Meine Top 40 des Kinojahres 2023

Die besten Filme 2023 nach euren Bewertungen – Oppenheimer wird von 5 anderen Filmen überholt

Da erstellt man seine Filmhighlights für 2024 und merkt doch tatsächlich, dass man sie aus dem Vorjahr gar nicht veröffentlicht hat. Dann kriegt ihr eben die doppelte Dosis, kann ja nicht schaden. Eigentlich könnte man meinen, dass 2023 kein gutes Kinojahr gewesen ist, dennoch haben je 2 Filme 9,0/10 und 8,5/10 erhalten und 8 weitere 8,0/10! Aber auch sonst sind überwegend Filme mit 7,5/10 am Start und wer mich kennt weiß, dass diese Wertungen nicht selbstverstädnlich sind und gute Filme dahinter stecken!

Basis waren alle deutschen Starttermine aus dem Jahr 2023. Ganz am Ende habe ich nochmal eine Übersicht von den Filmen gelistet, die ich gesichtet habe, die aber mehr oder weniger knapp die Liste meiner Filmhighlights des Jahres verpasst haben. Viel Spaß damit!

40 NAPOLEON Napoleon

1793 ist die französische Stadt Toulon fest in britischer Hand und damit auch der wichtige dortige Hafen. Doch was tun, um die Besatzer zu vertreiben? Der aus Korsika stammende Artillerie-Kommandant Napoleon Bonaparte (Joaquin Phoenix) hat eine Idee, wie sich das bewerkstelligen lässt. Tatsächlich hat er Erfolg und wird im Anschluss durch Paul Barras (Tahar Rahim) befördert. Schnell macht er sich mit seinen kühnen Plänen einen Namen und spielt eine entscheidende Rolle dabei, Ländereien und Einfluss Frankreichs zu vergrößern. Während seine Ambitionen immer größer werden und er dabei ist, weite Teile der Welt zu erobern, kehrt er immer wieder zu Joséphine (Vanessa Kirby) zurück. Schließlich hatte er die junge Witwe kennen und lieben gelernt, machte sie auch zu seiner Frau. Doch die Ehe gestaltet sich schwierig…

Napoleon überwältigt einen geradezu mit Schauwerten, wenn uns der Film zu Schlachten mitnimmt und die unterschiedlichsten Settings mit großem Aufwand inszeniert. Inhaltlich ist das hingegen alles ziemlich unbefriedigend. Zumindest in der Kinofassung wird vieles nicht erklärt, im hohen Tempo wird von einem Ort zum nächsten gesprungen, ohne dass da mal irgendetwas vertieft wird. Hinzu kommen die seltsamen Sprünge in der Tonalität, wenn der Protagonist zu oft zur Witzfigur degradiert wird. Das ist schon unterhaltsam, wird aber weder dem Mann noch den Ereignissen gerecht und ist zudem nicht konsequent genug ausgearbeitet.

 

 


39 NYAD Nyad Netflix Streamen online

Als junge Frau feierte Diana Nyad (Annette Bening) eine Reihe von Erfolgen, als Langstrecken-Schwimmerin stellte sie diverse Rekorde auf. Ein Triumph blieb ihr aber verwehrt: von Kuba bis nach Florida zu schwimmen. Mehr als 30 Jahre sind seither vergangen, aus Diana ist eine ältere Frau geworden. Doch der Gedanke an den gescheiterten Versuch verfolgt sie noch immer. Und so beschließt sie, sich doch noch einmal ins Wasser zu wagen und ihren alten Plan in die Tat umzusetzen. Unterstützung findet sie dabei durch ihre beste Freundin Bonnie Stoll (Jodie Foster) sowie John Bartlett (Rhys Ifans), der die beste Route bestimmen soll. Aber auch mit viel Hilfe und neuer technologischer Mittel stößt sie schnell an ihre Grenzen, ist sie doch inzwischen völlig außer Form…

Nyad erzählt die Geschichte einer Frau, die mit Anfang 60 eine Strecke von 177 Kilometern am Stück von Kuba nach Florida schwamm. Die Hommage an den Mut der Protagonistin punktet mit den perfekt besetzten Darstellerinnen, die verglichen mit den verwendeten Archivaufnahmen unfassbar nah an der echten Diana Nyad bzw. Bonnie Stoll  denen eine Oscarnominierung für eine Leistungen zu wünschen wäre, sowie einer ordentlichen Portion Wohlfühl-Drama. Dies mag zwar alles sehr formelhaft anmuten, ist aber zu keiner Sekunde langweilig.

 

 


38 WONKA Wonka

Willy Wonka (Timothée Chalamet) hat große Pläne: Er will mit seinen Schokoladen-Kreationen die Menschen verzaubern. Den passenden Ort hat er bereits gefunden, dachte er zumindest. Stattdessen muss er feststellen, dass die Schokoladenfabrikanten Slugworth (Paterson Joseph), Prodnose (Matt Lucas) und Fickelgruber (Mathew Baynton) gar nicht gut auf die junge und ambitionierte Konkurrenz zu sprechen sind. Gemeinsam mit dem örtlichen Polizeichef (Keegan-Michael Key) tun sie alles dafür, dass ihr sorgsam aufgebautes Kartell nicht gestört wird. Und als wäre das nicht schon abschreckend genug, fällt Willy auf das betrügerische Duo Mrs. Scrubbit (Olivia Colman) und Bleacher (Tom Davis) herein, die ihn zwingen, in der Wäscherei zu arbeiten. Dort macht er jedoch die Bekanntschaft der Waisen Noodle (Calah Lane) und bezieht sie in seine Pläne ein, seinen Traum doch noch wahr werden zu lassen…

Braucht es unbedingt ein Prequel zu Charlie und die Schokoladenfabrik? Das vielleicht nicht, vor allem wenn der exzentrische Fabrikant hier zu einem recht glatten Träumer wird. Aber Wonka macht Spaß: Das Ensemble ist gut aufgelegt, die Musical-Nummern sind eingängig und stellenweise wird es auch schön absurd.

 

 


37 HOW TO HAVE SEX How to Have Sex

Tara (Mia McKenna-Bruce) begibt sich mit ihren beiden besten Freundinnen in den Urlaub, um von dem schulischen Alltag eine Auszeit zu nehmen. Die kommenden Tage verbringen die britischen Teenagerinnen damit, den maximalen Spaß aus dem Leben herauszuholen. Inmitten jeder Menge Alkohol, jungen Männern, vielen Partys und den damit verbundenen Ausnüchterungsstunden folgt eine durch und durch abenteuerliche Zeit. Wäre da nicht der Umstand, dass Tara immer noch Jungfrau ist. Dies erschwert nicht nur den Kontakt mit dem anderen Geschlecht, sondern verlangt ihr auch viel mentale Lebensenergie ab. Als es eines Tages zu ihrem ersten Mal kommt, verläuft dies jedoch ganz anders, als sie es erwartet hätte.

How to Have Sex ist ein starkes Portrait über Sexualität, Zwischenmenschlichkeit und individuellen Reifungsprozessen. Mit dröhnenden, aber auch ruhigen Momenten findet der Film eine einzigartige Balance und wurde zurecht als Highlight der Filmfestspielen in Cannes gefeiert. Ist aber immer noch ein Geheimtipp. Ich kann ihn empfehlen!

