The Immigrant

The Immigrant

THE IMMIGRANT beschreibt die amerikanische Gesellschaft zur Zeit der goldenen Zwanziger Jahre: Das Wirtschaftswunder zieht eine problematische Einwanderungsflut mit sich, voller Korruption und dunklen Machenschaften. Wenn der Zuhälter und Geschäftsmann Bruno, famos dargestellt von den Oscar nominierten Joaquin Phoenix (Gladiator, Walk the Line, The Master), vor blinder Eifersucht auf den Magier Orlando, Jeremy Renner (The Hurt Locker, The Town), zustürmt, gerät Oscarpreisträgerin Marion Cotillard (La vie en Rose) zwischen die Fronten.

Der Regisseur bettet seine Dreiecksgeschichte in verschleierte Bilder, die eine Welt zeichnet die trist und hoffnungslos erscheint. Nur in Brunos Amüsierbetrieb leuchten bunte Farben, so dass der Zuschauer sich gerade an diesem unwirklichen Ort wohlfühlt  und sich von dem nackten Fleisch der Tänzerinnen anregen lassen soll. Dann geht es wieder zurück in die farblose Realität – zu Armut, Angst und der Hoffnungslosigkeit, die omnipräsent erscheint. James Gray lässt die Kamera stechend genau hinsehen, dass er sich mit seinen Schilderungen zu viel Zeit lässt und den Erzählfluss beinahe zum Versiegen bringt. Wären da nicht seine grandiosen Hauptdarsteller, die den Film vom Stillstand retten.

The Immigrant 4

Es ist vor allem die erschütternde Schlusssequenz, die dem Film seine Längen verzeiht und Joaquin Phoenix und Marion Cotillard eine Szene gibt, in der sich beide voll entfalten können, in der man im Kinosaal beinahe das Atmen vergisst und die Eindrucksvoll zeigt, warum beide zu den allerbesten Darstellern der Gegenwart gehören. Hätte Gray solche Szenen der trostlosen Szenerie öfter gegenübergestellt wäre nicht nur eine schöne Hommage an die Filme der 20er und 30er, sondern auch ein weniger ermüdendes Werk herausgekommen. Cotillard legt ihre Rolle an die großen Ikonen der Stummfilmära an und braucht keine Worte, sondern sagt alles mit ihrem Gesicht aus und passt trotz französischer Abstammung erstaunlich gut als Polin, die für ihre kranke Schwester auch nicht davor zurückschreckt ihren Körper zu verkaufen, um an möglichst viel Geld für die teure Behandlung zu gelangen. In ihren stärksten Momenten erinnert ihre darstellerische Kraft an Streeps Jahrhundertperformance in SOPHIES CHOICE. Vor allem ist es ihr Spiel, welches immer wieder die Aufmerksamkeit des Zuschauers abruft. Wäre das Gesamtwerk vor allem im Mittelteil nicht so zäh, hätte diese Rolle durchaus ihr 2. Oscar werden können, so blieb es zusammen mit ihrer in Cannes gefeierten Darbietung in ZWEI TAGE, EINE NACHT zumindest bei einem regelrechten Preisregen bei den Kritikerawards und einer längst überfälligen 2. Oscarnominierung für letztgenannten Film.

Fans von Marion Cotillard und Joaquin Phoenix dürften aber trotzdem gefallen an dem Film finden, auch wenn mir ihre Rolle insgesamt zu passiv angelegt wurde. Jeremy Renner hätte mehr Raum zur Entfaltung gut vertragen können, kann er nur wenige, dafür aber dann intensive Akzente setzen. Den größtenteils verhaltenen Kritiken möchte ich mich aber genauso wenig anschließen, wie den überschwänglichen Worten unser geschätzten Co.-Autorin Melanie – hier wird zwar großes Schauspielkino geboten, doch irgendwie bleibt der Beigeschmack, dass hier noch viel mehr drin gewesen wäre als nur die herausragende Optik und das brilliante Spiel von Cotillard und Phoenix.

USA 2013 – 120 Minuten Regie: James Gray Genre: Drama Darsteller: Joaquin Phoenix, Marion Cotillard, Jeremy Renner

LAND – JAHR – X Std. X Min. Regie: NAME mit NAME Genre: GENRE

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Filme, Oscar Contender, Reviews. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.