„Stronger“ von David Gordon Green beruht auf der Lebensgeschichte von Jeff Bauman, der aufgrund des Bombenattentats in Boston 2013 beide Beine verlor. Der Film ist bereits die dritte Annäherung an die Anschlagsserie vom bekannt gewordenen Marathon, bei dem drei Menschen ihr Leben verloren und mehr als 260 zum Teil schwer verletzt wurden…
Jake Gyllenhaal schlüpft in die Rolle von Jeff Bauman, der ein Jahr nach den Anschlägen seine Geschichte als Buch, mit dem gleichnamigen Titel, veröffentlichte. Nach dem „Boston“ und „Patriot’s Day“ einen eher mit Pathos durchzogenen Blick auf die Ereignisse warfen, umschifft „Stronger“ weitesgehend diese Patriotismusfalle und konzentriert sich lieber auf den Weg seiner Genesung, das Finden neuen Liebensmutes, sein persönliches Umfeld und der Umgang mit der Rolle des Helden durch die Medien. Besonders erwähnenswert hierbei ist die authentische Darstellung seines Umfeldes. Sowohl die Kleidung, die Dialoge, als auch die Darsteller wirken absolut glaubhaft in ihren jeweiligen Rollen. Miranda Richardson kann als „Assi-Mutter“ mit dem Herz am rechten Fleck mal wieder zeigen, was für eine tolle Schauspielerin sie ist und umschifft gekonnt der Versuchung, diese Rolle eindimensional und klischeehaft anzulegen.
Dank starker, emotionaler Momente mit ihrem Filmsohn ist es Emmy-Gewinnerin Tatiana Maslany (Orphan Black), die den bleibendsten Eindruck hinterlässt. Und Jake Gyllenhaal zeigt wieder einmal, warum er häufig zu den Besten seiner Generation gezählt wird. Er verkörpert Jeff Bauman roh und gerade heraus. Warum Gyllenhaal als auch Maslany nach gutem Kritikerzuspruch und etlicher Präsenz auf den Nominierungslisten am Ende übergangen worden sind, verstehe, wer will, angesichts dieser starken Leistungen.
„Stronger“ ist kein perfekter Film und betritt inhaltlich kein Neuland, doch wer starkes Schauspielkino mag und zudem eine kritische Betrachtung gegenüber (amerikanischen) Medien und Öffentlichkeit zugeneigt ist, dem sei das Werk empfohlen. Vor allem beeindruckt das Porträt eines Mannes, der versucht unter widrigen Umständen seinen Weg zu gehen.