Malcolm & Marie

Was siehst du in mir, wer sind wir in...nd John David Washington als Malcolm | Foto: Dominic Miller/NETFLIX © 2021
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Es war der große Abend von Malcolm (John David Washington), schließlich hatte sein neuer Film Premiere und dieses Mal ist er davon überzeugt, dass er es endlich als Regisseur geschafft hat. Doch während bei der Premiere alles glatt ging, droht zu Hause Ärger: Seine Freundin Marie (Zendaya) ist erbost, dass er sie in seiner Dankesrede nicht erwähnt hat. Während für Malcolm dies nur ein kleiner Fauxpas im Eifer des Gefechts war, ist das für sie ein Symbol für ihre Beziehung, die immer wieder von Krisen erschüttert wird. Was als Abend im Blitzlicht und mit viel Anerkennung begann, wird so zu einer schmerzhaften Auseinandersetzung und Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit…

Was für ein Potential, zumindest für alle die auf Wortgefechte und großes Schauspielkino ohne große Rahmenhandlung stehen. Das dies gut funktionieren kann, zeigte vor 10 Jahren Gott des Gemetzels bzw. der Klassiker des Wortgefechts „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“. Die Parallelen zum Klassiker kommen sicherlich nicht von ungefähr, allen voran die formale schwarz-weiß Gestaltung, die auch hier vorzüglich gerät. Inhaltlich sind es vor allem zwei Themen, welche den Regisseur und Drehbuchautor Sam Levinson  umtreiben. Das eine betrifft den Konflikt zwischen einem Künstler und einer Journalistin, die seinen Film beurteilen soll. Der andere besteht zwischen Malcolm und Marie, die als Paar schon eine ganze Weile zusammen sind und dabei so manches Tief durchstehen mussten. Anknüpfungspunkte zwischen diesen beiden Themen gibt es durch Marie, die früher selbst Schauspielerin war, aber im Gegensatz zu Malcolm aufgab. Zum anderen ist der Film im Film autobiografisch geprägt, bearbeitet also das, was die beiden zusammen erlebt haben – worüber Marie nicht ganz glücklich ist.

"Malcolm & Marie"
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An Ideen und Themen mangelt es Levinson dabei nicht. Die Frage, ob Filme von Schwarzen unpolitisch sein können, darüber darf man schon einmal nachdenken, auch ob filmische Entscheidungen tatsächlich von außen erklärt werden können – oder sollen. Auf der persönlichen Seite wiederum geht es auch um die Frage, inwiefern ein Leben als Vorlage für künstlerische Werke dienen darf und worauf eine Beziehung basiert. Alles spannende Ansätze, die rückwirkend etwas an Substanz und Aussagekraft fehlt, so dass die meisten sich fragen werden, was das Ganze inhaltlich gebracht haben soll?

Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle bleiben, dass es sich bei der Netflix-Produktion Malcom & Marie um den offiziell ersten Film handelt, der komplett während der Corona-Pandemie entstanden ist. Sowohl das Drehbuch, als auch Inszenierung und Postproduktion. Die Crew soll sogar soweit runterfahren worden sein, dass Zendaya und Washingtons selbst für ihre Kleidung und ihr Make-up gesorgt haben sollen. Das Ergebnis ist dann schon beeindruckend.

Bildergebnis für malcolm and marie
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Fazit: Der Film ist definitiv nicht für Jedermann, wer sich aber von der schwarz-weiß-Optik nicht abschrecken lässt wird starkes Schauspielkino bekommen, in dem die letztjährige Emmy-Gewinnerin Zendaya (Euphoria) vom selben Regisseur in Szene gesetzt wurde und bisweilen grandios auftrumpfen darf. Vor allem die „Knife-Scene“ sei empfohlen und hat sicher dazu beigetragen, dass sie jüngst eine Nominierung bei den Critics Choice Awards erhalten hat. Auch für die kommende Oscarverleihung darf sie sich Chancen ausrechnen in den illustren Kreis mit aufgenommen zu werden. Denzel Washingtons Sohn John David Washington liefert ebenfalls eine starke Performance ab, wenn gleich er gelegentlich etwas ins Overacting verfällt. Aber alleine wegen dem Schauspielduell der aufstrebenden (Jung)Stars lohnt sich eine Sichtung, ebenso wegen der fabelhaften Kameraarbeit von Marcell Rév und der musikalischen Untermalung von Emmy-Gewinner Labrinth, der gekonnt Jazz mit modernen Stücken kombiniert.

USA 2021 – 106 Minuten
Regie: am Levinston
Genre: Drama
Darsteller: Zendaya & John David Washington
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