R.I.P.D.

Schon beim Trailer hatte ich so ein ungutes Gefühl, sah mir doch alles an R.I.P.D. verdächtig nach einem weiteren Man in Black-Teil aus. Nur dass man Ryan Kassengift Reynolds und Jeff Dude Bridges in den Hauptrollen hatte und irgendwie sah das alles andere als cool aus. Das empfanden wohl auch die Besucher in den USA und straften das Werk von Robert Schwentke mit einem Einspielergebnis von 33,6 Mio. Dollar ab; bei einem Produktionsbudget von 130 Mio. Dollar. Weltweit bekam man den eingefahrenen Karren auch nicht mehr aus dem Dreck und so schraubte sich das Gesamt-BO auf 78,3 Mio. Dollar. Meinen Glückwunsch, Mr. Reynolds: Das zweite Multi-Millionen-Budget das Sie in diesem Jahrzehnt verfeuert haben. So langsam sollten die Studiobosse mal ernsthaft nachdenken bei einem Budget von mehr als 100 Mio. bei jemand anderem für die Hauptrolle anzufragen.

Aber genug von stumpfen Zahlen. Zahlen erzählen schließlich nichts von der Qualität eines Filmes. Also fangen wir einfach mal mit einem positiven Aspekt von R.I.P.D. an: Der Film ist kurz. Wirklich, wirklich kurz. Ähnlich wie schon bei Jonah Hex kommen nach ca. 70 Minuten „Unterhaltung“ die Credits. Lasst es von mir aus auch 80 Minuten sein. Das macht nicht das Gefühl weg, dass sich das komplette Werk wie ein verlängerter Pilot für eine Serie anfühlt die durchaus Potenzial gehabt hätte (ähnlich wie bei Jonah Hex). Aber Nein: Es handelt sich um ein 130 Mio. Dollar schwerer Sommer“blockbuster“ mit einem der coolsten Typen Hollywoods in der Hauptrolle; und Ryan Reynolds.

Das Drehbuch ist lachhaft und stümperhaft geschrieben und hetzt von einem Setpiece zum nächsten, während denen sich Bridges und Reynolds abgenudelte Sprüche um die Ohren pfeffern. Wobei bezweifelt werden dürfte, dass Reynolds seinen Partner überhaupt verstanden hat, denn der gute Bridges war noch immer im Rooster Cogburn-Modus und legt seinen Roy Pulsipher als eine nur minimal veränderte Variante seiner Oscar nominierten Rolle an. Mit anderen Worten: Man sollte sich die OV nur mit Untertitel anschauen. Aber eine Sache muss man dem Dude wirklich lassen: Er hatte sichtlich Spaß an der Rolle und an dem Film, konnte er doch nach Männer, die auf Ziegen starren mal wieder ordentlich vom Leder ziehen.

Und Ryan Reynolds? Tja: Innerhalb von wenigen Minuten vom frisch abgeknallten Cop zum R.I.P.D.-Guy. Das ist kein Scherz: Es dauert nur wenige Augenblicke, da hat sich Nick Walker an die neue Situation gewöhnt, schaut noch kurz bei seiner eigenen Beerdigung vorbei und schon ist alles in Butter. Irgendeine Entwicklung? Nope. Sich ein wenig Zeit lassen um Walker die neue Situation verdauen zu lassen? Dazu haben wir doch keine Zeit! Wir haben doch nur noch knapp über 40 Minuten um die ganze Chose über die Leinwand zu prügeln und nachher nackt in dem Pool voller Dollarscheine zu baden. Aber ich schweife ab. Ryan Reynolds schlafwandelt sich durch den kompletten Film, Jeff Bridges hat einfach nur Spaß, Mary-Louise Parker hätte ich fast nicht erkannt und Kevin Bacon, tja, bei Kevin Bacon musste ich irgendwie an seinen Gegenspieler aus Super denken. Da hat wohl noch jemand bei einer alten Rolle geplündert.

Uff: Drehbuch ist für die Tonne; von den Schauspielern kann man auch nichts erwarten. Konnten wenigstens die Effekte überzeugen? Wir befinden uns ja in der Welt der Toten! Coole Monster! Oder? Ähm, nein. Die Monster haben einen permanten Eindruck, als ob der zuständige Grafiker ziemlich genau eine Nacht Zeit gehabt hätte alles fertig zu machen und die halbe Nacht geschlafen hätte. So hat der Film Kreaturen zu bieten die genau so aussehen wie sie in einem guten Film nicht aussehen sollten: Wie aus dem Rechner; einem 386er; und zur Hälfte fertig. Dazu gesellen sich auch noch im großen „Finale“ einige CGI-Grausamkeiten wie Autos bei denen man sieht wo sie gebaut wurden (kleiner Tipp: Keine Autofabrik) und weiteres aus der Grafikabteilung des Teufels.

War der Film wenigstens lustig? Jetzt mal ernsthaft: Ich lache über jeden kleinen Scheiß! Wirklich! Mich kann man leicht zum lachen bringen. Ein paar Mal hat der Film das auch durchaus geschafft. Obwohl ich mich da schon wieder korrigieren muss: Der Trailer. Denn die besten Gags des Films waren bereits im Trailer zu begutachten. Und ja: Man hat es fertig bekommen und die Sache mit der scharfen Blondine (Bridges… also… nicht wirklich Bridges… sondern… ihr wisst schon…) und dem alte Chinese (Reynolds) komplett gegen die Wand der verschenkten Möglichkeiten zu fahren. Was hätte man alles daraus machen können! Gemacht hat man daraus gar nichts, außer ein paar müde und sexistische Gags.

Man muss sich das klar vor Augen führen: Robert Schwentke wollte R.E.D. 2 nicht machen, sondern lieber R.I.P.D.. Keine Ahnung ob er vorher das Drehbuch gelesen hat, aber mich würde es echt interessieren was er sich bei diesem Film gedacht hat. Vor allem merkt man zu keiner Sekunde sowas wie eine eigene Handschrift oder eigene Ideen. Zum Verständnis: Schwentke hat mit Tattoo und R.E.D. eindrucksvoll unter Beweis gestellt was er kann und liefert dann diesen Käse ab? Obwohl ich ja doch gestehen muss, dass es nicht sein schlechtester Film war. Diesen Titel wird sich wohl für alle Zeiten Die Frau des Zeitreisenden gesichert haben. Aber ich schweifen schon wieder ab.

Im Endeffekt waren alle Beteiligten von R.I.P.D. in einem tiefen Koma und nur Bridges hat die Sau rausgelassen. Dann wachten alle auf, sahen dieses komische Werk und meinten, dass man das den Leuten schon irgendwie verkaufen könnte. Tja: Falsch gedacht.

Rest in Peace, R.I.P.D.!


USA – 2013 – 1 Std. 36 Min.
Regie: Robert Schwentke
mit Jeff Bridges, Ryan Reynolds, Kevin Bacon, Mary-Louise Parker, Stephanie Szostak, James Hong, Marisa Miller, Robert Knepper, Mike O’Malley, Devin Ratray und Larry Joe Campbell
Genre: Action, Komödie, Fantasy

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