Scary Stories To Tell In The Dark

© CBS Films

Spätestens, wenn die farbenreichen Laubblätter zu Boden fallen, der Verkauf an Kürbissen steigt und der erste Nachtfrost erreicht wird, genießen Gruselfilme in den Lichtspielhäusern Hochkonjunktur. Nicht von ungefähr hat sich der Terminus „Horrorctober“ mittlerweile fest etabliert. Auch das Jahr 2019 bildet hierbei keine Ausnahme und so überrascht es nicht, dass auch „Scary Stories To Tell In The Dark“ versucht, die Sparte einem jüngeren Publikum zugänglich zu machen. Ebendieses Experiment erweist sich jedoch fernab aller Genre-Präferenzen als extrem schwache Abendunterhaltung sowie als Demonstration der zunehmenden Genügsamkeit vieler Konsumenten. So mutet es als äußerst vielsagend an, dass nicht das Storytelling oder die Horroreffekte das Fürchten lehren, sondern viel mehr der Fakt, dass ausgerechnet ein Visionär wie Oscarpreisträger Guillermo del Toro an der Produktion entscheidend mitwirkte.

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Eingebettet in die Zeit des Amtsantritts von Richard Nixon als US-Präsident inmitten des Vietnamkrieges, setzt eine Gruppe an Jugendlichen in der Halloween-Nacht nach dem Besuch eines Geisterhauses eine folgenreiche Kettenreaktion in Gang. Zunächst einmal erscheint das basale Skript durchaus interessant. Die kinderbuchbasierte (!) Idee, dass ein mysteriöses Schriftstück nicht gelesen, sondern erst parallel zu den Geschehnissen verfasst wird und mit den tiefen Ängsten der Beteiligten spielt, bot veritable Ansätze. Die schablonenhafte, stereotype Personenkonstellation macht ebendies aber rasch zunichte. Neben klischeebeladenen Dialogen, die selbst aus der Perspektive von verängstigten Teenagern absolut debil wirken, ist speziell ein Wust an Logikarmut und Vorhersehbarkeiten ursächlich für das Scheitern der Adaption. Zwischen den wenigen spannenden Momente herrscht gähnende Langeweile, was wohl auch der Hauptgrund dafür ist, dass sich ein Wunschgedanke manifestiert: Wann darf endlich der nächste Pubertierende den Jordan überschreiten? Gelegentlich halten einen zumindest komödiantische Einschübe halbwegs bei Laune, dennoch gestaltet es sich wiederum als problematisch, dass die Macher trotz allem um krampfhafte Ernsthaftigkeit bemüht waren. Einige der Kreaturen sind allerdings dermaßen dilettantisch und unfreiwillig komisch in Szene gesetzt worden, dass man meilenweit davon entfernt ist, ins Schaudern zu verfallen. Das diesbezügliche Highlight bildet eine lächerliche Kreatur, die an Ozzy Osbourne im Fatsuit erinnert. Abgesehen von einer netten Kameraführung lässt jedoch nahezu nichts darauf schließen, dass die Macher rund 25 Millionen Dollar für die Produktion investiert haben und mit Marco Beltrami sogar ein großartiger Komponist gewonnen werden konnte, der vermutlich nicht wusste, wofür er verpflichtet worden ist. Zuletzt spottet auch das ausschließlich mit Laien und Newcomern besetzte Ensemble nahezu jeder Beschreibung. Mit Ausnahme von Zoe Colletti in der Rolle des Cliquenoberhaupts zeigt kein einziger Akteur eine halbwegs überzeugende, glaubwürdige Leistung. Vielfach fühlte man sich an eine verdammt schlechte Theater-AG erinnert, die erst unter Strafandrohung formiert wurde.

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Letztlich bestärkt einen „Scary Stories To Tell In The Dark“ vor allem darin, dass es sich im Falle von „Sneak Previews“ häufig verhält wie mit der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das unentschlossene, mediokre Werk dümpelt letztlich fast zwei Stunden vor sich hin und scheint nicht einmal selbst zu wissen, wen es eigentlich ansprechen möchte. Jahreszeitenunabhängig gelingt es daher nicht, dem Horror-Bereich etwas Nennenswertes hinzuzufügen oder wenigstens zu unterhalten. Nicht einmal an Halloween, wo der Streifen seinen offiziellen, deutschen Kinostart erleben wird, sorgt Øvredals Streifen für einen Hauch an Atmosphäre und ist alles, aber mit Sicherheit nicht „scary“ – auch nicht im Dunkeln.

USA / CA 2019 – 107 Minuten
Regie: André Øvredal
Genre: Horror / Fantasy
Darsteller: Zoe Colletti, Michael Garza, Austin Abrams, Gabriel Rush, Austin Zajur, Natalie Ganzhorn, Dean Norris, Gil Bellows, Lorraine Toussaint, Kathleen Pollard
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