ES – Kapitel 2 (OT: It – Chapter two)

ES Kapitel 2 mit Bill Skarsgård
©Warner Bros.

Es sind 27 Jahre seit den Ereignissen ihrer Kindheit vergangen. Inzwischen ist der “Club der Verlierer” erwachsen geworden und leben, mit Ausnahme von Mike Hanlon, nicht mehr in Derry. Die Erinnerungen an die traumatischen Ereignisse von damals sind weitesgehend verdrängt. Doch als die Morde in der Kleinstadt erneut beginnen, kehren Bill Denbrough (James McAvoy), Ben Hanscom (Jay Ryan), Richard Tozier (Bill Hader), Eddie Kaspbrak (James Ransone), Michael Hanlon (Isaiah Mustafa), Stanley Uris (Andy Bean) und Beverly Marsh (Jessica Chastain), die inzwischen Beverly Rogan heißt, aufgrund ihre damaligen Blutschwures, nach Derry zurück, um es erneut mit dem Kinder mordendem Wesen aufzunehmen, welches sie dem Namen ES gegeben haben…

27 Jahre nach der TV-Verfilmung von Stephen Kings meisterhaften Bestseller ES kam 2017 eine Neuauflage in die Kinos, die schnell zum kommerziell erfolgreichsten Horrorfilm avancierte und Kritiker und Publikum spalten sollte. Für die einen hat er die Coming of Age-Story perfekt eingefangen und di Kinderdarsteller gelobt, andere störten sich an den überzogenen CGI-Effekten, den ständigen Jump-Scares und der fehlenden Ernsthaftigkeit. Ich gehöre (leider) der letzten Fraktion an, obwohl oder gerade weil ich die erste Verfilmung bis auf Kleinigkeiten echt gelungen fand, lest auch gerne meinen Vergleich mit der Erstverfilmung. Aber angesichts des tollen Casts um Jessica Chastain, Bill Hader und James McAvoy und dem Drängen einiger Freundinnen habe ich mich dann doch überreden lassen der Fortsetzung eine Chance zu geben. Hinzu kommt, dass bei der TV-Verfilmung die letzte Viertelstunde an Umsetzung schwächelte und die ansonsten vortreffliche Adaption an Punkte einbüßen musste. Hier herrschte definitiv das Potential es deutlich besser zu machen. Ob Regisseur Andy Muschietti und Drehbuchautor Gary Dauberman diese Chance nutzten oder ob „Es – Kapitel 2“ dieselben Fehler gemacht hat, wie meiner Meinung nach in Teil 1 könnt ihr hier lesen.

ES Kapitel 2 mit James McAvoy, Jessica Chastain, Bill Hader und James Ransone
©Warner Bros.

Fangen wir mit dem Positiven an: Der zweite Teil feiert die Nostalgie. In Rückblenden erfährt man mehr über den „Club der Verlierer“ und das Verhältnis der Kinder untereinander. Vor allem die Gefühle von Richie zu einem anderen Mitglied des „Verliererclubs“, welche erst kurz vorm Ende des Films offenbart werden, traute sich die Erstverfilmung nicht aufzugreifen und ignorierte des Kapitel schlichtweg aus dem literarischen Vorlage. Dies führt uns unweigerlich zur zweiten positiven Entwicklung der Fortsetzung: Dem Cast. Allen vorran Bill Hader, der den Richie sehr glaubhaft, fascettenreich spielt, dass man mit ihm unweigerlich sympatisiert, weswegen seine „Offenbarung“ umso emotionaler für den Zuschauer werden lässt. Neben Bill Hader zeigt die mehrfach für den Oscar nominierte Jessica Chastain einmal mehr, dass man sie für jedes Genre die perfekte Besetzung darstellt. Auch James McAvoy weiß Akzente zu setzen.

Auch Positiv anzumerken ist der Aufbau der meisten Szenen. Wäre da nicht nahezu jedes Mal die jähe Unterbrechung durch billige Jumpscares und Effekthascherei, der auch schon den ersten Teil so enttäuschend machte und in der Regel mit einer völlig übertriebenen und unfreiwillig komischen Einstellung endete. Womit auch schon der größten Schwachpunkt der Fortsetzung angesprochen wurde. Warum wurde andauernd die Tonart des Films geändert? Mit einer deutlich düsteren Herangehensweise, ohne billige Effekthascherei, hätte ein recht ansehendliches Werk entstehen können, so bleibt auch Teil 2 weit hinter den Erwartungen und Potential zurück, auch wenn mir dieser persönlich besser als der Vorgänger gefiel. Vielleicht lag es an den ohnehin schon niedrigeren Erwartungen, vielleicht auch daran, dass die Charaktere weiter entwickelt wurden und die Erwachsenen-Darsteller glaubhaft auf die Jung-Darstellern gecastet wurden. Im Vergleich zur TV-Verfilmung konnte auch der letzte Kampf deutlich mehr überzeugen, wenn gleich auch dieser kleine Schwächen hatte.

ES Kapitel 2 mit Bill Skarsgård
©Warner Bros.

Insgesamt bleibt ein durchmischtes Filmerlebnis, welches immer noch mehr Schwächen als Stärken hatte. Möglihst neutral bewertet hätte dem Werk eine komplett düstere Tonart besser gestanden meiner Meinung nach: Entweder Horror-Comedy a la „Zombieland“ oder aber richtig konsequenter Psychohorror, ohne CGI und wenig Gore, der mit der Psyche des Zuschauers spielt und vieles im Kopf geschehen lässt und eine komplett düstere Kleinstadt zeigt.

So träume ich weiterhin von der aufgrund  kreativen Differenzen leider nicht zustande gekommenen Version von Cary Fukunaga mit Will Poulter als Horrorclown, der eine komplett düstere Tonart haben sollte. Wenn „Joker“ nach etlichen Jahrzehnten endlich 2019 die passende düstere Erzählweise bekommen konnte, bleibt immer noch die Hoffnung, dass dieser Mammutaufgabe vielleicht doch irgendwann ein Regisseur gewappnet ist. Ich glaube daran, spätestens in 27 Jahren, wenn der neue Mordzyklus beginnt…

USA 2017 – 135 Minuten
Regie: Andy Muschietti
Genre: Horrorfilm / Splatter
Darsteller: Bill Skarsgard, Bill Hader, Jessica Chastain, James McAvoy, Finn Wolfhard, Sophia Lillis, Wyatt Oleff, Jeremy Ray Taylor, Jaeden Lieberher
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