Die schottische Regisseurin Cynthia Beatt lebt seit Jahrzehnten in Berlin und hat sich im Laufe ihrer Karriere schon öfter mit der wechselhaften Geschichte der Stadt befasst. In diesem Fall geht es um die Geschichte eines Hauses und der verschiedenen Besitzer seiner Vergangenheit.
Stella (Susan Vidler) lebt alleine und zurückgezogen in Glasgow. Als sie Post von einem deutschen Nachlassverwalter erhält ist sie nicht schlecht erstaunt, dass sie von einem ihr bis dahin unbekannten Großonkel ein altes Haus in Berlin geerbt hat.
Also packt sie ihre Siebensachen und zieht für ein paar Monate nach Deutschland um sich der Abwicklung der Erbschaft zu widmen. Vor Ort verliebt sie sich direkt in das alte Gemäuer, obwohl es stark sanierungsbedürftig ist. Als sie bei der zuständigen Anwaltskanzlei vorständig wird, bemerkt sie dass sie über den Tisch gezogen werden soll und sucht Rat und Hilfe bei zwei Mietern des Hauses, die zudem eine kompetente Erbrechtsanwältin kennen. In Gesprächen mit den Beiden, sowie einer älteren Dame die ihren jüdischen Großonkel kannte, erfährt sie zudem, dass dessen Familie das Haus zu Beginn des 2. Weltkrieges an die Nazis abtreten musste und es nach dem Krieg einen lange währenden Rechtsstreit um die Besitzansprüche gab, der bis in die 1990er-Jahre dauerte.
Während ihres Aufenthalts und des laufenden Verfahrens um die Sanierungskosten beginnt sich Stella zudem immer mehr für die jüdische Tradition ihres Großonkels zu interessieren. …
Beatt ist bekannt für eher sperrige Kunstfilme und „Ein Haus in Berlin“ bildet dabei keine Ausnahme. Sozusagen „Art-House“ im wahrsten Sinne des Wortes.
Obwohl ein rein fiktionaler Spielfilm hat er keinerlei durchgehende Dramaturgie und verwebt dazu auch dokumentarisch angehauchte sowie experimentelle Spielszenen miteinander. Das Ergebnis wirkt dabei beinahe kafkaesk, wie willenloses Hin- und Herspringen in einem Tagebuch. Handlungsstränge werden eingeführt und nicht oder erst später weiter verfolgt, die Off-Stimme (vermutlich eine Freundin von Stella) schweift, wie ein Tagträumer, manchmal in Details ab, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben und viele Dialoge wirken auch eher ermüdend als erhellend. Hinzu kommt eine sehr ungewöhnliche beinahe statische Kameraarbeit, die dem Ganzen einen fast dokumentarischen Charakter verleiht.
Hatte Beatt bisher oft mit ihrer Freundin Tilda Swinton zusammengearbeitet, so verließ sie sich diesmal auf eher unbekannte Darsteller, einzig Hauptdarstellerin Vidler dürfte wohl noch den Meisten aus „Trainspotting“ bekannt sein.
„Ein Haus in Berlin“ ist sehr komplex erzählt, ein Film auf den man sich explizit einlassen muss, stellenweise sehr interessant, aber auch oftmals ermüdend. Wer auf solche experimentellen Filme steht, dürfte auch hiermit ganz gut fahren. Alle Anderen sollten aber besser die Finger davon lassen.
D / GB – 2014 – 1 Std. 36 Min.
Regie: Cynthia Beatt
mit Susan Vidler, Isi Metzstein, Clemens Schick, Peter Knaack, Maria Heiden, Achim Buch & Doris Egbring-Kahn
Genre: Drama