeit“ zu lesen. Und auch wenn ich nicht behaupten kann, auch nur einen Bruchteil davon tatsächlich verstanden zu haben, so war ich doch von diesem Mann und seiner Arbeit unglaublich fasziniert. Zum Anderen spielt natürlich seine schon beinahe ironische ALS-Erkrankung und der Umstand nur noch mit seinem berühmten Sprachcomputer kommunizieren zu können, zu seiner Bekanntheit bei. Ausgerechnet der Mann, der ein Meister auf dem Gebiet des unendlichen Universums ist, muss sein eigenes Leben eingesperrt in einem kleinen Körper ohne Bewegungsmöglichkeit verbringen. Hawking hätte daher allen Grund gehabt ein verbissener und trauriger oder gar zynischer Mensch zu werden, doch hat er im Gegenteil stets seinen Humor und seine Lebensfreude bewahrt. Ein weiterer Grund weshalb er von so vielen verehrt wird. Hawkings Leben ist aus all diesen Gründen natürlich auch perfektes Biopic-Material. Und „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ wird diesem modernen Helden absolut gerecht.
Das Drehbuch ist perfekt ausgewogen zwischen Hawkings wissenschaftlicher Arbeit und dem Privatleben mit seiner damaligen Freundin und späteren Frau Jane. Benoît Delhomme liefert wunderbar anzuschauende Bilder und der traumhaft schöne Score von Jóhann Jóhannsson gehört mit zum besten was es in den letzten Jahren an Filmmusiken zu hören gab. Er sollte dafür morgen auf jeden Fall den Oscar bekommen. Aber man muss eh sagen, dass dieses Jahr wieder mal ein herausragendes Filmmusikjahr ist. Denn nicht nur Jóhannssons Werk ist perfekt, auch Alexandre Desplat und Hans Zimmer haben mit ihren Scores zu „The Imitation Game“ und „Interstellar“ jeweilige Highlights ihrer Karriere geschaffen, und auch Trent Reznor & Atticus Ross liefern mit ihren Klängen zu „Gone Girl“ ihre erste rundum perfekte Fund hörenswerte Filmmusik ab.
Das große Highlight neben dem Score sind aber natürlich die beiden Hauptdarsteller, allen voran Eddie Redmayne, der nachher wohl besser noch mal seine Dankesrede durchgeht, da es schon mit dem Teufel zugehen sollte, wenn er nach dem bisherigen Preisregen nicht auch den Goldjungen mit nach Hause nimmt. Ich bevorzuge zwar Michael Keaton, weil er in „Birdman“ einfach brillant ist und zudem etwas komplett Eigenständiges kreiert und es wohl auch seine einzige Möglichkeit bleiben dürfte jemals einen Oscar zu gewinnen (Mickey Rourke lässt grüßen), Redmayne verkörpert Hawking aber ebenfalls wie eine Urgewalt und hat die Statue definitiv verdient. Am liebsten wäre mir morgen daher ein Tie wie einst bei Barbra Streisand und Katharine Hepburn. … Man wird ja noch träumen dürfen.


USA – 2014 – 2 Std. 03 Min.
Regie: James Marsh
mit Eddie Redmayne, Felicity Jones, Charlie Cox, David Thewlis, Harry Lloyd, Simon McBurney, Abigail Cruttenden & Maxine Peake
Genre: Drama, Biopic


Grand Budapest Hotel (OT: The Grand Budapest Hotel)

Grand Budapest Hotel

Wes Anderson fährt für sein neuestes Werk wieder mal einen unfassbaren All-Star-Cast auf, der sich gewaschen hat. Und auch die Ausstattung und Kostüme sind wohl mit Abstand das Beste was man in diesem Filmjahr bewundern durfte. Dafür muss es morgen abend definitiv die entsprechenden Oscars geben, für das Make-Up ebenfalls, alles andere wäre ein mittelschwerer Skandal!
Doch das war es dann auch schon was „Grand Budapest Hotel“ berechtigt unter den diesjährigen Oscar-Anwärtern zu stehen, die Kamerabeit von Robert Yeoman vielleicht noch. Warum er jedoch für Drehbuch, Musik, Regie und sogar Best Picture nominiert ist, erschließt sich mir nicht im geringsten. Denn „Grand Budapest Hotel“ bietet außer der bereits erwähnten, durch die Bank hervorragend agierenden Schauspielerriege nicht wirklich viel Interessantes. Das Drehbuch ist nicht sonderlich witzig oder gar spannend geschrieben und bietet außer den allerdings im Prinzip immergleichen skurrilen Figuren Andersons nichts mit Mehrwert, die Inszenierung ist zwar gut, aber nicht auszeichnungswürdig und der Score des ansonsten stets genialen Desplat nervt mit der Zeit auch nur noch.
Ich gebe zu, dass ich mit Andersons Œuvre noch nie so viel anfangen konnte, aber dies ist auf jeden Fall sein schlechtester Film (wobei ich „Darjeeling Limited“ und seine Filme vor „Die Royal Tenenbaums“ bis heute noch nicht gesehen habe).
Definitiv der „American Hustle“ der diesjährigen Awardseason.


