Inmitten des bisher heißesten und trockensten Sommers seit Langem hält sich die Anzahl an reizvollen Kinostarts wieder einmal in äußersten Grenzen. Umso lieber erinnert man sich gern an Werke, mit denen man die Atmosphäre der warmen Jahreszeit nicht nur wegen des Titels auf Anhieb assoziieren würde. Ebendies trifft auf ein mittlerweile vor zwölf Jahren erstveröffentlichtes Werk zu, das nicht nur vier hochverdiente Oscarnominierungen generieren konnte, sondern heute auch als einer der gelungensten Filme aus dem Independent-Bereich überhaupt gilt. Mit einem Budget von gerade einmal 8 Millionen US-$ kreierte das Regieduo Dayton/Faris bereits in Gestalt seines Leinwanddebüts „Little Miss Sunshine“ eine warmherzige, bittersüße und nuancierte Genremischung, deren Sichtung jedes Mal aufs Neue für Wohlgefühl sorgt…
Auf einem, ebenfalls als Erstlingswerk zu identifizierenden Originaldrehbuch, zeichnet sich die Tragikomödie durch ein überaus feines Gespür für die einzelnen, grundverschiedenen Charaktere aus und schildert die Geschichte der amerikanischen Durschnittsfamilie Hoover, die sich durch einen glücklichen Zufall mithilfe eines klapprigen VW-Busses auf die abenteuerliche Reise zu einer Junioren-Miss-Wahl in Kalifornien begibt. Getragen von cleveren, teils auch sehr scharfen Dialogen und unterstützt durch eine angenehm unaufdringliche Inszenierung nebst dezenter Musikzusammenstellung haftet der Fokus konsequent auf den Figuren, die der Zuschauer bei oberflächlicher Betrachtung wohl ausnahmslos als „Looser“ deklarieren würde. Dass ein homosexueller, suizidaler Mittvierziger, der drogensüchtige Großvater, ein Heranwachsender mit autistischen Anwandlungen und ein lebenslustiges Mädchen, das nicht den konventionellen Schönheitsidealen entspricht, ihre jeweilige Ausgrenzung nicht zwangsläufig verdienen, dafür wirbt „Little Miss Sunshine“ in geradezu charmanter Art und Weise und legt damit ein hohes Maß an Lebensrelevanz frei. Die sechs Protagonisten liefern eine geradezu triumphale Ensembleleistung und harmonieren trotz (oder gerade wegen) ihrer enormen Gegensätze als authentische und stimmige Einheit. Abigail Breslin, bei Drehbeginn erst neun Jahre alt, avancierte zur viertjüngsten, jemals in dieser Kategorie nominierten Darstellerinnen und liefert eine unwiderstehliche und zuckersüße Darbietung, die ihresgleichen suchen dürfte. Zwar dürfte es dem allgemeinen Konsens entsprechen, dass Alan Arkin nach zwei erfolglosen Versuchen die Oscartrophäe größtenteils als Würdigung seiner jahrzehntelangen Karriere erhielt, dies ändert jedoch nichts daran, dass er innerhalb einer begrenzten Screentime viele Szenen an sich riss. Auf beinahe stärkerem Niveau bewegte sich jedoch der seinerzeit relativ unbekannte Steve Carrell, dem man angesichts seiner von glaubhafter Verbitterung durchzogenen Rolle ein höheres Maß an Beachtung gewünscht hätte, während Toni Collette ein weiteres Mal unter Beweis stellte, wie gut sie in diesem Genre aufgeboben ist.
Entstanden ist ein nachwirkendes, unterhaltsames und gleichermaßen kurzweiliges Roadmovie der besten Sorte, in dem sich Tragik und Witz stets elegant die Waage halten, während das smarte Skript und die unbändige Spielfreude der Beteiligten eine gemächlichen Startphase überaus schnell verzeihen lassen. Ausgezeichnet mit zwei Academy Awards, zelebriert „Little Miss Sunshine“ anhand einer familiären „Zwangsgemeinschaft“ nicht nur das facettenreiche Kaleidoskop menschlicher Kontraste, sondern ermuntert das Publikum ferner, für das Erreichen individueller Ziele trotz gewisser Widrigkeiten zu kämpfen.