Zwischen Welten

FFLU Zwischen Welten Review


Die österreichische Schauspielerin Feo Aladag, die bereits mit ihrem Regie- und Drehbuchdebut „Die Fremde“ national wie international für Aufsehen sorgte, legt nun mit ihrem zweiten Spielfilm ein nicht minder tolles wie intensives Afghanistan-Drama nach, das sich vor großen Genrefilmen wie „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ oder „Zero Dark 30“ von Kathryn Bigelow absolut nicht zu verstecken braucht.

Bundeswehr-Hauptmann Jesper (Ronald Zehrfeld) war zusammen mit seinem Bruder im Afghanistan-Einsatz, bei dem dieser tödlich verunglückt ist. Trotz dieses schweren Verlustes meldet er sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland erneut freiwillig zu einem Einsatz in Afghanistan, wo er mit seinen Männern ein kleines Dorf in der Nähe von Kunduz vor den Taliban schützen soll, die in der dortigen Region nach dem weitestgehenden Abzug der internationalen ISAF-Truppen wieder auf dem Vormarsch sind. Die deutschen Soldaten sollen dabei dem afghanischen Truppenchef Haroon (Abdul Salam Yosofzai) Beistand leisten. Um mit den Männern besser kommunizieren zu können wird ihm der junge Dolmetscher Tarik zugeteilt (Mohsin Ahmady). Dieser hat schon mehrere Visa-Anträge nach Deutschland gestellt, die jedoch abgewiesen wurden. Er und seine Schwester Nala (Saida Barmaki) werden nämlich schon länger von Nachbarn als Vaterlandsverräter beschimpft und bedroht, da sie die Schutztruppen schon früher unterstützt haben. Tarik ist ein grundguter Bursche, zwar etwas planlos und er kommt immer zu spät, dafür hat er großes diplomatisches Geschick, was Jesper mehr als einmal zu Gute kommt.
Im Laufe der Zeit freunden sich die beiden ungleichen Typen immer mehr an, doch die gefährliche Mission und wachsende Spannungen zwischen den Einheimischen und den deutschen Soldaten machen diese nicht gerade leichter. …

Aladag hat „Zwischen Welten“ nicht wie andere Kriegsfilme in Marokko oder Tunesien gedreht, sondern alles an Originalschauplätzen rund um Kunduz und Mazar-i-Sharif aufgenommen. Dies gibt ihrem Film eine ganz besonders realistische, stellenweise fast schon dokumentarisch anmutende Ausstrahlung. Man kann die Gefahr und die Spannung quasi an jeder Ecke spüren. Dazu inszeniert sie dieses kriegsgebeutelte Land in wunderschönen atemberaubenden Bildern. Kamerafrau Judith Kaufmann leistet hier sensationelle Arbeit. Und auch der Ton ist fantastisch. Wenn einem im Kino die Kugeln stellenweise nur so um die Ohren pfeifen, hält man als Zuschauer wirklich mehrmals kurz den Atem an.
Die Schauspielergarde spielt durch die Bank hervorragend, und insbesondere der Newcomer Ahmady gibt als Tarik eine sensationelle Vorstellung. Aber auch Zehrfeld als gebrochener Soldat, der nicht mehr jeden Befehl befolgen kann, was unausweichlich auf eine Katastrophe hinsteuert, ist eine Wucht.
Dieser Film geht einem an die Nieren, und das sprichwörtlich bis zur allerletzten Szene. Danach sieht man den „Hilfs- und Aufbaueinsatz“ in Afghanistan mit völlig anderen Augen.
Unbedingt anschauen!


D – 2014 – 1 Std. 43 Min.
Regie: Feo Aladag
mit Ronald Zehrfeld, Mohsin Ahmady, Saida Barmaki, Abdul Salam Yosofzai & Burghart Klaussner
Genre: Kriegsdrama

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Festival des deutschen Films, Filme, Reviews. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.