Kritik aus dem Lichtspielhaus – #11



Bad Moms von Jon Lucas und Scott Moore

Nach ihrem Regiedebüt mit der enttäuschenden Komödie 21 And Over stellen sich die beiden Hangover-Autoren Jon Lucas und Scott Moore nun mit Bad Moms schon etwas besser an, auch wenn der Film nach holprigen Start und einem guten Mittelteil zum Ende hin zu stark ins Genre-Gewönliche abdriftet. Vor allem aber bin ich der Meinung, dass der Titel falsch gewählt ist, denn unsere drei Mütter sind keine „Bad Moms“, sondern manchmal – was vollkommen normal ist – einfach vom Muttersein ausgebrannt. Aber Bad Moms verkauft sich natürlich viel besser, auch wenn der Film nur in einer Szene dem Titel gerecht werden, wenn Amy, Carla und Kiki durch einen Supermarkt marodieren. Diese schön gefilmte Sequenz ist neben einer verkürzten Version der Party aus Sisters das Highlight des Films. Die Chemie zwischen Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hahn stimmt, wobei vor allem Hahn dem Affen kräftig Zucker gibt und die stärkste Performance abliefert. Dahinter bleibt Christina Applegate etwas zurück, ist vom Drehbuch aber auch mit einer austauschbaren, standardisierten Antagonisten-Rolle bestraft, aus der man auch einfach nicht mehr machen kann.


Mike and Dave Need Wedding Dates von Jake Szymanski

Erinnert natürlich stark an Die Hochzeits-Crasher und mit stark meine ich auch stark. Nur toben statt Owen Wilson und Vince Vaughn auf mehreren nun Zac Efron und Adam Devine auf einer Hochzeit und geraten von einer lustigen Situation in die nächste. Wie von den beiden Bad Neighbors-Autoren Andrew J. Cohen und Brendan O’Brien gewohnt sind viele Gags recht derbe, treffen aber auch oft ihr Ziel, was vor allem an dem Cast liegt: Zac Efron und Adam Devine haben sehr viel Spaß, werden aber von ihren Counterparts Anna Kendrick und Aubrey Plaza fast an die Wand gespielt, wobei Plaze fast die gleiche Rolle wie in Dirty Grandpa spielt, nur halt im viel besseren Film. Außerdem spielt Devine wie so oft manchmal ein wenig zu groß auf, was auf Dauer an den eigenen Nerven rüttelt. Aber im Endeffekt steht Mike and Dave Need Wedding Dates dem geistigen Vorgänger und den anderen Filmen ihrer Autoren in nichts nach und sind unterhaltsame und sehr lustige 98 Minuten.


Don’t Breathe von Fede Alvarez

Wie schon in seinem Remake von Evil Dead schaft es Fede Alvarez pure Spannung auf kleinsten Raum zu zelebrieren, auch wenn er auf weniger bildgewaltigen Horror setzt und eher leise an der Spannungsschraube dreht. Dafür ist der Film aber dann auch verdammt spannend, wenn er es sein muss und vor allem in einer Szene in der Alex (Dylan Minnette) und Rocky (Jane Levy) sich in kompletter Dunkelheit vor dem blinden Hausbewohner (Stephen Lang) verstecken müssen spielt Alvarez seine ganze inszenatorische Stärke aus. Wie schon bei Evil Dead ist Jane Levy abermals ein wenig das Herz des Films, während das Highlight Stephen Lang ist, der mit brachialer Kraft durch sein Haus fegt und dem blinden Kriegsveteranen eine unfassbar bedrohliche Aura verleiht.


The Shallows – Gefahr aus der Tiefe von Jaume Collet-Serra

Schöne Bilder und eine gute Performance von Blake Lively können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film die meiste Zeit nur dahindümpelt, was beim Setting aber auch nicht zu negativ gemeint ist. Dem Film hätte einfach ein wenig mehr Spannung gut zu Gesicht gestanden und wenn Collet-Serra zum Ende hin dann fast die Sau raus lässt, ist es fast zu viel des Guten und ein wenig antiklimatisch zum Rest des Films. So bleibt The Shallows – Gefahr aus der Tiefe leider weder Fleisch noch Fisch, sondern ein solider Hai-Thriller mit schöner Optik. Aber halt auch nicht mehr.


Mein ziemlich kleiner Freund (OT: Un homme à la hauteur) von Laurent Tirard

Man sollte sich nicht vom extrem einfallslosen deutschen Titel ablenken lassen, denn hinter Mein ziemlich kleiner Freund versteckt sich ein feiner Vertreter der französischen Komödie der mit schönen Momenten, Witz und einer starken Performance von Jean Dujardin und Virginie Efira aufwartet. Auch wenn die Geschichte nichts wirklich neue Pfade betritt erzählt Laurent Tirand sie doch mit genug Herz, dass man über den hin und wieder leichten Leerlauf locker hinwegsehen kann.

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