„Borat“ katapultierte 2006 den Bekanntheitsgrad des Komikers und Schauspielers Sacha Baron Cohen noch mal deutlich mehr Beachtung ein, als er zuvor ernten konnte. Die freche, tabulose und bitterböse Satire in Form einer Mockumentary war dann letztendlich auch ein echter Geniestreich – unglaublich böse, treffsicher und zeitgleich so unverschämt albern. Während Borats erster Film in vielen Ländern ein großer Erfolg war, bedeute er für seine Heimat Kasachstan eine große Schande, sodass Borat nicht nur seinen Job verlor, sondern zudem ins Arbeitslager geschickt wurde. Viele Jahre später, im Jahr 2019, erhält Borat die einmalige Chance, seine Fehler der Vergangenheit wieder gut zu machen. Also schickt man Borat in die „US&A“, damit er sein sonderbares Geschenk überreichen kann. Doch dort angekommen, ist in der großen Kiste aber keine Spur von einem Geschenk, denn Borats Tochter Tugar (Maria Bakalova) hat sich als blinde Passagierin eingeschleust. Da Borat keinesfalls zurück in seine Heimat will, ohne seine Mission erfüllt zu haben, soll nun seine Tochter als Geschenk an den Politiker herhalten. Per Schönheits-OP und einem Kurs in Benehmen soll sie für ihren großen Tag hergerichtet werden, doch sie lernen dabei nicht nur mehr über die US-amerikanische Kultur, sondern geraten mitten in die Wirren des COVID-19 Lockdowns…
Ursprünglich hatte Sacha Baron Cohen nicht vorgehabt, die Idee zu einer Fortsetzung zum ersten Borat-Film von 2006 weiterzuverfolgen, war der Charakter doch mittlerweile so populär, dass er auf jeden Fall erkannt werden würde, sollte er noch einmal in seiner Rolle als kasachischer Reporter auf die Straße gehen. Dennoch gelingen einige wenige Auftritte als Borat außerhalb der Spielfilmszenen, doch dies sind in der Tat wenige, so dass Cohen auf andere Verkleidungen zurückgreifen muss, sowie die Unterstützung seines Co-Stars Maria Bakalova, die dieser Aufgabe mit ebenso großen Hang zur Selbstentblößung und Provokation folgt wie Cohen selbst und zum (heimlichen) Star des Films avanciert.
Auch wenn die Fortsetzung nicht so Originell und frech wie das Original rüberkommt schimmert immer mal wieder jener Funken Genialität in dieser von Amazon produzierten Fortsetzung auf, in der, wie schon im ersten Film, Borat und in gewisser Weise auch seine Tochter eine Projektionsfläche für Ängste, Ressentiments und Vorbehalte dienen, welche sie nicht nur spiegeln, sondern bis ins Lächerliche übertreiben. Gerade im Jahre 2020, in dem sich die USA unter Donald Trump noch einmal von ihrer besonders hässlichen Seite zeigt, suchen Borat und Tuhar eben jene dunklen Tiefen auf, bei Trump-Befürwortern, Verschwörungstheoretikern und natürlich republikanischen Politikern. In der Sicherheit einem wenn auch etwas tumben Gesprächspartner gegenüberzusitzen, offenbaren sich Widersprüche und gefährliche Ideologien, die man allerdings auch schon auf Nachrichtenseiten oder sozialen Medien beobachten konnte.
Borat ist auch anno 2020 noch für ein paar derbe und treffende Spitzen zu gebrauchen und auch wenn nicht alles so Originell wirkt, wie im ersten Teil, befindet man sich auf einem guten Niveau, welches neben einem erneut ordentlich aufgelegten Cohen vor allem auch an Bakalowa liegt, die so schonungslos agiert, dass die Kritiker sie mit Awards zugeschüttet haben und sie sich berechtigte Hoffnung auf eine Oscarnominierung machen kann, nachdem sie bereits bei den Golden Globes, Critics Choice Awards, sowie Screen Actors Guild Awards Nominierungen ergattern konnte.
Fazit: Die Fortsetzung ist widerwärtig, ekelhaft, abartig und sämtliche Vorurteile bedienend – also definitiv nicht jedermanns Geschmack, aber deswegen auch soschön polarisierend! Eine Sichtung lohnt aber schon allein um sich mal wieder aus seiner Komfortzone zu holen und inhaltlich wegen der wirklich schockierenden Szene mit Rudolph „The Finger“ Giuliani und der wirklich brillant kompromisslos agierenden und urkomischen Bakalova lohnt sich eine Sichtung.
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