Der aktuelle Kinomarkt ist überschwemmt von Remakes, Sequels und Prequels. Doch welche davon sind gut und welche Werke kann man sich getrost schenken? Um den Überblick zu behalten, hab ich einmal die Filme zusammengetragen, die ich in den letzten 2 Monaten im Kino gesehen habe und die immer noch laufen! Ich hoffe Ihr habt Freude beim Lesen und die Kurzreviews bewahren Euch bei unnötigen Kinobesuchen bzw. stoßen Euch auf die ein oder andere Perle, die Euch vielleicht sonst entgangen wäre! Kommentare wie immer willkommen!
Am grünen Rand der Welt (OT: Far from Madding Crowd)
England der 1870er Jahre: Gabriel Oak (Matthias Schoenaerts), seinerzeits wohlhabender Schäfer, verliert durch ein „Unglück“ nahezu seine gesamte Herde und damit auch Haus und Hof. Er kann allerdings bei der intelligenten und willensstarken Bathsheba Everdene (Carey Mulligan) arbeiten, der er, als er noch vermögend war, die Aufwartungen gemacht hat. Diese hat die Farm ihres Großvaters erst kürzlich geerbt und beschließt entgegen der Konventionen der Zeit, die alleinige Führung des Gutshofes um finanziell und von den Männern unabhängig zu bleiben. Doch es dauert nicht lange, da wird sie vom reichen Junggesellen William Boldwood (Michael Sheen) und vom Offizier Frank Troy (Tom Sturridge) umworben…
Thomas Vinterberg verfilmt den Thomas-Hardy-Klassiker mit einem grandiosen Darstellergespann neu und legt für mich nicht nur seine beste Arbeit seit „Das Fest“ und „Die Jagd“ ab, sondern das vielleicht beste „Kostümdrama“ der gefühlt letzten 10 Jahre. Hier stimmt einfach alles: Grandiose Bilder, die majestätisch von Craig Armstrong musikalisch unterlegt werden, oscarwürdige Kostüme und einem herausragenden Cast, der bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt ist und in der vor allem Carey Mulligan mitzureißen vermag. Für mich ein zu Unrecht unterbewertetes Kinojuwel, dass sich für etliche Oscarnominierungen empfehlt!
It follows
Hugh bürdet seiner 19-jährigen Freundin Jay durch ihren ersten Geschlechtsverkehr einen grausamen Fluch auf. Sie wird fortan von einem übernatürlichen Wesen heimgesucht, welches jederzeit auftauchen und jede Form annehmen kann, mit dem Ziel seinen Wirt zu töten, um sich danach wieder dem Menschen zu widmen, der diesen „Fluch“ vorher übertragen hat…
Zugegeben der Plot ist schon ein wenig strange, auch wenn der Fluch natürlich symbolisch für sexuell übertragbare Krankheiten steht. Sieht man aber darüber hinweg und lässt sich auf die paranoide Atmosphäre ein, die hier die Kameraarbeit in Kombination mit dem herausragenden Score von Disasterpeace bildet, dann kriegt man ein Horrorerlebnis geboten, welches nicht von ungefähr an die Carpenter-Kultklassiker als den 70er- und 80er Jahren erinnert.
Auch wenn das Verhalten von Jay und ihren Freunden in einigen Momenten zu Wünschen übrig lässt, hebt sich IT FOLLWOS definitiv vom Horroreinheitsbrei positiv ab. Hier wird auf Grusel, als auf blutrünstigen Horror gesetzt, die Altersfreigabe von 12 Jahren ist aber angesichts der immanenten bedrohlichen Atmosphäre und der dann doch wenigen, aber expliziten Darstellung von u.a. direkten Kopfschüssen, als sehr fragwürdig. Den überwiegend sehr positiven Worten der Kritiker kann man sich eigentlich nur anschließen. Für Horrorfans der ersten Halloween-Filme ein klares Must-See!
