American Hustle

 American Hustle 2

Nachdem David O. Russell für seine letzten beiden Filme The Fighter 7 Nominierungen und für Silver Linings 8 Nominierungen einheimste (uns 3 Darstelleroscars einstreichen konnte), brach der Hype um seine Filme nicht ab, sondern setzte dieses Jahr mit 10 (!) Nominierungen noch deutlich einen drauf. Leider konnte „The Fighter“ unsere Autoren von „Der Academy“ nur bedingt und „Silver Linings“ nicht alle überzeugen, so dass ich nach den ersten Kritiken doch etwas verhaltene Erwartungen hatte, die sich heute leider bestätigen mussten.Ich habe wirklich nichts gegen hanebüchene Geschichten, dass können Tarantino und die Coen Brüder ja meistens auch, doch David O. Russell liefert in „American Hustle“ ein sehr unausgegorenes Drehbuch, dass nur in wenigen Ansätzen die Klasse von diesen Regisseuren und Drehbuchautoren erreicht. Die Geschichte um das Gaunerpärchen Irving Rosenfeld (Christian Bale) und Sydney Prosser (Amy Adams), die sich auf einen „Kuhhandel“ mit dem FBI einlassen, weil für sie der Knast droht, ist einfach zu unausgegoren und uninteressant um mitzureißen, auch wenn Amy Adams darstellerisch das Beste aus dieser Rolle herausholt. Lediglich wenn Rosenfelds Ehefrau (Jennifer Lawrence) die Szenerie betritt, kriegt der Zuschauer ein kleines Feuerwerk geboten. Oscarwürdig ist zwar auch dies nur bedingt, aber es ist schon herrlich damit zuzuschauen, was die 23-jährige aus dieser Rolle, die eigentlich eher zu einer Ende Zwanziger bis Mitte Dreißiger passt, macht. Dennoch überwiegt auch hier die nicht vorhandene Authentizität, die diesen Film umgibt. Alles an dieser Krimikomödie wirkt leider irgendwie aufgesetzt, alles wirkt gespielt und unecht, so dass der halbe Saal (ich achte auf so etwas) recht schnell ermüdet immer wieder auf die Uhr geschaut hat, wenn sie nicht schon nach der Hälfte des Films, den Saal verlassen haben.

American Hustle
Dank Jennifer Lawrence und Amy Adams gab es immer mal wieder kleine Lacher, doch auch sie konnten leider nicht über das wackelige Drehbuch und die mittelmässige Produktion hinwegtäuschen.

Diesen fast vernichtenden Worten seien aber dennoch auch versöhnliche gegenübergestellt, denn einige Szenen und Dialoge sind wirklich sehr gut gestaltet und intelligent geschrieben. Doch leider folgt auf solchen kleinen Highlights Szenen, die man so und besser schon in anderen Filmen zuvor gesehen hat. Großes Problem sind allerdings tatsächlich die 10 Oscarnominierungen, die nicht nur völlig überzogen sind, sondern nicht nur bei mir, sondern bei fast allen mit denen ich gesprochen habe, gewisse Erwartungen weckt und nicht gehalten werden können. Ein paar schlecht sitzende Frisuren, eine auffällige Ausstattung und gut situierte Darsteller machen eben noch keinen guten Film. Wenn man dann noch bedenkt, welche Filme wegen „American Hustle“ gar nicht oder nur bedingt Beachtung erhalten haben, ist dies fast schon eine kleine Farce liebe Academy (damit sind nun aber die knapp 6000 Stimmberechtigten Oscarvoter mit gemeint). Nächstes Mal bitte wieder mehr über den Tellerrand schauen, da bringt es auch nichts, dass „American Hustle“ gerade dabei ist eine Nullrunde einzufahren, denn außer die Ausstattung und Jennifer Lawrence Darbietung sehe ich hier bei weitem keine Nominierungs- oder gar oscarwürdige Arbeit vorliegen. Es tut mir Leid! Bzw. tut es mir vor allem um Tom Hanks, Forrest Whitaker, Daniel Brühl, James Gandolfini, Adele Exarchopoulos, Emma Thomspon, Oprah Winfrey und einigen anderen Kandidaten leid, die vor allem wegen der überzogenen Darstellerliebe von „American Hustle“ auf der Strecke geblieben sind und es allesamt mehr verdient gehabt hätten, auch wenn es die Darsteller von „American Hustle“ sind, die den Film gerade noch so ins Mittelmaß hieven.


USA – 2013 – 2 Std. 18 Min.
Regie: David O. Russell
mit Christian Bale, Amy Adams, Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Jeremy Renner, Louis C. K, Robert De Niro
Genre: Drama / Komödie

Oscarnominerungen:

  • Bester Film
  • Beste Regie (David O. Russell)
  • Bester Hauptdarsteller (Christian Bale)
  • Beste Hauptdarstellerin (Amy Adams)
  • Bester Nebendarsteller (Bradley Cooper)
  • Beste Nebendarstellerin (Jennifer Lawrence)
  • Bestes Original-Drehbuch
  • Beste Ausstattung
  • Beste Kostüme
  • Bester Schnitt

Golden Globes:

  • Beste Komödie
  • Beste Hauptdarstellerin (Komödie): Amy Adams
  • Beste Nebendarstellerin: Jennifer Lawrence

Golden Globe Nominierungen:

  • Beste Regie (David O. Russell)
  • Bester Hauptdarsteller (Komödie): Christian Bale
  • Bester Nebendarsteller (Bradley Cooper)
  • Bestes Drehbuch
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