Mal wieder muss ich mich im Zuge einer Rezension „outen“. Nicht nur Science-Fiction- und Westernfilme zählen nicht unbedingt zu meinen favorisierten Genres, sondern auch animierte Werke. Zwar vergöttere ich die älteren Zeichentrickproduktionen aus dem Hause Disney bis heute, allen voran „Dornröschen“, „Die Hexe Und Der Zauberer“, „Die Schöne Und Das Biest“, „Der Glöckner Von Notre Dame“ und „Mulan“, weil ebendiese mit sehr viel Herz gestaltet worden sind. Doch mit der Mehrheit der komplett am Computer entstandenen Werken tue ich mich seit Jahren schwer, gerade weil sie sich oftmals extrem ähneln, uninspiriert wirken und zudem wohl vorrangig deswegen entstanden sind, um mithilfe unzähliger Kleinkinder einen Haufen an Geld einzuspielen. Bisher haben es jedenfalls lediglich „Ab Durch Die Hecke“, „Das Große Krabbeln“ und „Findet Nemo“ geschafft, mich diesbezüglich vollends vom Gegenteil zu überzeugen. Deswegen war ich weder übermäßig begeistert, noch desinteressiert, als ich meine Patentochter zur Sichtung des belgischen Animationsfilmes „Das Magische Haus“ begleiten sollte.
In dem Film, für welchen sich ein Regieduo verantwortlich zeigte, geht es um den ausgesetzten Kater Thunder, der sich vor einem Gewitter in ein seltsam anmutendes Haus flüchtet. Dort wohnt der lebhafte, sympathische Zauberkünstler Lawrence zusammen mit einer Vielzahl an magischen Spielsachen und Tieren, die ihn gern bei sich aufnehmen – nur ein Hase namens Jack sowie die Mausdame Maggie sind davon alles andere als begeistert. Doch als Lawrence plötzlich ins Krankenhaus muss und sein zwielichtiger Neffe Daniel die Villa hinterrücks verkaufen will, müssen sich alle zusammenraufen, um ihr geliebtes Zuhause mit allen Mitteln zu verteidigen.
Die Geschichte ist, obschon sie zweifelsohne nett und erfrischend anmutet, sicherlich nichts, das man als „allerneueste Erfindung“ deklarieren könnte. Entscheidend ist jedoch, dass die Verantwortlichen sich hier augenscheinlich ein Übermaß an Mühe gegeben haben, die Figuren möglichst liebevoll und detailreich zum Leben zu erwecken. Wohl nicht nur kleine Zuschauer wurden schnell vom Tempo- und Abwechslungsreichtum sowie den reizvollen und durchdachten Bildern in einen gewissen Bann gezogen. 3D hat sich anhand dessen wirklich einmal nahezu perfekt gelohnt, gerade in den vielen „zauberhaften“ Szenen. Leider fand ich, dass sich der Fokus durch die Fülle an „Beteiligten“ etwas zu sehr vom Hauptprotagonisten entfernte und darüber hinaus auch, dass man nicht geschlossen dazu neigte, mit den tierischen und menschlichen Charakteren uneingeschränkt mitfühlen zu wollen. Demgegenüber ist es allerdings vollends gelungen, einen wirklich tollen Bösewicht zu kreieren, welchem man von Anfang an die Pest an den Hals wünscht.
Hinzu gesellte sich eine in der Gesamtheit sehr passende, filmmusikalische Untermalung, die auch wunderbar-jazzartige Rhythmen beinhaltete. Problematisch erschien mir dagegen ein weiteres Mal die teilweise holprige, arg umgangssprachliche, deutsche Synchronfassung, durch welche etliche der Witze nicht zünden konnten. Zusammen mit einigen (zu) actionreichen beziehungsweise gruseligen Sequenzen führte dies dazu, dass ich „Das Magische Haus“ für den Nachwuchs im frühen Kindergartenalter vielleicht als nicht kindgerecht genug ansehen würde und auch die Gestaltung der letzten zwanzig Minuten hätte etwas besser ausfallen können. Nichtsdestotrotz würde ich der kurzweiligen Produktion überdurchschnittlich viele urkomische (!) Momente für alle Lebensalter attestieren und es gab in Form des Verweises auf die häufige Aussetzung von Tieren sogar eine kleine gesellschaftskritische Nuance.
Kleinkinder werden den (zur Abwechslung mal nicht von einer riesigen, weltweit bekannten Produktionsfirma vertriebenen) Familienfilm ohnehin mögen und ihre persönlichen Lehren daraus ziehen. Doch auch ich muss gestehen, dass ich Gefallen daran gefunden habe und ich trotz einiger Defizite von einem sehenswerten Genrebeispiel sprechen möchte, an das sich hoffentlich auch ein paar Leute erinnern werden, wenn die neue Awardsaison ins Rollen kommt, denn besser als viele andere, ehemals Nominierte ist „Das Magische Haus“ allemal.