Jack (2014)

FFLU Jack Review 2


Der 10-jährige Jack (Ivo Pietzcker) lebt mit seinem kleinen Bruder Danillo (Georg Arms)
bei Mutter Sanna (Luise Heyer) in einem heruntergekommenen Berliner Bezirk. D.h., eigentlich ist Sanna nie da. Und wenn doch bringt sie immer neue Männerbekanntschaften mit nach Hause, während Jack den Laden schmeißt und Schulbrote für seinen Bruder schmiert.

Sanna hat zwar einen guten Draht zu ihren Kindern, wenn sie will, doch meistens ist sie anderweitig beschäftigt. Feiern gehen und „Freunde“ treffen ist ihr wichtiger als die Erziehung ihrer Kinder. Das Jugendamt ist daher auch schon längst eingeschaltet, doch auch hier zeigt Sanna nur geringes Interesse. Sie hält sich nicht an Hilfepläne und verschwendet nicht mal einen Gedanken daran, was sie ihren Söhnen durch ihr Verhalten antut. Irgendwann zieht das Jugendamt deshalb die Reißleine und nimmt Jack aus der Familie.
In seinem neuen Heim fühlt Jack sich jedoch sehr unwohl, er findet keine Freunde (im Gegenteil) und die Heimleiterin versteht ihn auch nicht. Deshalb büchst er nach wenigen Tagen schon wieder aus, denn trotz aller Umstände liebt er seine Mutter und will unbedingt zurück zu ihr. Doch zuhause angekommen steht er (mal wieder) vor verschlossener Tür, Mama ist wie üblich on Tour, Danillo hat sie derweil bei einer Freundin abgegeben, vor drei Tagen!
Jack holt Danillo dort ab und macht sich mit ihm auf die Suche nach ihrer Mutter. Es soll ihnen jedoch eine mehr-tägige Odyssee durch die finstersten Berliner Ecken bevorstehen. …

Regisseur Edward Berger ist mit „Jack“ eine grandiose Arbeit über die Problematik vernachlässigter Kinder gelungen, was in deutschen Großstädten leider schon zu einem gewissen Grad Normalität geworden ist und selbst in kleineren Städten und Gemeinden vermehrt zum Problem wird. Während Serien wie „Shameless“ solche Unterschichten-Schicksale durch rabenschwarzen Humor satirisch überspitzen, ist „Jack“ radikal ehrlich und sehr schonungslos.
Ich habe beruflich selbst mit Kindern aus solchen und ähnlichen Familien zu tun und kann daher sagen, dass dieser Film so nah an der Realität ist, dass es mir beim zuschauen schon beinahe körperliche Schmerzen bereitet hat. Ein wichtiger Film!
Inszenatorisch ist „Jack“ auch sehr gelungen, er wirkt aufgrund durchgehender Handkamerabilder schon fast dokumentarisch, zudem hat man Berlin schon lange nicht mehr so dreckig und unwirtlich gesehen.
Hauptdarsteller Ivo Pietzcker, der beim Dreh auch tatsächlich erst 10 jahre alt war, spielt außerdem unfassbar authentisch. Von diesem jungen Mann werden wir mit Sicherheit in Zukunft noch öfter hören!


D – 2014 – 1 Std. 43 Min.
Regie: Edward Berger
mit Ivo Pietzcker, Luise Heyer, Georg Arms
Genre: Drama

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Festival des deutschen Films, Filme, Reviews. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.