„…Expelliarmus…“ – Die entwaffnende Harry-Potter-Filmreihe (2001 – 2011)

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Man muss sich den Umstand für einen Moment auf der Zunge zergehen lassen, dass „Harry Potter Und Der Stein Der Weisen“ im Jahr 1997 mit einer Startauflage von gerade einmal unrühmlichen 500 (!) Exemplaren erstveröffentlicht wurde, die Autorin mittlerweile jedoch zur ersten Milliardärin im literarischen Arbeitsbereich geworden ist. Dass aus der Erzählung um den legendären, jungen Zauberschüler mit der Blitznarbe, der sich über Jahre gegen die dunklen Künste zu behaupten hat und dabei zu sich selbst findet, ein derartiger, generationsprägender Hype erwachsen würde, hat die von einem Dutzend an Verlagen abgelehnte Joanne K. Rowling sich womöglich nicht einmal in ihren kühnsten Tagträumen ausmalen können. Allein in Deutschland wurden 35 Millionen Potter-Bücher verkauft, und das insgesamt 4300 Seiten umfassende Werk mit starkem Polarisierungscharakter wurde inzwischen in rund 70 Sprachen übersetzt. Mein Fanstatus dürfte sicherlich auch damit zusammenhängen, dass die Zauberschüler anfänglich exakt in meinem Alter gewesen sind und ich sozusagen parallel zu ihnen aufgewachsen bin. Leider musste ich jedoch vergeblich auf einen Brief aus Hogwarts warten… 🙂

Ungefähr zeitgleich zur Herausgabe des vierten Bandes startete auch der beeindruckende Durchbruch von „Harry Potter“ auf der globalen Kinoebene. Annähernd 1,1 Milliarden US-$ verschlang das über zehn Jahre unter größtmöglichem Ressourcenaufwand realisierte Projekt, wofür 5000 Möbelstücke, 600 Szenenbilder und 3000 Zauberstäbe gefertigt wurden und neben 1200 Statisten insgesamt 5000 Beteiligte von Nöten waren. Der Bahnhof von King’s Cross oder die Oxford-University sind zu regelrechten Pilgerstätten für alle frenetischen Potter-Fans geworden, inzwischen eröffneten Museen in mehreren Staaten und die charakteristische Filmmusik dürfte der Mehrheit bekannt sein. Speziell die Besetzung ist grandios, denn nahezu jeder, der auf der britischen Insel im Theater- und Filmgeschäft Rang und Namen hat, war zumindest in einer Nebenrolle beteiligt. In der Summe spielte man rund 7,685 Milliarden – also exakt das Siebenfache wieder ein, was die Oktologie mit großem Abstand und noch vor „James Bond“, „Star Wars“ und der „Mittelerde“-Saga zur finanziell erfolgreichsten Filmreihe der Geschichte avancieren ließ, von der jeder einzelne Teil unter den Top-50 der erfolgreichsten Werke rangiert. Dieser pekuniären und öffentlichen Sensationswirkung steht leider eine relativ geringe Anzahl an gewonnenen Preisen gegenüber. Für alle acht Teile regnete es zwar 28 BAFTA-Nominierungen – sieben davon entfielen auf den allerersten Film – respektive drei Siegen sowie zwölf Oscar-Nominierungen in technischen Kategorien. Bekanntermaßen und tragischer Weise konnte keine einzige Nennung in einen Sieg umgemünzt werden, was mir bis heute Schmerzen bereitet und Unverständnis auslöst.

Die Komplexität und Lebensrelevanz der fantastischen Romane zu beherzigen und dennoch die magischen, wenngleich logisch arrangierten Charakteristika für die Leinwandadaption nicht aus den Augen zu verlieren, ist wahrlich kein leichtes Unterfangen gewesen und hätte genauso leicht scheitern oder rasch ermüdend ausfallen können. Dass mit Columbus, Cuarón, Newell und Yates vier verschiede Regisseure im Zuge der Leinwandrealisierung am Werk waren und stets eng mit Rowling zusammenarbeiteten, erwies sich für die Entwicklung der Geschichte größtenteils als narrativer und für Abwechslung sorgender Vorteil. Nachdem ich vor längerer Zeit den finalen Part bereits hinlänglich analysiert und als Meilenstein deklariert habe, ist es nun endlich an der Zeit, auch die übrigen sieben Verfilmungen genauer unter die Lupe zu nehmen, auch wenn bereits jetzt enthüllt sein soll, dass diese aus meiner Sicht punktuell verhältnismäßig dicht beieinander liegen.

Harry Potter Und Der Stein Der Weisen (OT: Harry Potter And The Philosopher’s Stone)

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Unter der Verantwortung des Familienfilm-Regisseurs Chris Columbus nahm die außergewöhnliche, globale Erfolgsgeschichte um den an seinem 11. Geburtstag aus der „Muggelwelt“ gerissenen und an die „Hogwarts-Schule zur Hexerei und Zauberei“ aufgenommenen, ausnahmslos allen Magiern bekannten Harry Potter ihren eindrucksvollen Anfang. Allein in Deutschland strömte eine heutzutage nicht mehr annähernd dem Regelfall entsprechende Anzahl von 12,5 Millionen Menschen in die Kinosäle, was den ersten Teil zum meistgesehenen Film des gesamten Jahrzehnts werden ließ. Drei euphorische Besuche entfielen dabei auf mich. Obschon ich den Impuls zur Lektüre der Romane erst ungefähr zeitgleich zur Trailerveröffentlichung erhielt, hat es mich überrascht, dass ich mir die meisten der zauberhaften Szenarien sowie sympathischen, teilweise äußerst skurrilen Charaktere in meiner kindlichen Fantasie nahezu übereinstimmend vorgestellt hatte, was vordergründig den reizvollen Charme des Auftakts begründet, der einen sofort in das mystische, entdeckungsreiche, farbenfrohe und abenteuerliche Potter-Universum involviert.