Jurassic World
Mit knapp 4 Mio. Kinobesuchern alleine in Deutschland übertrifft JURASSIC WORLD die Erwartungen der Betreiber um ein Vielfaches und bescherte der Kinobranche einen starken Frühsommer. Inhaltlich sehr an den ersten Teil gelehnt, ist es vor allem Chris Pratt, der sich nach „Guardians of the Galaxy“ zum Kassenmagneten mausert. Ihm gegenüber agiert eine fantastische Bryce Dallas Howard und wer Judy Greer nicht gerne sieht, dem ist eh nicht zu helfen.
Obwohl die Charaktere anfänglich sehr eindimensional eingeführt werden und meine Vorfreude zu dem Zeitpunkt schon wieder merklich schwand, gaben die Darsteller erfreulicherweise alles um sie Facettenreich wirken zu lassen, sofern dies bei so einem Film überhaupt von Nöten ist. JURASSIC WORLD bietet genau das, was man von einem Summerblockbuster erwarten kann. Gute gemacht Actionkost, gepaart mit viel Humor und eine kleine Liebesgeschichte zur Abrundung. Das natürlich gerade die unsympathischen Charaktere ihr Leben verlieren, versteht sich natürlich von selbst, soll bei der Bewertung aber nicht all zu groß ins Gewicht fallen, ebenso der finale Kampf der Saurier, der nicht anders als zu erwarten, etwas Over-the-top geraten ist.
Das große Plus des Films ist es einfach, dass er durchweg gut unterhält und schöne Reminiszenzen zum Steven Spielberg-Klassiker enthält, die sich auch im wunderbaren Score von Oscarpreisträger Michael Giacchino (für Pixar´s OBEN) widerspiegeln. Weitere Teile sind bei diesem gigantischen Erfolg selbstredend schon in Planung und zumindest in den technischen Kategorien dürfte er auch in der kommenden Oscarverleihung eine Rolle spielen.
Magic Mike XXL
Da saß ich nun, in der „Ladies Night“ mit gehörig viel Sekt intus und meinen Mädels ringsrum. Wer mich näher kennt, der wird wissen, dass mich ansehnliches Männerfleisch nicht unbedingt abtürnt, schlechte Dialoge und eine banale Storyline aber schon. Letzteres sollte ich knapp 2 Stunden über mich ergehen lassen! Alles was Steven Soderberg im 1. Teil richtig gemacht hat, sprich die Stripeinlagen in eine halbsweg gute Geschichte und interessanten Charakteren zu betten ist hier schief gegangen. Im Grunde weiß man ja wo drauf man sich bei so einem Film drauf einlässt, doch außer Matt Bomer (Golden Globe dieses Jahr für „The Normal Heart“) waren alle anderen Charaktere schleimig und sehr unsexy. Da konnte selbst Channing Tatum kaum noch etwas retten. Zwar entschädigen die kleinen Gastauftritte von Jada Pinkett Smith und Andie MacDowell ein wenig über die immer wiederkehrende Langeweile, aber wenn dann das 10. Mal erwähnt wird, wie groß doch das Genital von einem der austauschbaren Stripper ist und nur „die Richtige“ ihn ganz in sich aufnehmen kann, dann durchbricht das Fremdschämpotential den duldbaren Zenit für mich. Ganz zu schweigen, dass die Tanzanlagen sich schnell abgenutzt und mehr obzön als sexy wirkten. Lieber zu Teil 1 greifen, da kriegt man neben Channing wenigstens noch den glänzend schmierig aufspielenden Matthew McConaughey und Blake Lively, die Positiv hervorstechen.