GB/ D – 2014 – 1 Std. 40 Min.
Regie: Wes Anderson
mit Ralph Fiennes, Tony Revolori, F. Murray Abraham, Edward Norton, Jude Law, Saoirse Ronan, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Tom Wilkinson, Bill Murray, Léa Seydoux, Jason Schwartzman, Tilda Swinton, Owen Wilson, Florian Lukas, Bob Balaban, Fisher Stevens, Volker „Zack“ Michalowski & Karl Markovics
Genre: Komödie


Selma

Selma

Dieses Awardjahr kann man definitiv als Jahr der Biopics bezeichnen, denn neben Chris Kyle, Stephen Hawking, Alan Turing, John E. du Pont und Mark & David Schultz, sowie Cheryl Strayed („Wild“) wird in „Selma“ auch das Leben von Martin Luther King beleuchtet. Bzw. einem seiner wichtigsten Kämpfe, nämlich dem des freien Zugangs zu Wahlen schwarzer Bürger in den Südstaaten. Dafür wollte Luther King einen Marsch von Selma nach Montgomery in Alabama organisieren, um Präsident Lyndon B. Johnson dazu zu bringen endlich eine rechtsverbindliche Zusicherung des bereits theoretisch bestehenden Wahlrechts zu verabschieden, was ihm jedoch erst im dritten Anlauf und mit einigen Verlusten gelungen ist.
David Oyelowo spielt den großen Menchenrechtler Martin Luther King absolut fantastisch und hätte für seine Performance definitiv eine Oscar-Nominierung verdient gehabt, anders als Bradley Cooper. Bzw. hätte sich Oyelowo zumindest mit Jake Gyllenhaal um den fünften Spot streiten müssen. Eine weitere Nominierung hätte ich auch noch Tim Roth gegönnt, der als George Wallace, dem damaligen Gouverneur von Alabama, einen nicht minder genialen Antagonisten Luther Kings abgibt.
Inszenatorisch ist „Selma“ ebenfalls in allen Belangen großartig. Kamera, Musik, Schnitt, verschmelzen zu einer tollen Kulisse, der man gerne zusieht. Einzig das Drehbuch hat leider einige Schwächen im Spannungsaufbau und bei den Dialogen und der Film geht definitiv mind. 20 Minuten zu lang. Ansonsten aber ein gelungenes und würdiges Portrait eines wichtigen Mannes.


USA – 2014 – 2 Std. 07 Min.
Regie: Ava DuVernay
mit David Oyelowo, Tom Wilkinson, Tim Roth, Carmen Ejogo, Common, Andre Holland, Cuba Gooding, Jr., Oprah Winfrey, Martin Sheen & Giovanni Ribisi
Genre: Drama, Biopic


The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben (OT: The Imitation Game)