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„Der Stein der Weisen“ wurde abgesehen von wenigen Sequenzen, die aus Gründen der unausweichlichen Raffung der Schere zum Opfer fielen, in der Tat bis ins kleinste Kapitel buchstabengetreu und auf den Dialog genau umgesetzt – so konsequent wie in keinem anderen Teil. Wegen der dankbaren Vorlage blieb sicherlich wenig Raum für die Einbringung eigener Handlungselemente, dennoch finden wir sowohl im Buch als auch in der Leinwandadaption eine überaus gelungene Synthese von zauberhafter, angemessen düsterer Stimmung, betörender Ausstattung, mitreißender Tricktechnik, anreizenden Drehorten in England und Schottland sowie plausibler Figurencharakterisierung, die es dem Publikum ermöglicht, sich in adäquat in die Geschichte einzufinden und auf dieser Entdeckungsreise das Gleis 9¾, die Quidditch-Regeln, magisches Naschwerk, die vier Häuser von Hogwarts und den Spiegel Nerhegeb kennenzulernen. Gleichwohl werden in selbem Maße existenzielle, emotionale Motive wie Sehnsucht, Neid, Vergangenheitsbewältigung, unstillbarer Wissensdurst und die schrittweise Entstehung von Freundschaft zwischen Harry, Ron und Hermine nachvollziehbar wie unterhaltsam erläutert. Speziell die Szenen in der liebevoll gestalteten Winkelgasse gleichen überdies einer visuellen Reizüberflutung, während die Inszenierung generell geprägt von auffallend wenigen Schnitten und einer vertikalen, erhöhten und deswegen effektvollen Kameraausrichtung ist. Insbesondere die Sequenz rund um das Zauberschachspiel halte ich nach wie vor für besonders bahnbrechend, während die von Seiten der Academy übergangenen Effekte insgesamt bereits im ersten Anlauf sehr reell wirken, insbesondere, was die zahlreichen Fabelwesen anbetraf, doch die jüngeren Zuschauer werden andererseits auch nicht überfordert. Darüber hinaus führte die evozierte Festlegung von Professor Snape als mutmaßlichen Bösewicht dazu, dass speziell der spannungsreiche Schluss zu überraschen vermag. Hinzu kommt ferner die unbeschreibbar geniale Musik der Filmmusiklegende John Williams, dessen „Hedwig“-Thema rasch zu einer kennzeichnenden Erkennungsmelodie der Reihe avancierte.

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Bezüglich der Darsteller beharrte die fortwährend auf das Drehbuch einflussnehmende Buchautorin darauf, ausschließlich Briten zu engagieren, was als großes Glück angesehen werden muss. Wenngleich Daniel Radcliffe seinen hart umkämpften Part bereits bei der Premiere gut gemeistert hat, muss man anmerken, dass seine Klassenkameraden Emma Watson, Rupert Grint und der zuvor an der Seite von Jodie Foster aufgetretene Tom Felton in der Rolle des schmierigen Draco Malfoy ihm stellenweise durch ihr charmantes Agieren gelegentlich die Show stahlen, dennoch identifiziert man sich mit seinem jungen Charakter, der unverhofft in ein unverhofftes, lebenseinschneidendes Abenteuer gerät. Ansonsten sind es jedoch vor allem die gut aufgelegten Darsteller wie Maggie Smith, Robbie Coltrane, Richard Harris, Ian Hart und natürlich den anbetungswürdigen Alan Rickman – auf Letzteren hatte Rowling im Zuge des Castings mit Vehemenz bestanden – in den Rollen der Hogwarts-Professoren sowie John Hurt, Richard Griffiths, John Cleese und Fiona Shaw, die den Film mit ihrem souveränen, routinierten Können uneingeschränkt bereichern konnten.

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Unglücklicherweise mussten der „erste Potter“ und der Auftakt von Jacksons dreizehnfach oscarnominierten Mittelerde-Epos miteinander bei Preisverleihungen konkurrieren, was eindeutig unter der Kategorie „Dumm gelaufen“ verbucht werden muss, weil beide qualitativ auf ähnlich herausragendem Level anzusiedeln sind. „Harry Potter Und Der Stein Der Weisen“ wurde für immerhin drei Oscars nominiert, ebnete den Weg für all die unterhaltsamen, bezaubernden Nachfolgewerke und muss daher als zeitloser, visionärer und obendrein familiengerechter Auftakt erachtet werden, der nicht umsonst schon jetzt als Genreklassiker gilt und deswegen einen kleinen punktuellen Bonus erhält. Entgegen des von Harrys stereotypen Onkel gesagten Satzes wurde einem Millionenpublikum auf Anhieb vor Augen geführt, dass es Magie vielleicht tatsächlich gibt. Insbesondere Theologen schlugen Alarm, weil sie aus dem klar separierten Kampf zwischen Gut und Böse okkultistisch-satanistische Tendenzen herauslasen, doch das halte ich nach wie vor für kompletten Nonsens, denn dies würde dann auf alle übrigen Märchenstoffe ebenfalls zutreffen.

UK / USA 2001 - 152 Minuten Regie: Chris Columbus Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Robbie Coltrane, Richard Harris, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Ian Hart, Richard Griffiths, Fiona Shaw, Matthew Lewis, John Cleese, Warwick Davis, Harry Melling, John Hurt
UK / USA 2001 – 152 Minuten
Regie: Chris Columbus
Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Robbie Coltrane, Richard Harris, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Ian Hart, Richard Griffiths, Fiona Shaw, Matthew Lewis, John Cleese, Warwick Davis, Harry Melling, John Hurt

Harry Potter Und Die Kammer Des Schreckens (OT: Harry Potter And The Chamber Of Secrets)

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Fast auf den Tag genau ein Jahr nach Veröffentlichung des ersten Teils, erschien „Harry Potter Und Die Kammer Des Schreckens“, in dem es um eine von einem der ursprünglichen Schulgründer geschaffenen, versiegelten Raum geht, die eine monströse, nach Jahrzehnten wieder ihr Unwesen treibende Kreatur beherbergt. Harry wird aufgrund seiner Fähigkeit, mit Schlangen zu sprechen, von vielen für den Erbe Slytherins gehalten und erfährt dadurch auf der Suche nach der Lösung des Rätsels sowohl Ausgrenzung als auch Rückhalt. Weil das Produktionsteam unverändert blieb, wurde schnell ersichtlich, dass man sich eher Kontinuität als dramaturgische Weiterentwicklung als Ziel anvisiert hat und die vierzehn Jahre alte Literaturverfilmung letztlich als substantieller Familienfilm durchgeht.