Margos Spuren (OT: Paper Towns)
Quentin ist seit seiner Kindheit heimlich in Nachbarstochter Margo verliebt, auch als sich ihre Wege in andere Richtungen entwickelten. Als sie eines Tages wieder durch sein Fenster klettert und ihn um Mithilfe bei ihrem kleinen Rachefeldzug bittet, den sie u.a. für ihren Exfreund vorbereitet hat, zögert er nicht lange und sie erleben eine aufregende Nacht zusammen in der sich beide wieder anzunähern scheinen. Am Folgetag taucht Margo allerdings nicht mehr in der Schule auf und auch an den Folgetagen gibt es kein Lebenszeichen von ihr. Dass ein Verbrechen vorliegt wird sowohl von ihren Eltern als auch von Quentin und seinen Freunden ausgeschlossen, doch ist Margo nicht verschwunden ohne Spuren zu hinterlassen…
In „Paper Towns“ so der viel treffendere Originaltitel, geht es in erster Linie um die Coming of Age-Story von Quentin und seinen engsten Freunden, der Margo zu einem überlebensgroßen Mythos gemacht hat und anscheinend auch viele ihrer Freunde. Zwar gelingt Cara Delivigne eine gelungene Darstellung der mysteriösen Margo, doch leider wirkt ihre Figur unterkühlt und unsympatisch – jedenfalls ging es mir und meinen Freunden so, die den Film gestern im Kino gesehen haben. Wieviel mehr wäre noch ind en Film gewesen, wenn man diesen mit Logan Lerman, Emma Watson und Ezra Miller besetzt hätte? Ok, just kidding. Aber in der Tat muss sich jeder Coming of Age-Film seit dem Erscheinen von PERKS OF BEING A WALLFLOWER (Dt. Vielleicht lieber morgen) mit dem Meisterstück messen und hat diesbezüglich das Nachsehen, wobei mir die Thematik und die Umsetzung, vor allem der Soundtrack weites gehend gefallen haben. Auch wenn Austin Abrams als Quentins Kumpel Ben meines erachtens zu jung für diese Rolle wirkte, ist er, wie damals Ezra Millers Figur, der heimliche Star des Films. Ihm gehören die meisten Lacher und sein Charakter ist einfach liebenswert.
MARGOS SPUREN ist ein angenehm zurückhaltender Teenie-Film, der für ein jüngeres Publikum geeignet ist. Nicht so stark wie die vorherige John Green-Verfilmung DAS LEBEN IST EIN MIESER VERRÄTER, aber mit minimalen Abstrichen durchaus sehenswert.
Minions
In „Ich-Einfach unverbesserlich“ haben die Minions als Sidekicks sehr gut funktioniert und haben schnell eine Fangemeinde hervorgebracht, so dass es nur eine Frage der Zeit war, dass die Macher das Potential ausschöpfen- bzw. böse ausgedrückt eine Menge Geld scheffeln wollten.
Nun liegt uns das erste Abenteuer der kleinen gelben liebenswerten Plagegeister vor und in diesem wird quasi ihre Suche nach dem größten aller Schurken der Weltgeschichte geschildert, dem sie dienen wollen. Leider führte ihre Ungeschicklichkeit in der Vergangenheit dazu, dass ihre Meister das zeitliche gesegnet haben. Kevin, Stuart und Bob werden beauftragt einen neuen Superschurken zu finden und glauben im New York der 1960er auf der Tagung krimineller Genies diesen in Scarlett Overkill (Herrlich überdreht: Carolin Kebekus) gefunden zu haben…
Ich mag Animationsfilme und kann mit dem meisten etwas anfangen, doch so richtig warm wurde ich mit dem ersten beiden „Ich-Einfach unverbesserlich“-Teilen irgendwie nicht, da hat mir der Minionsfilm überraschend gut gefallen, denn der weiß einfach zu unterhalten und ist herrlich abgedreht und wartet mit vielen kreativen Ideen auf, die man so nicht erwartet hätte und hat im kleinen Bob einen heimlichen Held des quietschgelben Trios. Natürlich hat der Film keinerlei Mehrwert oder bleibt länger im Gedächtnis, wie die meisten Pixar-Werke oder gar die von Animationsgroßmeister Hayao Miyazaki, aber für einen gelungenen Kinonachmittag reicht er allemal.
