Ebenso wie die Weltwirtschaftskrise mit all ihren Konsequenzen für die führenden Nationen kamen auch die vier erhaltenen Golden-Globe-Nominierungen praktisch aus dem Nichts, wurden jedoch kürzlich durch fünffache Nominierung der Academy und der BAFTA-Mitglieder in Hauptsparten bestätigt. Der Versuch, den Weg zum globalen, mit Ach und Krach abgewendeten Kollaps von Börsen und Banken einmal in humoristischer Manier zu skizzieren, erachte ich keinesfalls als schlechte Idee. Unglücklicherweise konnte mich nicht des Eindruckes nicht erwehren, dass die Autoren und Regisseur McKay versucht haben, auf den Zug des Erfolges der bissigen und darin äußerst konsequenten Satire „The Wolf Of Wall Street“ aufzuspringen, dabei allerdings den Anschluss verpassten. Nach nur einer Woche verschwand die Produktion trotz seiner Zugpferde aus den meisten der hiesigen Kinos und leider muss ich nach meiner Sichtung sagen, dass dies nicht vollkommen grundlos geschehen ist.
Nach „The Revenant“ und „Bridge Of Spies“ ist dies schon das dritte, meinerseits innerhalb einer Woche gesehene Werk, anhand dessen man von einer deutlichen Überlänge sprechen muss, was die Filmlaufzeit anbetrifft. Ein diesbezüglicher, schwerlich negierbarer Knackpunkt stellt meines Erachtens das von vielen gerühmte, romanbasierte und nach eigenen Angaben an Tatsachen orientierte Drehbuch dar, welches zwar einige, unterhaltsame und subtile Ideen offeriert, insgesamt aber recht unausgereift und mehr als eine Spur zu abgeklärt anmutet, indem es nicht nur vermehrt Durchhänger hat, sondern auch gefüllt von Charakteren ist, zu denen bestimmte Identifikationsflächen fehlen. Häufig fiel es schwer, der überkomplexen Handlung und des dargebotenen Jargons zu folgen, was wohl nahezu allen Zuschauern ähnlich ergangen sein dürfte, die nicht im Finanzgeschäft tätig sind. Andererseits findet der grobe Humor in einigen Einzelsequenzen kurzweilige seine anvisierte Entfaltung findet und erfüllt zumindest den Hauptzweck, Asympathie zu allen Magnaten im Finanzwesen zu entwickeln. Insgesamt zündeten aber nur wenige der Gags und auch die Frage nach der Einzigartigkeit der Regieführung konnte sich mir ebenfalls nicht erschließen. Während die Art des routinierten Schnitts weitestgehend zu überzeugen weiß, mangelte es leider auch der stellenweise sehr nichtssagenden Filmmusik an Expressivität. Trotz der Beteiligung von insgesamt fünf Oscarnominierten beziehungsweise -preisträgern gibt es auch innerhalb der Darstellerriege sowohl Licht- als auch Schattenseiten. Während Christian Bale und ganz speziell Steve Carrell die anständigsten, glaubhaft zwischen Schmierigkeit und Coolness pendelnden Performances zeigten, lieferten Melissa Leo sowie der an der Produktion beteiligte Brad Pitt ihre jeweils blassesten Performances seit Jahren ab und auch Gosling hat man schon in präsenter umgesetzten Rollen gesehen. Dennoch kann die nicht durchgängig spürbare Spielfreude der Schauspieler eventuell erneut dem Skript angelastet werden.
Was folglich übrigbleibt, ist ein im übersteigerten Maße aalglatter und nach Gegenwartsrelevanz strebender Film, welcher es jedoch aufgrund von erheblichen Längen verfehlt, einem krisenhaften Sujet etwas Substantielles hinzufügen, das Publikum zu involvieren oder sich als Besonderheit zu profilieren. Aus diesem Grund bleibt die jüngste Produktion des „Anchorman“-Machers deutlich hinter den bisher gesehenen Kandidaten für den prestigeträchtigsten Filmpreis der Welt zurück und kann aus meiner Sicht lediglich als durchschnittlicher und keinesfalls oscarwürdiger Streifen bezeichnet werden, der das Gedächtnis recht schnell wieder verlässt. Nicht nur wegen der Besetzung von Bale, der kränkelnden Handlungsführung sowie dem sperrigen Humor tritt daher eine ganze Reihe an Parallelen zum ebenfalls überschätzten „American Hustle“ zum Vorschein, weswegen die leise Hoffnung bleibt, dass auch „The Big Short“ trotz einer Handvoll an Nominierungen oscarlos bleiben wird und sollte.