Klingt der Titel erstmal nach einer klassischen Wirtschaftssatire, so entpuppt sich „Global Player“ schnell als doch sehr realitätsnaher Blick auf den deutschen Mittelstand. Denn was in der Handlung geschildert wird, und das auch phasenweise mit einem kräftigen Schuss bissigen Humors, kann nicht nur passieren, sondern geschieht bereits tagtäglich in vielen Betrieben unserer Bundesrepublik.
Die Firma Bogenschütz und Söhne, in Hechingen am Rande der schwäbischen Alb gelegen, produziert Maschinen zur Herstellung von Strümpfen und ähnlichen Feinwaren. Doch der Glanz alter Geschäftszeiten geht langsam dahin. Die Globalisierung und besonders die Weltwirtschaftskrise machen nämlich auch vor dem einstigen wirtschaftlichen Zugpferd der Alb-Region nicht Halt. Die Absatzzahlen sinken und man ist aufgrund kostengünstigerer Konkurrenz aus Fernost auch nicht mehr weltmarktfähig. Daher reist Geschäftsführer Michael Bogenschütz (Christoph Bach) nach China um nach Investoren zu suchen, die die Firma vor dem endgültigen Bankrott retten sollen. Doch sein Vater, Firmenpatriarch Paul Bogenschütz (Walter Schultheiß), ist strikt dagegen, dass sein Lebenswerk an „d’r Kinäs“ verkauft wird, weshalb Michael ihm vormacht, er habe dort bloß potenzielle Kunden akquiriert, zumal Paul auch noch ein Vetorecht bei allen wichtigen Entscheidungen der Firma hat.
An Pauls 90. Geburtstag eröffnet Michaels Frau Silke (Rita Lengyel), sehr zu seinem Leidwesen, seinen Schwestern Marlies (Inka Friedrich) und Marianne (Ulrike Folkerts) die schwierige Lage, die ihn jedoch in seinem Vorhaben unterstützen.
Bereits bald darauf stattet eine Delegation eines potenziellen chinesischen Investors um den freundlichen, doch knallharten Verhandlungsführer Chong Wang (Kevin Chen) „Bogenschütz und Söhne“ einen Besuch ab. Paul bekommt jedoch von dem Treffen Wind und macht Wang mit deutlichen Worten klar, dass er, solange er noch ein Wörtchen mitzureden habe, unter keinen Umständen verkaufen werde.
Er will die Pleite aus eigener Kraft verhindern und überschreibt daraufhin sein Haus der Bank und verlangt dies auch von seinen Töchtern, die er nacheinander mitsamt der resoluten polnischen Pflegerin Agnieschka (Monika Anna Wojtyllo) besucht. Dass Michael bereits ebenfalls eine Hypothek aufgenommen hat um überhaupt noch Löhne zahlen zu können ahnt er dabei nicht. Der greift derweil verzweifelt nach dem letzten Strohhalm, doch die Bank verweigert ihm einen weiteren Kredit, solange er keine zusätzlichen Sicherheiten bieten kann. …
Regisseur Hannes Stöhr kommt gebürtig aus dem im Film gezeigten Hechingen und hat daher einen besonders guten Blick auf seine alte Heimat und den dortigen Menschenschlag. Doch sein Film könnte auch genausogut in Landshut, Wetzlar oder Elmshorn spielen. Denn die wirtschaftliche Lage sieht in vielen mittelständischen Betrieben ähnlich aus.
Statt aus der Thematik eine überzogene Satire zu machen, inszeniert er „Global Player“ über weite Strecken als realistisches Drama, mit dem sich wohl definitiv viele Zuschauer identifizieren können. Hinzu packt er noch einen nicht minder realitätsgetreuen Blick auf den Generationenkonflikt zwischen der Wirtschaftswundergeneration und der heutigen globalisierten Gesellschaft. Für die heiteren Momente sorgen natürlich der wohl letzte noch lebende große Volksschauspieler Walter Schultheiß, der in der „südlichen Provinz“ wie es so schön im Film heißt, in etwa das Ansehen besitzt, das Heidi Kabel in Norddeutschland genoss und hier auf brillante Art und Weise den Firmen- und Familienpatriarchen gibt, sowie die bisher nur aus Reality-TV-Formaten bekannte Jinjin Harder, die als chinesische Dolmetscherin Lin Ling eindeutig die meisten Lacher auf ihrer Seite hat.
D – 2013 – 1 Std. 38 Min.
Regie: Hannes Stöhr
mit Christoph Bach, Walter Schultheiß, Inka Friedrich, Ulrike Folkerts, Monika Anna Wojtyllo, Jinjin Harder, Kevin Chen, Fang Yu, Stefan Hallmayer, Rita Lengyel & Hans-Jochen Wagner
Genre: Drama, Komödie