Hail, Caesar!

Die Coen-Brüder drehen einen Film über das Hollywood der 50er und lassen große Stars große Stars spielen. Wie das ganze ankommt, erfahrt ihr in meiner Review.

Die Brüder aus Minneapolis, Minnesota sind wieder da, nachdem sie zwischen ihrer letzten Regie-Arbeit Inside Llewyn Davis und ihrem neusten Werk für die Drehbücher von Unbroken und Bridge Of Spies – Der Unterhändler verantwortlich waren, die Regie aber anderen – unbekannteren? – Filmemachern übergaben; und nach einer mehr oder weniger biblischen Geschichte, einem Western-Remake und einem Folk-Drama kehren sie endlich wieder zum Komödie-Genre zurück das sie vor acht Jahren mit Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? verlassen hatten.

Von der Geschichte her ist Hail, Caesar! klassischer Coen-Stoff: Es gibt die verrückten Figuren die in noch verrücktere Situationen geraten und Sachen von sich geben, die nur aus dem Kopf von Joel und Ethan kommen können. Der Cast kann sich ebenfalls durchaus sehen lassen, speist er sich doch aus alten Bekannten und Neuzugängen: George Clooney kehrt zum vierten Mal vor die Kameralinse zurück, Josh Brolin und Scarlett Johansson zum zweiten Mal, Frances McDormand lässt sich zum inzwischen siebten Mal von Ehemann Joel Coen führen und zu den Debütanten in der verrückten Welt der Coen-Brüder zählen Alden Ehrenreich, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Tilda Swinton und Channing Tatum.

Leider braucht der Film etwas – fast eine Stunde – um in Fahrt zu kommen: Zwar gefallen die größeren Szenen mit einer arroganten Scarlett Johansson und Ralph Fiennes als britischer Filmemacher der aber eigentlich gar kein Brite ist, sondern sich nur als einer ausgibt weil der Dialekt so edel klingt und auch Josh Brolin in seiner wahrscheinlich liebsten Rolle als knochiger Typ weiß zu unterhalten und Alden Ehrenreich klaut eh allen die Show, aber gerade George Clooney geht ein wenig unter und so ganz rund verläuft der Film bis dahin ebenfalls nicht. Stellenweise hat man sogar das Gefühl in gar keinem Film der Coen-Brüder zu sitzen.

Aber als wenn es die beiden geahnt hätten, dass man sich so eine Frage stellt, knallen sie einem eine Musical-Szene mit Channing Tatum als Inkarnation von Gene Kelly vor den Latz die einem aus dem Lachen nicht mehr rauskommen lässt und ab dann sprüht der Coen-Wahnsinn wieder stärker: Alden Ehrenreich reißt Szene um Szene an sich, Frances McDormand sieht man kurz als wahrscheinlich „beste“ Cutterin der Welt und Tilda Swinton als Klatschreporterin in doppelter Ausführung weiß ebenfalls zu gefallen. Auch der Plot um die Entführung der Figur von George Clooney durch komunistische Drehbuchautoren die alle auf der Schwarzen Liste stehen – und bei mir Erinnerungen an Good Night, and Good Luck. wach werden ließ – wusste zu gefallen; und das absolute Highlight szenentechnisch gehört dann wieder Channing Tatum und einer Mischung aus George Washingtons Überquerung des Delaware und Jagd auf Roter Oktober: Hier wie bei der Tanz-Szene sieht man einfach den Background von Tatum (ja genau: Step Up). Garniert wird das ganze mit einem grummeligen Josh Brolin der gar nicht weiß um welchen Brandherd er sich als nächstes kümmern soll.

Fazit: Wahrscheinlich der schwächste Coen-Film seit ihrem Debüt mit Blood Simple. Aber ein schwacher Coen-Film ist noch immer ein guter Film und das liegt vor allem an Alden Ehrenreich und den zwei größeren Szenen mit Channing Tatum. Garniert mit weniger skurrilen Momenten als erhofft, dafür mit einem spielfreudigen Cast, überzeugt Hail, Caesar! aber doch als liebevoller Blick auf die vergangenen goldenen Zeiten Hollywoods in den frühen 50er-Jahren.

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