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Abgesehen von wenigen vermeidbaren Längen sowie Schnittfehlern, die einem aber auch wirklich nur dann auffallen, wenn man eine wiederholte Sichtung vornimmt, kann man an der Gestaltung erneut absolut nichts beanstanden, schließlich bilden Kostüme, die akribisch geformten Masken und Kulissen sowie musikalische Variationen wiederum eine ästhetische, homogene, gleichermaßen geheimnisvolle und an den Auftakt anknüpfende Einheit. Durch die gut platzierten Zeitsprünge inmitten des Schulalltages werden dem Zuschauer weitere, spannende, plausible und vielschichtige Details aus den Lebensgeschichten der Protagonisten eröffnet, während die Inszenierung entscheidend vom gelungenen Mittelweg zwischen düsteren, nachdenklichen und urkomischen Sequenzen lebt sowie speziell von der Gegenüberstellung von ebenjenen Farben, die sinnbildlich für die Häuser Gryffindor und Slytherin stehen. Die Freundschaften verfestigen sich ebenso wie die zuvor angedeuteten Antagonien und die Charakterisierung des Dunklen Lords, während der gutherzige Hauself Dobby einem bereits nach wenigen Augenblicken ans Herz wächst. Des Weiteren wird mithilfe der Einbringung der ungleichen Akzeptanz von Rein-, Halb- und so genannten „Schlammblütern“ indirekt, jedoch für jüngere Zuschauer äußerst nachvollziehbar Kritik an Rassismus und mangelnder Toleranz geübt, sodass der Bogen zwischen Realität und Fiktion genau wie in der originalgetreu umgesetzten Vorlage gewahrt bleibt.

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Wieder ist es in erster Linie Emma Watson, welche die beste und amüsanteste Performance aller jungen Schauspieler zeigte, doch auch dem Zusammenspiel von Radcliffe und Grint sieht man erneut sehr gern zu. Wertvolle Neuzugänge innerhalb des Ensembles bildeten Jason Isaacs in der Rolle des Lucius Malfoy, der einem durch seine eisige Präsenz jedes Mal aufs Neue die Nackenhaare hochstehen lässt sowie nicht zuletzt Kenneth Branagh, der als selbstverliebter Scharlatan Gilderoy Lockhart vollends überzeugte. Seine einmalig vorkommende, unterhaltsame Rolle war ihm nicht nur wie auf den Leib geschrieben, sondern stellte überdies laut Angaben Rowlings die einzige Figur dar, welche vollständig einer realen Person nachempfunden wurde.

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Letztlich fiel „Die Kammer des Schreckens“ eine Spur dunkler und erzählerisch verschlungener, aber in der Gesamtheit wegen seiner stilistischen Gleichartigkeit etwas schwächer als der Reihenstart aus, doch speziell die herzergreifende Schlussszene bildet einen würdigen Abschied für den großen Richard Harris, der mit der Verkörperung von Albus Dumbledore seine Karriere krönte und nur wenige Tage vor der Weltpremiere seinem schweren Krebsleiden erlag. Obschon der Film insgesamt nicht mehr uneingeschränkt erfrischend und neuartig daherkommt und man Columbus vielleicht anlasten könnte, dass er sich zu sehr auf den vorangegangenen Erfolg verlassen hat, muss er dennoch vor allem im Lichte einer genreübergreifenden Parabel für Loyalität und Freundschaft angesehen werden, die gestaltungsbezogen durch seine Stilsicherheit auf ganzer Linie punkten kann und vor allem ein weiteres Mal Heranwachsende begeistern dürfte. Zumindest BAFTA-Nominierungen in drei Kategorien waren der angemessene Lohn für Teil 2.

UK / USA / D 2002 - 153 Minuten Regie: Chris Columbus Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Robbie Coltrane, Richard Harris, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Kenneth Branagh, Julie Walters, Jason Isaacs, Bonnie Wright, Christian Coulson, David Bradley, Gemma Jones
UK / USA / D 2002 – 153 Minuten
Regie: Chris Columbus
Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Robbie Coltrane, Richard Harris, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Kenneth Branagh, Julie Walters, Jason Isaacs, Bonnie Wright, Christian Coulson, David Bradley, Gemma Jones

Harry Potter Und Der Gefangene von Askaban (OT: Harry Potter And The Prisoner Of Azkaban)

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Spätestens im Zuge des dritten, mit einiger Verspätung veröffentlichten Streich der Saga endet die bisherige Phase des familienkompatiblen Potter-Films abrupt. Columbus, der zwei zauberhafte Episoden inszenierte, wäre für die nun folgende Entwicklung schätzungsweise ohnehin keine qualifizierte Wahl gewesen, denn im Zuge der Fertigung von „Harry Potter Und Der Gefangene Von Askaban“ hat es eines Paradigmenwechsels bedurft, um des düsteren und komplexen Handlungsgefüges adäquat gerecht werden zu können, sodass die Altersfreigabe der Leinwandadaption korrekter Weise auch auf 12 Jahre erhöht wurde. In Harrys drittem Schuljahr steht der Ausbruch des als mutmaßlicher Serienmörder und Verräter von Lily und James Potter verurteilten, in Askaban inhaftierten Sirius Black im Mittelpunkt, sodass die Sicherheitsvorkehrungen mithilfe von Dementoren rund um die Schule verschärft werden und Harry und seinen Freunden erneut Gefahr bevorsteht. Cuaróns Leistung als Regisseur besteht vor allem darin, sich unverkennbar von der vormals identisch am Roman orientierten Erzählweise zu entfernen und sich stattdessen in fokussierender Weise auf einzelne, essentielle Versatzstücke des 450-Seiten-Romans zu konzentrieren.