 

 


36 GODZILLA MINUS ONE

Gegen Kriegsende wirft die japanische Armee dem Feind alles entgegen, um doch noch den Sieg zu erringen. Der Kamikaze-Pilot Koichi Shikishima (Ryunosuke Kamiki) gibt vor, einen Motorschaden an seiner Maschine zu haben und landet auf der Insel Odo. Der Mechaniker Sosaku Tachibana (Munetaka Aoki) scheint seiner Lüge auf die Schliche zu kommen, als auf einmal der kleine Stützpunkt von einer riesigen, dinosaurierartigen Kreatur angegriffen wird…

Godzilla Minus One ist eine gelungene Neuauflage rund um die bekannte Riesenechse, bei dem die Macher Action und Drama miteinander vermischen. Takashi Yamazaki behandelt für die japanische Gesellschaft provokante Themen. Schauspielerisch und in anderer Hinsicht stimmt vieles in Godzilla Minus One, jedoch so etwas richtig Neues kann auch dieser Teil hinzufügen. Den riesigen Vorschusslorbeeren in sämtlichen Filmforen wird er demnach meines Erachtens nicht ganz gerecht! Die Effekte jedoch sind für das geringe Budget richtig stark, aber hatte dennoch auf einen Oscar-Sieg von The Creator gehofft!

 


35 AMERICAN FICTION Poster zum Film American Fiction - Bild 1 auf 7 - FILMSTARTS.de

Thelonious „Monk“ Ellison (Jeffrey Wright), ein frustrierter Autor, ist es leid, dass das Establishment von Klischees und beleidigenden Elementen in der „schwarzen“ Unterhaltung profitiert, während die Verlage sich kaum noch für seine Arbeit interessiert, weil er nicht „schwarz genug“ schreibe. Er verfasst unter einem Pseudonym sein eigenes „schwarzes“ Buch, welches voller Klischees steckt. Dabei gerät er mitten in den Widerspruch und Irrsinn, den er eigentlich verachtet, besonders als das Buch ein Riesenerfolg wird…

Jeffrey Wright brilliert in dieser intelligenten satirischen Komödie welche für 5 Oscars nominiert wurde und sich berechtigte Hoffnung auf einen der beiden Drehbuchoscars machen kann. Besonders das gut aufgelegte Ensemble machen diesen kleinen Film sehenswert, der mit einem überraschend guten Score, witzigen Regieeinfällen und bissigen Dialogen punkten kann.

 

 


34 BEAU IS AFRAID Beau Is Afraid

Beau Wasserman (Joaquin Phoenix) hat Angst. Die hat er oft, zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten, an allen möglichen Orten. Zwar wurden ihm neue Medikamente verschrieben, die ihm bei seiner Situation helfen sollen. Aber auch sie sind machtlos, wenn er sich in seiner eigenen Wohnung belagert fühlt. Doch es kommt noch schlimmer. Erst verpasst er den Flug zu seiner Mutter, der erfolgreichen Unternehmerin Mona Wassermann (Patti LuPone), weil ihm sein Haustürschlüssel gestohlen wird. Und dann stirbt sie plötzlich, erschlagen von einem Kronleuchter. Um sie begraben zu können, muss er wohl oder übel doch in seine alte Heimat – was mit einer Reihe von Abenteuern verbunden ist…

Mit seinem dritten Werk verabschiedet sich Ari Aster vom traditionellen Horror und präsentiert stattdessen eine sonderbare Odyssee, die sich fester Genregrenzen entzieht. Wenn in Beau Is Afraid ein paranoides Muttersöhnchen durch eine Welt streift, bei der nie klar ist, was real ist, dann ist das einerseits faszinierend, gleichzeitig aber auch anstrengend – vor allem wenn der Film während seiner drei Stunden Laufzeit auf der Stelle tritt.

 

 


33 DIE AUSSPRACHE Regina-Palast : Woman Talking

Der Schock ist groß bei den Frauen einer mennonitischen Gemeinschaft, als sie feststellen, dass die Männer sie systematisch betäubt und vergewaltigt haben. Die Schuldigen wurden zwar verhaftet und fortgebracht, jedoch ist klar, früher oder später werden die Peiniger wieder zurück sein. Was also tun? Eine Gruppe von Frauen treffen sich auf dem Heuboden, um dort das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Während die einen bleiben und für die Verbesserung ihrer Situation kämpfen wollen, sehen andere nur die Möglichkeit, die Gemeinschaft zu verlassen und ohne die Männer an einem neuen Ort von vorne zu beginnen…

Das ist harter Stoff und geht mit vielen Themen und Fragen einher, ist zudem erstklassig besetzt, allen voran Claire Foy, Jesse Buckley, Ben Wishaw und Rooney Mara. Auch die Filmmusik von Oscarpreisträgerin Hildur Gudnadóttir (Joker) kann sich wirklich hören lassen. Einzig, dass man der Romanadaption anmerkt, dass diese eher für ein Bühnenstück gedacht ist und auch nicht so sehr in die Tiefe geht, wie es die einzelnen Punkte verdient hätten, kann man mitunter kritisieren. Eine intensive Erfahrung ist das Werk von Sarah Polley aber dennoch und hätte auch noch die ein oder andere Darstellernominierung verdient gehabt.

 

 


32 BABYLON

In den 1920ern ist Nellie LaRoy (Margot Robbie) ein großer Star – es weiß nur außer ihr noch niemand. Aber das muss ja nicht so bleiben. Eine exklusive Party, auf der bedeutende Hollywood-Persönlichkeiten ein und aus gehen, soll ihr den nötigen Schub verleihen. Manny Torres (Diego Calva), der selbst von einer Karriere hinter den Kulissen träumt und mit der Organisation der Party beschäftigt ist, wird dabei schnell zu ihrem ersten Fan. Er ist es auch, der sie hineinlotst, an dem Sicherheitspersonal vorbei. Ihrem Traum kommt sie damit einen richtigen Schritt näher, tummeln sich dort doch Leute wie der Schauspieler Jack Conrad (Brad Pitt), Kabarett-Sängerin Fay Zhu (Li Jun Li) und Jazz-Musiker Sidney Palmer (Jovan Adepo), die in den turbulenten Folgejahren die Höhen und Tiefen der Traumfabrik kennenlernen…

Babylon – Rausch der Ekstase mag wie eine typische Hollywood-Hommage klingen. Stattdessen handelt es sich bei dieser Zeitreise um einen sonderbaren Mix, der an vielen Stellen exzessiv ist und lustvoll-verspielt Höhenflüge und Abgründe nebeneinanderstellt. Das ist gerade in den ersten zwei Dritteln sehenswert, bevor die Geschichte auf nicht nachvollziehbare Weise eskaliert.

 

 


31 AIR – DER GROSSE WURF Air Der große Wurf

Im Jahr 1984 steht die amerikanische Firma Nike kurz davor, die Herstellung von Basketballschuhen wieder aufzugeben. Das Geschäft läuft schlecht, Nike kriegt im Segment Basketball gegenüber den übermächtigen Konkurrenten Converse und Adidas kaum ein Bein auf den Boden. Der Angestellte Sonny Vaccaro (Matt Damon) ist ständig auf der Suche nach jungen Basketball-Talenten, die Nike-Schuhe tragen und populär machen sollen. Aber er weiß, dass Nike jetzt ein richtiges Zugpferd braucht. Ihm schwebt Michael Jordan vor, der Newcomer der Chicago Bulls. Aber dessen Agent David Falk (Chris Messina) winkt ab. Und auch Nikes Marketingmanager Rob Strasser (Jason Bateman) weiß längst, dass Jordan eine regelrechte Abneigung gegen die Marke hegt. Sonny beschließt, auf eigene Faust zu handeln…

Das erste Mal seit Good Will Hunting sind Matt Damon und Ben Affleck wieder gemeinsam vor der Kamera, dazu gesellen sich hochkarätige Darsteller, die umwerfend agieren. Air erzählt die Entwicklung der auf den Sportler zugeschnittenen Marke „Air Jordan“ fesselnd und unterhaltsam, obwohl dieser nicht auf dem Feld spielt, sondern in Büros und Konferenzräumen. Kein Meilenstein, aber guter Film für Zwischendurch.

