Film des Monats: Alles über Eva (OT: All about Eve)

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©20th Century Fox

Wer mich kennt, weiß dass ich lediglich nur 7 Mal die Höchstwertung von glatten 10/10 bisher vergeben habe, obwohl ich inzwischen jedes bedeutende Werk der letzten 100 Jahre gesichtet haben dürfte. Es wird Zeit diesen Meilensteilen der Filmgeschichte Tribut zu zollen und diese in den kommenden „Film des Monats“ zu rezensieren! Das wird vermutlich nicht jeder so sehen, daher Kommentare Willkommen. Ich für meinen Teil glaube, dass man diesen Film nicht besser machen kann und jede Szene nur so voller Esprit, Wortwitz und Genialität steckt, dass man nur den Hut ziehen kann!

Einer dieser Film ist Joseph L. Mankiewicz Alles über Eva, der bereits über Jahre alt ist, aber voller Wortwitz und brillanter Darstellungen steckt. Bereits die erste Szene gibt die Tonart des mit 6 Oscars (inkl. Bestem Film) prämierten Werkes an, in dem eine Preisverleihung gezeigt wird, indem die wichtigste Trophäe für Künstler im Theatergeschäft verliehen wird. Der Preis für besondere Leistungen geht an Eve Harrington, eine junge Schauspielerin,  die in ihrem bezauberndem Abendkleid alle für sich einnimmt! Oder doch nicht alle? In diesem Saal sitzen auch Menschen, die viel mehr über Eve Harrington wissen, als alle Anderen und es sind definitiv nicht nur hübsche Dinge. Als diese Dame ihrem Preis in die Arme schließen will, friert das Bild ein. Die Menschen um sie herum beginnen über all das zu berichten, was sie mit der jungen Frau, die gerade die Bühne betritt, erlebt haben und wie diese zu einem der am meisten gefeierten Stars geworden ist…

All About Eve | Kino Cameo Winterthur
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Es beginnt alles an einem verregneten Abend vor einem Theater. Karen (Celeste Holm) kennt Eve bereits, doch sie kennt nicht ihren Namen. Sie weiß, dass Eve jeden Abend im Theater ist – sie hat einen Stehplatz und für sie ist es unmöglich, eine Vorstellung zu versäumen, so hingerissen ist sie von Margo Channing (Bette Davis), der Hauptdarstellerin des Stücks. Karen interessiert sich für die Frau, die ganz alleine zu sein scheint und keine weitere Freude in ihrem Leben hat als jeden Abend ihr Idol Margo zu bewundern. Aus diesem Grund stellt Eve ihrer Freundin Margo vor.

Es entwickelt sich nicht nur eine Freundschaft zwischen Eve und Karen, sondern auch zwischen Eve und Margo. Letztere lässt das junge Mädchen schließlich sogar bei sich zu Hause einziehen und diese verbringt ihre Tage fortan damit, Dienstmädchen für den großen Star zu spielen. Doch es kommt der Zeitpunkt, als die attraktive Eve merkt, dass sie höhere Ambitionen hat und sie merkt, dass mehr in ihr steckt als nur das Dienstmädchen. Sie hört den Ruf der großen Bühne. Doch während sie daran arbeitet, dieses Ziel zu erreichen, zeigt sie immer mehr hässliche Seiten ihrer Persönlichkeit und bald erkennen sie ihre engsten Freunde nicht mehr wieder. Mit dem Einfrieren des Bildes beginnt die Demontage Eve Harringtons.

All about Eve (USA, 1950) Regie: Joseph L. Mankiewicz – Die Filme, die ich  rief
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Es wird deutlich: Am Starrummel hat sich bis heute nichts geändert. Gerade die weiblichen Schauspielerinnen müssen auf ihre Figur, auf ihre Kleidung, auf ihr ganzes Benehmen achten, denn für die Journalisten, die ihnen auf den Fersen sind, zählt nicht deren Intellekt oder Charakter, sondern lediglich das Äußere; sie werden und bleiben reduziert auf ihren Körper und ihre Stimme und bleiben bis zum Ende unfähig, daran etwas zu ändern. Dabei bieten sie Menschen wie Eve, einem armen, einsamen Mädchen, die einzige Fluchtmöglichkeit durch das Theater. Auf diese Weise werden die Stars, unnahbar auf der einen Seite, zu den einzigen Freunden eines Menschen, der sich selbst eingeschlossen hat in einer Welt, die längst nicht mehr real ist und lediglich aus den abendlichen Besuchen im Theater besteht. Es gibt einige Szenen, da sind sich die Stars darüber bewusst – allen voran Bette Davis als Margo erweist sich als zickig, spielt sich als große Diva auf, die sich ihrer Qualitäten durchaus bewusst ist – so scheint es zumindest, wenn genug Leute sie umgeben, doch in den stillen Momenten zeigt sich, wie einsam dieser große Star ist, der sich in traurigen Dialogen mit einem vertrauten Menschen selber demaskiert und bewusst macht, wie klein er letztendlich doch ist.

