
Während er einem Praktikum in der Forensik der Miami Metro Police Department entgegenfiebert, teilt Dexter ein düsteres Geheimnis mit seinem Ziehvater Harry (Christian Slater), von dem seine jüngere Schwester Debra (Molly Brown) nichts ahnt: Dexter kann seinen Drang zu töten nicht länger unterdrücken. Deshalb entwickelt Harry, selbst Polizist, einen Kodex, an den sich der angehende Serienkiller fortan halten soll. Auf Dexters Mordliste dürfen ausschließlich Personen stehen, die dem Gesetz entkommen sind – Menschen, die weder von der Gesellschaft noch von den Strafverfolgungsbehörden vermisst werden…
2006 brachte Showtime mit der Serie Dexter ein Format auf die Bildschirme, das in einer Ära des Tabubruchs im amerikanischen Fernsehen eines der größten Tabus brach. Dexter Morgan arbeitet beim Miami PD nicht nur als Forensiker am Tag, sondern ist bei Nacht als Serienmörder unterwegs. Die Idee, einen Psychopathen mit Hang zu Mord und Totschlag als Protagonisten zu präsentieren, war in Zeiten von Oz – Hölle hinter Gittern oder Die Sopranos nicht neu, doch mit Dexter Morgan wagten die Showrunner und auch Autor Jeff Lindsay einen entscheidenden Schritt weiter.

Ihr Ziel war es, die Sehgewohnheiten des Fernsehpublikums derart herauszufordern, dass die Zuschauer wöchentlich einschalten, um mit Dexter zu sympathisieren und sich auf seine Seite zu schlagen. Dabei wurde Dexter nicht als grausamer Schlachter eingeführt, der vorzugsweise Frauen ermordet. Stattdessen entschieden sich die Autoren für eine moralische Zwickmühle: Dexter ist bewusst konzeptionell in einem Widerspruch gefangen. Er tötet Menschen – aber ausschließlich solche, die als Mörder, Vergewaltiger oder Pädophile dem amerikanischen Justizsystem entkommen sind. Er agiert als drakonischer Vollstrecker der Selbstjustiz. Sein Ziehvater Harry erkannte früh Dexters gefährliche Neigungen und brachte ihm daher einen Moralkodex bei, der sowohl seinen Tötungsdrang stillen als auch sicherstellen sollte, dass Unschuldige nicht zu Schaden kommen.
Schnell ertappt man sich selbst dabei, mit Dexter Morgan mitzufiebern, da seine Antagonisten (Bsp.: der Ice-Truck-Killer und der Trinity-Killer) spannend aufgebaut werden. Für das Publikum ergibt sich so eine Art Katharsis, wenn Dexter erneut einen “schlechten Menschen” aus dem Spiel nimmt. Dieses Konzept funktioniert auch deshalb so gut, weil Michael C. Hall Dexter eine außergewöhnlich charismatische Ausstrahlung verleiht. Seine philosophischen Voice-Over-Narrationen machen ihn greifbarer, und im Kern geht es in der Serie um die emotionale Reise eines Mannes ohne jedwede Empathie, der seinen dunklen Begleiter hinter sich lassen möchte, um lieben und fühlen zu können.

Über Dexter zu sprechen, ohne die für viele so katastrophale letzte Staffel zu erwähnen, ist unmöglich. Die Showrunner hatten sich spätestens seit Staffel 5 in eine erzählerische Sackgasse manövriert. Nach der herausragenden, vielleicht sogar besten vierten Staffel gelang es ihnen nicht mehr, an die alte Qualität anzuknüpfen. Die Konsequenzen der Ereignisse wurden nur halbherzig fortgeführt, Charakterhandlungen wirkten oft unlogisch, und schnell machte sich Planlosigkeit breit. Dexter trat auf der Stelle, da es keine echten Konsequenzen mehr gab, jede antagonistische Figur aus dem Weg geräumt wurde und die Serie sich zu einer vorhersehbaren Formel entwickelte. Das Ganze mündete schließlich in einem unbeliebten, für die Meisten gar desaströsen Finale, das zur gleichen Zeit vom grandiosen Ende von Breaking Bad überschattet wurde.
Die negativen Stimmen verstummten jedoch nie vollständig. Mit der Sequel-Serie Dexter: New Blood versuchte man, Jahre später Schadenbegrenzung zu betreiben. Es war der Versuch, offene Lücken zu schließen und die Handlung sinnvoll fortzusetzen. Doch auch hier schoss man sich mit einem enttäuschenden Finale erneut ins eigene Knie. Die Serie hatte nie die Intention, Dexter würdig zu beenden – vielmehr schien es, als wolle man die Marke ausschlachten, um so viel Geld wie möglich zu generieren. Entsprechend schiebt Paramount bereits im kommenden Sommer eine Nachfolgeserie zu den Ereignissen von New Blood, und die Gerüchteküche brodelt: Eine Prequelserie über den Fanliebling „The Trinity Killer“ soll ebenfalls in Produktion gehen. Es bleibt spannend, zu beobachten, wohin die Reise mit dem „Dexterverse“ führen wird und welche Ideen letztendlich umgesetzt werden.

