Mein Senf zu den „Vier Thesen zur deutschen Film-Blogosphäre“

Alex von Real Virtuality hat einen sehr interessanten Beitrag mit vier Thesen zur deutschen Film-Blogosphäre geschrieben, den ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte; und natürlich möchte ich auch gerne meine Meinung dazu äußern.

These 1: Es gibt keine deutsche Film-Blogosphäre

Laut Alex gibt es keine große deutschsprachige Film-Blogosphäre, sondern nur kleine Cluster, die sich untereinander vernetzen, aber nur in den seltensten Fällen darüber hinaus.

Dazu muss ich sagen, dass ich aus der Micronation-Ecke komme, das sind simulierte Staaten im Internet. Meinen Einstieg hatte ich vor über 10 Jahren und habe auch die Blütezeit miterlebt, in der vor allem Ratelon mit über 100 aktiven Nutzern zur größten deutschen MN heranwuchs. Das schöne daran war, dass die Nationen wirklich miteinander vernetzt waren, man simulierte gemeinsam Kriege, Sportveranstaltungen, etc. Man kannte sich untereinander und man konnte wirklich von einer – um mal den Begriff von oben zu benutzen – Micronation-Forumsphäre sprechen.

Vor allem aber gab es damals ein aktuelles Portal unter www.micronations.de in dem man eine Übersicht über die verschiedenen Projekte hatte. Sowas fehlt in meinen Augen für die deutschen Film-Blogs komplett. Ich für meinen Teil – und das habe ich auch schon Stefan von Equilibrium so gesagt – vermisse z. B. schon eine simple Übersicht über die verschiedenen Filmkritiken der dt. Blogs. Sehr gerne würde ich unter unseren Kritiken einen Absatz einbauen, in dem man andere Meinungen findet. Christian von ChristiansFoyer macht das und ich habe es auch noch bei einem anderen Blog gesehen, dessen Name mir gerade entfallen ist. Es wäre doch ein Gewinn für uns alle, oder nicht?

Natürlich wird es immer diese Grübchenbildung geben, aber das kann auch böse nach hinten losgehen; wer in der heutigen Zeit in den Micronations unterwegs ist, weiß wovon ich rede: Da war es irgendwann so, dass sich die Projekte in zwei verschiedenen Karten gespalten haben, die dann noch nicht mal miteinander simuliert haben! Weil das war ja eine andere Karte! Totaler Irrsinn!

Es gibt durchaus eine Film-Blogosphäre, nur muss eine bessere und vor allem offenere Vernetzung von statten gehen. Wie sagte mein Bruder im Geiste Sidney so schön:

„Ich denke da schwärmend an Comic-Con-Videologs, in denen Autoren von /Film, Collider, First Showing, Joblo und Cinema Blend wie Kumpels zusammenhängen. Das scheint es hier nicht zu geben.“

Und damit hat er vollkommen recht! So eine Art des zusammenhängens gibt es hier in meinen Augen nicht! Man muss ja nicht immer einer Meinung sein! Das klappt ja schon hier bei uns nicht immer, aber trotzdem raufen wir uns jedes Mal zusammen, weil wir die gleiche Leidenschaft für das Medium Film (und in unserem speziellen Falle die Awards) haben! Und natürlich ist es wichtig, dass man nicht nur eine Gesamtmeinung hat: Das macht doch gerade Filme aus! Gerade unsere Leidenschaft für das Medium Film (ob jetzt unter professionellen, semi-professionellen oder Freizeit-Filmblogern) verbindet uns doch und im Vergleich zu den USA sind wir wirklich die 3. Filmblogger-Welt!