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Trotz der drastischen Kürzung hat man das Gefühl, dass keine der für den Fortgang der Geschichte bedeutsamen Stationen weggelassen worden ist und dennoch Raum für intensivere Zwischentöne wie die Entstehung einer Vater-Sohn-ähnlichen Beziehung zwischen dem deutlich rebellischer auftretenden Harry und Professor Lupin blieb. Generell hat man die Story aus der Perspektive eines Pubertierenden mit beinahe mystischer Ambition verbunden, wenngleich im Gegenzug nicht alle der Gags eine Punktlandung erzielen und die Atmosphäre an einigen Stellen fast schon zu kühl erscheint. Für den Zuschauer, der nicht mit den Büchern versiert ist, dürfte der anspruchsvolle Teil 3 vermutlich am schwersten nachvollziehbar sein, was jedoch eher ein Qualitätsmerkmal darstellt. Neben der Erweiterung des Schulcampus auf Orte wie die „Heulende Hütte“ und das bunte Dorf „Hogsmeade“ finden wir weitere Einschnitte in Bezug auf die Melodien mit unverkennbar mittelalterlichem Flair, doch auch die ethnische Zusammensetzung der Schülerschaft wurde erweitert, während die Effekte eine Optimierung erfuhren, was nicht zuletzt die Werwolf-Transformation und die Szenen rund um den „Patronus-Zauber“ beweisen. Als besonders gelungen muss zudem die optische und inhaltliche Stilisierung der Zeit zur symbolischen Größe angesehen werden sowie das für Cuarón-Werke äußerst typische, elegant fotografierte, gleichermaßen spannungsgeladene Spiel mit Licht und Schatten.

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Zur erhalten gebliebenen, erneut überzeugenden Darstellerriege – speziell Radcliffes Ausdruckskraft hat sich gesteigert – gesellte sich im dritten Film eine ganze Flut an brillanten, britischen Akteuren sowie Gastschauspielern hinzu. Neben Emma Thompson als schrullige Lehrerin für Wahrsagen, David Thewlis in der Rolle des Remus Lupin und dem in der Tat sehr tierähnlich agierenden Timothy Spall brilliert vor allem Gary Oldman als Sirius Black. Über die durch den Tod von Harris notwendig gewordene Neubesetzung durch Michael Gambon war ich vor zehn Jahren anfangs nicht sonderlich glücklich, aber schnell stellte sich heraus, dass sein Engagement in den nachfolgenden Werken letztlich als ausgesprochener Glückfall deklariert werden muss, da er seiner Figur Tiefe, Liebenswürdigkeit und Souveränität verlieh.

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Unglücklicherweise war gerade der in vielerlei Hinsicht inspirierende, dritte Teil schlussendlich derjenige, der den wenigsten finanziellen Erfolg einbrachte, wohl aber muss man ihn als den ansehen, welcher die persönliche Handschrift des Regisseurs am augenscheinlichsten repräsentiert und die Reihe vor dem Verweilen auf kindlichem Niveau bewahrt hat und Neugier auf das noch Folgende weckte. Entgegen vieler Fanmeinungen erachte ich ihn zwar nicht als den besten der acht Filme, zweifelsohne jedoch hat er den Vorgänger bei Weitem übertroffen.

UK / USA 2004 - 136 Minuten Regie: Alfonso Cuarón Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Gary Oldman, David Thewlis, Robbie Coltrane, Michael Gambon, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Emma Thompson, Julie Christie, Richard Griffiths, Pam Ferris, Mark Williams, Timothy Spall
UK / USA 2004 – 136 Minuten
Regie: Alfonso Cuarón
Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Gary Oldman, David Thewlis, Robbie Coltrane, Michael Gambon, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Emma Thompson, Julie Christie, Richard Griffiths, Pam Ferris, Mark Williams, Timothy Spall

Harry Potter Und Der Feuerkelch (OT: Harry Potter And The Goblet Of Fire)

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Nachdem Cuarón frühzeitig bekanntgab, für eine weitere Potter-Verfilmung nicht zur Verfügung zu stehen, fiel die überraschende Regiewahl auf Mike Newell, der erst kurz zuvor die Romanze „Mona Lisas Lächeln“ gedreht hatte. Mit dem bis dato höchsten Budget nahm er sich des bedeutsamen Parts an, in dem es um das „Trimagische Zauberturnier“ und die damit in direkter Relation stehende Rückkehr des Dunklen Lords geht. Folglich beginnt für die inzwischen 14-jährigen Protagonisten ein dunkles Zeitalter voll von alles verändernden Erkenntnissen, Verwirrspielen und nervenaufreibenden Wendungen. Der bereits im Jahr 2000 veröffentlichte, 750 Seiten starke Roman „Harry Potter Und Der Feuerkelch“ brachte für die Verfilmung, an die ich zuvor hohe Erwartungen gestellt habe, somit einige Herausforderungen mit sich, denen man größtenteils, wenn auch nicht allumfassend erfolgreich begegnete.