 

 


30 SPIDER-MAN: ACROSS THE SPIDERVERSE Spider Man Across the Spider Verse

Inzwischen ist Miles Morales darin versiert, als Spider-Man für Recht und Ordnung zu sorgen. Nur bei der Balance aus maskierten Heldentaten und seiner schulischen Laufbahn hapert es zuweilen ein wenig. Während er noch ein wenig mit sich ringt, wie es in Zukunft weitergehen soll, gerät er an The Spot, einen geheimnisvollen Superschurken, der durch Löcher an anderen Orten wieder herauskommt. Zur gleichen Zeit hat Gwen Stacy, die in ihrer Welt als Spider-Woman zu tun hat, eine eigenartige Begegnung. Als sie gegen den Bösewicht Vulture kämpft, der aus einem anderen Universum kommt, erhält sie Unterstützung von anderen Spider-Versionen. Dabei erfährt sie, dass es eine von Miguel O’Hara geleitete Spider Society gibt, die weltenübergreifend dafür sorgen, dass niemand am falschen Platz ist…

Schon der Vorgänger war ein Fest für die Augen, Spider-Man: Across the Spider-Verse setzt dem noch einen drauf. Bis zum Rand gefüllt mit visuellen Experimenten, unzähligen Figuren und spektakulärer Action, ist der Animationsfilm ein künstlerischer Triumph. Inhaltlich wird jedoch deutlich weniger geboten. Auch wenn die Familienszenen überzeugen, so hat der Film eine nur sehr konventionelle Geschichte, für die er auch noch lange braucht – und die mittendrin abbricht.

 

 


29 MISSION IMPOSSIBLE: DEAD RECKONING TEIL 1 Mission Impossible Dead Reckoning Teil eins Part One

Geheimagent Ethan Hunt (Tom Cruise) soll die frühere Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) ausfindig machen, die einen wertvollen Schlüssel gestohlen und sich mit diesem versteckt haben soll. Dabei ist Hunt nicht der Einzige, der sie sucht. Ein enormes Kopfgeld wurde auf sie aufgesetzt. Erst später erfährt er von seinem Auftraggeber Eugene Kittridge (Henry Czerny), dass der Schlüssel im Zusammenhang mit einer mächtigen künstlichen Intelligenz steht, die zu einer weltweiten Bedrohung geworden ist. Gemeinsam mit seinen bewährten Mitstreitern Luther Stickell (Ving Rhames) und Benji Dunn (Simon Pegg) versucht Hunt die Katastrophe noch verhindern. Dabei kreuzen sich seine Wege nicht nur mit der Meisterdiebin Grace (Hayley Atwell), sondern auch mit seinem alten Widersacher Gabriel (Esai Morales), die es ebenfalls auf den Schlüssel abgesehen haben…

Mission: Impossible – Dead Reckoning will der beliebten Reihe eins draufsetzen, indem der Film exzessiv aufgeblasen wird und dabei sogar nur die erste Hälfte ist. Obwohl ständig etwas geschieht, geht das zuweilen nicht voran, hat so manche Längen. Spaß macht der Film aber trotzdem. Action und Settings sind wie immer klasse, das Ensemble wird um einige interessante Figuren erweitert. Und auch die Idee, dass der eigentliche Gegenspieler eine künstliche Intelligenz ist, funktioniert gut, insgesamt hat der Teil, aber noch Luft nach oben. Hoffen wir mal, dass Teil 2 ein paar gute Wendungen parat hat.

 

 


28 THE FABELMANS Die Fabelmans

Als Sammy Fabelman das erste Mal einen Kinofilm sieht, bedeutet das für ihn der Schritt in eine neue aufregende Welt. Doch das bloße Anschauen reicht ihm nicht, er entscheidet später, auch selbst welche drehen zu wollen. Dabei werden seine Ambitionen von Mal zu Mal größer. Doch während er darin seine Berufung zu finden geglaubt hat und er eine Möglichkeit sieht, seine Träume umzusetzen, gerät sein Familienleben in Schieflage. So kriselt es zunehmend zwischen seinen Eltern Burt (Paul Dano) und Mitzi (Michelle Williams). Als sie gemeinsam in eine neue Stadt ziehen, wo der Vater einer beruflichen Aufstiegschance folgt, hat gerade Sammy (jetzt: Gabriel LaBelle) mit der Situation zu kämpfen. Bis ihn eine alte und eine neue Liebe retten…

Mit Die Fabelmans gibt sich Steven Spielberg mal wieder seiner nostalgischen Seite hin, wenn er seine eigene Familiengeschichte filmisch verarbeitet. Zu gleichen Teilen Coming-of-Age-Drama und cineastische Liebeserklärung zeigt der Film die Welt in all seiner Schönheit und Hässlichkeit, beschwört die heilende Kraft der Fantasie und erinnert an das gemeinschaftliche Erlebnis, sowohl beim Filmdreh wie auch beim Anschauen.

 

 


27 BROKER – FAMILIE GESUCHT

In einer regnerischen Nacht gibt die junge Mutter So-young (Lee Ji-eun) ihr Kind an einer Babyklappe ab, mit einer Nachricht, dass sie es später wiederholen werde. Dabei hat sie jedoch die Rechnung ohne Sang-hyun (Song Kang-ho) und Dong-soo (Gang Dong-won) gemacht. Denn die verkaufen regelmäßig Babys an Paare, die selbst keine haben können. So-young ist darüber ziemlich wütend, schließt sich den beiden dann aber an, um ein Wörtchen bei der Vergabe mitzureden. Und so reisen die drei durchs Land, auf der Suche nach den passenden Eltern. Dabei ahnen sie nicht, dass zwei Polizistinnen (Doona Bae, Joo-young Lee) ihnen auf den Fersen sind und nur darauf warten, die beiden Kinderhändler auf frischer Tat zu ertappen…

Broker – Familie gesucht ist ein typischer Film von Hirokazu Koreeda(Shoplifters, Die Unschuld), wenn der sich mal wieder mit alternativen Familienkonstrukten beschäftigt. Das ist wie immer sehenswert: Es macht einfach Spaß, bei dieser Tragikomödie mit Roadmovie-Elementen den Figuren Gesellschaft zu leisten, wenn sie für ein Neugeborenes eine passende Familie suchen.


26 THE IRON CLAW The Iron Claw

Seine große Phase im Ring ist vorbei, sein Traum vom Weltmeister-Gürtel blieb ihm versagt. Doch noch immer ist Jack Adkisson aka Fritz Von Erich (herausragend: Holt McCallany) dem Wrestling-Sport eng verbunden. Schließlich sind da noch seine vier Söhne Kevin (Zac Efron), David (Harris Dickinson), Kerry (Jeremy Allen White) und Mike (Stanley Simons), die nach und nach in seine Fußstapfen treten. Dabei sind sie erfolgreich, sehr erfolgreich sogar. Endlich scheint sich Jacks lang gehegter Traum zu erfüllen. Doch sein unbedingter Wille und die Strenge mit der er, geduldet von seiner religiösen Frau Doris (Maura Tierney), die vier erzieht, wird auch zu Konflikten zwischen den Brüdern führen. Und letztendlich auch zu sehr viel Trauer, da die Familie einen Schicksalsschlag nach dem anderen zu verkraften hat…

The Iron Claw zeichnet den Werdegang der legendären Von Erich Wrestling-Familie nach, zeigt Triumphe wie Schicksalsschläge. Das geht als Porträt einer dysfunktionalen Familie, deren Unglück letztendlich meist selbst verschuldet war, zu Herzen, wenn der Film hinter der Show die Menschen entdeckt, die um Anerkennung kämpften und daran einer nach dem anderen zugrunde gingen. Darstellerisch ein ganz starke Brett!

