Meine Kurzkritiken Nov/Dez 2014

In den letzten Wochen gab’s wieder den ein oder anderen Kinobesuch. Die Kritiken dazu habe ich hier mal wieder in Kurzform zusammengetragen. Lediglich Interstellar habe ich einfach mal ausgelassen. Die Meinungen und Diskussionen dazu sind ja nun hoffentlich durch. 😉

Viel Spaß beim Lesen!

DER HOBBIT: DIE SCHLACHT DER FÜNF HEERE

hobbit3Nun ist es also vollbracht. Peter Jackson hat den dritten Teil seiner aufgeblasenen Hobbit-Trilogie fertig gestellt und endlich in die Kinos gebracht. Das Ergebnis fällt erwartungsgemäß ähnlich ernüchternd aus wie schon die beiden Vorgänger. Die Effekte sind auf höchstem Niveau, keine Frage. Das war’s dann allerdings auch schon. Die geldgeile Arroganz aus diesem 300-Seiten Buch eine Trilogie zu erschaffen, hat am Ende absolut nicht gefruchtet. Der Film hat nur noch einen einzigen Handlungsstrang: Die finale Schlacht. Für einen 2,5 Stunden langen Film viel zu wenig. Obendrein werden die Charaktere lieblos dargestellt, dass man als Zuschauer nicht mit ihnen fühlen kann: Der titelgebende Hobbit verkommt zu einer absoluten Randfigur, Orlando Blum sorgt als Legolas wieder mal für unfreiwillig komische Kampfszenen und um die dünne Geschichte weiter aufzublasen wird eine unnötige Liebesgeschichte reingequetscht, die wirklich keine Sau interessiert.

Der Zauber von Mittelerde, den Jackson mit der HDR-Trilogie erschaffen hat, wird hier maßlos mit Füßen getreten. Der Hobbit hätte als großer 3,5 Stunden Film super funktioniert. Die Entscheidung, diese Geschichte in drei lange Filme aufzuteilen, war das Todesurteil. Und so gut gemacht die Effekte am Ende auch sind – alles wirkt dann doch eher so, als würde ich vor meiner Playstation sitzen anstatt im Kino.  Alles und jeder ist computeranimiert: Die Figuren, die Umgebung und sogar eine einfache grüne Wiese fällt Jacksons Renderfarm zum Opfer. Das ist seelenlos und hat mit großartigem Geschichtenerzählen und tollen Charakteren nichts zu tun. Der Zuschauer wird durch die Effekt-Orgie lediglich geblendet und vom wesentlichen abgelenkt: Dass es sich hier nämlich um einen sehr schlechten Film handelt.

Fazit: Ein in die länge gezogener und unwürdiger Abschluss der Mittelerde-Saga im Computerspiel-Look.


USA/NZ 2014 – 144 Min.
Regie: Peter Jackson
mit Ian McKellen, Martin Freeman, Cate Blanchett
Genre: Fantasy/Abenteuer

 

THE DROP: BARGELD

dropDennis Lehane zählt zu meinen absoluten Lieblingsautoren und bis jetzt habe ich jedes Buch von ihm verschlungen. Seine Vorlagen zu Mystic River, Gone Baby Gone und Shutter Island wurden in großartige Filme verwandelt. The Drop vom belgischen Regisseur Michaël R. Roskam schafft diesen großen Wurf leider nicht ganz. An seiner Inszenierung und den Darstellern liegt es nicht. Die Atmosphäre des Films ist passend kühl und bedrohlich in Szene gesetzt. Vor allem Tom Hardy und Matthias Schoenarts schaffen es in ihren Rollen zu überzeugen. Die Story baut sich allerdings sehr schleppend auf und Spannung will auf diese Weise nie so wirklich aufkommen. Da kann selbst der kleine Twist am Ende der Geschichte nicht mehr richtig zünden. Ich war allerdings schon von der Romanvorlage nicht sonderlich überzeugt. Was mich allerdings stutzig machte: Spannungsaufbauende Schlüsselszenen aus dem Buch wurden im Film einfach nicht übernommen. Das hat dem Werk somit eher geschadet als geholfen. Hätte man diese Szenen drin gelassen, wäre es ein besserer Film geworden.

Fazit: Inszenierung und Darsteller können punkten, aber die spannungsarme Story kommt nie richtig in Gang.


