Film des Monats: American Beauty

American Beauty

Wenn ich gefragt werde, was für mich der perfekte Film ist, lautet die Antwort neben dem Paten immer AMERICAN BEAUTY. Jede einzelne Szene steht als Sinnbild für den Gesamtkontext und ist für sich genommen absolut filmische Perfektion. Da hat Sam Mendes in seinem Regiedebüt (!) zusammen mit dem Filmteam herausragende Arbeit abgeliefert und Szenen für die Ewigkeit kreiert. Zugegeben, dass Material von Drehbuchautor Alan Ball (Six Feet Under) ist schlicht und ergreifend brillant. Ein Drehbuch voll gespickt mit herausragenden Dialogen und einem klaren dramaturgischen Aufbau, dass gleich in den ersten Szenen clever Erwartungen schürt, ist als Arbeitsmaterial natürlich auch sehr dankbar. Alan Ball zeigt nicht nur was oft hinter der gehegten und gepflegten Fassade des ach so perfekten Spießbürgertums in den Staaten steckt, sondern dass es nie zu spät ist, sich sein Glück zurückzuholen.Subtil zeichnet Mendes das Bild einer Familie, in der jedes Mitglied seine eigenen Probleme hat und nicht wirklich glücklich und zufrieden mit seinem Leben ist. Tochter Jane ist unsicher, was ihr Aussehen und ihr Wirken auf andere betrifft. Ihre Mutter Carolyn ist nur noch ein Schatten ihrer selbst: Zuhause scheinbar lediglich für den Haushalt gut, versucht sie krampfhaft Erfolg als Immobilienmaklerin zu haben. Auch ihr Mann Lester, dessen Höhepunkt des Tages seine morgendliche Masturbation unter der Dusche darstellt, ist unzufrieden mit sich, seiner Ehe und seinem Job. „In gewisser Weise ist er bereits tot“. So beschreibt er selbst aus dem Off sein Leben und kündigt an in weniger als einem Jahr tot zu sein, dies aber zu dem Zeitpunkt noch nicht zu wissen. Brillant! Als Lester auf eine Freundin seiner Tochter trifft, ist es um ihn geschehen und er fängt an aus seinem selbst geschaffenem Gefängnis auszubrechen: Warum weiterhin so ein unbedeutendes und langweiliges Leben führen? Warum sich von seiner Frau und seinem Chef tyrannisieren lassen und dabei noch eine scheinbar glückliche Welt vorgaukeln?

American Beauty

In eindrucksvoller, lustiger, aber auch emotionaler Manier zeigt uns Mendes, worum es im Leben wirklich geht. Nämlich darum, sich nicht zu verstellen und dabei anderen eine heile Welt vorzuspielen. Darum, das Leben nicht einfach so an sich vorbeiziehen zu lassen, sondern es in all seinen Nuancen und all seiner versteckten Schönheit zu genießen. Dass es DAS perfekte Leben nicht gibt und das alles nur Wunschdenken ist, wird gekonnt unter Beweis gestellt. Eine so offene Kritik am amerikanischen Gesellschaftsideal und das auch noch als erste Regiearbeit, verdient höchsten Respekt und wurde folgerichtig mit 5 Oscars, davon 4 in den Hauptkategorien, ausgezeichnet.
Doch nicht nur der satirische Hintergrund und die durchweg brillanten darstellerischen Höchstleistungen lassen durchwegs staunen. Was hier zudem im Zusammenspiel von Kamera, Schnitt und Filmmusik geschaffen wurde ist, um es wieder mit einem Filmzitat zu beschreiben: „Spektakulär!“ Die Spannungssteigerung entlädt sich in einem an Dramatik nicht zu überbietendem halbstündigem finalen letzten Tag und rundet den absolut perfekten Gesamteindruck von „American Beauty“ ab.