 

 


25 FALLENDE BLÄTTER Fallende Blätter

Im Leben von Ansa (Alma Pöysti) und Holappa (Jussi Vatanen) geht es gerade ein wenig drunter und drüber. So hat Ansa ihre Stelle in einem Supermarkt verloren, weil sie abgelaufene Lebensmittel nicht entsorgt hat. Und auch bei dem Bauarbeiter Holappa steht beruflicher Ärger an, der mit seiner Vorliebe für Alkohol zusammenhängt – jede Menge Alkohol. Per Zufall laufen sich die beiden bei einem Karaoke-Abend über den Weg. Später werde sie sich erneut treffen. Und dabei soll es nicht bleiben, man möchte sich schon gern wiedersehen. Nur ist das Leben nicht so einfach, da warten noch ein paar Hindernisse auf die beiden – fremde wie selbstgeschaffene…

Fallende Blätter ist ein typischer Film von Aki Kaurismäki, irgendwo zwischen Melancholie und lakonischer Komik, zwischen entrückter Nabelschau und nüchternem Blick auf die Welt. Auch wenn der finnische Regisseur damit nichts Neues erzählt, ist es doch schön, noch einmal mit ihm durch die Straßen von Helsinki zu stolpern, wenn zwei einsame Seelen unverhofft das Glück finden.

 

 


24 THE KILLER The Killer 2023 Filmplakat, Hochwertiges Leinwand Poster, The Killer Klassisches Filmplakat Print - Etsy.de

Es hätte ein Auftrag wie jeder anderer für den Profikiller (Michael Fassbender) sein sollen, als er nach Paris reist, um dort einen Mann zu erledigen. Er lässt sich viel Zeit, bereitet alles genau vor, alles soll perfekt sein. Und doch dann passiert etwas, was ihm vorher nie passiert ist. Als er daraufhin selbst zur Zielscheibe wird, beschließt er seinen Jägern zuvorzukommen. Und so reist er um die Welt, um alle zu töten, die ihm noch einmal gefährlich werden könnten…

Der Killer mag inhaltlich etwas dünn sein, wenn ein Auftragsmörder seine eigenen Jäger jagt und doch ist dieser introspektive Thriller sehenswert, wenn der brutale Trip in schicke Bilder, einem grandiosen Sound und überraschend guten darstellerischen Leistungen verpackt wird.

 

 


23 JOHN WICK: KAPITEL 4 John Wick Kapitel 4 Chapter 4

John Wick (Keanu Reeves) ist noch immer von seinem Rachegedanken beseelt und reist dann schon einmal quer durch die Welt, nur um den Ältesten zu töten. Die Hohe Kammer hat inzwischen endgültig die Nase voll und stattet den Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) mit allen Rechten aus, um den Querulanten endlich zur Strecke zu bringen. Als ersten Schritt lässt der Marquis das New Yorker Continental-Hotel von Winston (Ian McShane) in die Luft sprengen, als Warnung für alle, die Wick zur Seite stehen. Der sucht daraufhin die Unterstützung seines alten Freundes Shimazu (Hiroyuki Sanada), der mit seiner Tochter Akira (Rina Sawayama) das Continental-Hotel in Osaka leitet. Dabei sind ihm de Gramonts rechte Hand Chidi (Marko Zaror), ein Spurenleser (Shamier Anderson) und der blinde Auftragskiller Caine (Donnie Yen) bereits auf den Fersen…

Weniger Geschichte, mehr Laufzeit: John Wick: Kapitel 4 nimmt das beliebte Konzept der Reihe und treibt es auf eine exzessive Spitze. An manchen Stellen ist das grandios, wenn die Kämpfe kunstvoll in Szene gesetzt werden und das Ensemble einfach Spaß macht. Allerdings sind 170 Minuten für einen Action-Film deutlich zu lang, ist für mich trotz dieses Mankos der beste Teil der Reihe, was vor allem an der grandiosen Kameraführung und den gigantischen Settings liegt, an denen man sich nicht satt sehen kann.

 

 


22 THE INSPECTION The Inspection

Ellis French (Jeremy Pope) hat einen Traum: Er möchte den Marines beitreten. Dass dies schon unter gewöhnlichen Bedingungen unglaublich schwierig ist, das ist ihm bewusst. Und seine Bedingungen sind nicht gewöhnlich, ist er doch homosexuell, was in diesem Umfeld undenkbar ist. Seine Homosexualität war es auch, die zu dem Bruch zwischen ihm und seiner konservativen Mutter Inez (Gabrielle Union) geführt hat. Bei seiner neuen Ersatzfamilie sieht es nicht besser aus, von Anfang an ist der Druck hart. So setzt Leland Laws (Bokeem Woodbine) alles daran, die jungen Männer zu brechen. Als die anderen erfahren, dass er schwul ist, droht die Situation zu eskalieren. Lediglich Ausbilder Rosales (Raúl Castillo) steht ihm noch zur Seite…

Das klingt nach einem Klischee, basiert aber auf einer wahren Geschichte. Genauer erzählt Regisseur und Drehbuchautor Elegance Bratton davon, wie es ihm selbst als junger Mann ergangen war. Von seiner Mutter wegen seiner Homosexualität verstoßen, landete er auf der Straße. Zehn Jahre war er obdachlos, bevor er den Marines beitrat. Für The Inspection verarbeitet er seine Erfahrungen in seinem ersten Spielfilm. Jeremy Pope erhielt für seine Darstellung zurecht eine Golden Globe-Nominierung, aber auch Gabrielle Union und Raúl Castillo sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Ein wichtiger, obgleich menschenverachtender Film, der ein breiteres Publikum verdient gehabt hätte.

 


21 DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER Die letzte Fahrt der Demeter The Last Voyage of the Demeter

Die Freude ist groß bei Clemens (Corey Hawkins), als er eine Stelle an Bord der Demeter erhält, nachdem er in letzter Sekunde das Leben des Jungen Toby (Woody Norman) gerettet hat. Schließlich sind die Versuche des Dunkelhäutigen, als Arzt praktizieren zu dürfen, trotz bester Ausbildung erfolglos geblieben. Die Freude währt aber nicht lang. Erst finden sie Anna (Aisling Franciosi), die offensichtlich an einer schweren Krankheit leidet. Während der Erste Maat Wojchek (David Dastmalchian) und die anderen Männer die blinde Passagierin am liebsten über Bord werfen würden, kann Clemens Kapitän Elliot (Liam Cunningham) davon überzeugen, Anna lieber wieder gesundzupflegen. Doch das ist erst der Anfang, denn ohne es zu wissen hat die Crew (Javier Botet) ein Monster auf das Schiff geholt…

Der Film richtet sich in erster Linie an Fans des Buches und besticht mit unglaublich atmosphärischen Momenten. Jede Aufnahme ist eine Verbeugung an alte Filmklassiker, vor allem Murnaus Nosferatu. Sogar Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt stand Pate. CGI geschädigte Zuschauer jüngeren Alters können mit all dem vermutlich wenig anfangen. Bei mir reiht sich Die letzte Fahrt der Demeter in die Riege der besten Horrorarbeiten der letzten Jahre ein. Zu schade, dass dieser an den Kinokassen so baden gegangen ist, kulturell wertvoller als Barbie und Co. ist er allemal und es hätte ein Beginn zu einer vielversprechenden Dracula-Neuauflage werden können. Diejenigen, die den Film gesehen haben, wissen genau was ich meine.

