Meine Top 30 des Filmjahres 2017

Nachdem Stefan seine Top-Filme des Jahres bereits aufgelistet haben, kann ich mir natürlich nicht nehmen lassen auch meine Top 30 einmal aufzulisten! 😉

Falls ihr Filme wie „Dunkirk“, „Get out“, „Logan – The Wolverine“ oder „Star Wars 8“ vermissen solltet – haben mir entweder nur einzelne Aspekte gefallen oder haben die Top 30 einfach nur knapp verfehlt – passiert – wollte Euch ja auch nicht mit einer Top 40 oder gar Top 50 erschlagen! 😉

Basis waren alle deutschen Starttermine in diesem Jahr. Viel Spaß beim lesen, kommentieren und vor allem natürlich beim Anschauen dieser von mir sehr geschätzen Werke!

 

30

LADY MACBETH

Katherine erstickt im ländlichen England 1865 unter der lieblosen Ehe zu ihrem doppelt so alten Mann und seiner nicht minder liebliosen Familie. Als sie sich in eine leidenschaftliche Affaire mit einem ihrer Angestellten stürzt wird eine Kraft freigesetzt, die sie fortan nicht mehr daran hinder soll, nicht das zu bekommen was sie sich wünscht… Knarrende Dielen, totenstille Kammern – dank des (fast völligen) Verzichts auf eine musikalische Untermalung und Schnitte – und einer alles überragenden Florence Pugh steuert Lady Macbeth konsequent dem totalen Fatalismus entgegen. Ein beachtliches Erstlingswerk mit einer Hauptdarstellerin von der wir hoffentlich noch viel sehen werden.


29

COCO – LEBENDIGER ALS DAS LEBEN

Der diesjährige Oscarfrontrunner für den „Besten Animationsfilm“ spielt in Mexico am sogenannten „Dia de los Muertos“ – einem mexikanischen Feiertag an dem die Verstorbenen gedenkt wird und an dem Titelheld Coco versehentlich eine Kettenreaktion in Gang setzt, durch die der Junge in die Welt der Toten gelangt und eine ganz besondere Art von Familien-Wiedervereinigung erlebt.. Pixar findet endlich wieder zurück in die alte Spur. Zwar kommt „Coco“ für mich noch nicht ganz an die Brillianz von „Toy Story“ oder „Ratatouille“ heran, aber ein Spaß für Groß und Klein ist „Coco“ dann doch. Zudem gibt es mit „Remember me“ auch eine emotionsgeladene Szene, die sich ins Gedächtnis brennt und sehr wahrscheinlich Oscar Nr. 02 dieses Jahr mit nach Hause nehmen wird!


28

THE SALESMAN

Ashgar Farhadis mit Preisen überschüttetes letztes Werk kommt zwar nicht an seine letzten Meisterwerke „A Separation“ und „Le Passé – Das Vergangene“ heran, aber die lebensnahe Geschichte um ein Ehepaar, welches nach einem Umzug mit der Geschichte der Vormieterin zu kämpfen hat, arbeitet dennoch fascettenreich sexuelle Gewalt auf und ist zudem ein komplexes Stück über Moral, Schuld und Sühne. Wie von Farhadi gewohnt werden die Themen von hervorragenden Darstellern vorgetragen. Das sich die Konflikte im titelgebenden Theaterstück „Tod eines Handlungsreisenden“ wiederspiegeln ist dabei eine typisch geniale Art seines Erzählens.


27

JAHRHUNDERTFRAUEN

Dorothea ist alleinerziehende Mutter und hat schwierigkeiten ihren rebellischen Sohn zu erziehen. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Abbie und Julie, einer jungen Fotografin bzw. der Freundin ihres Sohnes und lernt Gelassenheit und konkrete Vorstellungen vom Leben und der Liebe… Es geht um die Banalität und Einzigartigkeit des Lebens und vor allem um eine Liebeserklärung an alle Mütter. In Mitten Annette Bening einmal mehr mit einer herausragenden Leistung glänzt, während sich Greta Gerwig als ernstzunehmende Schauspielerin empfielt. Getragen wird dieser kleine Film durch einem runden, mit starken Dialogen bestücktem Drehbuch, welches seiner Oscarnominierung absolut gerecht wird.


