Gracepoint

GRACEPOINT


Bei Gracepoint handelt es sich um die US-Neuauflage der bereits von mir rezensierten 1. Staffel der grandiosen britischen Crime-Drama-Serie Broadchurch, die allerdings kein echtes Remake darstellt, sondern vielmehr eine 1:1-Kopie der Originalserie!

Das ist extrem schade, denn der eigentliche Sinn von Neuverfilmungen (sofern es überhaupt einen gibt) besteht schließlich darin, einem bereits bekannten Stoff einen neuen oder weiteren Blickwinkel abzugewinnen und/oder diesen an eine bestimmte Zeit oder Kultur anzupassen.
„Gracepoint“ ist insofern eine an sich unnötige Produktion, da es für Amerikaner weder sprachliche noch allzu große kulturelle Barrieren gibt, um nicht einfach das britische Original zu zeigen. Hier wird jedoch das gleiche Setting wie in „Broadchurch“ benutzt: beide Serien spielen an einer Küstenstadt, die jeweiligen Charaktere der Dorfbewohner sind komplett austauschbar und die Polizeiermittler verhalten sich auch nahezu identisch wie ihre britischen Pendants, wobei gerade hier einige Unterscheidungsmerkmale hätten herausgearbeitet werden können. Selbst das Produktionsteam und die Regisseure sind dieselben.
Der Plot ist natürlich auch bis aufs i-Tüpfelchen gleich mit der Vorlage, weshalb ich hier nichts weiter dazu schreiben muss, nur die Namen wurden ein wenig verändert und Nick Noltes Charakter betreibt in „Gracepoint“ einen Surf-Verleih, während sein britisches Alter Ego (dargestellt von „Harry Potter“- und „Game of Thrones“-Star David Bradley) einen Kiosk führt, alle anderen Berufe des restlichen Casts wurden jedoch ebenfalls 1:1 übernommen. Zudem wird eine der beiden Hauptfiguren, Detective Emmett Carver (aka Detective Inspector Alec Hardy), mit David Tennant vom selben Darsteller gespielt, was die Unterscheidung der beiden Serien überdies erschwert.

Dies wurde beispielsweise bei „Shameless“ sehr viel besser gelöst, da sich diese Serie, obwohl ebenfalls ein Remake einer Produktion des Vereinigten Königreichs, sehr stark an den amerikanischen White Trash-Großstadtghettos orientiert, die sich doch signifikant von der englischen „Chav“-Kultur unterscheiden.

„Gracepoint“ ist aber trotz aller Kritik definitiv nicht schlecht, dafür ist die Story einfach zu stark. Zudem kann es mit einem sensationellen Cast glänzen, der dem von „Broadchurch“ in nichts nachsteht, gerade für den amerikanischen Markt aber mit wohl bekannteren Namen aufwarten kann. Neben den bereits genannten David Tennant und Nick Nolte sind hier u.a. Anna Gunn (als Detective Ellie Miller, die hier aber als Einzige ihrer britischen Variante Olivia Colman nur schwer das Wasser reichen kann), Michael Peña (als Mark Solano, Vater des hier getöteten Danny Solano), Kevin Zegers (als junger aufstrebender Reporter des hiesigen Lokalblattes und Millers Neffe), Jessica Lucas (als Sensationsreporterin des San Francisco Globe), Kevin Rankin (als Pfarrer des Ortes und guter Freund der Familie Solano), sowie last but not least die sensationelle Jacki Weaver (als undurchsichtige Einzelgängerin des Ortes) an Bord.

„Gracepoint“ kann man sich daher gerne mal anschauen. Man sollte aber auf jeden Fall zuvor die 1. Staffel „Broadchurch“ gesehen haben! Allerdings wird „Gracepoint“ von Fox nicht weitergeführt, während sich „Broadchurch“ bereits in der Pre-Production zur 3. Staffel befindet.
Hat man aber nicht die Zeit und Lust dieselbe Story mit verschiedenen Darstellern zwei Mal zu sehen, sollte man sich im Zweifel doch für das Original entscheiden!


USA – 2014 – 10 Episoden je 40 Min.
Idee: Chris Chibnall
Regie: James Strong, David Petrarca, Ali Selim, Mike Slovis & Euros Lyn
mit David Tennant, Anna Gunn, Michael Peña, Virginia Kull, Kevin Zegers, Josh Hamilton, Kevin Rankin, Jessica Lucas, Stephen Louis, Sarah-Jane Potts, Madalyn Horcher, Jack Irvine, Kendrick Sampson, Alisen Down, Jacki Weaver & Nick Nolte
Genre: Drama/Krimi

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