Halfway (OT: Halfweg)

IFFMH Halfway 3


Architekt Stef (Koen De Graeve) hat es gerade nicht leicht. Er hat eine schlimme Scheidungsschlacht hinter sich und auch seine Geliebte Rebecca (Ella Leyers) hat ihn verlassen. Deshalb zieht er nun alleine in eine wunderschöne Jugendstilvilla, die er sich von seiner Abfindung leisten kann. Denn das Architekturbüro, das er zusammen mit seiner Ex-Frau Natalie (Veerle Baetens) geführt hatte, ist eigentlich im Besitz seines bisherigen Schwiegervaters. In seinem neuen Heim möchte sich Stef nun ein eigenes Büro einrichten und selbstständig, mit einigen alten Kunden die er Natalie abluchsen möchte, Karriere machen.

Es könnte also ein guter Neuanfang werden. Doch kaum ist der Möbeltransporter weg, steht plötzlich ein durchnässter Mann in Unterhose und grünem Handtuch vor Stef, der sich als Theo vorstellt, und behauptet der rechtmäßige Besitzer des Anwesens zu sein.
Stef hält Theo (Jurgen Delnaet) für einen Einbrecher und ruft die Polizei, doch als diese auftaucht ist Theo spurlos verschwunden. Nachdem die Polizisten ohne einen Anhaltspunkt wieder weg sind, steht der halbnackte Mann plötzlich erneut vor Stef und bittet ihn abermals „sein“ Haus zu verlassen. Also ruft er wieder die Polizei und das gleiche Spiel beginnt von vorne. Die Polizisten halten Stef mittlerweile für betrunken und überarbeitet und raten ihm sich professionelle Hilfe zu suchen. Doch kaum sind sie wieder los, steht auch Theo wieder vor ihm. Langsam beginnt Stef daher selbst an seinem Verstand zu zweifeln, da Theo auch auf den von ihm gemachten Fotos nicht zu sehen ist.
Denn was Stef nicht ahnen kann; Theo hat sich ein paar Monate zuvor in der Badewanne eben dieses Hauses das Leben genommen und spukt nun als Geist durch die Wohnung.
Erst langsam kommt Stef auf die Idee, dass er es hier mit einem Gespenst, einer sogenannten Entität, zu tun haben könnte. Als er diesen Schock erstmal verdaut hat, stellt sich ihm natürlich die Frage wie er den ungebetenen Gast wieder los werden kann, denn Theo will partout nicht verschwinden. Und ein selbsternannter „Geisterjäger“ bringt auch nicht den erwünschten Erfolg.
In den nächsten Tagen machen sich beide daher gegenseitig das Leben zur Hölle. Theo, der die gesamte Elektrik im Haus beeinflussen kann, stellt Stef den Strom ab oder lässt nachts die Stereo-Anlage auf voller Lautstärke laufen. Doch Stef bleibt hartnäckig und zieht sogar in ein Zelt direkt vor der Eingangstür. Denn er hat herausgefunden, dass Theo das Haus nicht verlassen kann. Alle anderen halten ihn aber mittlerweile für übergeschnappt oder machen sich über ihn lustig. Natalie, die vorbeikommt und um letzten Papierkram zu erledigen, Rebecca, die ihm unter die Nase reibt, dass sie fortan in Natalies Firma mitarbeiten wird und Max (Herwig Ilegems), ein alter gemeinsamer Freund und Kunde, der aber in Zukunft auch im Kundenstamm von Natalie bleibt.

Stef ist daher irgendwann doch kurz davor klein bei zu geben. Das ändert sich allerdings schlagartig als die junge hübsche Julie (Evelien Bosmans) bei ihm aufkreuzt, die vorgibt bei ihm anfangen möchte zu arbeiten, sich jedoch schnell als Theos Tochter herausstellt, die nie über den Tod ihres Vaters hinweggekommen ist, da er noch nicht mal einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte. Julie kann ihren toten Vater übrigens nicht sehen und hören. Stef nutzt deshalb die sich ihm bietende Gelegenheit und gibt vor die Kleine zu verführen, um Theo auf diese Weise dazu zu bringen, ihn endlich in Frieden zu lassen. …

IFFMH Halfway 2

Geoffrey Enthoven hat mit „Halfway“ erneut eine grandiose Komödie geschaffen. Man kann den Film wohl am besten als modernen Geister-Buddy-Movie bezeichnen. Und auch wenn er natürlich an Genre-Vorbilder wie „Käpt’n Blackbeards Spuk-Kaschemme“ oder „Das Gespenst von Canterville“ erinnert, hat man so eine Geschichte bisher noch nicht auf der großen Leinwand bestaunen dürfen.
Inszenatorisch ist Enthoven ein kleines Meisterwerk geglückt. Er schießt ein wahres Gag-Feuerwerk ab, bei dem auch alle Pointen zünden. Besonders das Sich-Hochschaukeln der gegenseitigen Bemühungen einander aus dem Haus zu vertreiben gehört mit zum lustigsten was man als Zuschauer in den letzten Jahren zu Gesicht bekommen durfte. Intelligenter Humor in bester Slapstick-Manier.
In einer Zeit, in denen die meisten (sogenannten) Komödien leider nur unlustig und nervtötend sind, daher ein echter Lichtblick.

Die Schauspieler agieren allesamt auf höchstem Niveau, besonders Jurgen Delnaet als Hausgeist, sowie Koen De Graeve als verzweifelter Yuppie-Anwalt tragen den Film und besitzen zusammen eine absolut perfekte Chemie.
Der Film ist aber nicht nur ein reines Komik-Festival, sondern hat auch seine ruhigen und nachdenklichen Momente, vor allem in den Szenen mit Evelien Bosmans.

Wer auf intelligente und spannende Komödien steht sollte sich „Halfweg“ unbedingt mal anschauen, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt. Ob es zu einem Kinorelease bzw. einer DVD-Veröffentlichung in Deutschland kommen wird ist bisher leider noch nicht bekannt. Die Story ist es aber definitiv wert gesehen zu werden und dürfte auch weltweit funktionieren.
Und im Zweifelsfall kann man ja auch mal auf ein US-Remake hoffen.
Ich sehe jedenfalls schon deutlich einen entsprechenden Film mit Bradley Cooper, Zach Galifianakis, Mia Wasikowska und Scarlett Johansson in den Hauptrollen vor mir. 🙂


Belgien – 2014 – 1Std. 15 Min.
Regie: Geoffrey Enthoven
mit Koen De Graeve, Jurgen Delnaet, Evelien Bosmans, Ella Leyers, Herwig Ilegems, Veerle Baetens & Gilles De Schrijver
Genre: Fantasy-Komödie

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