Auch wenn ich persönlich etwas enttäuscht bin, dass nur ehemalige Oscarpreisträger in der Nebendarsteller-Kategorie sind und ich das Fehlen von Ezra Miller (Perks of being a Wallflower), Leonardo DiCaprio & Samuel L. Jackson (Django Unchained), Jason Clarke (Zero Dark Thirty), James Spader (Lincoln), Dwight Henry (Beasts of the Southern Wild), Tom Holland (The Impossible – wobei ist auch eher Hauptdarsteller), John Goodman (Flight & Argo), Javier Bardem (Skyfall) und Anderen sehr bedaure, es ist wie es ist und das macht das Rennen um die Trophäe nicht unbedingt uninteressanter. Durch den Screen Actors Guild Award scheint Tommy Lee Jones wieder Frontrunnerstatus zu haben, doch hat er auch das Momentum, welches ganz entscheidend ist?Statistiken sind dazu da gebrochen zu werden, doch die Academy ist teilweise durchschaubarer als man vielleicht annehmen möchte. Würde diese „Weißheit“ allerdings greifen, würde sogar der haushohe Favorit Daniel Day-Lewis für Lincoln dieses Jahr nicht seinen 3. Oscar erhalten. Nicht nur, dass es sehr schwer ist einen 3. Oscar zu erhalten (Fragen sie dazu doch einfach mal Meryl Streep, die knapp 30 Jahre und weitere 13 Nominierungen dafür brauchte!), es hat noch NIE ein Darsteller aus einem Steven Spielberg-Film gewonnen. Unglaublich aber wahr! Doch dies dürfte dieses Jahr nicht greifen, Daniel Day-Lewis scheint dieser Oscar nicht mehr zu nehmen sein.
Zurück zu Tommy Lee Jones, der dieses Jahr mit „Hope Springs“ eine wunderbare und gänzlich andere Darstellung abgliefert hat. Hätte er damals nicht Ralph Fiennes aus Schindlers Liste (Wie konnte dieser Fauxpas bitte passieren, Academy?) geschlagen, dann wäre es ganz sicher seiner, doch ist Tommy Lee Jones ein Kaliber, den man 2-fachen Oscarpreisträger zu nennen vermag? Günstigerweise liegt sein letzter Gewinn knapp 20 Jahre zurück und seitdem hat er kontinuierlich gute Leistungen abgeliefert, im Gegensatz zu Robert DeNiro, der kaum ein gutes Händchen für seine Rollenauswahl bewiesen hat. Seine Rolle in Silver Linings Playbook ist nicht nur ein grandioses Comeback in alter Form, sondern hat zudem auch massig Nominierungen (unter anderem in allen 4 Darstellerkategorien) erhalten und Harvey Weinstein und DeNiro selbst campaignen was das Zeug hält und irgendwo wird die Academy den Film auszeichnen wollen, es stellt sich nur die Frage, wird es Jennifer Lawrence sein und/oder Robert DeNiro?
Darstellerisch soll Philip Seymour Hoffman seine Konkurrenz überragen und auch wenn er den Critics Choice Award für seine Performance erhalten hat, ist es um ihn und um den Film sehr still geworden, allerdings spricht für ihn, dass er seit Jahren kontinuierlich auf der Nominierungsliste steht und er einen 2. Oscar wirklich verdient hätte, ist er doch ein wahres Chamäleon seiner Zunft. Allerdings benötigt er am Sonntag von den Engländern (BAFTA Awards) einen kräftigen Push um als seriöser Oscaranwärter in dieser Kategorie zu gelten. Doch wir wissen auch, dass meistens nicht alleine die darstellerische Leistung zählt, sondern vielmehr das Momentum eines Filmes und das hat The Master leider nicht, welches man an den fehlenden Nominierung für Austattung, Drehbuch und Filmmusik ganz deutlich sieht, von Nominierungen für Film und Regie ganz zu schweigen.
Auch stellt sich die Frage, wenn man 5 Oscarpreisträger in einer Kategorie hat, in der man keinen KLAREN Favoriten hat, der vorher alle Awards auf sich vereinen konnte, ob man dann nicht seine Stimme für die größte Schauspiellegende (inkl. Comebackjahr und harter Kampagne) gibt?
Ihr seht, ich erachte Robert DeNiros Chancen inzwischen als sehr gut, schon alleine wegen seines Status in Hollywood und weil er in allen Talksendungen gerade für den Film wirbt. Zudem sind Lawrence und DeNiro die einzig wirklich Möglichkeiten für Silver Linings zu gewinnen, schaut man sich die einzelnen Kategorien genauer an. Natürlich gibt es immer wieder ernüchternde Schocker in der Oscarnacht, aber Silver Linings liegt in allen Kategorien, außer in den 2 Darstellerkategorien im hinteren Feld, so dass die Oscarjury sich nur dort wirklich entscheiden kann. Außerdem votet die GANZE Academy für diese Kategorie und DeNiro dürfte der Respektierteste unter den Nominierten sein, also watch out!
Zu den anderen zwei Kandidaten: Christoph Waltz (eigentlich Hauptdarsteller in Django, aber lassen wir das!) hat den GOLDEN GLOBE und inzwischen auch den BAFTA gewonnen, für den SAG konnte er nicht nominiert werden,weil die Screener noch nicht rechtzeitig verschickt wurden bzw. fertig waren, doch liebt die Academy den Österreicher genügend, um ihn innerhalb von 4 Jahren wieder für einen Tarantino-streifen auszuzeichnen, dessen O-Ton für viele ähnliche Züge trägt?
Hätte Alan Arkin nicht für Little Miss Sunshine vor 6 Jahren gewonnen, hätte ihn an dieser Stelle der Best Picture-Frontrunnerstatus von ARGO sicherlich geholfen und auch wenn ARGO neben Film noch 2-3 weitere Oscars erhalten sollte und wird, ist der für Arkin sehr unwahrscheinlich. Zu unauffällig ist seine Darbietung und so richtig verdient hat er diese Nominierung auch nicht unbedingt, auch wenn der Film ohne ihn (besser gesagt ohne diese Rolle) ein ganz Anderer wäre.
Es gibt noch viele Statistiken die man jetzt mit einfließen lassen könnte, wie zum Beispiel die Häufigkeit 2-facher Darstellerauszeichnung (vor allen in den letzten 10-15 Jahren) innerhalb eines Filmes, etc., aber das kann sich ja auch in einer möglichen Diskussion ergeben. Ich schließe mit meiner vermuteten Rangfolge der Nominierten auf der „Jagd“ nach dem Oscargold mal diesen Reigen und hoffe auf eine angeregte Diskussion!
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Tommy Lee Jones, Lincoln 31%
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Christoph Waltz, Django Unchained 29%
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Robert DeNiro, Silver Linings (Playbook) 27%
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Philip Seymour Hoffman, The Master 10%
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Alan Arkin, Argo 3%