26

THE KILLING OF A SACRED DEER

Steven und Anna Murphy führen mit ihren zwei Kindern ein Leben im Wohlstand. Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt als Steven sich um den aus sozial schwachen Verhältnissen stammenden Martin (Barry Keoghan) kümmert und seiner Familie vorstellt… Inspiriert vom Werk Iphigenie in Aulis des Dramatikers Euripides treibt der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos (The Lobster) Nicole Kidman, Colin Farrell und Shootingstar Barry Keoghan (Dunkirk) zu Höchstleistungen an und fordert von Hauptfigur Steven ein schier undenkbares Opfer… Lanthiamos serviert uns hier schon starken Tobak und zehrt am Geduldsfaden, doch die darstellerischen Leistungen und die Inszenierung einzelner Szenen machen diesem Umstand um ein vielfaches wieder wett.

 

25

BABY DRIVER

Baby gilt trotz seines jungen Alters als der beste Fluchwagenfahrer in der Stadt. Um seinen Tinitus zu übertönen hört er nahezu Pausenlos Queen und anderen Hochkarätern über seine Kopfhörer. Schon bald ruft er die unterscheidlichsten Verbrecher auf den Plan und wie es so kommen muss, lernt er erst ein Mädchen kennen und dann geht ein Raubzug gehörig schief… Ansel Elgort überzeugt in seiner für einen Golden Globe Nominierten Rolle, ebenso wie Lily James als sein Love Interest, Jon Hamm als Fiesling und die Oscarpreisträger Kevin Spacey als Gangsterboss und Jamie Foxx als Durchgeknallter. Auf technischer Ebene kann die geniale Schnittarbeit und die Einbindung des starken Soundtracks punkten. Sicherlich nicht jedermanns Cup of Tea, aber die Narration von Regisseur Edgar Wright ist schon sehr ambitioniert und gebührt jeden Lobes.


24

SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT

Conors Mutter hat Krebs im Endstadium. Um diese Diagnose verkraften zu können, flüchtet er sich in eine Fantasiewelt in der ein baumähnliches Wesen den Fokus bildet. Doch anstelle ihm das fürchten zu lehren will es von ihm die Wahrheit über seine Mutter… Nach dem Waisenhaus bedient sich Juan Antonio Bayona einem ähnlich Sujet wie „Before I wake“, mit dem fantastischen Jacob Tremblay (Raum, Wunder). An seine Darstellungskraft kommt Lewis MacDougall zwar nicht heran, dafür entschädigen die guten Leistungen von Felicity Jones, Toby Kebbell und Sigourney Weaver, sowie die fantastischen Spezialeffekte und die eindringliche Filmmusik. Ein Werk das etwas mehr Beachtung verdient gehabt hätte.


23

BATTLE OF THE SEXES

Die Tennisspielerin Billie Jean King setzte sich Zeit ihres Lebens für eine Gleichberechtigung der Geschlechter ein. Diesbezüglich kam es 1973 auch zu einem legendären Tennisspiel zwischen ihr und dem ehemaligen Tennis-Ass Bobby Riggs, der sich trotz seiner Jahre immer noch den weiblichen Konkurrentinnen überlegen fühlt… Starker Film, von den Regisseuren von „Little Miss Sunshine“ mit einer hervorragenden Emma Stone in der Hauptrolle. Aber auch Andrea Riseborough, Steve Carell und Sarah Silverman liefern denkwürdige Leistungen ab. Ein schöner Sonntagsnachmittagsfilm, auch für nicht Tennis-Fans.


22

VICTORIA & ABDUL

Hingegen allen Widrigkeiten entwickelt sich zwischen Königin Victoria und ihrem indischen Sekretär Abdul Karim eine enge Freundschaft. Obwohl sich viele Angestellte überlegen fühlen ist es Abdul, den sie als Vertrauten überall mitzunehmen vermag. Die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte weiß trotz einer etwas arg süßlichen Erzählart, vor allem durch die humoristische Tonart und den grandiosen Darstellungen von Oscarpreisträgerin  Judi Dench und Ali Fazal zu gefallen. Auch zu erwähnen seien die schönen Kostüme und die Filmmusik von Thomas Newman. Hingegen viele Kritikermeinungen hätte mir persönliche eine kritischere Auseinandersetzung wohl nicht so gut gefallen, ich fand gerade die kleinen Spitzfindlichkeiten und Seitenhiebe äußerst Unterhaltsam und gewinnbringend.


