Batman v Superman: Dawn of Justice

BVS

Endlich ist sie da! Die lang ersehnte Kinoschlacht der berühmtesten Superhelden aller Zeiten. Lange haben Warner Bros. und DC auf diesen Moment hin gearbeitet, nachdem sie 2013 mit Man of Steel dem Helden in Blau bereits einen neuen Anstrich verpasst haben. Mit Batman v Superman: Dawn of Justice folgt nun endlich der richtige Startschuss für das groß angelegte DC-Kinouniversum, das uns in den nächsten Jahren in die Lichtspielhäuser locken soll. Aber was taugt das erste filmische Aufeinandertreffen von Batman und Superman tatsächlich?

18 Monate ist es her, dass Superman (Henry Cavill) und sein Widersacher General Zod Metropolis dem Erdboden gleich gemacht haben. Während einige den Sohn Kryptons als Gott und Retter verehren, betrachten andere die Superkräfte des Mannes aus Stahl mit kritischen Augen. Einer seiner Gegner ist Bruce Wayne (Ben Affleck), der in besagter Schlacht den Tod seiner Mitarbeiter mit ansehen musste. Als Batman bekämpft der psychisch labile Milliardär in der Nachbarstadt Gotham City selbst das Verbrechen auf eigene Faust. Superman ist ihm mit seiner unkontrollierbaren Macht jedoch ein Dorn im Auge. Dieser hat allerdings ein ähnliches Problem mit der Selbstjustiz der Fledermaus. Während sich die Konfrontation der beiden Helden immer mehr zuspitzt, tüftelt der machthungrige Unternehmer Lex Luthor (Jesse Eisenberg) an einem intriganten Plan, der die Menschen in Metropolis und Gotham einer großen Gefahr aussetzen wird…

Auch wenn ich den Vorgänger Man of Steel für total vergurkt halte, so hegte ich bis zuletzt Hoffnungen, dass Regissuer Zack Synder mit seinem Nachfolger noch die Kurve kriegt. Ich wollte den Film wirklich mögen, schließlich hat Batman, mein großer Favorit aller Comichelden, hier seinen ersten Auftritt in einem völlig neu aufgesetztem Kino-Universum. Snyder und seine beiden Autoren Chris Terrio und David S. Goyer machen es dem Zuschauer allerdings sehr schwer, diesem Actioner viel Positives abzugewinnen.

Foto: Warner Bros.
Foto: Warner Bros.

Während die Story anfangs vielversprechend startet und vor allem die Motivationen von Bruce Wayne zunächst gut ausgelegt werden, verlaufen mit der Zeit die zahlreich angedeuteten Handlungsstränge ins Leere und wollen in sich zusammen nicht besonders gut miteinander harmonieren. Da haben wir Superman, bei dem sich die Gesellschaft immer noch im Zwiespalt zwischen Bewunderung und Abneigung befindet. Wir haben Bruce Wayne, der als Batman offensichtlich neben der Ermordung seiner Eltern zahlreiche weitere Enttäuschungen im Leben wegstecken musste, die aber leider nur angedeutet werden und damit direkt der Belanglosigkeit verfallen. Wir haben den wahnsinnigen Lex Luthor, der mit der Leiche von General Zod einen monströsen Plan umsetzen will. Und dann wäre da noch der Konflikt zwischen den beiden Helden, der vorab in zahlreichen Promos und Trailern zum größten Battle aller Zeiten herauf beschworen wurde und letzten Endes im ganzen Handlungswirrwarr nur noch eine lächerliche Randerscheinung darstellt. Einzelne Szenen funktionieren für sich manchmal ganz gut, wenn zum Beispiel Batman im Ninja-Modus seine Gegner ausschaltet oder er als Bruce Wayne mit seiner Zerrissenheit zu kämpfen hat. Viele Sequenzen sind allerdings auch zu stark konstruiert und auffällig nach Schema-F gestrickt worden. Ein Beispiel dafür liefert wieder einmal die völlig übertrieben aufgeblasene Final-Schlacht, von der Snyder und Co. denken, dass die Zuschauer so etwas tatsächlich immer noch sehen wollen. Wollen sie aber nicht! Das CGI lässt an diesen Stellen übrigens auch mehr als zu wünschen übrig.