Terminator: Genisys
Es ist zur alten Tradition geworden jeden Terminator-Film mit meiner Mum im Kino zu schauen und so freute ich mich wieder auf einen schönen Kinoabend mit ihr und habe im Vorfeld sowohl Rezensionen auf inhaltlicher, als auch auf geschmacklicher Ebene vermieden.
Das TERMINATOR: GENISYS das Rad nicht neu erfinden würde und nicht an die unerreichbaren ersten beiden Teile heranreichen würde war zu erwarten, doch ganz so mau wie die die letzten beiden Filme des Franchise war er dann Gott sei Dank doch nicht.
Natürlich verkommt Äktschn-Arnie ein wenig als Sprücheklopfer und auch die Reminiszenzen zu den Ursprungsteilen ist bei weitem nicht so geglückt, wie es wünschenswert gewesen wäre, doch bot er größtenteils solide Actionkost und Emilia Clarke versucht ihr Bestes um in die übergroßen Fußstapfen von Linda Hamilton zu schlüpfen. Es wäre ein leichtes den Film zu zerreißen, denn genügend Angriffsfläche in dem Zeitreise-Wirr-Warr gibt es durchaus, aber als Fan der Reihe fällt mir dies wirklich schwer.
Die Auswahl der Darsteller hätte man allerdings optimieren müssen, denn Ähnlichkeit hatte keiner mit den Original-Schauspielern. Man kann Jai Courtney, der noch frisch aus dem Dystopie-Franchise DIE BESTIMMUNG im Gedächtnis ist, nur schwer als jungen Kylee Reese abnehmen. Auch die schon erwähnte Emilia Clarke kann dem Habitus der Sarah Connor nur bedingt entsprechen, selbiges gilt für Jason Clarke als John Connor.
In Teil 2 wurde Düsternis, Ernsthaftigkeit und Mainstream bis zur Perfektion kombiniert. Dies gelangt hier zwar nicht, allerdings gibt es auch zahlreiche Szenen, die sehr gut inszeniert wurden, allen voran die ersten zwanzig Minuten. Am Ende bleibt solide Genrekost, aber auch leider der etwas fade Beigeschmack, dass die Reihe nur noch die ursprüngliche Brillanz erreichen könnte, wenn Cameron sich nochmal auf den Regiestuhl setzt, das Drehbuch dazu konzipiert und die ursprüngliche Darstellerriege wieder zusammentrommelt! Okay, dies wird wohl nie passieren, aber man darf doch noch träumen dürfen, oder?
Unknown User (OT: Cybernatural)
6 Highschool-Freunde korrespondieren gemeinsam im Videochat, als sich ein unbekannter User in die Unterhaltung mischt. Das perfide daran, dieser User stellt sich als ehemalige Klassenkameradin Laura Barns herausstellt, die vor genau einem Jahr Selbstmord begangen hat, nachdem sie in den sozialen Netzwerken aufgrund einer ausufernden Party, gefilmt und diese Videos online gestellt wurden. Nun sollen ihre so genannten „Freunde“ für ihr Beitragen mit ihrem Leben büßen…
Die zwei großen Pluspunkte sind die omnipräsente Social-Media-Kritik und die filmische Umsetzung, die kaum Längen aufweist, obwohl der Film im Grunde nur vor dem Monitor abspielt. Hätte dieser Film nicht so eine beschissene Auflösung wäre definitiv noch eine höhere Wertung drin gewesen.
Was zusätzlich noch mehr als fragwürdig ist, dass der Film ab 12 Jahren (bzw. 6 in Begleitung eines Erziehungsberechtigten!) freigegeben ist, aber dasselbe alt ja auch schon für „It follows“ und „Jurassic World“. Dementsprechend voll war das Kino mit 12-jährigen, die danach völlig aufeglöst den Kinosaal verließen. Das sie schon in jungen Jahren mit Social-Media-Kritik in Berührung kommen ist zwar lobenswert, aber der Film an sich beinhaltet zu viele Gewaltdarstellungen, um eigentlich eine FSK ab 12 Jahren statt zu geben.