 

 


20 EMPIRE OF LIGHT

England, 1980: Hilary Small (Olivia Colman) arbeitet als Foyer Managerin in dem altehrwürdigen Kino Empire. Filme sieht sie dort keine. Und doch gibt ihr diese Arbeit Halt, während sie parallel mit ihrer bipolaren Störung und ihrem übergriffigen Chef Donald Ellis (Colin Firth) zu kämpfen hat. Denn obwohl der verheiratet ist, nötigt er sie immer wieder zu Sex. Diese Routine wird gestört, als Stephen Murray (Micheal Ward) zum Team hinzustößt. Auf Anhieb fühlt sich die Mittvierzigerin zu dem deutlich jüngeren, dunkelhäutigen Mann hingezogen. Und so beginnen die zwei zunächst heimlich eine Affäre, die Hilary so viel Aufschwung verleiht, dass sie sogar ihre Medikation absetzt. Doch diese Hochphase wird von einer Reihe von Problemen begleitet…

Empire of Light mag gemessen an den Erwartungen enttäuschend sein, ist für sich genommen aber ein guter Film. Das Drama um eine psychisch kranke Mittvierzigerin, die sich in einen deutlich jüngeren Schwarzen verliebt, kombiniert schockierende mit schönen Szenen, ist gleichzeitig Filmhommage und Porträt einer hässlichen Gesellschaft. Und Oscarpreisträgerin Olivia Colman liefert wieder mal eine meisterhafte Leistung ihres Könnens. Gibt es eigentlich irgend etwas, was diese begnadete Mimin nicht kann?

 


19 DogMan Dogman 2023

Im blutgetränkten Drag-Outfit und mit der Ladefläche seines Wagens voller Hunde wird Douglas (Caleb Landry Jones) eines Nachts von der Polizei aufgegabelt. In Untersuchungshaft erzählt er der von der Polizei beauftragten Psychologin Evelyn (Jojo T. Gibbs) nach und nach seine Lebensgeschichte und wie er in der Situation gelandet ist, in der er aufgefunden wurde. Sein Lebensweg ist gezeichnet von Gewalt und Ausgrenzung, sodass Douglas schnell zum Schluss kommt, sich eine Familie aus Hunden zu suchen. Eine Familie, die ihm treu ist und die ihn beschützt und eine Familie, für deren Schutz er Grenzen überschreitet…

Luc Bessons Filme waren in den letzten Jahren mehr Flop als Top. Dieser hier gefiel mir aber durchaus. Zwar kann man die Darstellung von Drag als Symbol des Außenseitertums in dieser von Gewalt nur so strotzenden Odyssee und als Traumabewältigung, sowie Identitätssuche schon kritisieren, wenn man so möchte, aber Caleb Landry Jones spielt so hinreißend, dass mir diese Ansicht zu klein daher kommt. Am Besten ein eigenes Urteil bilden.

 

 


18 HOLY SPIDER Holy Spider

Maschhad, 2001: Der 50-jährige Familienvater Saeed (Mehdi Bajestani) sieht es als seine göttliche Mission, die Straßen der heiligsten Stadt des Iran zu „säubern“. Für ihn bedeutet das, die Prostituierten in der Stadt zu ermorden. Anders als in der Öffentlichkeit Maschhads stoßen die Taten Saeeds auf das Interesse der aus Teheran angereisten Journalistin Rahimi (Sahra Amir Ebrahimi). Sie macht sich auf der Suche nach der Identität des „Spinnenmörders“ und stößt dabei auf starke Behinderungen durch die Behörden und Bevölkerung…

Holy Spider zeichnet ein bedrückendes Bild von der iranischen Gesellschaft, das nicht sonderlich differenziert, dafür aber umso kraftvoller ist. Zwar weicht die historische Genauigkeit der Ereignisse häufig der passenden Dramaturgie und Inszenierung, dadurch werden Strukturen, Motive und letztlich auch die Kritik aber nur umso deutlicher. Filmisch und erzählerisch ist Holy Spider sicherlich angreifbar, aber er liefert auch etwas, das darüber hinaus geht.

 


17 MAY DECEMBER Poster zum Film May December - Bild 2 auf 9 - FILMSTARTS.de

Zwanzig Jahre ist es her, als Gracie Atherton-Yoo (Julianne Moore) als damalige Lehrerin mit einem ihrer Schüler erwischt wurde. Mittlerweile sind die Jahre ins Land gegangen und fast niemand erinnert sich mehr an den Skandal-Fall. Fast niemand deswegen, weil ein biografischer Independent-Film über diese Geschichte geplant ist, bei dem Elizabeth Berry (Natalie Portman) Gracie verkörpern soll. Im Rahmen ihrer schauspielerischen Vorbereitungsphase besucht sie Gracie, die mit ihrem Mann  (Charles Melton) und den dreiköpfigen Nachwuchs ein unbesorgtes und reiches Leben führt. Zu Beginn ahnt dabei noch niemand, dass das Öffnen alter Wunden eine subtile Lawine in Gang setzt.…

Todd Haynes subtiles Drama spaltet die Meinungen, aber das macht Kunst ja bisweilen so reizvoll. Darstellerisch ist May December definitiv nichts anzukreiden. Natalie Portman, Juliane Moore und Charles Melton liefern Höchstleistungen ab und die emotionale Lawine wird Stück für Stück aufgebaut, um sich dann zu entladen.

 

 


16 TILL – KAMPF UM DIE WAHRHEIT

Seit dem Tod ihres Mannes zieht die Afroamerikanerin Mamie (Danielle Deadwyler) ihren Sohn Emmett (Jalyn Hall) alleine groß. Dabei möchte sie ihn zu einem weltoffenen Menschen erziehen. Gleichzeitig ist sie sich der Gefahren bewusst. Und so bläut sie dem 14-Jährigen mehrfach ein, sehr vorsichtig zu sein, wenn er seine Verwandten im Süden der USA besucht. Schließlich sei Mississippi ganz anders als Chicago, wo die beiden leben. Der Teenager verspricht aufzupassen und den Ratschlag seiner Mutter zu befolgen. Doch dann erregt er durch eine unbedachte Handlung den Zorn der lokalen Bevölkerung. Und so wird er eines Nachts entführt, misshandelt und getötet, erst Tage später wird man seine übel zugerichtete Leiche finden. Der Schmerz ist groß bei Mamie. Aber auch die Wut. Und so beschließt sie, den Fall öffentlich zu machen und der ganzen Welt zu zeigen, was man ihrem Jungen angetan hat…

Till – Kampf um die Wahrheit“ erzählt die Geschichte einer Frau, die nach dem Lynchmord an ihrem Sohn für Gerechtigkeit kämpft und damit einen wichtigen Beitrag zur Bürgerrechtsbewegung leistete. Das ist sehenswert, allein schon wegen der starken Hauptdarstellerin.

 


15 KILLERS OF THE FLOWER MOON Original-Filmplakat von Killers of the Flower Moon

Alles beginnt mit dem Fund von Öl auf den Ländern der Osage. Gott habe sich einen Scherz erlaubt, als er ein riesiges Vorkommen des schwarzen Goldes unter das öde Land gepackt hat, mit dem die Osage Nation nach mehreren Umsiedlungen von den sich ausbreitenden USA abgespeist wurde. In den 1920er-Jahren bringt das Reichtum für das indigene Volk. Aber gleichzeitig weckt das das Interesse des weißen Mannes, der sich das Vermögen an sich selbst reissen wird und auch vor Mord nicht zurück schreckt. Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio) geht als Held des ersten Weltkriegs zu seinem Onkel King William Hale (Robert DeNiro), der als lokaler „König“ von Fairfax es zu Macht und Wohlstand geschafft hat. Der Plan ist simpel. Er soll eine bestimmte Osage-Tochter namens Molly (Lily Gladstone) heiraten. Danach wird die gesamte Familie ermordet und der Besitz geht zuerst an Burkhart und danach an K.W.Hale über. Und obwohl Burkhart seine Frau und in späterer Folge seine Kinder liebt, ist er zu schwach sich den mörderischen Wünschen und Anweisungen des teuflischen Onkels zu widersetzen…

In klaustrophobischen dreieinhalb Stunden erzählt Killers of the Flower Moon von einer Mordserie an Mitgliedern des Osage-Stammes, die durch Öl zu Reichtum gelangt sind. Dabei zeigt sich Martin Scorsese diesmal eher als stiller Dokumentarist denn als expressiver Filmemacher. Eine unglaubliche Geschichte mit großartiger Musik, fantastischen Bildern und starkem Cast, der für mich eine etwas expressivere Erzählweise noch besser zuträglich gewesen wäre.