USA 2014 – 106 Min.
Regie: Michael R. Roskam
mit Tom Hardy, James Gandolfini, Noomi Rapace
Genre: Thriller/Drama

 

KILL THE BOSS 2

killthebossIn Kill the Boss wollten Jason Bateman, Jason Sudeikis und Charlie Day noch ihre Chefs töten. Dieses Mal legen sie sich mit Christoph Waltz an, der sie geschäftlich über den Tisch gezogen hat. Als Rache wollen sie dessen Sohn (Chris Pine) kidnappen und Lösegeld erpressen. Der findet die Idee so gut, dass er gleich selbst mit einsteigen will.

Schon der Vorgänger war kein großer Wurf, sondern eine ziemlich normale 08/15 Ami-Komödie für zwischendurch. Kann man gucken, muss man aber nicht. Ähnlich verhält es sich mit Teil 2: Die Story ist irrelevant, aber der ein oder andere Gag schafft es dann doch die Lachmuskeln zu strapazieren. Richtige Highlights sind Chris Pine als verwöhntes reiches Söhnchen und Jennifer Aniston, die hier wieder in ihre Rolle als nymphomane Zahnärztin schlüpft und immer wieder die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet. Auch Jamie Foxx sorgt als „Motherfucka“ Jones wieder für ein paar Lacher und den ein oder anderen guten Running-Gag. Nur Christoph Waltz ist in seiner Rolle leider mehr als verschenkt – hätte man mehr draus machen können. Aber wie steht’s um die Hauptdarsteller? Jason Bateman finde ich komisch, Jason Sudeikis überbewertet und Charlie Day ist einfach nur nervig. Das gestaltet den Film streckenweise schwierig. Aber für zwischendurch ist er ok. Angucken, ein wenig lachen und danach gleich wieder vergessen.

Fazit: Kein Muss, aber ganz nett für zwischendurch.


Komödie 2014 – 108 Min.
Regie: Sean Anders
mit Jason Bateman, Jason Sudeikis, Charlie Day
Genre: Komödie

 

DAS VERSCHWINDEN DER ELEANOR RIGBY

rigbyEigentlich wollte Regisseur Ned Benson seinen Liebesfilm in zwei Teilen ins Kino bringen, mit den jeweiligen Untertiteln His und Hers. Der eine Film sollte die Geschehnisse aus der Sicht des Mannes (James McAvoy) und der andere aus der Sicht der Frau (Jessica Chastain) schildern. Harvey Weinstein sah darin kein Konzept für die Vermarktung und zwang den Regisseur einen zusammengeschnittenen Film mit dem Untertitel Them zu erstellen, der jetzt auch bei uns in den Kinos gestartet ist.

Das Ehepaar in dieser Geschichte lebt nach einem Selbstmordversuch der Frau getrennt. Sie verschwindet, er weiß nicht wo sie ist. Was vorgefallen ist und wie diese Liebe in so eine schwere Situation geraten konnte, erfährt der Zuschauer zunächst nur Häppchenweise. Der Film entwickelt sich im Verlauf zu einer tragisch schönen Liebesgeschichte mit zwei tollen Hauptdarstellern. Vor allem Jessica Chastain brilliert in ihrer Rolle als Eleanor Rigby. Aber auch die Nebenrollen können sich sehen lassen: Neben Isabelle Huppert, William Hurt und Ciarán Hinds, stachen vor allem Viola Davis und Bill Hader heraus. Der Film ist durch seine Erzählweise mit Sicherheit nicht jedermanns Sache – ich finde aber, Ned Benson ist mit seiner unkonventionellen Lovestory eine kleine Kinoperle geglückt, gespickt mit ehrlichen Dialogen und vielen Identifikationsmöglichkeiten. Der Aufbau der Geschichte soll in den Doppelfilmen übrigens nochmal ganz anders gestaltet sein. Darin erfährt man beispielsweise erst ganz am Ende, wieso die Liebe der beiden zu zerbröckeln droht. In dieser Version passiert das schon etwas früher, was auf den Zuschauer mit Sicherhet einen anderen Effekt hat. Auch sollen diverse Szenen in den Einzel-Filmen jeweils anders gestaltet sein, weil die Protagonisten diese Erlebnisse unterschiedlich wahrnehmen. Beim Gesamtfilm musste sich Benson leider bei jeder Szene für eine Fassung entscheiden. Wenn ich mal die Chance habe, werde ich mir das Werk also auf jeden Fall nochmal auf die Weise anschauen, wie es der Regisseur ursprünglich wollte.

Fazit: Unkonventionelle Lovestory mit zwei großartigen Hauptdarstellern, die zu Tränen rührt.