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Dem norwegischen Regisseur Morten Tyldum ist mit „The Imitation Game“ ein spannungsgeladenes, witziges, aber auch (besonders gegen Ende) sehr zu Herzen gehendes Historiendrama über den Mathematiker Alan Turing gelungen, der mit einem fünfköpfigen Team während des 2. Weltkriegs für den britischen Geheimdienst die als unknackbar geltende deutsche Verschlüsselungsmaschine ENIGMA entschlüsselte (und dabei ganz nebenbei noch den Vorläufer des heutigen Computers erfand) und nach dem Krieg aufgrund seiner Homosexualität wegen „grober Unzucht und sexueller Perversion“ zur chemischen Kastration mit Hormonen verurteilt wurde und sich kurz darauf das Leben nahm.
Benedict Cumberbatch spielt den menschenscheuen, leicht eingebildeten und (anfangs) zur Empathie unfähigen Turing grandios und hat sich seine Oscarnominierung redlich verdient. Auch Keira Knightley, die seine Assistentin und spätere Verlobte Joan Clarke darstellt, liefert ihre bisherige Karrierebestleistung ab und hat die Nominierung völlig zurecht erhalten.
Neben dem tollen Cast um u.a. noch Matthew Goode oder Charles Dance ist der Star in diesem Fall aber wirklich das sensationelle Drehbuch von Graham Moore. Die Story ist auf drei Zeitebenen angesetzt (Kindheit von Alan Ende der 1920er-Jahre, Codeknacken in WW2 und dem Verhör Anfang der 1950er-Jahre) und erzeugt einen Sog, der einen nicht mehr los lässt. Im Adapted-Bereich dürfte sich das Skript morgen wohl gegen „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ (zurecht) durchsetzen, sofern nicht noch „Whiplash“ als lachender Dritter profitiert (was ich begrüßen würde).
Alexandre Desplats wunderschöner Score unterstreicht die tolle Stimmung des Films noch mal und hebt ihn somit gekonnt auf eine weitere Ebene.


GB – 2014 – 1 Std. 53 Min.
Regie: Morten Tyldum
mit Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Matthew Goode, Mark Strong, Charles Dance, Allen Leech, Matthew Beard, Rory Kinnear & Tuppence Middleton
Genre: Drama, Biopic


Whiplash

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Wow, was für ein Brett von einem Film!
Damien Chazelle landet gleich mit seinem zweiten Spielfilm ein absolutes Meisterwerk. Miles Teller und J.K. Simmons liefern sich dabei als ehrgeiziger Schlagzeug-Student bzw. so genialer wie cholerischer Jazz-Bandleader ein Psychoduell der Extraklasse. Beide spielen sich im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib. Und während J.K. Simmons morgen abend vollkommen zurecht seinen wohlverdienten Oscar in die Arme schließen darf, hatte Teller leider das Pech in einem Jahr anzutreten, in dem die Lead Actor- Kategorie wahrlich aus allen Nähten platzt. Eine Nominierung hätte er aber grundsätzlich auch mehr als verdient. Er legt seinen Andrew so gekonnt zwischen arrogant und selbstbewusst und gleichzeitig unsicher und eingeschüchtert an, dass es einem beinahe körperlich wehtut. Simmons gibt den charismatischen wie cholerischen Dirigenten aus der Hölle mit einer solchen Verve, dass man nie die Augen von ihm lassen kann. Eine beängstigendere Performance eines Supporting Actors gab es definitiv seit Christoph Waltz‘ Hans Landa nicht mehr!
Das Drehbuch ist ebenfalls der reine Wahnsinn und sollte eigentlich heute gewinnen (ich könnte aber zur Not auch gut mit „The Imitation Game“ leben). Besonders die wirklich unvorhersehbaren Twists im letzten Drittel des Films und das große Battle im Finale sind absolut atemberaubend. Zudem sind der Schnitt, sowie die Tonarbeit herausragend und ganz nebenbei bekommt man auch noch richtig tolle Jazz- und Swingmusik geboten.
Ein Meisterwerk für die Ewigkeit!


USA – 2014 – 1 Std. 46 Min.
Regie: Damien Chazelle
mit Miles Teller, J.K. Simmons, Paul Reiser, Melissa Benoist, Austin Stowell, Nate Lang, Damon Gupton, Susanne Spoke & Chris Mulkey
Genre: Drama, Musikfilm


Neben den acht „Best Picture“-Kandidaten, möchte ich wie oben erwähnt auch noch kurz auf sieben weitere Filme eingehen, die entweder nur in einzelnen Kategorien oder teils überhaupt nicht von der Academy berücksichtigt wurden, es aber z.T. absolut verdient gehabt hätten, z.T. aber eben auch nicht.