 

 


14 THE WHALE

Seit dem Selbstmord seines Freundes Alan ist Charlie (Brendan Fraser) in einem tiefen Loch gefangen. Seine Wohnung hat er schon seit Ewigkeiten nicht mehr verlassen, in seiner Trauer hat er sich so viel Gewicht angefressen, dass er sich kaum mehr belegen kann. Seiner Arbeit als Englischprofessor geht er zwar nach wie vor nach, tut dies aber von zu Hause aus, in seinen Zoom-Seminaren lässt er bewusst die Kamera aus, um von niemandem gesehen zu werden. Lediglich Alans Schwester Liz (Hong Chau), die sich regelmäßig um ihn kümmert, lässt er noch an sich heran. Doch auch sie kann nicht verhindern, dass er immer stärker abbaut. Bevor es zu spät ist, will sich Charlie aber noch mit seiner Tochter Ellie (Sadie Sink) versöhnen, die er seinerzeit ebenso verlassen hat wie seine Frau Mary (Samantha Morton)…

Die Geschichte um einen Mann, der sich in seiner Trauer ein extremes Übergewicht angefressen hat, ist ein in mehrfacher Hinsicht schauspielerischer Triumph, der einen atemlos zurücklässt und Brendan Fraser den Oscareinbrachte. Da sieht man dann auch darüber hinweg, dass man The Whale zuweilen ein wenig anmerkt, dass es eigentlich ein Theaterstück ist.


13 SOUND OF FREEDOM Sound of Freedom

Bei seiner Arbeit kämpft Tim Ballard (Jim Caviezel) erbittert gegen die Verbreitung von Kinderpornografie. Dabei waren er und seine Kollegen erfolgreich. Und doch lastet die Arbeit schwer auf ihm, zumal er zwar Schuldige aus dem Verkehr gezogen hat, aber nichts für die Kinder selbst tun konnte. Als er durch eine Undercover-Aktion den mexikanischen Jungen Miguel (Lucás Ávila) befreit, schwört er, auch dessen nach wie vor vermisste Schwester Rocio (Cristal Aparicio) ausfindig zu machen, die gleichzeitig mit vielen anderen Kindern von Giselle (Yessica Borroto) entführt wurde. Dafür schließt er sich mit Vampiro (Bill Camp) zusammen, der früher für ein Kartell gearbeitet hat, nun aber etwas gegen den Kinderhandel unternehmen möchte. Doch dies ist mit großen Gefahren verbunden…

150 Mio. Menschen leben aktuell in der Sklaverei, die meisten davon sind Kinder! Der Aufwand der Menschen, die hinter dem Projekt stehen und den Menschenhandel „sprengen“ möchten, ist beeindruckend.  Objektiv betrachtet ist es auch ein sehr gelungener Film mit einer echt tragischen Geschichte eines Themas welches leider viel zu wenig Beachtung findet.


12 THE CREATOR Das Original-Filmplakat des Schöpfers – endgültiger Stil

Wir befinden uns im Jahr 2065, seit Jahren tobt ein Krieg zwischen der mit der KI kooperierenden östlichen Welt und der westlichen Welt, die die KI nach einem Atombombenschlag bekämpft. Moderne Geopolitik in der Glaskugelprognose. Joshua, ein Ex-Spezialagent, erhält fünf Jahre nach dem Verschwinden seiner schwangeren Frau (Gemma Chan) von einer strengen US-Army-Teamleiterin (Allison Janney) den Auftrag, „Nirmata“ mitsamt neuartiger Waffe zu finden – Ursprung und Schöpferin der KI. John David Washington als Joshua zeigt sich in formidabler Verfassung und fällt nicht in das Klischee des gnadenlosen Soldaten, sondern transportiert Empathie von Beginn an. Trauer, Verwirrung und Mut sehen wir durch seine Augen. Zu seiner Überraschung stellt sich die Waffe als humanoides Kind namens Alphie heraus, das den Krieg für die KI-Seite gewinnen kann…

The Creatur ist DIE Sci-Fi-Überraschung des Jahres und hätte ein noch viel größeres Publikum verdient gehabt. Trotz des relativ geringen Budgets braucht sich das Worldbuildung und die visuellen Effekte nicht vor 300 Million Dollar-schweren Hollywood-Produktionen verstecken. Auch darstellerisch weiß das Werk von Gareth Edwards überzeugen und kann so über das ein oder andere kleine Logikloch hinwegtrösten.

 

 


11 SALTBURN Poster zum Film Saltburn - Bild 12 auf 29 - FILMSTARTS.de

Fleiß und Intelligenz haben Oliver Quick (Barry Keoghan) bis nach Oxford gebracht, ein Stipendium ermöglicht ihm das Studium an der Elite-Universität. So richtig zu Hause fühlt er sich dort aber nicht, es fällt ihm schwer, bei diesen Menschen, die aus einer ganz anderen Schicht stammen, anzuschließen. Eine Ausnahme gibt es jedoch. So ist Felix Catton (Jacob Elordi) ausgesprochen freundlich zu dem Außenseiter und verbringt im Anschluss viel Zeit mit ihm. Als es zu einem traurigen Schicksalsschlag in Olivers Familie kommt, beschließt Felix sogar, ihn mit zu seiner eigenen zu nehmen. Auf dem weitläufigen Anwesen des Adelsgeschlechts lernt er Lady Elspeth (Rosamund Pike) und Sir James (Richard E. Grant) kennen, die Eltern seines Freundes. Aber auch dessen Schwester Venetia (Alison Oliver) und Cousin Farleigh Start (Archie Madekwe) leben in dem prunkvollen Herrenhaus. Sie alle heißen ihn willkommen, obwohl er nicht dazu gehört. Doch bald kommt es zu ersten Spannungen…

Wie schon bei „Promising Young Woman“ setzt Regisseurin Emerald Fennell bei „Saltburn“ auf eine Mischung aus Komödie und Thriller, wenn zwei junge Männer aus völlig unterschiedlichen Schichten aufeinandertreffen. Barry Keoghan liefert eine absolute Glanzleistung ab und auch Rosamund Pike zeigt wieder einmal, dass ihr Comedy einfach am Besten steht. Was den Film aber besonders macht, ist sein Spaßfaktor bei diesem etwas anderen Klassenkampf dabei zu sein.

 

 


10 PEARL Pearl Movie Poster Quality Glossy Print Photo Wall Art Stars Mia Goth Ti West Sizes 8x10 11x17 16x20 22x28 24x36 27x40 2 - Etsy.de

1918 in Texas: Pearl (Mia Goth) lebt gemeinsam mit ihren Eltern auf einer Farm, während ihr Mann Howard (Alistair Sewell) in den Ersten Weltkrieg gezogen ist. Die junge Frau tut sich schwer mit dieser Situation, leidet unter ihrer dominanten Mutter (Tandi Wright), während sie sich gleichzeitig um ihren kranken Vater (Matthew Sunderland) kümmern muss. Die Arbeit ist hart und ohne Perspektive, Pearl fühl sich zunehmend wie eine Gefangene. Einziger Lichtblick für sie sind die Filme, die sie im lokalen Kino sehen kann – und der attraktive Filmvorführer (David Corenswet), auf den sie ein Auge geworfen hat. Als sie von einem Casting für eine Tanztruppe erfährt, die im ganzen Land auftreten wird, sieht sie darin ihre Chance, endlich alles hinter sich zu lassen und ein eigenes Leben zu führen…

Pearl erzählt zwar prinzipiell die Vorgeschichte von X, ist dabei aber nur bedingt zu vergleichen. So gibt es hier Reminiszenzen an das Goldene Hollywood, welches mit einer blutigen Selbstfindung besudelt wird. Es dauert dabei eine Weile, bis es wirklich eskaliert, über weite Strecken ist das mehr Drama als Horror und das macht Pearl auch einfach so gut! Als Porträt einer gestörten und dabei tragischen Frau funktioniert er absolut hervorragend und ist für mich wohl das beste Horrordrama der letzten Jahre, vor alle wegen Mia Goth, die absolut oscarwürdig agiert!