21

HELL OR HIGH WATER

Weil ihre Familienfarm im Westen von Texas hoch verschuldet ist und bedroht ist an den Staat zurück zu gehen, wollen der frisch geschiedene Toby (Chris Pine) und sein frisch aus dem Gefängnis entlassener Bruder Tanner (Ben Foster) mehrere Banken infolge überfallen. Schnell heftet sich der Texas Ranger Marcus (Jeff Bridges) an ihre Fersen und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Neben den starken Dialogen, wissen besonders die Inszenierung und die Darsteller zu gefallen. Bei der letzten Awardsaison hagelte es neben zahlreichen Kritikerawards 4 Oscarnominierungen für „Film““, Drehbuch“, „Schnitt“ und Nebendarsteller Jeff Bridges. Kamera und Ben Foster hätten ebenso Nominierungen verdient gehabt. Ein cooler Heist-Krimi mit einem herrlich bitter-bösen Finale.

 

 


20

THE SQUARE

Der diesjährige Cannes-Gewinner „The Square“ von Roben Östlund (bekannt geworden durch „Höhere Gewalt“) spaltet Kritiker und Publikum, gilt aber als einer der Favoriten für den „Auslandsoscar“. Anhand eines erfolgreichen Kurators, der das staatliche Museum für zeitgenössische Kunst leitet und sich im Duell mit sozial Schwächeren befindet, gewährt Östlund einen satiren Blick auf die selbstverliebte Kunstszene und einem moralisch einwandfreien und unbequemen Wahrheiten aus dem Weg gehenden Gesellschaftsportrait. Neben der Kunstinstallation „The Square“, die lediglich aus einem vier mal vier Meter langen Quadrat besteht, welches von LED-Lichtern umzäunt wird, ist sicherlich die „Gorilla-Performance“ von Terry Notary, der unter keinen Umständen mit seiner Rolle bricht.


19

MUDBOUND

Die aus Mephis stammenden Laura und Henry McAllen (Carey Mulligan und Jason Clarke) verlegen ihren Wohnsitz aufs Land, um mit ihrem Stiefvater (Jonathan Banks) die gemeinsamen Kinder großzuziehen. Als Henrys Bruder Jamie (Garrett Hedlund) und der Sohn der schwarzen Pächter-Familie Ronsel (Jason Mitchell) aus dem zweiten Weltkrieg zurückkehren, wird ihre Freundschaft durch Mißverständnisse und Rassismus auf eine harte Probe gestellt… Neben den starken Bildkompositionen ist es vor allem das Ensemble, dass diesen Film nachwirken lässt, indem Jonathan Banks als rassistischer Vater und Mary J. Blidge, die hier ihren schauspeielrischen Einstand gibt, mich besonders beeindruckt haben.


18

THE BIG SICK

Eine romantische Komödie darf in dem Line-up auch nicht fehlen! Die Beste des vergangenen Jahres war für mich „The Big Sick“, in der in Pakistan geborene Kumail und seine amerikanische Freundin Emily die kulturellen Unterschiede und hohen Erwartungen Kumails muslimischer Familie zu überbrücken versuchen. Das hervorragende Drehbuch beleuchtet beide Kulturellen mit nachvollziehbaren Argumenten und bietet jede Menge geistreicher und urkomische Dialoge. Dazu kommt ein starkes Ensemble, allen vorran Kumail Nanjiani, der hier seine eigene Liebesgeschichte beschreibt, sowie Zoe Kazan und Holly Hunter. Selbst in den ernsten Momenten behält der Film seinen humorvollen, optimistischen Ton. Top!