Foxcatcher

Foxcatcher

Nach dem eher drögen „Capote“, der einzig und allein durch Philip Seymour Hoffmans geniales Spiel lebte, konnte Miller mit „Moneyball“ ein echt gelungenes Sportdrama vorlegen. Und auch sein neuestes Werk „Foxcatcher“ entstammt wieder demselben Genre. Doch leider ist die Inszenierung eher wieder genauso unausgegoren wie bei „Capote“.
Die eigentliche Story ist zwar äußerst interessant und hätte definitiv zu einem besseren Film getaugt, doch das Drehbuch von E. Max Frye & Dan Futterman kann sich leider nicht so recht entscheiden, wo es hinmöchte. Die filmische Umsetzung durch Miller trägt ihr übriges dazu bei. Die Sportszenen werden zu schnell abgehechelt, die „Trainingszenen“ dafür ewig in die Länge gewälzt, auch wenn nichts passiert, während die Entwicklung der Charaktere, ihre entstehende Freundschaft und der spätere Bruch derselben, leider zu stark vernachlässigt wird.
Darstellerisch ist „Foxcatcher“ hingegen auf Weltcup-Niveau, um mal im Sport-Genre zu bleiben. Channing Tatum erinnert in seinen besten Szenen ein wenig an den jungen Robert De Niro und Steve Carrell gibt den exzentrischen und oftmals verstörenden du Pont ebenfalls unfassbar gut. Man möchte ihm in dieser Rolle wahrlich nicht im Dunklen begegnen. Einzig Mark Ruffalo spielt etwas mit angezogener Handbremse, seine Nominierung sehe ich wie die von Miller daher als ungerechtfertigt an. Man hätte Carrell besser anstatt Ruffalo in Supporting gesteckt und dafür Tatum in der Lead-Kategorie nominieren oder den Platz ggf. auch an einen der bereits genannten anderen Anwärter vergeben können.


USA – 2014- 2 Std. 09 Min.
Regie: Bennett Miller
mit Steve Carell, Channing Tatum, Mark Ruffalo, Sienna Miller, Vanessa Redgrave, Anthony Michael Hall, Guy Boyd, Brett Rice & Roger Callard
Genre: Drama, Sportfilm, Biopic


Gone Girl – Das perfekte Opfer (OT: Gone Girl)

Gone Girl

Wie bereits in meiner ersten Ein Satz Kritik erwähnt, handelt es bei „Gone Girl“ um einen grandiosen, vielschichtigen Thriller mit irren Wendungen, fiesen Schock-Momenten und einem genialen Cast. Rosamund Pike hat ihre Oscar-Nominierung redlich verdient und hätte auch in jedem anderen Jahr gewinnen können. Dieses Mal hatte sie leider nur das Perch gegen die mindest ebenbürtige Julianne Moore antreten zu müssen, die zudem noch einen großen Overdue-Bonus vorweisen kann. Doch bin ich mir sicher, dass dies nicht Pikes letzte Nominierung gewesen sein dürfte.
Allerdings hätte der ganze Film viel mehr Liebe seitens der Academy verdient gehabt. Vor allem Film, Regie und Drehbuch hätten anstelle von „American Sniper“ oder auch „Grand Budapest Hotel“ treten MÜSSEN! Ebenso hätte der tolle gänsehautverursachende Score von Reznor und Ross die volle Auferksamkeit verdient.


USA – 2014 – 2 Std. 29 Min.
Regie: David Fincher
mit Ben Affleck, Rosamund Pike, Tyler Perry, Kim Dickens, Patrick Fugit, Carrie Coon, Neil Patrick Harris, Emily Ratajkowski, Casey Wilson, Lisa Banes, David Clennon & Missi Pyle
Genre: Thriller, Drama


Inherent Vice – Natürliche Mängel (OT: Inherent Vice)

Inherent Vice – Natürliche Mängel

Nachdem sich Paul Thomas Anderson zuletzt vermehrt dem dramatischen Fach zugewandt hatte, wechselt er nun mit „Inherent Vice“ seit längerem mal wieder ins Komödienfach. Oder was PTA halt unter einer Komödie versteht. Im Kern handelt es sich aber um eine klassische Kriminalgeschichte.
Wir schreiben das Jahr 1970. Der dauerbekiffte Privatdetektiv „Doc“ Sportello (Phoenix) bekommt Besuch von seiner Ex-Freundin Shasta Fay (Waterston), die ihn darum bittet die Pläne der Ehefrau ihres jetzigen Geliebten, des Immobilien-Hais „Mickey“ Wolfmann (Roberts), zu vereiteln, diesen in die Psychatrie einweisen zu lassen. Kurz darauf erhält Doc einen weiteren Auftrag, der ebenfalls mit Wolfmann verbandelt zu sein scheint.Beim Überprüfen einer Spur wird er jedoch niedergeschlagen und wacht neben der Leiche von Glen Charlock auf, den er eigentlich hätte aufspüren sollen. Er wird daraufhin von einem alten Bekannten, Detective „Bigfoot“ Bjornsen (Brolin) von der LAPD, der ihn aufgrund seines Hippie-Daseins nicht ausstehen kann, wegen Mordverdachts verhört. Doc wird jedoch von Anwalt Sauncho Smilax (del Toro) schnell wieder rausgeboxt. Nach seiner Freilassung erhält Doc noch einen dritten Auftrag der vermeintlichen Witwe Hope Harlingen (Malone), die sicher ist, dass ihr für tot erklärter Gatte, der Saxofonist Coy (Wilson) noch am Leben ist. …
Ob und wie die drei Fälle zusammenhängen und wer noch alles darin involviert ist klärt sich dann im Laufe des Films.