These 2: Den deutschen Netzfilmschreibern fehlen die deutschsprachigen Leitmedien

Ganz schwieriger Punkt. Brauchen wir überhaupt Leitmedien? Oder anders ausgedrückt: Was verstehen wir überhaupt als Leitmedien? Eine obere deutschsprachige Seite, die uns mit Infos versorgt? Die uns also leitet? Blogs die eine Leitfunktion für sich beanspruchen können? Wenn man so argumentiert, könnte man jetzt natürlich Filmstarts, Moviepilot und die ganzen US-Seiten nennen. Nur bemerkt Alex in seinem Beitrag ganz richtig, dass es sich um bezahlte Mitarbeiter handelt und die Informationen nur selten subjektiv sind (Specials der Autoren mal ausgenommen).

Ich werfe jetzt einfach mal folgendes in den Raum: Bevor wir uns Gedanken über ein Leitmedium (ich erinnere auch nochmal an die Portal-Idee von eben) machen, sollten wir erstmal die Zusammenarbeit untereinander auf die Reihe bekommen. Darüber habe ich mich oben ja erst ausgelassen.

Seiten wie Filmstarts und Moviepilot können vor allem eine Sache liefern: Inspiration! Nicht einfach nur einen Trailer oder eine News posten, sondern seinen eigenen Senf dazu abgeben! Seine eigene Meinung dazu schreiben! So verfahre ich (und andere Kollegen/Freunde wie z. B. Sid und Christian) (fast) immer, wenn ich über Trailer schreibe oder meinen Senf zu Filmnews hinterlasse.

These 3: Die guten Inhalte, die es gibt, werden nicht gefunden

Richtig! Weil es keine Gesamtvernetzung gibt! Natürlich trifft es auch mich ganz persönlich, wenn ich Zeit und Hirnschmalz in einen Artikel reinstecke und ich tief in meinem inneren weiß, dass ihn wahrscheinlich keine Sau lesen wird; vom Kommentieren mal ganz zu schweigen. Aber so geht es jedem Bloger! Ich könnte teilweise ausrasten, wenn ich wunderbar geschriebene Artikel und Film-Analysen auf kleinen, unbekannten Blogs lese und weiß, dass die Gesamtheit diese Schätze niemals zu Gesicht bekommen wird. Das macht einen doch traurig.

These 4: Die nervige Trennung zwischen E- und U-Kultur lebt im Netz fort

Das ist ein Punkt, der mich ganz persönlich zum ausrasten bringt! Wie oft musste ich mir schon anhören: „Du magst Michael Bay? Dann hast du keine Ahnung von Filmen!“ Was sollen solche Kommentare? Warum diese Trennung von „ernsthafter“ und „unterhaltsamer“ Kultur? Dieser Kampf zwischen Arthouse- und Popcorn-Kino? Ich war, bin und bleibe ein Gegner von solchen Trennungen. Warum kann man nicht über das Medium Film reden? Ich nehme jemanden doch nicht weniger ernst, wenn er z. B. Alone in the Dark für ein Meisterwerk hält! Ich frage dann nur nach, warum er dieser Meinung ist. Und zack: Haben wir einen Meinungsaustausch! Ich verurteile ja auch Christian nicht dafür, dass er Green Hornet nur einen von zehn Punkte gibt; und er mich nicht dafür, dass ich The Tree of Life hasse… zumindest denke ich das.

Aber vielleicht meinte Alex damit auch wirklich nur dass viele dazu neigen gar nicht auf den Inhalt und die Aussage einer Kritik oder eines Artikels einzugehen, sondern auf komplett andere Themen (was ich auch hier in den Kommentaren beobachte) oder sogar nur auf den Autor als Person. Es soll sich um den Inhalt drehen und nicht um komplett andere Themen (die man im Artikel selber vielleicht nur in einem Nebensatz erwähnt hat und gar nichts mit dem eigentlichen Anliegen zu tun hat) oder der Person hinter dem Artikel!

So: Das war mein Senf zu den vier Thesen. Alles sehr verworren, vielleicht für den einen oder anderen totaler Bullshit, aber doch meine ehrliche, direkte und ungefiltete Meinung.

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