USA 2014 – 123 Min.
Regie: Ned Benson
mit Jessica Chastain, James McAvoy, Viola Davis
Genre: Drama

 

DIE TRIBUTE VON PANEM: MOCKINGJAY – TEIL 1

mockingjayDa haben viele Fans drauf gewartet: Da ist er endlich, der erste Teil vom dritten Teil von „The Hunger Games“ (merkt ihr was?! – Hollywood, du hast den Arsch offen!). Also auch hier haben sich die Macher entschieden auf Profit zu gehen und weiten das storyleere dritte Buch zu einem Zweiteiler aus. So bekommt der Zuschauer einen Film serviert, der lediglich aus einem immens langweiligen Setup besteht, für das was jetzt im großen Finale folgen wird. Was das sein wird, kann sich jeder geschulte Kinogänger im Schlaf vorstellen.

Ein Setup-Film muss prinzipiell ja nicht immer etwas Schlechtes sein. Bei Harry Potter hat es zum Beispiel absolut Sinn gemacht, die hochgradig komplexe Story des siebten Bandes in zwei Filme aufzuteilen. Zu viel wäre verloren gegangen oder im Film unverständlich gewesen und für mich sind die Final-Filme auch die beiden besten des ganzen Franchises. Im Fall von The Hunger Games ist die Geschichte jedoch einfach zu dünn! Der Film ist lediglich dazu da, um Katniss medial als Symbolfigur der Rebellen aufzubauen. Das ist langweilig, öde und so blöd und kindisch gemacht, dass man sich stellenweise schämt im Kino zu sitzen. Das ist ein Lückenfüllerfilm, mehr nicht. Viele Szenen werden extrem gestreckt und alles wird tot gelabert, nur damit man zwanghaft die 2 Stunden voll bekommt. Als Zuschauer fühle ich mich verarscht. Jennifer Lawrence ist trotzdem schön anzusehen, auch wenn sie hier ihre emotionsloseste und einseitigste Performance aus allen drei Teilen abliefert. Schade um Philip Seymour Hoffman, der wohl nur für die eigene Kasse hier mitgemacht hat und total unterfordert hier seinen letzten Auftritt absolviert. Der Score ist aber ganz passabel.

Fazit: Unnötig aufgeteiler Film für den Kindergarten. Taugt höchstens als Einschlafhilfe!


USA 2014 – 123 Min.
Regie: Francis Lawrence
mit Jennifer Lawrence, Julianne Moore, Woody Harrelson
Genre: Fantasy/Abenteuer

 

DUMM UND DÜMMEHR

dummIch habe den ersten Teil schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Als er rauskam, war ich alledings ein Riesenfan und hab ihn mir 4 Mal im Kino reingezogen. Also dachte ich bei der Fortsetzung – was soll’s?!

Eines vorweg: Wer sich den Film anschaut und versucht seinen niveauvollen Charakter zu halten, wird hier nicht weit kommen. Wer alledings gleich zu Beginn sein Hirn komplett ausschaltet, wird ein riesiges Gag-Feuerwerk erleben und jede Menge Spaß haben. Allein die „Story“ in der Harry und Lloyd versuchen Harrys uneheliche Tochter aufzusuchen, weil er ihre Niere braucht, ist so hohl und gleichzeitig genial. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber der derbe Humor und Charakter des ersten Film sind hier komplett wieder zu finden. Dialoge, Gags und kleine Details kommen Schlag auf Schlag und funktionieren alle einwandfrei, wenn man sich auf diesen ultraschrägen Humor einlässt. Die Grenze des guten Geschmacks wird dabei hunderte Male überschritten, aber das ist auch gut so. Jim Carrey und Jeff Daniels harmonieren dabei auch 20 Jahre später noch so gut zusammen wie damals, als hätten sie zwischenzeitlich nie etwas anderes gemacht. Die Witze und sämtliche Szenarien sind teilweise so scheiße, dass sie schon wieder gut sind. Ich muss zugeben, ich war skeptisch – aber diese Fortsetzung ist sehr gelungen und ich bin froh, dass sie gemacht wurde. Ein perfekter Film für Alkohol-Abende!

Fazit: Die Fortsetzung steht dem Vorgänger in nichts nach. Ein Highlight für Fans des derben Humors.