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Dass der titelgebende Feuerkelch eher eine Randnotiz einnimmt, fiel mir schon beim Lesen des Romans auf, ist aber deswegen kein Störfaktor, weil man den, sich daraus entspinnenden, drei Aufgaben des magischen Wettstreits, an dem Harry ungewollt teilnehmen muss, spannungsreich gerecht geworden ist. Jedoch wurden einige, nicht ganz unwichtige Szenen demgegenüber weggelassen oder aber beinahe übereilt abgearbeitet, wohingegen insbesondere dem pubertären Handlungsstrang ein (zu) hoher Stellenwert zugemessen wurde. Im Angesicht der erstmals personifizierten Gefahr wurde es beispielsweise für wesentlicher erachtet, wen Harry und seine Freunde auf den Weihnachtsball einladen und wie sie Tanzerfahrungen sammeln – eine eigens für den Film hinzugefügte Sequenz, die zwar unterhält, aber zu viel Raum einnimmt. Allgemein springt man gelegentlich recht abrupt von komödiantischen und dramatischen Augenblicken hin- und her, obschon dies andererseits für ein hohes Maß an Abwechslung sorgt. Auf musikalischer Ebene weiß man ein weiteres Mal durchaus zu überzeugen, doch leider kann man inmitten der Untermalung von Patrick Doyle von den ursprünglichen Klängen nur relativ wenig zu wiedererkennen, im Gegenzug stellt speziell das Kostümdesign das vielfältigste der bisherigen Episoden dar und auch die übrigen Gestaltungsbausteine befriedigen vor allem das Auge in vollem Umfang. Die unerwartet schonungslos arrangierte Wiederauferstehungsszene von Voldemort auf dem Friedhof der Riddles bildet den dramaturgisch uneingeschränkten Höhepunkt des vierten Teils und lässt das Publikum urplötzlich verstehen, warum die komplette Zauberwelt sich davor fürchtet, auch nur den Namen des dunklen Magiers laut auszusprechen. Vor allem das abschließende Drittel strotzt vor anmutigen Elementen aus der Horrorsparte und sollte Grundschulkindern in jedem Falle vorenthalten werden. Des Weiteren muss auch die Erschaffung des bis heute größten Unterwasser-Sets der Filmgeschichte mit lobenden Worten bedacht werden.

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Während die für die überdrehte Sensationsreporterin engagierte Miranda Richardson, Brendan Gleeson und der für die Rolle des diabolischen Antagonisten prädestinierten, furchterregend realistischen Ralph Fiennes das Ensemble durch ihr Dazukommen enorm bereicherten, agierten viele der Schüler aus Durmstrang und Beauxbatons, beispielsweise Clémence Poésy, für meinen Geschmack leider eine Spur zu blass. Dennoch war die darstellerische Chemie aller inzwischen eingeschworenen Beteiligten wiederum einer der größten Vorzüge der Verfilmung und insbesondere Radcliffe und Gambon zeigten neue Facetten in ihren zunehmend multidimensional gezeichneten Rollen.

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Aufgrund der Stellung als inhaltlicher Wendepunkt der Serie ist „Der Feuerkelch“ vielleicht sogar in schriftlicher Form am interessantesten und brilliert auf der Leinwand mithilfe einer fast schon psychotischen Schlussphase und einer prachtvollen Ausstaffierung, letzten Endes jedoch enthält er einige drehbuchbezogene Unzulänglichkeiten und muss daher als das aus meiner Sicht schwächste Stück der gesamten Reihe bezeichnet werden, dem es am „gewissen Etwas“ des Vorläufers fehlt, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass es sich nicht ebenfalls um ein sehenswertes Spektakel handelt.

UK / USA 2005 - 151 Minuten Regie: Mike Newell Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Brendan Gleeson, Ralph Fiennes, Robbie Coltrane, Michael Gambon, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Robert Pattinson, Stanislaw Janewski, Clémence Poésy, Miranda Richardson, Timothy Spall, Frances de la Tour, Jason Isaacs
UK / USA 2005 – 151 Minuten
Regie: Mike Newell
Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Brendan Gleeson, Ralph Fiennes, Robbie Coltrane, Michael Gambon, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Robert Pattinson, Stanislaw Janewski, Clémence Poésy, Miranda Richardson, Timothy Spall, Frances de la Tour, Jason Isaacs

Harry Potter Und Der Orden Des Phönix (OT: Harry Potter And The Order Of Phoenix)

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Interessanterweise folgte unmittelbar auf den leicht schwächelnden „Feuerkelch“ die aus meiner Sicht zweitbeste aller acht Verfilmungen, welche nicht nur der hervorragenden Vorlage weitaus mehr als gerecht wird, sondern vor allem durch eine umwälzende Herangehensweise, atmosphärische Dichte, ein tiefgreifendes Maß an gereifter Emotion und die Konzentration auf nachdenkliche Zwischentöne zu überzeugen weiß, was insbesondere den implizierenden Identifikationsgrad erhöht. Nachdem der dunkle Lord wieder humane Gestalt angenommen hat, seine alten Gefolgsleute durch die Befreiung aus Askaban um sich schart, tut das Zauberministerium indes alles, um dessen Rückkehr zu vertuschen und die heile Welt um jeden Preis aufrechtzuerhalten. Um den zu erwartenden Gefahren dennoch gewappnet zu sein, gründen Harry und seine Kameraden „Dumbledores Armee“ und stellen sich schlussendlich der Konfrontation mit ihren Ängsten, indem sie auf eigene Faust nach der für den Sieg über Voldemort bedeutungsvollen Prophezeiung suchen…

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Obschon dieser Band mit weit mehr als 1000 (!) Seiten Rowlings eindeutig längstes Werk bildet, ist es David Yates, der seitdem die Regie für alle vier, nachfolgenden Teile übernahm, hervorragend gelungen, kein einziges substantielles Kapitel unberücksichtigt zu lassen. In diesem hochspannenden Gefüge idealer Länge entspinnt sich neben der zielgerichteten, stufenweisen Dramaturgie einerseits die Relativierung von Elternidealen (innerhalb der „Okklumentik“-Sequenz) oder die Erkenntnis, dass jeder Mensch eine dunkle Seite besitzt besonders eindringlich, andererseits aber auch wie die anschwellenden Selbstzweifel der Hauptfigur und die Auseinandersetzung mit dem Tod geliebter Menschen. Eine stilistische, gewinnbringende Eigenart stellte es dar, dass bis dato unbekannte Information vermehrt in Form von Zeitungsartikeln und Rückblenden präsentiert wurden und sich der zuvor forcierte Humor diesmal der inhaltlichen Düsterheit stringent unterordnete. Das erste und einzige Gefecht zwischen Dumbledore und dem dunklen Lord in den Hallen des pompös bebilderten Ministeriums muss schlichtweg als Sensation innerhalb der Fantasy-Sparte angesehen werden, denn dieses fesselt sowohl visuell als auch dramaturgisch trotz seiner Kompaktheit, ohne dabei in häufig an der Tagesordnung stehende Heroisierungen abzugleiten. Des Weiteren zeichnet sich die rasante Story durch abwechslungsreiche Musik, atemberaubende Bilder, elegant-schattierte Szenerien, eine brillante Kamera- und Schnittarbeit, farbsymbolistische Tendenzen sowie eine zart geschilderte Liebesgeschichte, mit der man es aber glücklicherweise nicht übertrieben hat, aus.