17

DER WEITE WEG DER HOFFNUNG

Die fünfjährige Loung wächst im Kabodscha Mitte der 70er-Jahre auf. Als die Roten Kymer ihr grausames Regime begannen, wird sie als Kindersoldatin ausgebildet, während ihre Geschwister in Arbeitslager gesteckt werden. Die kaum ertragbare wahre Geschichte von Ias Ung wird einfühlsam und aus kindlicher Sicht erzählt und ist Angelina Jolies bisher stärkster Film in meinen Augen, der leider schon zu Unrecht aus dem Rennen für den Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ ist. Netflix-Produktionen haben es hier bekanntlich schwer, empfehlen möchte ich ihn an dieser Stelle aber. In seinen besten Momenten erreicht er nahezu die Intensität von „City of God“, dem Film schlecht hin, wenn es um Kindersoldaten geht.


16

QUEEN OF KATWE

Ein Film in dem es thematisch um Schach geht klingt in erster Linie nicht gerade spannend, doch Regisseurin Mira Nair schafft einen rundum gelungenes und vielschichtiges Portrait von Phiona Mutesi zu erschaffen, die in ärmste Verhältnisse in Ugandas Slums aufwuchs und zur Königin des Schwachs aufsteigen sollte. Unterstützt wird die 10-jährige vom Ex-Fußballer Robert Katende (David Oyelowo), der in missionarischer Tätigkeit Lebenslektionen anhand des Spiels beibringt und zu ihrem Mentor werden sollte. Newcomerin Madina Nalwanga empfielt sich als Neuentdeckung, Oyelowo ein weiteres Mal als Charakterdarsteller und Oscarpreisträgerin Lupita N´Yongo zeigt ein weiteres Mal ihr können und das man sie viel öfter casten sollte. Sie hat eine Presents und Ausdruckskraft, die nur die allerbesten ihrer Zunft besitzen. Ein starkes, kleines Filmjuwel.


15

PLANET DER AFFEN: SURVIVAL

Blockbuster haben es vermeintlich schwer in meinern Bestenlisten zu schaffen, doch es gibt für alles eine rühmliche Ausnahme, wie der Abschluss der neusten Planet der Affen-Trilogie beweist. Die Fronten zwischen den Menschen und der Affen haben sich verhärtet, ein Krieg unabwendbar. Perfekt visualisiert und geschrieben, ist es wieder Andy Serkis der als Affen-Anführer Caesar zu beeindrucken weiß. Als Antagonist darf Woody Harrelson sein Können unter Beweis stellen. Das CGI ist wieder auf absolutem Top-Niveau und sollte sich mit Blade Runner 2049 um die Oscarkrone betteln. Das bisher keiner der Teile den Zuspruch trotz entsprechender Nominierung bekam gleicht echt einer Farce. Toller Abschluss der Trilogie.


14

HACKSAW RIDGE – DIE ENTSCHEIDUNG 

Mel Gibson schildert Desmond T. Doss Geschichte als Sanitäter, der sich im Zweiten Weltkrieg weigerte andere Menschen zu töten. Zum Kriegsheld wurde er durch die Rettung von mehr als 70 Kameraden. Gibson schafft es mit einem eher niedrigen Budget einen visuell und akustischen starken Film zu schaffen, der Andrew Garfield zu einer Höchstleistung animierte. Er war einer von 6 verdienten Oscarnominierungen, von denen letztendlich 2 für den „Besten Filmschnitt“ und den „Besten Ton“ gewinnen konnten. Tontechniker Kevin O´Connell konnte endlich seinen Oscarfluch ablegen und im 21. Anlauf endlich den Goldjungen mit nach Hause nehmen und sogar Favorit „La La Land“ schlagen. Ein beeindruckender Film, der dankenswerter Weise den Pathos gering zu halten versteht.

   


13

DETROIT

Nach ihren beiden Oscarprämierten Filmen „The Hurt Locker“ und „Zero Dark Thirty“ befasst sich Kathryn Bigelow mit den Aufständen 1967 in Detroit, die als ein Aufschrei gegen Rassismus begannen, in Gewalt eskalierten und drei Menschen das Leben kosteten. Im Fokus steht der Security-Wachmann Dismukes (John Boyega), der bei der Aufklärung der Ereignisse helfen möchte, sich aber seinerseits bald mit einer Mordanklage konfrontiert sieht. Das dicht geschriebene Drehbuch, wird gewohnt stark von Bigelow in Szene gesetzt und vom Ensemble vortrefflich gespielt. Will Poulter beweist sich als ernstzunehemenden Charakterdarsteller und das ganze Werk wird zur intensiven Grenzerfahrung, dessen emotionale Spannung sich nahezu unerträglich steigert und den Zuschauer wütend zurücklässt.


