Kritik aus dem Lichtspielhaus – #7



Green Room von Jeremy Saulnier

Wollte mich Jeremy Saulnier mit Blue Ruin noch nicht ganz zu Jubelstürmen verleiten, schaft er es mit dem ungemütlich-rüden Green Room auf der ganzen Linie. Die Spannungskurve steigt den ganzen Film über und entlädt sich immer wieder in kurzen Gewaltspitzen die vor allem zum Ende hin richtig auf Touren kommen. So ist es ein großer Vorteil, dass sich alles im titelgebenden Green Room, dem Schuppen oder dem Parkplatz davor abspielt und man nicht immer viele teure Sets braucht. Anton Yelchin überzeugt wie gewohnt auf ganzer Linie und es wird einem mal wieder sehr schmerzhaft bewusst was für ein Verlust sein Ableben war. Daneben kann sich vor allem Patrick Stewart in einer sehr ungewohnten Rolle als Neo-Nazi-Anführer Darcy Banker auszeichnen und verleiht seiner Rolle eine fast schon perverse Abgeklärtheit und emotionale Kälte. Ebenfalls positiv erwähnen muss man Blue Ruin-Hauptdarsteller Macon Blair als rechte Hand von Anführer Banker. Gewürzt mit eine sehr atmosphärischen Score und wuchtigen Punk-Songs die man immer wieder im Hintergrund hören kann, als wenn die Bands wirklich auf der Bühne stehen, bleibt ein kleiner fieser Streifen der wie ein Schlag in den Magen ist.


Money Monster von Jodie Foster

Das starke Spiel von Jack O’Connell und George Clooney kann am Ende nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem Film besser getan hätte, wenn man das Geschehen nur im Studio der Liveshow gezeigt hätte, denn das permanente Abschweifen zu anderen Figuren und Orten und die spätere vollständige Verlagerung des Handlungortes nehmen eine Menge Tempo und Würze aus dem eigentlich interessanten Stoff.


The Witch von Robert Eggers

Zerbricht zwar nicht so am Hype wie It Follows im letzten Jahr, bleibt am Ende aber etwas hinter den Erwartungen zurück: Ausstattung und Kostüme sind stimmig, Anya Taylor-Joy hinterlässt einen starken Eindruck als ältere Tochter, es gibt einige schöne Gruselmomente und alleine wegen dem Ziegenbock Schwarzer Philip sollte man sich den Film unbedingt mal anschauen. Aber es fehlt dieser kleine Funke der beweist, dass Robert Eggers mehr kann als ein „nur“ gutes Gruselmärchen und Volkssage-Verfilmung.


Victor Frankenstein – Genie und Wahnsinn von Paul McGuigan

Es ist kein Zufall, dass man sich bei der Sichtung von Victor Frankenstein – Genie und Wahnsinn in einer Episode von Sherlock vermutet: Paul McGuigan zeichnete sich für vier Episoden verantwortlich (unter anderem A Scandal in Belgravia), Kameramann Fabian Wagner schoss die drei Episoden der 2. Staffel und mit Andrew Scott, Louise Brealey und Mark Gatiss spielen gleich drei Stammschauspieler mit; so erklärt sich auch der tolle und stimmige Look des Films. Die beiden Hauptdarsteller James McAvoy und Daniel Radcliffe gefallen ebenfalls in ihren Rollen, wobei gerade McAvoy als manischer Victor Frankenstein mal wieder eindrucksvoll seine Klasse unter Beweis stellt, während Daniel Radcliffe als nur anfangs buckliger Igor ebenfalls überzeugen kann. So toll also die optischen und schauspielerischen Werte sind, so kann man nicht verleugnen, dass dem Film leider nach der Hälfte die Luft ausgeht und aus der klassischen viktorianischen Geschichte fast ein Action-Kuddel-Muddel von der Stange wird. Das hat der Film eigentlich nicht verdient und auch nicht nötig gehabt.


Warcraft: The Beginning von Duncan Jones

Vielleicht muss man ja wirklich Fan des Spiels Warcraft: Orcs & Humans sein, mit dem Blizzard Entertainment im Jahr 1994 den ersten Stein auf dem Weg zum heutigen Big Player in der Videospiel-Industrie legte. Dann würde es nicht so negativ auffallen, dass die Story Genre-Generic ist und stellenweise mehr langweilt als unterhält, die Setbauten kein Budget von 160 Mio. Dollar vermuten lassen und die menschlichen Schauspieler mit Ausnahme von Ben Foster als Magier Medivh fast schon lustlos nach Plan agieren. Dafür punktet der Film aber doch mit stellenweise ganz netten Momenten, immer wieder kleinen inszenatorischen Spielereien von Duncan Jones und vor allem die Motion-Capture-Aufnahmen der Orks.

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