Silver Linings (OT: Silver Linings Playbook)

REVIEW
Im Grunde haben alle Figuren in David O. Russells Verfilmung des Buches von Matthew Quick einen tierisch an der Klatsche und wer nach The Fighter einen ähnlich angelegten Film erwartet hat, dem schlägt Russel mit einem Lachen ins Gesicht: Denn Silver Linings folgt in seiner Figurenkuriosität seinen vorherigen Filmen wie I ♥ Huckabees und schert sich nicht groß darum auf die jeweiligen Störungen seiner Protagonisten einzugehen. Das muss er auch nicht, denn im Grunde erzählt der Film eine sehr rührende und fast schon altmodische Liebesgeschichte: Typ kommt aus der Klapsmühle weil er den Lover seiner Frau fast tot geprügelt hat, lernt Frau kennen, verhalten sich wie Hund und Katze am Anfang und finden am Ende doch irgendwie zusammen.

Das klingt jetzt sehr abgedroschen, aber durch das fantastische Zusammenspiel von Bradley Cooper und Jennifer Lawrence, entwickelt man für Pat und die ebenso leicht schrullige Tiffany eine große Sympathie die durch den Nebencast wie den seit Jahren nicht besser spielenden Robert De Niro als Football- und Wettvernarrten Vater von Pat, Jacki Weaver und Chris Tucker wunderbar verstärkt wird. Ja: Chris Tucker hat mir in dem Film echt gut gefallen; wenn man bedenkt was für Crap der in den letzten Jahren abgeliefert hat… also eigentlich nur die Rush Hour-Filme.

Bradley Cooper beweist nach Ohne Limit erneut, dass er mehr kann als sein gutes Aussehen einzusetzen und auch in anspruchsvollen Rollen überzeugen kann, während man es von Jennifer Lawrence ja eigentlich nach Winter’s Bone schon gewohnt war. Aber das die Chemie zwischen den beiden so gut funktioniert hätte ich wirklich nicht gedacht. Während Coopers Pat permanent in seinen manisch-depressiven Phasen abgleitet – was Cooper mit Bravur meistert -, bringt es vor allem Lawrence fertig ihre Figur nicht in das Klischee abgleiten lassen: Ja, Tiffany hat eindeutig tierisch einen an der Klatsche, aber Lawrence kitzelt eine ganze Menge aus ihr heraus, so dass man nach den 110 Minuten einen nicht unsympathischen Eindruck dieser dominanten, aber im Inneren tief verletzten jungen Frau hat, die den Tod ihres Mannes verkraften musste.

Das abschließende Tanzturnier der beiden darf man dann gerne als Abschluss einer Seelentherapie der beiden ansehen: Sträubte sich am Anfang vor allem Pat gegen diese Schnapsidee Tiffanys und ist von dem Gedanken besessen seine Ex-Frau zurück zu gewinnen ist der „Sieges“jubel der beiden – der Sieg bestand daraus, dass nicht nur die Eagles ihr Spiel gewinnen, sondern Pat und Tiffany beim Tanzturnier genau 5 Punkte bekommen haben – der krönende Abschluss dieser sehr ungewöhnlichen aber grundsympatischen Paar-/ und Selbstfindung. Im Ernst: Achtet mal auf das Gesicht des Paares, das Pat und Tiffany zuerst für die mickrigen 5 Puntken belächeln und dann fassungslos aus der Wäsche schauen als sich unser Chaotenpaar wie die Sieger darüber freuen. Pures Gold!

EPILOG
Schrullige Figuren, Cooper und Lawrence als neues Leinwandlieblingspaar sowie De Niro der unter Beweis stellt dass er es noch immer kann, machen Silver Linings zu einer wunderbaren Tragikomödie die man sich unbedingt zweimal anschauen sollte.

USA – 2012 – 1 Std. 52 Min.
Regie: David O. Russell
mit Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Robert De Niro, Jacki Weaver, Chris Tucker, Anupam Kher, John Ortiz, Shea Whigham, Julia Stiles, Brea Bee, Paul Herman, Dash Mihok und Matthew Russell
Genre: Tragikomödie

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