12

SCHLOSS AUS GLAS

Destin Daniel Cretton lieferte vor rund 4 Jahren mit „Short Term 12“ sein Regiedebüt ab und Neuentdeckung Brie Larson bekam 2 Jahre später bereits einen Oscar für „Raum“. Hier drehen beide wieder gemeinsam, die psychologisch dichte, auf Tatsachen beruhende Lebensgeschichte von Jeanette und ihrer 6-köpfigen Familie, die ein ärmliches Vagabundenleben führen und von ihrem intelligenten aber alkoholsüchtigen Vater geprägt werden, der vortrefflich von Woody Harrelson verkörpert wird. Die Parabel über die Bedeutung geschwisterlichen Zusammenhalts und des Prinzips Hoffnung hätte aus meiner Sicht mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt.


11

MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI

Ein Kinderfilm über Kindesmissbrauch, Verwahrlosung, Schuldgefühle, Rivalität und Mobbing dürfte eine Ausnahmeerscheinung darstellen. Aber nicht nur wegen diesem Alleinstehungsmerkmal hebt er sich von den gängigen Animationsfilmen ab. Es ist vor allem das angenehm leichte Gewand in dem Claude Barras diese Themen erzählt. Dabei gelingt es trotz der Knetgummioptik den Film nicht kindlich wirken zu lassen. Besonders bemerkenswert sind die unterschiedlichen Charaktere, die einem schnell ans Herz wachsen und die jeweils genug Raum bekommen um ihre eigene Geschichte zu erzählen. Obwohl der Film nur eine gute Stunde dauert, durchlebt man ein großes Wechselbad an Gefühlen und bewundert die Kinder um ihre Leichtigkeit, wie sie mit der Last, die sie mit sich tragen, umgehen. Ein Film der sich direkt ins Herz spielt und Zurecht für den Oscar nominiert wurde.

 

 

10

AUS DEM NICHTS

Der diesjährige deutsche Oscaranwärter von Fatih Akin, der es bislang unter die besten 9 der „Besten fremdsprachigen Filme“ geschafft hat, beschreibt den Leidensweg von Katja, die nach dem Mord an ihrem Ehemann und ihrem 5-jährigen Sohn in eine tiefe Ohnmacht verfällt, um dann für sich so etwas wie Gerechtigkeit zu bestreiten. Das besondere an Akins Regie ist die unterschiedliche Gestaltung der drei unterschiedlichen Kapitel und die Karrierebestleistung von Diane Kruger, für die sie unter anderem den Darstellerpreis in Cannes erhalten hat. Aber auch Denis Moschitto als Katjas Anwalt, Johannes Krisch als Verteidiger und speziell Ulrich Tukur als Vater eines der möglichen Attentäters wissen starke Akzente zu setzen.


09

DIE ROTE SCHILDKRÖTE

Ein Schiffbrüchiger strandet auf einer einsamen Insel, auf der u.a. eine roten Riesenschildkröte kebt, die anscheinend etwas dagegen zu haben scheint, dass er versucht die Insel wieder zu verlassen…

Es ist kaum in Worte zu fassen, was das Studio Ghibli hier dialoglos, lediglich mit seinen ausdrucksstarken Bildern und der atemberaubenden Filmmusik von Laurent Perez del Mar für Emotionen hervorruft. Eine hinreißende Filmperle, die sich auf metaphorischer Ebene mit dem Verhältnis von Mensch, Natur und Tod beschäftigt. Vor allem der Schlussakt ist von einer so seltenen Schönheit, dass dieser noch lange nachwirkt. Zurecht oscarnominiert gewesen und emotional gesehen auch der bessere Film als der Gewinnerfilm „Zoomania“, aber mit solchen Werken tut sich die Academy ja je schwer.