Diese Momente der Wahrheit sind rar gesät, nur selten sind diese Personen ehrlich zu sich selbst, weil sie nichts anderes haben, als ihren Status, ein großes Star zu sein, der ihnen große Schlagzeilen bringt, aber immer mehr Freude am Leben zu nehmen vermag. Es ist nicht nur ein Fingerzeig darauf, wie Schauspieler die Filmwelt diktieren und alle zu Sklaven machen können, es ist vielmehr eine Charakterstudie – eine sehr intensive all der Menschen, die uns hier begegnen. Allen voran Eve Harrington, die zu Beginn ihrem großen Idol verschüchtert von ihrer Herkunft und ihrer Vergangenheit berichtet. Margo fühlt sich mitgerissen – man kommt nicht umhin, dieses Mädchen mit der traurigen Vergangenheit zu mögen. Als diese junge Frau schließlich selber zum Star wird, weigert sie sich beinahe, all das zu erzählen, von dem sie zu Beginn berichtet hat, denn sie ist nicht mehr das kleine schüchterne Mädchen. Diese Frau gehört zu einer Zeit, die endgültig der Vergangenheit angehört – ein Blick zurück ist schmerzhaft.

Bild zu Gary Merrill - Alles über Eva : Bild Bette Davis, Gary Merrill,  Joseph L. Mankiewicz - FILMSTARTS.de
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Es gibt nur wenige (amerikanische) Filme, die auf eine derart ehrliche Art und Weise demonstrieren, wie sich Menschen aufgrund ihres Umgangs verändern – mit all ihren Schattenseiten und den raren fröhlichen Momenten. Die Grenzen zwischen Theater und Wirklichkeit sind längst verschwommen, sie existieren nicht mehr. „Nichts bleibt im Theater“ und die Schauspieler sehen sich gefangen in ihrer Determination, in ihrer Scheinwelt, an der sie zum Teil selber Schuld sind. Es geht um Traumwelten, wie die des ehemaligen Filmstars Norma Desmond aus Billy Wilders Sunset Boulevard aus dem selben Jahr und der auch zu meinen absoluten Lieblingen zählt.

Mit bravourösen Leistungen aller Haupt- und Nebendarstellern, die mit 4 Nominierungen und einem Oscargewinn bedacht wurden, einem exzellenten Drehbuch, das gespickt ist mit scharfzüngigen, gestochen scharfen Dialogen, welches vom American Film Institute regelmäßig zu den besten 5 Drehbüchern alle Zeiten gewählt wird, gehört Alles über Eva zu den wichtigsten Filmen über Stars oder all jene, die denken, sie wären eben solche. Eine Demonstration menschlichen Strebens und menschlichen Scheiterns, dass 1950 erstmals 14 Oscarnominierungen ergattern konnte und diesen Rekord 47 (!) Jahre alleine hielt und seitdem nur Titanic (1997) und La La Land (2016) mit gleichziehen konnten. Wer nie einen Film mit Bette Davis gesehen haben sollte, sollte dies unbedingt nachholen. Sie muss man einfach erlebt haben. Nicht ohne Grund hat Kim Carnes über ihre Augen einen Song geschrieben, der 1981 zum Welthit wurde!

USA 1950 – 138 Minuten Genre: Drama / Satire Regie: Joseph L. Mankiewicz Darsteller: Bette Davis, Anne Baxter, Celeste Holm, Thelma Ritter, George Sanders, Marilyn Monroe, Gary Merrill, Hugh Marlowe, Gregory Ratoff, Barbara Bates, uva.

Gewinner von 6 Oscars:

  • Bester Film
  • Beste Regie (Jospeh L. Mankiewicz)
  • Bester Nebendarsteller (George Sanders)
  • Bestes Drehbuch (Joseph L. Mankiewicz)
  • Bestes Kostümdesign (Edith Head)
  • Bester Ton

Weitere 8 Nominierungen:

  • Beste Hauptdarstellerin (Bette Davis)
  • Beste Hauptdarstellerin (Anne Baxter)
  • Beste Nebendarstellerin (Celeste Holm)
  • Beste Nebendarstellerin (Thelma Ritter)
  • Beste Filmmusik (Alfred Newman)
  • Beste Kamera (Milton R. Krasner)
  • Beste Ausstattung / Produktionsdesign
  • Bester Filmschnitt (Barbara McLean)
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