Eigentlich hatte sich Beth (Lily Sullivan) darauf gefreut, ihre ältere Schwester Ellie (Alyssa Sutherland) zu besuchen. Doch dort angekommen, muss sie feststellen, dass deren Lage alles andere als rosig ist. So wurde sie vor einer Weile verlassen und muss sich seither allein um die drei Kinder Danny (Morgan Davies), Bridget (Gabrielle Echols) und Kassie (Nell Fisher) kümmern, was sie regelmäßig an ihre Grenzen bringt. Hinzu kommen die finanziellen Probleme der Familie, die zudem bald aus ihrer Wohnung raus muss. Und als wäre das alles nicht schon Aufregung genug, erschüttert ein starkes Erdbeben die Stadt, gerade als die Kinder aus dem Haus sind. Zu ihrem Glück kommen sie dabei mit dem Schrecken davon. Morgan entdeckt zudem einen versteckten Raum, der durch den Riss im Boden freigelegt wird und der eine Reihe von Schallplatten enthält. Das lässt sich der große Musikfan nicht zweimal sagen: Er nimmt sowohl die Platten wie auch ein seltsames Buch mit sich – ohne zu ahnen, was er damit auslöst…
Auch wenn es natürlich Horrorfranchises gibt, die größere kommerzielle Erfolge feierten oder produktiver waren, so genießt Evil Dead doch einen ganz eigenen Kultstatus bei Fans. Und so ploppt der Titel alle paar Jahre mal wieder auf, in der Hoffnung, an die vergangenen Tage anschließen zu können. Das klappt zumindest finanziell erstaunlich gut: So spielte das Reboot von 2013 ein Vielfaches der Kosten wieder ein. Auch die Serie Ash vs Evil Dead, welche ein Sequel zu der Original-Trilogie darstellt, wurde positiv aufgenommen und brachte es auf drei Staffeln. Als es darum ging, den nächsten Titel zu produzieren, stand man dadurch aber auch vor einer schwierigen Entscheidung. Sollte man eine vierte Staffel drehen? Das Reboot fortsetzen? Oder doch an Armee der Finsternis anschließen, mit der die Trilogie 1992 ihren Abschluss fand? Am Ende wurde es nichts davon. Mit Evil Dead Rise schuf man einen ganz neuen Teil, der zwar Motive der vorherigen Werke aufgreift, aber völlig in sich abgeschlossen ist.
Das mag für Fans zunächst eine Enttäuschung sein, die sich auf ein Wiedersehen mit den alten Figuren gefreut haben. Ein tatsächliches Manko ist es aber nicht, da der fünfte Film es schafft, etwas Eigenes zu erzählen und dabei doch der berühmten Vorlage gerecht zu werden. Das fängt schon mit dem Setting an. Anstatt sich wieder in abgelegene Waldhütten zu begeben, spielt Evil Dead Rise mitten in der Stadt. Damit dennoch das Gefühl aufkommt, von der rettenden Zivilisation abgeschnitten zu sein, wurde als Schauplatz ein heruntergekommener Wohnblock genommen, aus dem die meisten bereits ausgezogen sind. Das reduziert automatisch die Zahl der Figuren. Und selbst die überschaubare Menge wird recht bald ausgedünnt: Hat das Böse erst einmal erst einmal seinen Weg in die Wohnung gefunden, geht das große Gemetzel los.
An Blut und Gedärmen mangelt es auch nicht. Evil Dead Rise versteht sich stolz in der Splattertradition und mutet dem Publikum einiges zu. Gerade im späteren Verlauf nimmt der Body-Horror-Anteil kräftig zu, da sollte man nicht zu empfindlich sein. Zum Teil wird das durch ein bisschen Humor aufgelockert. Aber eben nur zum Teil, da waren die früheren Filme deutlich offensiver. Der Horrorstreifen, der beim South by Southwest Festival 2023 Weltpremiere hatte, ist eher grotesk als wirklich komisch. Regisseur und Drehbuchautor Lee Cronin (The Hole in the Ground) erzeigt in seinem Hochhaus-Home-Invasion-Szenario eine angespannte Kammerspiel-Atmosphäre. Obwohl die Familie nicht weit weg ist von der womöglich rettenden Außenwelt, kommt sie nicht heraus, der Weg ist abgesperrt.
Mankos gibt es aber leider auch: Narrativ ist da zum Einen wenig dabei, was man nicht schon kennt. Evil Dead Rise ist ein Film, der nicht durch die eigentliche Geschichte fesselt, obwohl Cronin noch ein paar Familiendrama-Elemente einbaut, die dazu beitragen sollen, dass man mit den Figuren mitfiebert, doch sind die meisten Figuren unsympathisch. Gerade die Anfangsszenen, in denen es nur um die Menschen geht und das Böse noch weit weg ist, schöpfen einfach nicht das vorhandene Potential aus, trotz Lily Sullivan (Monolith) und Alyssa Sutherland als entfremdetes Schwesternpaar. Die drei jüngeren Mitglieder des Casts machen ihre Sache eigentlich nicht schlecht, aber ohne Sympathie ist es schwer ihnen ihr dümmliches Handeln zu verzeihen. Ursprünglich war Evil Dead Rise sogar nur fürs Streaming gedacht, für mich hätte es definitiv für eine Streaming-Auswertung gereicht.
Fazit: Evil Dead Rise geht zum Teil neue Wege, ist dabei zugleich ein mehr als Neustart des beliebten Horror-Franchises. Neben dem geschickt gewählten Setting eines heruntergekommenen, überwiegend leerstehenden Wohnkomplexes weisen leider das Ensemble und die altbekannte Geschichte ein dickes Manko auf. Was schade ist, da die Umsetzung gut ist und gerade der überzogene Splatterteil im letzten Drittel in alter Manier zu unterhalten weiß.