Zuletzt im Jahr 2014 gelang es einer Produktion, sich sowohl als „Bester Fremdsprachiger Film“ als auch als „Bester Dokumentarfilm“ zu qualifizieren. Diese höchst seltene Nominierungskonstellation wurde nun auch dem nordmazedonischen Film „Honeyland“ zuteil, der unter der Leitung von zwei Regie-Neulingen entstand und insgesamt ein überaus starkes Erstlingswerk darstellt. Dem Zuschauer wird erlaubt, sich an die Fersen der türkischstämmigen Imkerin Hatidže zu heften, die nicht nur ihre hochbetagte Mutter pflegt, sondern auch zunehmend beschwerliche Strecken zurücklegen muss, um überhaupt noch auf Populationen der landestypischen Buckfastbienen zu treffen.
Ohne den allzu häufig erhobenen Zeigefinger wird indirekt auf den Einfluss des Klimawandels hingewiesen, aber auch in wehmütiger, teilweise überraschend poetischer Weise bebildert, dass frische Melonen heutzutage selbst in manchen Regionen Europas nach wie vor zur Klasse der Luxusgüter gehören. Inmitten der bildgewaltig fotografierten Wildnis des Zentralbalkans ist dank einer fokussierten Kameraarbeit ein atmosphärisches, ruhiges und vielfach gedankenförderndes Porträt entstanden, das nicht nur über das Alltagsleben in einem multiethnischen Agrarland informiert, sondern parallel dazu auch Themen wie die häufig mangelnde Demut vor der Natur visualisiert. Prädikat: Wertvoll – nicht nur aufgrund faszinierender Nahaufnahmen einer bedrohten Art.