 


09 DIE FRAU IM NEBEL Poster zum Film Die Frau im Nebel - Bild 11 auf 22 - FILMSTARTS.de

Der erfahrene und leicht soziopathisch wirkende Detektiv Hae-joon (Park Hae-il) wird damit beauftragt, den Tod eines Mannes auf einem Berggipfel zu untersuchen. Relativ schnell gerät Seo-rae (Tang Wei), die Witwe des Verstorbenen, in den Fokus der Ermittlungen. Was zunächst wie ein simpler Fall wirkt, wird durch die Involvierung Seo-raes immer mehr zu einer Angelegenheit, die den Bereich Hae-joons Ermittlungskompetenz weit überschreitet und sein ganzes Leben ins Wanken bringt. Und auch andersrum scheint der Ermittler einen einzigartigen Eindruck hinterlassen zu haben.

Auch in Die Frau im Nebel beweist Park Chan-Wook sein unfassbares Verständnis fürs Filmemachen. Sowohl Inszenierung als auch Dialog sind über jeden Zweifel erhaben und sorgen für einen nahezu universellen Film, der sich einzig selbst ausbremst, da er eben auch bekannte Filmstrukturen umfasst. Dennoch weiß der Film wirklich zu begeistern, bleibt lange im Gedächtnis und lädt ob seiner wahnsinnigen Detailarbeit zum wiederholten Schauen mehr als ein.

 

 


08 PERFECT DAYS

Jeden Tag ist es dasselbe Ritual für Hirayama (Koji Yakushi). Nach dem Aufwachen und der Morgentoilette macht er sich für den Tag fertig, zieht sich einen kalten Kaffee am Automaten und begibt sich zur ersten Station des Tages. Hirayama putzt die öffentlichen Toiletten der Hauptstadt, oder zumindest einen Bezirk, und das schon seit Jahren, mit einer Akribie, die seinen neuen Kollegen Takashi (Tokio Emoto) erstaunt. Auch die Musikkassetten, mit Songs von Lou Reed oder den Rolling Stones, die er auf dem Weg zu seiner nächsten Station hört, scheinen ihm wie ein Relikt seiner Eltern. Nach der Arbeit fotografiert Hirayama leidenschaftlich gerne, besonders Bäume, von denen er schon unzählige Aufnahmen in seiner kleinen Wohnung hat. Jedoch wird sein geregelter Tag durcheinander gebracht, als eines Tages Takashi ihn im Stich lässt und ihn später noch um Geld bittet, und schließlich mit Niko (Arisa Nakano) auf einmal seine Nichte vor ihm steht, mit der er schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte.

„Perfect Days“ ist ein stilles Drama um den Wert des Glückes ind er heutigen Welt, mit einem perfekt besetzten Hauptdarsteller, der eine subtile Glanzleistung hinlegt und die zurechtd en Darstellerpreis in Cannes erhalten hat. Wim Wenders gelingt ein unterhaltsamer, oft sehr poetischer Film, der die Frage nach dem richtigen Leben stellt und einen Menschen zeigt, der meint, dies für sich gefunden zu haben.

 

 


07 DAS LEHRERZIMMERDas Lehrerzimmer | Szenenbilder und Poster | Film | critic.de

Die junge Lehrerin Carla Nowak (Preisgekrönt: Leonie Benesch) tritt eine neue Stelle an. Ihre Art zu unterrichten und ihr Idealismus bringen dabei viel frischen Wind in die etwas eingestaubte Schule, die seit einiger Zeit ein Problem mit Diebstählen hat. So spricht sie sich stark gegen das Verdächtigen von Schüler*innen aus. Was in den Klassenzimmern gut anzukommen scheint, stößt im Lehrerzimmer eher auf Unverständnis. Diese Anspannungen verstärken sich, als es so scheint, die Sekretärin sei verantwortlich für die Diebstähle. In kurzer Zeit findet sich Frau Nowak, die eine heimliche Videoaufnahme im Lehrerzimmer gemacht hat, und den Verdacht gegen die Sekretärin gegenüber der Schulleitung äußert, in einem unaufhaltsamen Strudel zwischen Gerüchten, empörten Eltern, unzufriedenen Schülern und erbosten Kollegen…

Das Lehrerzimmer ist gut ein beobachtender, glänzend gespielter und ziemlich intelligenter Film, der es durch seine erzählerische Schlichtheit schafft, das System Schule treffend zu problematisieren. Dass der Kern dieser Probleme über die Schule hinausgeht, wird leider nur angeschnitten. Jüngst mit 5 Deutschen Filmpreisen (für den Besten Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin, Bestes Drehbuch und dem Besten Schnitt) ausgezeichnet, empfiehlt sich das Werk für den Deutschen Oscarbeitrag 2024.  Insgesamt ist der Film sowohl als unterhaltendes wie als politisches Werk sehenswert.

 

 


06 OPPENHEIMER Oppenheimer-Film, lustiger Barbenheimer, Oppenheimer, Oppenheimer-Filmplakat, Oppenheimer 2022, Oppenheimer-Filmoffizieller | Poster

Schon während seines Studiums beginnt J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) einen Ansatz zu formulieren, der in der Physik tatsächlich als revolutionär gilt und Oppenheimer zu einem enormen Ruf verhilft. Wieder in seiner Heimat, den USA, stehen ihm zahlreiche Posten an Universitäten offen und er zementiert seine Reputation durch verschiedene Arbeiten, unter anderem über schwarze Löcher und das Universum.

Als sein Kollege, der Atomphysiker Ernest Lawrence (Josh Hartnett), beginnt, an einem Projekt für die Regierung zu arbeiten, soll auch Oppenheimer hinzugezogen werden. Mit vielen seiner Kollegen arbeitet er fortan an der Entwicklung der ersten Atombombe, die als Abschreckung gegenüber Hitler-Deutschland zunächst gelten soll. Es ist ein Rennen gegen die Zeit, denn die Deutschen sind ebenso mit der Forschung an einer solchen Bombe beschäftigt…

Oppenheimer ist die Biografie des bekannten Wissenschaftlers, die sich auf dessen Bedeutung für die Entwicklung der Atombombe konzentriert, sowie den Versuch auf politischer Seite, ihn zu diskreditieren. Endlich konzentriert sich Nolan mehr auf den Inhalt als auf große Bilder. Technisch war Nolan schon immer hervorragend, inhaltlich hat er sich für mich aber häufig überhoben und seine Charaktere waren immer recht flach, vor allem die Frauenfiguren. Aber Oppenheimer ist eine deutliche Steigerung. Nicht perfekt, aber sein bisher reifstes Werk.