08

ELLE

Kritiker betitelten es als „ein Werk von geradezu charmanter Perversität“ was zu Diskursen einlädt. Der verdiente Lohn waren Tonnen von Filmpreise, die meisten für Isabelle Huppert selbst, die nur knapp am Oscar vorbeigeschrammt ist. Dass sie ihn statt Emma Stone hätte gewinnen sollen, wurde hier im Forum bereits in der eigenen Oscarwahl korrigiert, denn was Miss Huppert hier abliefert ist kaum in Worte zu fassen: Ein Blick in eine abgründtief kaputte Seele, voller Sex-Appeal und Widersprüche, aber mit einer Faszination, die ihresgleichen sucht. Auch handwerklich braucht sich der französische Oscarbeitrag nicht hinter der Konkurrenz verstecken. Vor allem die Kameraarbeit von  Stephané Fontaine ist lobend zu erwähnen.


07

DIE TASCHENDIEBIN

Im Japan der 30er-Jahre wird eine Taschendiebin angeheuert um als Dienstmädchen die reiche Erbin Lady Hideko um ihr Vermögen zu bringen und in eine Nervenheilanstalt einzuweisen. Doch als beide Frauen Gefühle füreinander entwickeln, scheint der Plan in Gefahr…

„Oldboy“-Regisseur Park Chan-wook erzählt in drei Kapiteln mit unerwarteten Wendungen und aus unterschiedlicher Perspektive mit einer Leichtigkeit von der ein M. Night Shayamalan nur träumen kann. Dazu kommt einmeisterhafter Score, starke Bildkompositionen und eine traumhafte Ausstattung. Ein Juwel!


06

BLADE RUNNER 2049

Künstliche Intelligenz, Rassismus, Menschsein, Verrohung der Gesellschaft – dies sind nur einige Themen die Meisterregisseur Denis Villeneuve uns 35 Jahre nach dem Auftakt hier auftischt. Er und sein Team kreieren eine Bild- und Tonkulisse die ihresgleichen sucht. Wenn die Academy tatsächlich Kameramann Roger Deakins bei der kommenden Oscarverleihung ein 14. Mal (!) den Goldjungen vorenthält machen sie sich wohl entgültig lächerlich, denn hier hat der Meister der Bildsprache sich ein weiteres Mal selbst überboten! Auch der Score von Zimmer und Wallfisch fügt sich perfekt in das Gesamtbild ein! Nach all den unsäglichen Sequels endlich mal wieder eines welches sich vor dem Original nicht zu verstecken braucht! Bleibt nur noch die Frage ob es ein Genre gibt welches sich Villeneuve nicht zu eigen machen kann? Für viele der beste Film des Jahres! Mein Platz 6!


05

MOONLIGHT

Chiron wächst in einer Gegend von Miami auf, in der Drogen und Gewalt an der Tagesordnung stehen. Während seine alleinstehende Mutter immer mehr dem Heroin verfällt, findet er im Dealer Juan (Oscarprämiert: Mahershala Ali) eine Vaterfigur. In der Schule wird er gemobbt, macht aber gleichzeitig eine gleichgeschlechtliche Erfahrung, die sein Leben nachhaltig prägen wird…

Der Überraschungssieger der letzten Oscarverleihung schildert in Form eines klassischen Triptychons die Selbstfindung des Jungen, die zugleich feinfühliges Portrait als auch unaufdringliches Plädoyer für Huminatät ist. Starke Bildkompositionen, feinfühlige Dialoge und ein ungewöhnlich-betöhrender Score runden die wohl beste Ensembleleistung des Jahres ab!


04

LION: DER LANGE WEG NACH HAUSE

In der auf wahren Ereignissen beruhenden Geschichte geht es um einen jungen Inder, der versehentlich mehrere tausend Meilen von seinem Zuhause verloren geht und sich allein in der Großstadt Kalkutta zurechtschlägt, bis er von einem australischen Ehepaar adoptiert wird. 20 Jahre später begibt er sich auf die Suche nach seinen eigenen Wurzeln…

Garth Davis Regiedebüt besticht durch eine unaufgeregte klassische Zweiteilung und den Verzicht auf unnötige Zeitsprünge. Neben der lebhaften Bildsprache, weiß vor allem das Ensemble die herzzerreisende Geschichte zu erzählen. 6 Oscarnominierungen waren der verdiente Lohn, von denen zwei an Dev Patel und Nicole Kidman gingen, wobei Sunny Pawar und Priyanka Bose mehr Beachtung verdient gehabt hätten!