Man merkt dem Film zwar an, dass die Autoren versucht haben, ihren Figuren eine psychologische Tiefe zu geben. Doch der Charakter-Overkill gibt keinem der Protagonisten genügend Zeit sich zu entfalten und die künstlich erzwungene Notwendigkeit, den Film mit stumpfer Action zu torpedieren, lässt das ganze am Ende als einheitlichen Film partout nicht funktionieren. Während man die Motivationen von Bruce Wayne noch halbwegs nachvollziehen kann, vieles davon aber nur unzureichend angedeutet wird, wirkt Supermans Abneigung dem Flattermann gegenüber aufgesetzt und doppelmoralisch. Diese Feindseligkeiten werden allerdings nicht weiter ausgebaut und bleiben im weiteren Verlauf der Handlung weitestgehend trivial, genauso wie die Motivationen vieler weiterer Figuren: Was Lex Luthor eigentlich vor hat und wieso er das alles tut, was er tut, bleibt dem Zuschauer auch nach dem Schluss des Films weiterhin ein Rätsel oder einfach nicht nachvollziehbar. Und die weitestgehend stumm umherwandelnde Diana Prince alias Wonder Woman (Gal Gadot) wirkt, als hätte sie sich aus Versehen in den Film verirrt, nur um später in voller Kampfmontur einen völlig deplatzierten und krampfhaft gewollten Auftritt zu absolvieren. Der Zweck ist klar, denn auch der letzte Zuschauer soll sich am Ende darüber bewusst sein, dass da bald eine richtig geile Superhelden-Truppe an den Start gehen wird. Die Einführung der restlichen Justice League-Mitglieder wie Aquaman oder The Flash ist dann nur noch etwas, das man wohl von der Produktions-Checkliste abhaken wollte. Für Storytelling bleibt keine Zeit, denn die stumpfsinnige Action nimmt davon mal wieder viel zu viel in Anspruch. Immerhin ist Gal Gadot noch nett anzuschauen und ich erhoffe mir wenigstens von ihrem Soloauftritt, den Patty Jenkins für 2017 inszeniert, ein bisschen mehr Tiefe und Charakterzeichnung.

Foto: Warner Bros.
Foto: Warner Bros.

Der Lichtblick des Films ist tatsächlich Ben Affleck: Immer, wenn er als Bruce Wayne oder Batman in Erscheinung tritt, schlägt das Fanherz höher. Affleck mimt den Charakter als gebrochenen Mann mit einer perfekten Mischung aus Wut und Charisma, wie ihn sich der Großteil der wahren Fangemeinde vermutlich immer vorgestellt hat. Sein Batman ist zudem richtig „Bad-Ass“ unterwegs und weiß vor allem in seinen Gotham-basierten Kampfsequenzen zu überzeugen. Die Zeiten von Daredevil und Gigli gehören endgültig der Vergangenheit an. Auch die Story um Bruce Wayne bildet den interessantesten und düstersten Part der Erzählung. Leider bleibt vieles nur angedeutet und weiterhin im Dunkeln und jedes einzelne Easter-Egg wurde in den beschissenen Trailern bereits vorweg genommen. Spannung sowie der ein oder andere Aha-Effekt bleiben also dank der völlig stupiden Marketing-Strategie von Warner gänzlich auf der Strecke. Im Nachhinein hätte man sich definitiv mehr Raum für Afflecks Batman gewünscht. Bleibt also nur die Hoffnung, dass wir bald in einem Solofilm mehr aus der Welt von Bruce Wayne erfahren werden. Denn da scheint das ganze Potential der neuen DC-Reihe zu stecken. Ich gehe sogar so weit, Affleck den bisher besten Batman/Bruce Wayne-Auftritt zu bescheinigen. Leider befindet er sich scheinbar nur in der falschen Filmreihe. Jeremy Irons als Alfred ist hingegen ein bisschen verschenkt und die Neuinterpretation kommt eher einem daher gelaufenen Penner gleich, als dem vorbildlichen und vornehmen Butler, wie man ihn bisher kannte. Alfred ist in seinem Auftreten sogar erstmals im Ansatz unsympathisch. Das könnte manchen vielleicht gefallen – ich gehöre jedoch nicht dazu. Auch die anderen Nebencharaktere, Amy Adams als Lois Lane, Diane Lane als Martha Kent, Laurence Fishburne als Perry White und Holly Hunter als Senatorin Finch, haben nicht viel zu tun und bleiben blasse Randfiguren, die lediglich als Stichwortgeber agieren dürfen. Henry Cavill bleibt darstellerisch wieder einmal vollkommen glanzlos: Seinen Superman spielt er wie einen Holzpfosten mit einer Mimik-Allergie. So bleiben Superman und Clark Kent selbst in den emotionalen Momenten komplett farblos. Fazit: Absolut talentfrei, dieser Kerl! Es geht aber auch noch eine Schippe tiefer: Der von Jesse Eisenberg gespielte Bösewicht Lex Luthor ist nicht nur unglaublich schlecht geschrieben, sondern auch unglaubwürdig theatralisch und der wahrscheinlich widerwärtigste Antagonist, der bislang in einem Comicfilm umher wandeln durfte. Eisenberg interpretiert Luthor mit seiner Manie und den zahlreichen Ticks in einer ganz unangenehmen und vor allem nervtötenden Overacting-Performance, dass man nur noch die Hände über den Kopf zusammenschlagen kann. Das aufgesetzte und einfach nur peinlich agierende Spiel bestätigt mich einmal mehr in der Annahme, dass Eisenberg ein Darsteller mit sehr limitierten Fähigkeiten ist. Stückweise erinnert er den Zuschauer an einen Jim Carrey-Riddler für Bettelarme. Figurentechnisch ist sein Lex Luthor definitiv der Tiefpunkt des ganzen Films. Wenn es mit rechten Dingen zugeht, dann müsste man Eisenberg im kommenden Jahr die Goldene Himbeere aufsetzen.

