Um Abstand von den tragischen Todesfällen in ihrer Familie zu bekommen, reist Dani (Florence Pugh) zur Zeit der langen Sommernächte mit ihrem Freund Christian (Jack Reynor) und drei von dessen Freunden nach Schweden in ein idyllisches Inseldorf, wo sich die Dorfgemeinschaft auf ein ein besonderes Fest vorbereitet, das nur alle 90 Jahre einmal stattfindet. Doch die Feierlichkeiten nehmen immer bizarrere Dimensionen an und alle Beteiligten fragen sich zunehmends worin sie geraten sind….
Nach seinem vielfach gefeierten Regiedebut in Langform „Hereditary – Das Vermächtnis“ zeigt Ari Aster mit „Midsommar“ erneut seine ungewöhnliche Herangehensweise den Horror, den seine Figuren durchmachen, zu visualisieren. In ruhigen, fast majestätischen anmutenden Bildern, lädt er den Zuschauer ein dem Treiben auf der Leinwand beizuwohnen und zeigt in fast dokumentarischem Stil, wie die Schweden selbstverständlich ihre Kultur leben.
Ari Aster selbst soll einige Probleme mit dem Drehbuch gehabt haben und diese erst nach eigens vorgenommenen Änderungen überwunden und einen Bezug zu den Figuren hergestellt haben, um deren Geschichte erzählen zu können. Er selbst begreift „Midsommar“ als „Trennungsfilm im Gewand eines Folk-Horror-Films“. Eine interessante Beschreibung, die vortrefflicher passt als die meisten Medien ihn verkaufen wollen. Wer einen Horror-Slasher erwartet, dürfte enttäuscht den Kinosaal verlassen. Wer sich von „Kunstfilmen“, die philosophisch interessanten Fragen aufwerfen, und sich formal, wie auch inhaltlich gerne mit diesen auseinandersetzt, wird mit „Midsommar“ einen interessanten Beitrag gefunden haben.
Zugegeben, die Laufläge von 147 Minuten (bzw. den Directors Cut mit 171 Minuten) weist eine gewisse Herausforderung auf. Hier hätte auch ich mir eine Straffung im ersten Drittel, nach der herausragenden Anfangssequenz, gewünscht. Nur allzu behäbig kommt das Geschehen ins Rollen. Das erste Aufeinandertreffen der Gruppe mit einigen der Bewohner des Dorfes, im Kontext eines Drogenrausches, bietet keinen Mehrwert für die Geschichte und hätte direkt in den „Directors Cut“ wandern können. Aber spätestens mit der ulkigen Auswahl der beiden Auserwählten und deren schockierenden Tat zeigt „Midsommar“ einen ersten Vorgeschmack, wohin die „Reise“ gehen könnte.
Ari Aster versteht wie man in Zuschauer gegensätzliche Stimmungen versetzt und von einer Emotion in die Nächste wirft, so dass einem mehrfach das Lachen im Halse stecken bleibt. Hinzu kommt eine anmutende Kameraarbeit, ein überdurchschnittliches Set Design und ansehnliche Leistungen aller Darsteller, aus denen vor allem Florence Pugh heraus sticht, die mich schon in „Lady MacBeth“ begeisterte.