American Beauty 2

Kein Film hat mein Leben mehr geprägt als dieser. Keinen hab ich mehrmals (!) hintereinandrer geschaut und hinterlässt in mir ein so wohliges Gefühl wie dieser. Keiner schafft es alleine mit Rosenblätter und umherwehenden Papiertüten so viel wahre Symbolik für das Leben zu schaffen, ohne aufgesetzt zu wirken. Bei keinem liebe ich jede einzelne Szene mehr als die vorherige. Über keinen Film habe ich mehr gelacht, geweint, diskutiert und interpretiert, kein Film hat mich mehr geprägt wie dieser. Aus keinem habe ich mehr zitiert, als aus diesem. Keiner hat mich aus den tiefsten Schicksalsschlägen herausgeholt wie dieser und ich bin allen beteiligten an diesem Film so dankbar, dass ich diese Erfahrung immer und immer wieder aufs Neue machen darf und kann nur jedem Einzelnen wünschen, dass es ihm genauso geht. Dass die wahre Schönheit und Kraft aus diesem Film das Herz erreicht, sich darin einnistet und in regelmäßigen Abständen abgerufen wird. Man möge mir diese Lobes- bzw. Liebesarie nachsehen, aber wenn ich auch noch anfangen würde inhaltlich in die Tiefe zu gehen, dann könnte ich locker 10 Seiten füllen.

So möchte ich Euch lieber Raum geben über den Film im Kommentarfeld zu diskutieren und meine Lobpreisung mit dem Schlussmonolog beenden, der nicht treffender sein könnte, um meine Gefühle bei Sichtung des Filmes in ein paar Worte zu fassen:

„Manchmal habe ich das Gefühl, all die Schönheit auf einmal zu sehen. Doch das ist einfach zu viel. Mein Herz fühlt sich dann an wie ein BALLON, der kurz davor ist zu platzen. Und dann geht mir durch den Kopf: Ich sollte mich entspannen und aufhören zu versuchen, die Schönheit festzuhalten. Dann durchfließt sie mich wie Regen. Und ich kann nichts empfinden außer Dankbarkeit für jeden einzelnen Moment meines dummen kleinen Lebens.“

10 von 10
USA 1999. Regie: Sam Mendes. Genre: Drama / Satire. Darsteller: Kevin Spacey, Annette Bening, Chris Cooper, Allison Janney, Thora Birch, Wes Bentley, Mena Suvari

Gewinner von 5 Oscars:

  • Bester Film
  • Beste Regie (Sam Mendes)
  • Bester Hauptdarsteller (Kevin Spacey)
  • Bestes Orig. Drehbuch (Alan Ball)
  • Beste Kamera (Conrad L. Hall)

Weitere 3 Oscarnominierungen:

  • Beste Hauptdarstellerin (Annette Bening)
  • Beste Filmmusik (Thomas Newman)
  • Bester Filmschnitt (Tariq Anwar & Christopher Greenbury)

Gewinner von 6 BAFTAS:

  • Bester Film
  • Bester Hauptdarsteller (Kevin Spacey)
  • Beste Hauptdarstellerin (Annette Bening)
  • Beste Filmmusik (Thomas Newman)
  • Bester Filmschnitt (Tariq Anwar & Christopher Greenbury)
  • Beste Kamera (Conrad L. Hall)

Weitere 8 BAFTA-Nominierungen:

  • Beste Regie (Sam Mendes)
  • Bestes Orig. Drehbuch (Alan Ball)
  • Bese Nebendarstellerin (Thora Birch)
  • Beste Nebendarstellerin (Mena Suvari)
  • Bester Nebendarsteller (Wes Bentley)
  • Beste Austattung
  • Bestes Make-up/Hair
  • Bester Ton

Gewinner von 3 Golden Globes:

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Bestes Drehbuch (Alan Ball)

Weitere 3 Golden Globe-Nominierungen:

  • Bester Hauptdarsteller (Kevin Spacey)
  • Beste Hauptdarstellerin (Annette Bening)
  • Beste Filmmusik (Thomas Newman)

Gewinner von 3 Screen Actors Guild Awards:

  • Bestes Ensemble
  • Bester Hauptdarsteller (Kevin Spacey)
  • Beste Hauptdarstellerin (Annette Bening)

Weitere Nominierung:

  • Bester Nebendarsteller (Chris Cooper)

 

[Insgesamt Gewinner von 120 Filmpreisen, sowie weiteren 82 Nominierungen!]
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