Ich kenne zwar den zugrundeliegenden Roman nicht und weiß nur, dass dieser sehr komplex sein soll. Jedoch bin ich mir ziemlich sicher, dass diese Geschichte bei jedem anderen Regisseur wohl zu einer klassischen 08/15-who-dunnit-Agentenstory geworden wäre. Anderson entschleunigt den Film jedoch von der ersten Minute an und lässt seine Figuren fast 2 1/2 Stunden lang nur reden. Das ist meistens aufschlussreich, oftmals sehr komisch (besonders Brolin schafft es seiner Figur eine Art lächerliche Würde zu verleihen und Phoenix kommt sowieso die gesamte Zeit als eine Art Mischung aus dem „Dude“ und Jim Rockford daher), manchmal aber auch etwas ermüdend.
Alles in allem aber ein durchaus sehenswerter Film, für den Joaquin Phoenix in diesem starken Männer-Jahr wohl nur knapp den Srung unter die Oscar-Nominierten verpasst hat. Das Drehbuch ist zudem auch völlig zurecht nominiert.


USA – 2014 – 2 Std. 29 Min.
Regie: Paul Thomas Anderson
mit Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Owen Wilson, Reese Witherspoon, Katherine Waterston, Benicio del Toro, Jena Malone, Joanna Newsom, Maya Rudolph, Michelle Sinclair, Martin Donovan, Martin Short Eric Roberts
Genre: Krimi, Komödie


Interstellar

Interstellar 8

siehe hierzu meine ausführliche Kritik


Into the Woods

Into the Woods

Ich gehöre neben Patrick und Johannes bekanntermaßen zu den größten Musical-Liebhabern unseres hiesigen Teams. Doch mit „Into the Woods“ hat sich „Chicago“-Regisseur Rob Marshall jedoch sichtlich verhoben.
Es ist zugegeben kein kompletter Rohrkrepierer, aber dennoch weit davon entfernt ein Meisterwerk oder auch nur gut zu sein. An den Schauspielern liegt dies jedoch keinesfalls. Anna Kendrick, Emily Blunt und James Corden holen das beste aus ihren jeweiligen Rollen heraus, Meryl Streep darf mal so richtig schön bad-ass sein und mit Lilla Crawford rückt ein kleines Gesangstalent in den Fokus, von dem man künftig wohl noch so einiges auf den Brettern dieser Welt hören wird. Und auch Johnny Depp fügt seinem breitgefächerten Repertoire skurriler Typen als böser Wolf eine weitere Facette hinzu. Am stärksten hebt sich jedoch Chris Pine als schnöseliger (und fremdgehender) Prince Charming aus dem Cast hervor. Die Oscar-Nominierung für Meryl Streep ist jedoch völlig überzogen, und sie hat sie wohl auch nur bekommen, weil sie eben Meryl Streep ist. Jede andere Schauspielerin wäre mit derselben guten Performance auf jeden Fall übergangen worden.
Die Ausstattung, Kostüme und Make-Up sind auch über jeden Zweifel erhaben. Doch krankt „Into the Woods“ an einem sehr unausgegorenen Drehbuch, das sich nicht wirklich zwischen starker Satire und billigen Mätzchen entscheiden kann, zudem werden die einzelnen Episoden eher lustlos parallel abgeklappert und die ganze Geschichte auch noch unnötig auf über 2 Stunden aufgebläht, was definitiv eine gute halbe Stunde zu lang ist.
Den eigentlichen Todesstoß versetzen dem Film jedoch die leider nur mittelmäßigen Songs, welche natürlich immer die Quintessenz eines guten Musicals sind. Einzig der Titelsong, sowie das gefühlvolle „Agony“, mit der Sequenz sich Chris Pine auch eindrucksvoll für die Titelrolle eines möglichen Elvis-Biopics beworben hat, vermögen zu überzeugen.