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Anhand des fünften Parts hätte ich erstmals Darstellernominierungen wahrhaftig für angemessen und wünschenswert erachtet, denn einerseits liefert das Ensemble einen überaus veritablen Gemeinschaftserfolg, während insbesondere die als unvergleichbar ekelhafte Ministeriumsbeauftragte Dolores Umbridge besetzte Imelda Staunton sowie Michael Gambon authentisch-intensive Höchstleistungen offerieren. (Dass die Academy grundsätzlich empfänglich dafür ist, Gattungsvertreter auch in Schauspielkategorien zu nominieren, wissen wir ja seit der Nennung von Ian McKellen.) Und auch Emma Watson, Daniel Radcliffe, Gary Oldman, Jason Isaacs und Ralph Fiennes zeigen erneut expressive Auftritte, denen man sich nicht entziehen kann. Die angesprochenen, wohldosiert humoristischen Nuancen gehen vor allem auf das Konto des erfrischenden Neuzugangs Evanna Lynch in der Rolle der rätselhaften, aber liebenswerten Luna Lovegood. Mit unbändiger Spannung habe ich dagegen die Premierenvorstellung der treuesten Dienerin des dunklen Lords erwartet, die mich schon im Buch sowohl abgestoßen als auch fasziniert hat, und zwar Bellatrix Lestrange, verkörpert durch die Helena Bonham Carter, die trotz kurzer Screentime eine furchteinflößende, erwartungsbefriedigende Performance.

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„Der Orden Des Phönix“ gefiel mir summa summarum wohl zum Erscheinungszeitpunkt am besten von allen Harry-Potter-Filmen, weil der zugrunde liegende Roman und der Film trotz ihrer unterschiedlichen Perspektivierungen qualitativ ebenbürtig sind und letzten Endes ein packender, spannender Genremix entstanden ist, der sowohl das Auge erfreut als auch den Geist bewegt. Warum Yates‘ erster Streich nicht eine einzige Oscarnominierung erhalten hat, empfinde ich deswegen nach wie vor als mittelschweren Skandal, denn für mich stellt er einen der besten Werke des Jahres 2007 dar, welcher zu Recht das Sechsfache seiner immensen Kosten wieder einspielte.

UK / USA 2007 - 133 Minuten Regie: David Yates Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Michael Gambon, Ralph Fiennes, Helena Bonham Carter, Imelda Staunton, Robbie Coltrane, Maggie Smith, Gary Oldman, Alan Rickman, Tom Felton, Evanna Lynch, Katie Leung, Richard Griffiths, Jason Isaacs, Julie Walters, Robert Hardy
UK / USA 2007 – 133 Minuten
Regie: David Yates
Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Michael Gambon, Ralph Fiennes, Helena Bonham Carter, Imelda Staunton, Robbie Coltrane, Maggie Smith, Gary Oldman, Alan Rickman, Tom Felton, Evanna Lynch, Katie Leung, Richard Griffiths, Jason Isaacs, Julie Walters, Robert Hardy

Harry Potter Und Der Halbblutprinz (OT: Harry Potter And The Half-Blood-Prince)

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Im Falle des sechsten Potter-Films namens „Harry Potter Und Der Halbblutprinz“ schieden sich speziell unter eingefleischten Fans der Buch- und Filmreihe gleichermaßen die Geister, denn nach einem Blick auf verschiedene Bewertungsportale fiel mir auf, dass die Rezensionen sich außergewöhnlich zwischen den Extremen bewegen. Aufgrund einer Vielzahl von szenischen Abwandelungen der Romanhandlung verließen im Sommer 2009 einige Zuschauer enttäuscht den Kinosaal und ich muss zugeben, dass ich mich damals zu ihnen gezählt habe. Nach mehrfacher Sichtung bin ich mittlerweile hingegen der Meinung, dass Yates zweite Regietätigkeit nicht nur seinen Zweck als Zwischenakt, welcher metaphorisch für die Ruhe vor dem Sturm steht, erfüllt, sondern darüber hinaus einen fokussierten Blick auf die Aufarbeitung der Vergangenheit gleich mehrerer der dunklen Charaktere ermöglicht. Um seine volle Qualität entfalten zu können, bedarf es folglich eines gewissen zeitlichen Abstandes und der Vergegenwärtigung, dass eine Adaption ohne Kürzungen erneut ein unmögliches Unterfangen gewesen wäre.

