Catch .44 – Der ganz große Coup (OT: Catch .44)

Ich habe eigentlich nur zwei längere Dialoge und bekomme verdammt viel Geld dafür? Wo muss ich unterschreiben?

Quentin Tarantino ist nicht nur ein Meister der Zitate, sondern wird auch seit seinem Erfolg mit Pulp Fiction (und seinem Erstling Reservoir Dogs) immer und immer wieder selber zitiert. Meistens schlecht und plump und nur in den wenigsten Fällen wirklich grandios (Snatch, Grosse Point Blank). Es reicht halt nicht einfach nur „coole“ Figuren zu haben, die den ganzen Film über „coolen“ Scheiß reden. Als Zuschauer muss man sich auch darauf einlassen können; und genau daran scheitern die meisten dieser Versuche die Coolnes von Tarantino auf einen anderen Film zu übertragen.

Aber selbst Tarantino verhob sich mal gewaltig an seiner eigenen Formel; und zwar als er mit Death Proof probierte eine Gruppe von Frauen coolen Shit plappern zu lassen. Aaron Harvey versucht das gleiche, mixt noch eine Prise No Country for Old Men dazu und bringt es tatsächlich fertig die bessere Damenrunde auf die Leinwand zu bringen. Trotzdem ist der Film nur nettes Mittelmaß für das was er vielleicht sein möchte.

Nicht falsch verstehen: Der Film ist nicht schlecht, bietet mit Malin Akerman, Nikki Reed und Deborah Ann Wolle ein interessantes Trio Infernal und hätte bestimmt eine Menge Spaß mehr bereitet, wenn Harvey nicht auf Teufel komm raus probiert hätte alles was bei Tarantino cool ist auch in seinem Film einzubauen. Das geht von den schon erwähnten langen Dialogen, über eingeblendete Namen der Figuren und blutige Shootouts (die teilweise sehr billig animiert sind) bis zu den abgedrehten Nebenfiguren und der coolen Musik; und natürlich springt der Film wild in der Zeit hin und her.

Was man dem Film wirklich zugute halten muss sind die folgende Punkte: 1. Der Soundtrack ist echt stimmig und passend ausgewählt. Top!
2. Wie schon erwähnt ist das Damen-Trio nicht unsympatisch und hätte man die drei in eine etwas selbstständigere Story gesteckt, hätte man eine Menge mehr Spaß an ihnen haben können. Das war ein wenig verschenkt. Vor allem Akerman überraschte mich etwas. Natürlich weit entfernt von einer Oscar-Performance, aber auch nicht so beschissen wie ich dachte.
3. Bruce Willis hat zwei große Szenen, redet eine ganze Menge und ist eigentlich nur Bruce Willis. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden.
4. Der große Trumpf: Der wunderbare Forest Whitaker! Seine Rolle erinnert zwar (vor allem sein erster Auftritt) an die Performance von Javier Bardem in No Country for Old Men, aber hat Whitaker etwas an sich, dass man ihm gebannt zuschaut und -hört.
5. Shea Whigham, Brad Dourif und Michael Rosenbaum haben kleine Cameoauftritte. Das fand ich persönlich echt nett.

Catch .44 ist vielleicht einer der besseren Tarantino-Ripoffs, aber trotzdem nur ein leicht mittelmäßiger Film, der sich seine Wertung gerade so um Milimeter holt. Eine etwas andere Herangensweise an die Story und ihre Hauptpersonen und den einen oder anderen Zeitsprung/Kniff/Wendung weniger hätte dem Film besser zu Gesicht gestanden. Aber für einen Filmabend mit Bier reicht er.


USA – 2010 – 1 Std. 34 Min.
Regie: Aaron Harvey
mit Malin Akerman, Bruce Willis und Nikki Reed
Genre: Action , Drama , Western

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Filme, Reviews und getaggt als , , . Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.