USA – 2014 – 2 Std. 04 Min.
Regie: Rob Marshall
mit Emily Blunt, Meryl Streep, James Corden, Anna Kendrick, Chris Pine, Tracey Ullman, Daniel Huttlestone, Christine Baranski, Johnny Depp, Lilla Crawford, MacKenzie Mauzy, Billy Magnusson, Joanna Riding, Frances de la Tour, Tammy Blanchard & Lucy Punch
Genre: Musical, Märchenfilm, Komödie


Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis (OT: Nightcrawler)

Nightcrawler

Jake Gyllenhaal spielt Louis Bloom, einen eiskalten, unberechenbaren Soziopathen, der sich in LA mit kleinen Diebstählen über Wasser hält, bis er auf ein paar Sensationsreporter trifft, die schreckliche Unfälle, Katastrophen und Kriminalfälle aus direkter Nähe aufnehmen und an die meistbietenden Fernsehsender verhökern. Je mehr Blut, Leid und menschliche Schicksale dabei auf Tape landen, desto besser. Louis ist sogleich angefixt, besorgt sich eine Kamera und geht selbst auf „Beutetour“. In der nicht minder gefühlskalten Nina, Produktionsleiterin bei einem kleinen Lokalsender, findet er alsbald eine interessierte Abnehmerin. Doch keiner vermutet, wie weit er für seine „Karriere“ gehen wird.
Gyllenhaal ist eine echte Offenbarung, ihm möchte man (wie Simmons Fletcher aus „Whiplash“) definitiv nicht im Mondschein begegnen. Ich wüsste jetzt auch nicht, ob ich lieber ihm oder David Oyelowo den letzten freien Spot im Hauptdarstellerfeld gegeben hätte. Verdient hätte es Gyllenhaal oder im Zweifel gar Phoenix allemal.
Das Drehbuch hat seine Nominierung allerdings redlich verdient.


USA – 2014 – 1 Std. 57 Min.
Regie: Dan Gilroy
mit Jake Gyllenhaal, Rene Russo, Riz Ahmed, Bill Paxton, Ann Cusack, Kevin Rahm, Kathleen York & Eric Lange
Genre: Thriller, Mediensatire


Still Alice – Mein Leben ohne Gestern (OT: Still Alice)

Still Alice

Juliane Moore gehört definitiv zu den Schauspielerinnen, die längst überfällig für einen Oscar sind, ihr allerdings vorzuwerfen, dass der heute endlich erfolgende Triumph (denn der ist in Stein gemeißelt) ein reiner Karriere-Oscar sei ist absoluter Schwachsinn. Denn Moore liefert zusammen mit Rosamund Pike definitiv eine der besten weiblichen Leistungen in diesem Jahr ab und hat den Oscar deshalb tasächlich verdient.
Wie sie ihre Figur der an einer frühen Form der Alzheimer-Krankheit erkrankten Frau in den besten Jahren entwickelt ist meisterlich. Man leidet wirklich jede Sekunde mit ihr. Aber auch Kristen Stewart zeigt nach „Die Wolken von Sils Maria“, für den sie am Freitag übrigens als erste amerikanische Schauspielerin überhaupt (!) einen César erhalten hat, erneut eindrucksvoll, dass in ihr eine großartige Charakterdarstellerin schlummert.
Wenn man „Still Alice“ höchstens etwas vorwerfen kann, dann das vielleicht etwas zu einfach gestrickte und geradlinige Drehbuch, da gerade Alzheimer eben keine „geradlinige“ Erkrankung ist, sondern die Gedächtnislücken unkontrollierbar und unvorhersehbar auftreten.
Alles in allem, aber noch ein durchaus sehenswerter Streifen, nicht nur wegen Julianne Moore.


USA/ F – 2014 – 1 Std. 41 Min.
Regie: Richard Glatzer & Wash Westmoreland
mit Julianne Moore, Kristen Stewart, Alec Baldwin, Kate Bosworth, Shane McRae, Hunter Parrish & Stephen Kunken
Genre: Drama


Und auch dieses Jahr bleibt natürlich noch die alles entscheidende Frage:
An welchen Film würde ich den Best Picture Oscar 2015 vergeben:

Birdman oder (die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

Birdman 2

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