03

DIE ERFINDUNG DER WAHRHEIT

Das Jessica Chastain zu den besten Darstellerinnen in Hollywood gehört, dürfte wohl keiner bezweifeln. Als „Miss Sloane“ (so der Originaltitel) liefert sie ihre bisherige Karrierebestleistung ab und agiert mit einer fesselnden, rätselhaften und gleichzeitig eiskalten Aura. Die messerscharfen Dialoge erfordern Aufmerksamkeit und der Plot ist Komplex, doch in seinen besten Momenten erreicht er die Klasse von Aaron Sorkins Schreibstil und Klassikern wie „Die Unbestechlichen“ und „JFK“. Wie Chastain trotz Golden Globe-Nominierung für diese Leistung von der Academy ignoriert werden konnte, ist mir schier unbegreiflich. Jeder, der „Die Erfindung der Wahrheit“ gesehen hat, hätte sie auf dem Zettel haben müssen! Sie wäre eine würdige Oscarpreisträgerin gewesen, aber immerhin wird ihre Darstellung die Zeit überdauern. Soviel ist sicher!


02

LA LA LAND

Nach Damien Chazelles Debüt „Whiplash“, welches auf Anhieb 3 Oscars gewinnen konnte und den ich 2015 als mein Film des Jahres gekührt habe, ließ er die alten Hollywood-Musicals wieder auferstehen und arbeitete insgesamt 6 Jahre bis zur Fertigstellung. Lohn der Mühe waren u.a. 7 Golden Globes (ein Rekord!) und 6 Oscars, inkl. Emma Stone für als „Beste Darstellerin“, Chazelle für die „Regie“, sowie „Filmmusik“, den „Song: City of Stars“, Kamera und Ausstattung. Melancholische Tagträume treffen auf Jazz und Musical bzw. Klassik auf Moderne. Wer sich in „La La Land“ nicht verliebt und melanchonisch das Kino verlassen hat, der scheint das Träumen verlernt zu haben. [HIER GANZE KRITIK]

01

MANCHESTER BY THE SEA

Kenneth Lonergan schreibt und inszeniert einen kleinen, aber rundum perfekten Film um einen Mann der nahezu alles verliert und pberraschend zum Neumund für seinen Neffen wird. Casey Affleck spielt sich in eine ganz eigene Liga und wurde zu Recht mit dem Academy Award geadelt. Michelle Williams sorgt in den emotionalen Schlüsselszenen des Filmes für Gänsehaut, während Lucas Hedges sich als einer DER Newcomer des vergangenen Jahres empfielt. Das wohl bestgeschriebene, ebenfalls mit einem Oscar geadelte Script, bietet eine Vielfalt von starken, absolut dicht geschriebenen Charakteren, die dem herausragendem Ensemble trotzdem noch genügend Raum lässt sich zu entfalten. Unvergesslich und für mich Kino in Perfektion! Hut ab Herr Lonergan!

 

 

Folgende 3 Filme versuche ich bald nachzuholen, da ich denke, dass sie die Top 30 durchwirbeln könnten und dann würde ich die Liste ggf. nochmal etwas anpassen: „120 BPM“, „Eine fantastische Frau“ und „Loving Vincent“.

Filme, die ich 2017 gesehen habe, aber die Top 30 verpasst haben: Alien: Covenant,  Annabelle 2, The Birth of a Nation – Aufstand zur Freiheit, Certain Women, Dunkirk, ES, Fences, The Founder, Fremd in der Welt, Get out, Girls Trip, Happy End, Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen, Jackie – Die First Lady, Live by Night, Logan – The Wolverine, Loving, The Meyerowitz Stories, Mord im Orient-Express, mother!, Okja, Passengers, Schneemann, Die Schöne und das Biest, Silence, Split, Star Wars 8: Die letzten Jedi, Tulpenfieber, Verborgene Schönheit,  The Wizard of Lies, Zwischen zwei Welten – The Mountain between us

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