Foto: Warner Bros.
Foto: Warner Bros.

Zack Snyders Auftakt zum großen DC-Kinouniversum bleibt am Ende also nichts Halbes und nichts Ganzes. Die Story will einfach keinen homogenen Fluss finden, da ihre Einzelteile, die irritierenden Handlungssprünge sowie die zahlreichen Logiklöcher nicht richtig zusammen passen wollen. Viel mehr ist es eine beliebig zusammengestellte Montage einzelner Szenen, statt eine einheitlich fesselnde Erzählung. Der Kampf der beiden Superhelden-Titanen ist übrigens genauso schnell beendet, wie er begonnen hat, so dass der Film seinen Titel eigentlich nicht wirklich verdient hat. Der Grund für den finalen Stimmungswechsel der Helden (der leider auch in den Trailern schon ausgiebig gespoilert wurde) dient lediglich als stark konstruiertes Mittel zum Zweck und ist eine fast unfreiwillig komische Bescheinigung für absolut faules Storytelling ohne innovative Ideen. Das Motto während der Produktion war wohl „Wir machen einfach das, was alle anderen seit Jahren machen und fahren damit auf Nummer Sicher“. Mit dieser Laissez-faire-Haltung erreicht man heutzutage leider kaum noch Fans, denen es im Film- und Serienbereich immer mehr nach Kreativität dürstet. Die Darsteller agieren leider weitestgehend belanglos, bekommen von den Autoren allerdings auch nicht genügend Raum zur Entfaltung geboten. Lediglich Ben Affleck macht als Batman eine gute Figur und hat zumindest in seinen hoffentlich bald folgenden Soloauftritten das Potential für gute Comicfilme. So schlecht wie Man of Steel ist Batman v Superman: Dawn of Justice zwar nicht, aber der groß angekündigte Megafilm ist er leider auch nicht geworden. Im Gegenteil: Snyder und Co. haben sich wieder einmal völlig verzettelt. Mit ihrem übertrieben gewolltem Action-Overkill, den zahlreichen Handlungsdefiziten und den nicht-vorhandenen Charakterentwicklungen haben sie aus den Fehlern ihres Vorgängers scheinbar nichts gelernt.

Die Weiterführung des kinematischen DC-Universums ist übrigens bereits in vollem Gange und hat oberste Priorität bei Warner Bros, um Marvel an den Kinokassen die Stirn bieten zu können: Im August lässt David Ayer mit dem Suicide Squad Bösewichte wie den Joker, Deadshot und Harley Quinn auf uns los. Im Juni 2017 kommt der Wonder WomanSolofilm von Patty Jenkins und im November des selben Jahres folgt der erste Teil der Justice League, bei dem Zack Snyder ebenfalls wieder auf dem Regiestuhl sitzt. Der zweite Teil folgt dann im Juni 2019. Dazwischen werden Jason Momoa als Aquaman, Ezra Miller als The Flash und Dwayne Johnson als Shazam! noch ihre Soloauftritte absolvieren. 2020 darf Ray Fisher dann auch noch als Cyborg alleine über die Leinwand flimmern und im selben Jahr ist auch ein Green Lantern Corps-Film geplant. Irgendwann dazwischen wird Ben Affleck noch sehr wahrscheinlich seinen eigenen Soloauftritt als The Batman realisieren. Warner und DC haben sich in den nächsten Jahren also einiges vorgenommen. Bisher scheint da qualitativ allerdings noch jede Menge Luft nach oben zu sein.

USA 2016 – 151 Minuten Regie: Zack Snyder Genre: Action, Comicfilm Darsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane, Laurence Fishburne, Jeremy Irons, Holly Hunter, Gal Gadot, Kevin Costner, Jeffrey Dean Morgan
USA 2016 – 151 Minuten
Regie: Zack Snyder
Genre: Action, Comicfilm
Darsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane, Laurence Fishburne, Jeremy Irons, Holly Hunter, Gal Gadot, Kevin Costner, Jeffrey Dean Morgan
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