USA 2014 – 109 Min.
Regie: Bobby Farrelly, Peter Farrelly
mit Jim Carrey, Jeff Daniels, Kathleen Turner
Genre: Komödie 

 

NIGHTCRAWLER – JEDE NACHT HAT IHREN PREIS

nightcrawlerLouis Bloom (Jake Gyllenhaal) ist ein Kleinganove, der immer wieder versucht als ehrlicher Arbeiter Fuß zu fassen. Eines Tages wird beobachtet er, wie Sensationsreporter auf den nächtlichen Straßen von Los Angeles verstümmelte Unfallopfer filmen und das Material zum hohen Preis an den meistbietenden Nachrichten-Sender verkaufen. Louis ist sofort angefixt, kauft sich eine Kamera und stürzt sich in das nächtliche Treiben der Großstadt, um sich eine lukrative Karriere als „Reporter“ aufzubauen. Sein Ehrgeiz für die grausamsten Bilder entwickelt sich zu einem Wahn, der ihn selbst vor Gesetzesverstöße nicht zurückschrecken lässt…

Nightcrawler ist das Regiedebüt von Dan Gilroy (Bruder von Tony Gilroy), der mit seinem Erstling einen atmosphärisch dicht erzählten Thriller über die mediale Sensationsgier und die Abstumpfung unserer Gesellschaft geschaffen hat. Der Film erinnert in Gestaltung und Thematik sehr an die beiden Scorsese-Werke „Taxi Driver“ und „Bringing Out The Dead“. Jake Gyllenhaal liefert zudem als wahnsinniger Misanthrop eine der besten Performances des Jahres und seiner Karriere ab. Mir fiel tatsächlich kein einziger Schauspieler ein, der diese Rolle so treffend und auf den Punkt genau hätte spielen können, außer er selbst. Über seine SAG und Golden Globe-Nominierungen habe ich mich sehr gefreut, da sie mehr als gerechtfertigt sind. Ich hoffe, er wird in dieser Season noch öfter gewürdigt und schafft es vielleicht sogar ins finale Oscar-Line-Up. Verdient hätte er es auf jeden Fall!

Fazit: Ein düsterer Thriller mit gesellschaftskritischen Ansätzen und einem grandiosen Hauptdarsteller. Sehr sehenswert!


USA 2014 – 117 Min.
Regie: Dan Gilroy
mit Jake Gyllenhaal, Rene Russo, Bill Paxton
Genre: Thriller

 

DIE MANNSCHAFT

mannschaftDas sind so Filme, die kein Mensch braucht: Irgendein „Horst“, der mit dem DFB-Team während der WM in Brasilien verweilt, filmt die Jungs immer wieder mit seiner Handykamera. Als sich abzeichnet, dass die Deutschen das Turnier gewinnen, will der DFB aus diesem Scheiß-Material einen Kinofilm machen.

Man merkt sofort die krassen Unterschiede zu Sönke Wortmanns Sommermärchen, der seinen Film 2006 von langer Hand geplant hatte. Damals war man hautnah bei der Mannschaft dabei, konnte zuschauen, wie Poldi und Schweini sich gegenseitig neckten, wie Klinsi seine Strategie plante, wie die Fans vor Ort das Team unterstützen oder wie die Spiele große Emotionen ausgelöst haben. All das fehlt bei Die Mannschaft!

Die Nähe zu den Spielern ist nicht vorhanden, da diese hauptsächlich aus der Ferne gefilmt werden, wie sie auf ihren Handys rumtippen. Überhaupt wirkt der Kameramann den ganzen Film über, als sei er nur ein Stalker, der sich beim filmen heimlich hinter dem Baum versteckt hat und nicht bemerkt werden will. Zusätzlich wird diese Doku mit sinnlosen Zeitlupen-Sequenzen aufgeblasen und dass Adidas der Hauptsponsor des DFB ist, hat man nach 5 Minuten als Zuschauer auch sehr penetrant eingeprügelt bekommen. Informationen und Einblicke gibt es dann nur in nachträglich gedrehten Interview-Einspielern, die zum Zuschauer eigentlich noch mehr Distanz aufbauen. Die Spiele sind dann so emotionslos zusammen geschnitten und mit schlechter Musik unterlegt, dass man sich lieber den Kommentar von der ARD zu hören wünscht. Selbst beim Siegtreffer gegen Argentinien bleibt man im Kinosaal unberührt. Die Fans werden komplett ausgeschlossen und lediglich kurz ansatzweise bei der Heimkehr mit eingefangen. Ein kleiner emotionaler Hoffnungsschimmer, der aber genauso schnell wieder verpufft, wie er gekommen ist. Für uns war das vielleicht die erfolgreichere WM – aber Das Sommermärchen ist um Welten der besser Film, da er auch eine Seele besessen hat.

Fazit: Ein unfassbar langer und bescheuerter Marketing-Clip, den die Welt nicht braucht.


D 2014 – 89 Min.
Regie: Martin Christ
mit Joachim Löw, Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger
Genre: Dokumentation

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