Damit sind wir aber nun endlich in der Gegenwart angelangt und die heißt Original Sin und stellt das Prequel zur Originalserie dar. Sie erzählt somit die Anfänge von Dexter als Forensiker beim Miami PD und als Mörder nach. Konzeptionell erweist sich dies jedoch als schwieriger Einstieg, denn die Originalserie hatte bereits viele Details aus Dexters Kindheit und frühen Jahren beleuchtet – unter anderem seinen ersten Mord, doch nach ein paar Folgen verschwinden glücklicherweise die Zweifel und die Macher haben sich der Vorgeschichte mit Bedacht und Respekt genähert. In Zeiten von Prequels, Sequels, Remakes, Reboots, und Spin-offs machen die Folge-Serien von DEXTER durchaus Sinn, haben wirklich etwas zu erzählen und tatsächlich eine erfreulich starke Qualität.
Nicht nur der originale Stil wurde beibehalten, es gibt jede Menge Easter Eggs für hartgesottene Fans, aber auch neue Zuschauer dürften gefallen an dem Serienkiller mit Ehrenkodex gefallen finden. Die Jungdarsteller, welche die Originalrollen von Batista, LaGuerta und Masuka verkörpern sind allesamt grandios. Debra ist gut gelungen, aber alle überragt Patrick Gibson, der eine wirklich beachtliche Leistung abliefert. Ein besonderer Kunstgriff ist seine Stimme aus dem Off, denn diese kommt weiterhin von Michael C. Hall bzw. im deutschen von seiner Original Synchronstimme. Einziger Wahrmutstropfen für seinen Vater hat man nicht James Remar verpflichtet, obgleich dieser wieder in Dexter: Resurrection zu sehen sein wird, sondern Christian Slater. Der machts eine Sache aber nicht schlecht. Es dauert aber ein paar Folgen, dass man sich mit der Umbesetzung anfreunden kann. Dies hat vermutlich schlichtweg Altersgründe gehabt, da Remar als mittlerweile 71 wohl weniger glaubhaft den Mitte 30-jährigen Harry Morgan verkörpern würde.

Diesen Sommer werden wir sehen ob auch «Resurrection» als Fortsetzung von «New Blood» überzeugen kann. Könnte heftig werden. Hoffentlich konsequent. Das Potenzial ist vorhanden. Zurück zum „Original Sin“: Fans der Original Dexter Serie kommen hier voll auf ihre Kosten. Durch die Stimme von Michael C Hall und die Musik aus der alten Serie kommt hier zu jeder Zeit das perfekte „Dexter Feeling“ auf. Außerdem ist der Cast nahezu perfekt. Man denkt man kennt die Geschichte, was größtenteils auch so ist, allerdings ist die Umsetzung zum Teil wirklich sensationell. Vor allem, wenn das brüderliche Verhältnis von Dexter und Brian näher durchleuchtet wird, stockte mir mehrfach der Atem.
Fazit: Starke erste Staffel, die bei mir wieder das Alte Dexter Feeling auslöste! Vom Flair her kommt es nahe an die Original Staffeln ran. Die Schauspieler haben auch tatsächlich Ähnlichkeit mit ihren späteren Ichs. Die Fälle sind originell und manchmal auch ein bisschen überzeichnet, dafür mit jede Menge Humor. Insgesamt ein sehr vielversprechender Start und für ein Prequel wirklich gut! Man kann hoffen, dass Staffel 2 die hohen Erwartungen gerecht wird.
Folgen-/Wertungsübersicht:
- Wie alles Anfing… (OT: And in the Beginning…) – 8,0/10
- Ein Kind im Süßwarenladen (Ot: Kid in a Candy Store) – 7,5/10
- Miami Vice (OT: Miami Vice) – 8,0/10
- Totalschaden (OT: Fender Bender) – 8,0/10
- xxx (OT: F is for Fuck-up) – 8,0/10
- xxx (OT: The Joy of Killing) – 8,5/10
- xxx (OT: The Big Bad Body Problem) – 8,5/10
- xxx (OT: Business and Pleasure) – 9,0/10
- xxx (OT: Blood Drive) – 9,0/10
- xxx (OT: Born this Way) – 9,5/10*
Gesamt: 8,4/10

Regie: Michael Lehmann & Monica Raymund / Stoffentwicklung: Clyde Phillips
Genre: Drama / Crime
Darsteller: Patrick Gibson, Molly Brown, Christian Slater, Christina Milian, James Martinez, Alex Shimizu, Reno Wilson, Brittany Allen, Aaron Jennings, Sarah Michelle Gellar, Patrick Dempsey, Sarah Kinsey, Raquel Justice, Eli Sherman, Jasper Lewis, Xander Mateo, London Thatcher, uvs.