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Angefangen mit einem opulenten, verhältnismäßig frei, doch nicht weniger eindrucksvollen Filmstart im realen London ist die Dramaturgie darauffolgend so bedächtig und melancholisch wie nie zuvor, worin die Dramatik gewissermaßen begründet liegt. Demgegenüber müssen die angesprochenen Schwächen in Relation zur literarischen Basis – und da muss ich dem Kritikertenor partiell zustimmen – sicherlich primär dem Drehbuchautor Steve Kloves angelastet werden. Andererseits liegt der Verdacht nahe, dass die stets zu Rate gezogene Buchautorin auf jeden Fall ihr Veto eingelegt hätte, wenn sie mit Kürzungen nicht einverstanden gewesen wäre, was sich auch an der Hinzufügung der Sequenz zeigt, in welcher das Weasley-Haus angegriffen wird. Dumbledores Schicksal wurde trotz der Aussparung seiner Beerdigung symbolistisch und überaus sensibel inszeniert, sodass mir – obwohl ich seinerzeit bereits alle Bücher kannte – wirklich literweise die Tränen flossen. Im Gegensatz zur reflektierten Beleuchtung der Gründe für die Unbesiegbarkeit Voldemorts und die Parallelen zwischen ihm und Harry wurde die Auflösung der Identität des namensgebenden Halbblutprinzes für meinen Geschmack (wohl aus zeitlichen Gründen) etwas oberflächlich abgearbeitet. Während also der Erzählfokus bisweilen nicht in Gänze überzeugt und die Internatsromanze zwischen Ron und Lavender im Gegensatz zur nur angedeuteten Liebe zwischen Harry und Ginny etwas deplatziert erscheint, bleiben allerdings viele andere Faktoren längerfristig im Gedächtnis. Vor allem die grandiose Kameraarbeit und die musikalische Untermalung stellen vielleicht sogar die jeweils gelungensten aller acht Teile dar. Auch die Gestaltung mit ästhetischen, verglichen mit früheren Werken aber weniger opulenten Requisiten und dem Eintauchen in eine Farbwelt aus Sepia-Tönen spiegelt wider, dass der Film mit der Ordnungszahl 6 (ähnlich wie „Der Gefangene von Askaban“) beinahe künstlerisch-atmende Qualitäten besitzt und sämtliche Stilmittel sowie Dialoge ineinandergreifen. Die magische Welt steht vor der unausweichlichen Katastrophe, was eindrucksvoll deutlich wird – und das, obwohl der dunkle Lord außer in den lehrreichen Vergangenheitsreisen nicht persönlich in Erscheinung tritt.

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Das unbestrittene Highlight aller (auch auf die Gefahr hin, mich zum fünften Male zu wiederholen) sehenswerten Schauspieler/innen bildet meines Erachtens diesmal – neben Robbie Coltrane, Alan Rickman und Tom Felton, der in der Rolle des Draco Malfoy glaubhaft an der Bürde seiner Gefolgschaft zu zerbrechen droht – Oscarpreisträger Jim Broadbent als Zaubertrankprofessor Horace Slughorn. Er hat es geschafft, die innere Zerrissenheit seines Charakters, der den jungen Tom Riddle einst in die schwarze Magie einführte und sich nun schlimmste Vorwürfe macht, einschneidend und glaubhaft zu transportieren.

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Zwar besitzt „Der Halbblutprinz“ in Summe zweifellos nicht die allumfassende Brillanz des fünften Parts, sodass wiederum von einem leichten Rückschritt gesprochen werden muss, nichtsdestotrotz muss die eher dem Thriller-Genre zuzurechnende Umsetzung als gelungenes, stilsicheres und für die Fortsetzung fragenaufwerfendes Epos mit Universalitätsanspruch angesehen werden, das ein weiteres Mal mehr verdient gehabt hätte als mit lediglich einer Oscarnominierung für die „Beste Kamera“ abgespeist zu werden. Ich bin mir letztlich sicher, dass gerade Personen, die nicht mit den Romanen vertraut sind, ein noch höheres Maß an Zufriedenheit empfinden dürften.

UK / USA 2009 - 147 Minuten Regie: David Yates Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Helena Bonham Carter, Robbie Coltrane, Michael Gambon, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Jim Broadbent, Evanna Lynch, Matthew Lewis, Julie Walters, Helen McCrory, David Thewlis, Brendan Gleeson
UK / USA 2009 – 147 Minuten
Regie: David Yates
Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Helena Bonham Carter, Robbie Coltrane, Michael Gambon, Maggie Smith, Alan Rickman, Tom Felton, Jim Broadbent, Evanna Lynch, Matthew Lewis, Julie Walters, Helen McCrory, David Thewlis, Brendan Gleeson

Harry Potter Und Die Heiligtümer Des Todes: Teil 1 (OT: Harry Potter And The Deathly Hallows: Part 1)

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Nicht nur anhand der „Hobbit“-Trilogie oder aber der „Panem“-Reihe wurde uns überdeutlich vor Augen geführt, dass die filmische Splittung eines raumgreifenden, fiktiven Romans in mehrere Teilstücke äußerst selten wirklich Sinn macht, weswegen sich der Verdacht einschleicht, dass die jeweiligen Macher mit wenig Handlung häufig möglichst viel Profit erzielen wollen. Im Falle des letzten, 2007 erstveröffentlichten Potter-Buches war Profitgier nicht das Motiv für die Zweiteilung, denn in meinen Augen wäre es unausführbar gewesen, „Die Heiligtümer Des Todes“ auf eine Laufzeit von weniger als drei Stunden herunterzubrechen und Rowlings Ausführungen annähernd Tribut zu zollen. Teil 1 erfüllt letztlich als einziger Teil, der nicht im Mikrokosmos von Hogwarts anzusiedeln ist, die Funktion eines bedeutungsvollen, besonders spannungsreichen Verbindungsstückes, das die vorderen 23 Kapitel des letzten Buches aufgreift. Nun haben Voldemorts Streitkräfte das Ministerium endgültig zu Fall gebracht und übernehmen auf dem Weg zur angestrebten Sozietät von „Reinblütern“ die unerbittliche Kontrolle über das gesellschaftliche Leben, sodass für Harry, Hermine und Ron die Zeit davon läuft, um sich der verbliebenen Seelenteile des Magiers zu bemächtigen, während der dunkle Lord den Elderstab erringt.

