HORRORCTOBER 2017: The Loved Ones | The Reaping | My Name is Bruce


Die Australier stehen ihren Nachbarn aus Neuseeland in Nichts nach und zeigen mal wieder dass sie verdannt gute Horrorfilme drehen können und am Ende trifft Funny Games – oder besser Pretty in Pink – auf Texas Chainsaw Massacre. Wo bei Haneke aber das Psychologische im Vordergrund steht, dominiert bei Sean Byrne ein tiefschwarzer Humor garniert mit deftigen Torture-Porn-Elementen die nicht von schlechten Eltern sind. Über dem allem – und vor allem über Opfer Brent Mitchell – trohnt Lola „Princess“ Stone die mit einer Mischung aus abgrundtief perversen Boshaftigkeit und einem gewissen Lieb­reiz ausgestattet ist und von Robin McLeavy auf den Punkt perfekt verkörpert wird. Bei so einer Leistung würde Annie Wilkes bestimmt mit der Zunge schnalzen und applaudieren. Ebenfalls ein kleines Highlight ist der von John Brumpton dargestellte Vater, während Xavier Samuel leider zu nicht mehr kommt als von den beiden gefoltert zu werden. Wie lehrte uns schon Carrie: Abschlussbälle sind echt kein Zuckerschlecken. Vor allem wenn man jemanden eine Absage erteilt.


Ein typischer Vertreter der 2000er-Filme von Dark Castle Entertainment wie 13 Geister, Ghostship oder House of Wax: Optische Schauwerte und hübsche Bilder machen noch lange keinen guten Horrorfilm. Das von Carey und Chad Hayes verfasste Drehbuch rattert die bekannten Stationen der zehn göttlichen Plagen ohne nennenswerten Höhepunkt oder netten Einfall herunter, Hilary Swank ebenso wie Idris Elba und David Morrissey komplett an uninteressante Figuren verschwendet und die visuellen Effekte sind vor allem zum Ende hin fast lächerlich schlecht. Trotzdem kann man Stephen Hopkins nicht absprechen eine gewisse einnehmende Atmosphäre erschaffen zu haben und das muss man dem Film einfach positiv anrechnen.


Wenn Bruce Campbell einem Film über Bruce Campbell dreht, dann kann man sich auf ein Fest der Metaebene freuen und das bekommt man mit My Name is Bruce auch. Selbst wenn man von den Werken Campbells nicht mehr mitbekommen hat als seine Paraderolle des Ash Williams oder seine Auftritte als Autolycus in Xena fühlt man sich direkt mit Campbell verbunden wie er ganz unten angekommen ist und nun von den Bewohnern einer kleinen Minenstadt genötigt wird gegen den chinesischen Dämon Guan Di zu kämpfen; eben weil er Bruce „Fucking Ash Williams“ Campbell ist. Vor allem schaft es Campbell die meiste Zeit über prächtig zu unterhalten und er macht auch keinen Hehl daraus, dass der komplette Film von vor bis hinten B-Movie-Trash ist, in dem Räume mal eine Kneipe oder einen Waffenladen darstellen, und dann wieder das Rathaus. Das alles ist vollkommen egal, weil My Name is Bruce ein sehr lustiger und selbstironischer Blick auf einen der größten Helden des B-Movie-Genres ist: Bruce Fucking Campbell.

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