Der österreichische Regisseur Michael Haneke ist nicht gerade für gute Laune-Kino bekannt, dafür aber Stammgast auf Filmpreisverleihungen bei dem er die Hauptrolle spielt. In seinen neuestem Werk gewährt er uns einen satirischen Blick auf die gutbürgerliche Familie Laurents, die im Norden Frankreichs, ihre ganz eigenen Wohlstandsprobleme zu bewerkstelligen haben. Obwohl sich gar nicht weit von ihnen ein Flüchtlingslager befindet, in denen fragwürdige Bedingungen herrschen, versuchen die Laurents diesen Umstand aus ihrem Leben zu klammern…
Haneke vereinigt zwei der drei großen französischen Stars aus seinem letzten mit einem Oscar gekrönten Film „Liebe“ erneut auf der Leinwand. Jean Louis Trintignant verkörpert Familienoberhaupt George, der gerade einen Selbstmordversuch hinter sich hat und im Rollstuhl sitzt. Isabelle Huppert ist seine Tochter Anne, die das familieneigene Bauunternehmen leitet und mit Lawrence Bradshaw (Toby Jones) verlobt ist. Ihr Sohn Pierre (Franz Rogowski) soll zukünftig die Firma leiten, doch dieser sieht sich der kommenden Aufgabe noch nicht gewachsen. Annes Bruder Thomas (Mathieu Kassovitz) ist Arzt und hat mit seiner zweiten Frau Anaís (Laura Verlinden) gerade ein weiteres Kind bekommen, während seine Tochter Eve (Fantine Harduin) aus erster Ehe herausfindet, dass ihr Vater untreu ist.
Wer die Filme von Michael Haneke kennt, weiß, dass er der Titel „Happy End“ nur ironisch gemeint sein kann. Leider ist das Werk für eine Satire nicht bissig genug und es gibt nur einen lockeren Handlungsfaden, welches schon nach kurzer Zeit recht ermüdend wirkt. Auch nimmt seine Zitierfreude an seinen eigenen Filmen so starke Formen an, dass „Happy End“ beinahe Selbstverliebt wirkt. Hanekes bemüht sich ein „Spiegelbild der Gesellschaft“ darzustellen, welches kalt, egoistisch und unkommunikativ ist, doch dieses Mal sprang der Funke nicht über, wie es sich in Cannes durch Pfiffe und Buhrufe bemerkbar gemacht wurde.
Isabelle Huppert hätte ich zu gerne eine Wiedergutmachung gewünscht, nachdem man bei der diesjährigen Oscarverleihung Emma Stone den Vorzug gegeben hätte, aber sie hat einfach keine Rolle bekommen, in der sie sich in den Vordergrund spielen hätte können. Schon wunderlich, dass es trotzdem zu einer Nominierung für den „Europäischen Filmpreis“ als „Beste Darstellerin“ gereicht hat. Es sei ihr sehr zu gönnen, aber mehr dürfte angesichts der kurzen Screentime und ihrer eher unauffälligen Präsenz nicht drin sein. Da hat Jean-Louis Trintignant als suizidgefährdetes Oberhaupt der Familie eine dankbarere Rolle. Er kriegt nicht nur genügend Raum zur Entfaltung, sondern spielt so gekonnt, dass er als mir auch Wochen nach dem Kinobesuch noch im Gedächtnis geblieben ist. Ansonsten hat Haneke leider einer seiner schwächeren Filme abgeliefert, der weder inszenatorisch, noch darstellerisch Höhepunkte setzen kann und lediglich im letzten Drittel etwas an Fahrt und Würze gewinnt.
Es würde mich schon sehr verwundern, wenn „Happy End“ in der kommenden Awardsaison regelmäßig auf den Nominierungslisten auftauchen würde. Michael Haneke liefert zwar keine Vollkatastrophe von Film ab, aber wenn man ihn mit seinen letzten Werken „Liebe“ und „Das weiße Band“ vergleicht liegen Welten zwischen diesen. Leider. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.