Harry Potter and the Deathly Hallows Part 1

Freilich war ich auch in diesem Falle etwas traurig über den Wegfall einer speziellen, am Anfang gelagerten Szene, in der Dudley sich bei der Flucht aus dem Ligusterweg unerwarteter Weise bei seinem Cousin bedankt, doch andererseits erscheint es wiederum passend, dass man die drakonischen Begebenheiten auf dem Landsitz der Malfoys als düsteren Erzählrahmen gewählt hat, der wiederum gleichermaßen subtile als auch angsteinflößende Qualitäten verströmt. Speziell die ersten zehn Minuten, in der sich die Todesser versammeln, stellen einen absoluten, nervenaufreibenden Gänsehaut-Moment, der dem Zuschauer Parallelen zu tatsächlich existenten Diktaturen der Historie aufzeigt. Nach der actionreichen, spektakulär in Szene gesetzten Flucht kurz vor Harrys 17. Geburtstag wird schnell klar, dass wir hier erstmals eine Erweiterung zum Genre des Roadmovies finden, denn die drei Hauptcharaktere ziehen auf der Suche nach Horkuxen und den geheimnisvollen „Heiligtümern des Todes“ anfangs ziellos von Landstrich zu Landstrich und ihre Freundschaft wird durch Eifersucht, Verrat und Depression auf die bisher härteste Probe gestellt. Sicherlich hätte die Mitte des Films insgesamt etwas spannungsreicher und eventuell auch bündiger gestaltet werden können, doch ebendieses Manko vermag insbesondere die finstere visuelle Sphäre mit abwechslungsreichen Sets und aufwendigen Arbeiten der Maskenbildner im Zusammenspiel mit der thrillerartigen Schlussphase auszugleichen. Wenn ich des Weiteren sage, dass eine tieftraurige Sequenz den Taschentuchverbrauch im Besonderen gesteigert hat, wissen die meisten sicherlich, auf welchen Moment ich dabei anspiele. Auf filmmusikalischer Ebene war es Alexandre Desplat erklärtermaßen ein ausgesprochenes Bedürfnis, neukomponierte Klänge mit den weltbekannten Stücken von Williams durchgängig zu komponieren und genau dies muss als Geniestreich angesehen werden, der im Finale ebenfalls fortgesetzt worden ist.

Harry Potter and the Deathly Hallows: Part I

Zudem bietet Teil 7 einmal mehr ausnahmslos starkes, involvierendes Schauspiel auf beiden gegenüberstehenden „Seiten“. Vor allem Ralph Fiennes, die manisch agierende Helena Bonham Carter und der als exzentrischer, für den Fortgang der Handlung essentieller Xenophilius Lovegood – dargestellt von Rhys Ifans stechen neben dem jungen Trio besonders heraus. Lobend erwähnt sei gleichermaßen Rupert Grint, denn es wird offensichtlich, dass er seit seinem ersten Auftritt einen darstellerischen Quantensprung erster Güte unternommen hat.

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Dass der vorletzte, rund eine Milliarde US-$ (!) einbringende Streich der Potter-Reihe gelegentlich einige vermeidbare Längen aufwies, verhindert in meinen Augen eine noch höhere Bewertung, doch ohnehin stellt dies „Meckern auf hohem Niveau“ dar. Nichtdestotrotz vereint „Harry Potter Und Die Heiligtümer Des Todes: Teil 1“ inszenatorische Substanz, darstellerisches Geschick mit greifbarer Spannung und erzählerischer Plausibilität. Trotz der doppelten Berücksichtigung seitens der Academy hat sich die Hoffnung auf den ersten Goldjungen, insbesondere aus der Sicht des visionären Szenenbildners Stuart Craig, leider erneut nicht bezahlt gemacht.

UK / USA 2010 - 147 Minuten Regie: David Yates Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Ralph Fiennes, Helena Bonham Carter, Rhys Ifans, Alan Rickman, Imelda Staunton, Tom Felton, Bill Nighy, John Hurt, Peter Mullan, Toby Jones, Jason Isaacs, Helen McCrory
UK / USA 2010 – 147 Minuten
Regie: David Yates
Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Ralph Fiennes, Helena Bonham Carter, Rhys Ifans, Alan Rickman, Imelda Staunton, Tom Felton, Bill Nighy, John Hurt, Peter Mullan, Toby Jones, Jason Isaacs, Helen McCrory

Harry Potter Und Die Heiligtümer Des Todes: Teil 2 (OT: Harry Potter And The Deathly Hallows: Part 2)

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Was soll man zum damals heiß ersehnten, in 3D-veröffentlichten Finale noch hinzufügen, das nicht schon festgestellt wurde? Würdiger hätte der spektakuläre Abschluss schlicht und ergreifend auf allen vorstellbaren Ebenen nicht inszeniert werden können. Wenn man bei der Sichtung einer Produktion sowohl mehrfach weint, lacht als auch durchgängig mitgerissen wird und der Intellekt, das Herz sowie Augen und Ohren angesprochen werden, kann man mit Fug und Recht von einem filmischen, visuell triumphalen und unvergänglichem Meisterwerk sprechen, das letzten Endes all seine sieben Vorläufer hinter sich lässt. Das Beste kommt in diesem Fall tatsächlich einmal ganz zum Schluss! Bravourös!

http://dieacademy.de/2014/03/30/meine-10-punkte-filme-des-21-jahrhunderts/

UK / USA 2011 - 130 Minuten Regie: David Yates Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung  Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Alan Rickman, Ralph Fiennes, Michael Gambon, Maggie Smith, Julie Walters, Tom Felton, Helena Bonham Carter, Evanna Lynch, Ciarán Hinds, Jason Isaacs, Warwick Davis, Bonnie Wright, Helen McCrory, John Hurt, Matthew Lewis
UK / USA 2011 – 130 Minuten
Regie: David Yates
Genre: Fantasy / Abenteuer / Literaturverfilmung
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Alan Rickman, Ralph Fiennes, Michael Gambon, Maggie Smith, Julie Walters, Tom Felton, Helena Bonham Carter, Evanna Lynch, Ciarán Hinds, Jason Isaacs, Warwick Davis, Bonnie Wright, Helen McCrory, John Hurt, Matthew Lewis

Ranking aller Harry-Potter-Filme

8: Harry Potter Und Der Feuerkelch (2006)
7: Harry Potter Und Die Kammer Des Schreckens (2002)
6: Harry Potter Und Der Halbblutprinz (2009)
5: Harry Potter Und Die Heiligtümer Des Todes – Teil 1 (2010)
4: Harry Potter Und Der Gefangene Von Askaban (2004)
3: Harry Potter Und Der Stein Der Weisen (2001)
2: Harry Potter Und Der Orden Des Phönix (2007)
1: Harry Potter Und Die Heiligtümer Des Todes – Teil 2 (2011)

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