05 THE BANSHEES OF INISHERIN The Banshees of Inisherin – Filme bei Google Play

Pádraic Súilleabháin (Colin Farrell) kann kaum glauben, was da geschieht. Eigentlich wollte er seinen besten Freund Colm Doherty (Brendan Gleeson) pünktlich um 14 Uhr abholen, um mit ihm in den Pub zu gehen. So wie er jeden Tag um 14 Uhr bei ihm vorbeikommt, um mit ihm in den Pub zu gehen. Aber Colm will nicht in den Pub gehen. Zumindest nicht mit Pádraic. Genauer will er überhaupt nichts mehr mit diesem zu tun haben und beendet vom einen Tag zum nächsten die Freundschaft. Für Pádraic, der sonst nicht viel hat und dessen Leben auf der irischen Küste von wenigen Ritualen geprägt ist, geht damit eine Welt unter. Klar, da sind auch noch seine Schwester Siobhán (Kerry Condon) sowie der Dorfidiot Dominic Kearney (Barry Keoghan). Doch Pádraic ist fest entschlossen, diese Geschichte nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern für seine Freundschaft zu kämpfen, koste es, was es wolle…

Alles in allem ein sehr runder Film, der mit starken Dialogen und absurder Komik aufwartet. Besonders zu erwähnen, ist das herausragende Schauspiel des gesamten Casts, sowie die großartige Kameraarbeit und der Filmscore von Carter Burwell. Ein ganz besonderer Film, der eher Cineasten gefallen dürfte als dem Mainstreampublikum. Für mich ein Highlight des jungen Filmjahres.


04 Anatomie eines FallsAnatomie eines Falls - Film 2023 - FILMSTARTS.de

Seit zwei Jahren leben die deutsche Schriftstellerin Sandra (Sandra Hüller) und ihr französischer Mann Samuel (Samuel Theis) zusammen mit ihrem sehbehinderten Sohn Daniel (Milo Machado Graner) in einem Chalet in den Bergen von Frankreich. Während sie dort an ihrem Buch arbeitet, kümmert er sich um den Jungen und ist ansonsten mit dem Ausbau des Chalets beschäftigt. Viel Kontakt zur Außenwelt haben sie nicht. Umso größer ist die Freude von Sandra, als eine junge Studentin vorbeikommt, um se zu interviewen. Doch das Interview ist recht schnell vorbei, die laute Musik von Samuel verhindert ein vernünftiges Gespräch. Als später Daniel vom Spaziergang zurückkommt, findet er die Leiche seines Vaters, der hinabgestürzt ist. War es ein schrecklicher Unfall? Die Polizei zweifelt daran und verdächtigt Sandra, nach einem Streit Samuel in den Tod gestürzt zu haben…

Anatomie eines Falls sieht zunächst nach einem herkömmlichen Krimi bzw. Gerichtsdrama aus, bei dem es um die Frage geht, ob eine Frau ihren Mann getötet hat. Stattdessen handelt der Film aber von sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen und wie Realitäten letztendlich immer ein Konstrukt sind. Dabei sind vor allem das clever ausgepfeilte Drehbuch und die Darstellungen von Sandra Hüller und Milo Machado Graner zu loben.


03 TÀR Estrelado por Cate Blanchett, drama “TÁR” ganha pôster nacional e teaser legendado | AToupeira

Die weltberühmte Dirigentin Lydia Tár arbeitet an einer Aufführung von Mahlers 5. Symphonie und hat ein Buch veröffentlicht, wofür sie Werbung macht. Nach außen befindet sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, privat jedoch kriselt ihre Ehe mit der Violinistin Sharon, mit der sie ein Kind großzieht. Es kommt zur Eskalation, als Lydia Tár von der neuen Cellistin Olga fasziniert ist und zudem von dem Selbstmord einer jungen Musikerin erfährt, zu der sie ein enges Verhältnis hatte…

Tár folgt einer Frau, die als Dirigentin Großes geschaffen hat und gleichzeitig rücksichtlos das Leben anderer zerstört. Der Film ist dabei eine ambivalente Auseinandersetzung mit #MeToo und Cancel Culture, die es dem Publikum nicht leicht macht. Überbrückt man das eher schleppende erste Drittel, beginnt ein entfesselter Rausch mit einer weiteren großartigen Performance von Cate Blanchett, die hier die Balance aus Charisma und Eiseskälte mitbringt und nur knapp an ihrem 3. Oscar vorbeigeschrammt ist.

 

 


02 CLOSE Close - Film 2022 - FILMSTARTS.de

Die beiden 13-Jährigen Léo (Eden Dambrine) und Rémi (Gustav De Waele) sind beste Freunde. In den Sommerferien verbringen sie jede freie Minute miteinander und streifen gemeinsam durch das flämische Land. Doch mit dem Wechsel auf eine neue Schule zum neuen Schuljahr verändert sich ihre Beziehung. Léo beginnt, die Intimität der Freundschaft infrage zu stellen, was dafür sorgt, dass die beiden sich mehr und mehr entfremden…

In Close ist der Name Programm. Das Thema Nähe und Intimität bestimmt die erste Hälfte wie kein anderes. Geprägt ist alles von einem unterschwelligen Diskurs über Gender-Konformität. Denn Close spielt mit unseren heteronormativen Sehgewohnheiten und zeigt zwei pubertäre Jungs, die sich so nahestehen, wie wir es nicht kennen. Sie malen sich, schlafen im selben Bett oder kuscheln. Sie haben eine Intimität miteinander, die für manche sicherlich irritierend wirkt. Bei Kindern, Mädchen und Frauen sind wir so ein Verhalten gewohnt. Bei Männern kennen wir diese Nähe zu anderen aber nur aus romantischen Kontexten.

Close ist ein handwerklich perfekter, klug durchdachter und darstellerisch wirklich beeindruckender Film. Vor allem Eden Dambrine ist hervorzuheben, der eine unfassbare Präsenz und Authentizität in seinem Spiel besitzt und der mit Blicken mehr aussagen kann, als das man es sonst nur von den Besten der Zunft zusprechen vermag. Aber nehmt euch in Acht, die zweite Hälfte kann und wird euch mit Sicherheit nicht nur einmal das Herz brechen.

Im Alter von 12 Jahren wandert Nora (Greta Lee) mit ihrer Familie von Seoul nach Toronto aus. 12 Jahre später lebt die mittlerweile Erwachsene in New York und ist ambitionierte Schriftstellerin. Aus einer spontanen Laune heraus nimmt sie wieder Kontakt mit ihrer Jugendliebe Hae Sung (Yoo Teo) auf. Schnell scheint alles wieder so wie früher und viele Skype-Sitzungen folgen. Um sich auf ihre beruflichen Ambitionen zu fokussieren, will Nora nur wenige Zeit später allerdings eine Kontaktpause. Aus der Pause werden erneut 12 Jahre, bis Hae Sung die inzwischen verheiratete Nora in New York besuchen kommt und die beiden ihre Gefühle und Lebensentscheidungen konfrontieren…

Past Lives ist ein wirklich fantastischer Film, der sich zu den intelligentesten Romanzen überhaupt zählen darf. Ihm gelingt es, existenzialistische Fragen gleichwohl zu romantisieren und zu analysieren. Die wunderbar geschriebenen Figuren stechen dabei heraus, die – sowie die grundsätzliche Herzlichkeit des Films – essenziell dafür sind, dass man mit den Figuren mitfühlt und das Past Lives im Gedächtnis bleibt. Eine richtige Indi-Perle, die hoffentlich bei der kommenden Oscarverleihung berücksichtigt wird!

 


Filme, die es nicht ins Ranking geschafft haben:

  • Arielle, die Meerjungfrau (3,5/10)
  • Asteroit City (6,5/10)
  • Barbie (6,0/10)
  • Exorzist: Das Bekenntnis (4,0/10)
  • Maestro (6,5/10)
  • Rustin (6,5/10)
  • Super Mario Movie (6,0/10)
  • Teenage Mutant Hero Turtles (6,0/10)

Filme, die erst 2024 gestartet sind und sonst gelistet wären:

  • Poor Things (9,0/10)
  • All of us Strangers (9,0/10)
  • Dune 2 (8,5/10)
  • The Holdovers (8,5/10)
  • Zone of Interest (8,0/10)
  • King´s Land (8,0/10)

Wer wie ich nicht genug bekommt von Bestenlisten, hier mehr:

Da bemerke ich doch gleich, dass ich in einigen Jahren noch keine gemacht habe oder nicht wiederfinde – wieso auch immer,  wird definitiv nachgeholt! ^^

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